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Testtext „Psyche“
Das heute sachlich vorherrschende Verständnis von Psyche bezieht sich auf das „Gesamtsystem“ aller jener (Lebens)„Regungen“, das „der Volksmund“ seit langem als Innenleben oder auch Seelenleben bezeichnet und dabei wie die wissenschaftliche Psychologie in Denken und Gefühlsleben unterteilt. Damit ist zuerst die Gesamtheit solcher „Lebensäußerungen“ oder Eigenreaktionen gemeint, die zuerst oder überhaupt nur der Selbst- oder Eigenwahrnehmung zugänglich sind und damit nur aus der subjektiven oder heute sog. „Ersten-Person-Perspektive“ beobachtet und beschrieben werden können: Das erlebende Wahrnehmen, das vorstellende Erinnern vorgängiger Erfahrungen, das Träumen, spontane oder willkürliche Ausdenken oder Phantasieren möglicher oder andersartiger Erfahrungen aller nur denkbaren Art bis hin zum vielfältigen emotionalen Reagieren darauf (und gegebenenfalls damit in Zusammenhang stehendem gewohnheitsmäßigen, also gelernten Verhalten und absichtlichen oder bewussten und eventuell sogar geplanten bis strategischen Handeln). Traditionell wird außerdem „dem Psychischen“ der „physische“ Leib oder „somatische“ Körper gegenüber gestellt. Als „psychosomatisch“ werden dann solche „leib-seelischen“ Vorgänge bezeichnet, bei denen die bewussten und unbewussten psychischen Aktivitäten mit solchen Vorgänge im Menschen in Zusammenhang stehen, die nur physiologisch, biochemisch oder anderweitig festgestellt und beobachtet werden können. In erster Linie handelt es sich dabei um Veränderungen von vegetativ gesteuerten und hormonell vermittelten Vitalfunktionen wie Muskeltonus, Atmung, Herzschlag, Blutdruck oder Verdauung, einschließlich evtl. dadurch bedingter krankhafter Auswirkungen wie etwa chronischer oder sogar schmerzhafter Verspannung, um nur ein Beispiel davon anzuführen. Aufgrund dieser besonderen Fähigkeit sind ältere Kinder und vor allem erwachsene Menschen zu jener Art von bewusstem, insbesondere absichtlichen Denken und Planen fähig, das bei Tieren bislang nicht beobachtet werden konnte. Menschen werden deswegen für ihre Taten verantwortlich gemacht, nicht dagegen Tiere und Kleinkinder vor Entwicklung ausreichender Erinnerungsfähigkeit und Beherrschung eines gezielten und kontrollierten, insbesondere regelgeleiteten und allein „in der Vorstellung“ oder „im Geiste“ stattfindenden Kombinierens von Vorstellungselementen jeder Art („Denken“).