From 1c54f0c65c21a3c3ab2b1e69e5a6c5b611221046 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: hrnz Date: Sun, 8 Nov 2020 18:18:45 +0100 Subject: [PATCH] =?UTF-8?q?Heatmap=20samt=20Erzeugerskript=20hinzugef?= =?UTF-8?q?=C3=BCgt.?= MIME-Version: 1.0 Content-Type: text/plain; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: 8bit Sie wird aus mathplotlib mit seaborn generiert. --- grafik/heatmap/faust.txt | 17635 +++++++++++++++++++++++++++++++++++ grafik/heatmap/heatmap.png | Bin 0 -> 57287 bytes grafik/heatmap/heatmap.py | 55 + grafik/heatmap/neo.png | Bin 0 -> 20544 bytes 4 files changed, 17690 insertions(+) create mode 100644 grafik/heatmap/faust.txt create mode 100644 grafik/heatmap/heatmap.png create mode 100755 grafik/heatmap/heatmap.py create mode 100644 grafik/heatmap/neo.png diff --git a/grafik/heatmap/faust.txt b/grafik/heatmap/faust.txt new file mode 100644 index 00000000..6666806f --- /dev/null +++ b/grafik/heatmap/faust.txt @@ -0,0 +1,17635 @@ +The Project Gutenberg EBook of Faust: Der Tragödie erster Teil, by +Johann Wolfgang von Goethe + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.net + + +Title: Faust: Der Tragödie erster Teil + +Author: Johann Wolfgang von Goethe + +Posting Date: January 26, 2010 [EBook #2229] +Release Date: June 2000 +[This file last updated on August 4, 2010] + +Language: German + + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FAUST: DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL *** + + + + +Produced by Michael Pullen + + + + + + + + + +Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" +zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse +http://gutenberg.aol.de erreichbar. + +This book was generously provided by the German Gutenberg Projekt, +which can be found at the web address http://gutenberg.aol.de/. + + + + + + + Faust: Der Tragödie erster Teil + + Johann Wolfgang von Goethe + + + Zueignung. + + Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, + Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. + Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten? + Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? + Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten, + Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; + Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert + Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. + + Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage, + Und manche liebe Schatten steigen auf; + Gleich einer alten, halbverklungnen Sage + Kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf; + Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage + Des Lebens labyrinthisch irren Lauf, + Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden + Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden. + + Sie hören nicht die folgenden Gesänge, + Die Seelen, denen ich die ersten sang; + Zerstoben ist das freundliche Gedränge, + Verklungen, ach! der erste Widerklang. + Mein Lied ertönt der unbekannten Menge, + Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang, + Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet, + Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet. + + Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen + Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich, + Es schwebet nun in unbestimmten Tönen + Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich, + Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen, + Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich; + Was ich besitze, seh ich wie im Weiten, + Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten. + + + + + Vorspiel auf dem Theater + + Direktor. Theatherdichter. Lustige Person: + + DIREKTOR: + Ihr beiden, die ihr mir so oft, + In Not und Trübsal, beigestanden, + Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen + Von unsrer Unternehmung hofft? + Ich wünschte sehr der Menge zu behagen, + Besonders weil sie lebt und leben läßt. + Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, + Und jedermann erwartet sich ein Fest. + Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen + Gelassen da und möchten gern erstaunen. + Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt; + Doch so verlegen bin ich nie gewesen: + Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt, + Allein sie haben schrecklich viel gelesen. + Wie machen wir's, daß alles frisch und neu + Und mit Bedeutung auch gefällig sei? + Denn freilich mag ich gern die Menge sehen, + Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt, + Und mit gewaltig wiederholten Wehen + Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt; + Bei hellem Tage, schon vor vieren, + Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht + Und, wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren, + Um ein Billet sich fast die Hälse bricht. + Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute + Der Dichter nur; mein Freund, o tu es heute! + + DICHTER: + O sprich mir nicht von jener bunten Menge, + Bei deren Anblick uns der Geist entflieht. + Verhülle mir das wogende Gedränge, + Das wider Willen uns zum Strudel zieht. + Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge, + Wo nur dem Dichter reine Freude blüht; + Wo Lieb und Freundschaft unsres Herzens Segen + Mit Götterhand erschaffen und erpflegen. + + Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen, + Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt, + Mißraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen, + Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt. + Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen, + Erscheint es in vollendeter Gestalt. + Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, + Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren. + + LUSTIGE PERSON: + Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte. + Gesetzt, daß ich von Nachwelt reden wollte, + Wer machte denn der Mitwelt Spaß? + Den will sie doch und soll ihn haben. + Die Gegenwart von einem braven Knaben + Ist, dächt ich, immer auch schon was. + Wer sich behaglich mitzuteilen weiß, + Den wird des Volkes Laune nicht erbittern; + Er wünscht sich einen großen Kreis, + Um ihn gewisser zu erschüttern. + Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft, + Laßt Phantasie, mit allen ihren Chören, + Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft, + Doch, merkt euch wohl! nicht ohne Narrheit hören. + + DIREKTOR: + Besonders aber laßt genug geschehn! + Man kommt zu schaun, man will am liebsten sehn. + Wird vieles vor den Augen abgesponnen, + So daß die Menge staunend gaffen kann, + Da habt Ihr in der Breite gleich gewonnen, + Ihr seid ein vielgeliebter Mann. + Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen, + Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. + Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen; + Und jeder geht zufrieden aus dem Haus. + Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! + Solch ein Ragout, es muß Euch glücken; + Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht. + Was hilft's, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht? + Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken. + + DICHTER: + Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei! + Wie wenig das dem echten Künstler zieme! + Der saubern Herren Pfuscherei + Ist. merk ich. schon bei Euch Maxime. + + DIREKTOR: + Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt: + Ein Mann, der recht zu wirken denkt, + Muß auf das beste Werkzeug halten. + Bedenkt, Ihr habet weiches Holz zu spalten, + Und seht nur hin, für wen Ihr schreibt! + Wenn diesen Langeweile treibt, + Kommt jener satt vom übertischten Mahle, + Und, was das Allerschlimmste bleibt, + Gar mancher kommt vom Lesen der Journale. + Man eilt zerstreut zu uns, wie zu den Maskenfesten, + Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt; + Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten + Und spielen ohne Gage mit. + Was träumet Ihr auf Eurer Dichterhöhe? + Was macht ein volles Haus Euch froh? + Beseht die Gönner in der Nähe! + Halb sind sie kalt, halb sind sie roh. + Der, nach dem Schauspiel, hofft ein Kartenspiel, + Der eine wilde Nacht an einer Dirne Busen. + Was plagt ihr armen Toren viel, + Zu solchem Zweck, die holden Musen? + Ich sag Euch, gebt nur mehr und immer, immer mehr, + So könnt Ihr Euch vom Ziele nie verirren + Sucht nur die Menschen zu verwirren, + Sie zu befriedigen, ist schwer-- + Was fällt Euch an? Entzückung oder Schmerzen? + + DICHTER: + Geh hin und such dir einen andern Knecht! + Der Dichter sollte wohl das höchste Recht, + Das Menschenrecht, das ihm Natur vergönnt, + Um deinetwillen freventlich verscherzen! + Wodurch bewegt er alle Herzen? + Wodurch besiegt er jedes Element? + Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt, + Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt? + Wenn die Natur des Fadens ew'ge Länge, + Gleichgültig drehend, auf die Spindel zwingt, + Wenn aller Wesen unharmon'sche Menge + Verdrießlich durcheinander klingt- + Wer teilt die fließend immer gleiche Reihe + Belebend ab, daß sie sich rhythmisch regt? + Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe, + Wo es in herrlichen Akkorden schlägt? + Wer läßt den Sturm zu Leidenschaften wüten? + Das Abendrot im ernsten Sinne glühn? + Wer schüttet alle schönen Frühlingsblüten + Auf der Geliebten Pfade hin? + Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter + Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art? + Wer sichert den Olymp? vereinet Götter? + Des Menschen Kraft, im Dichter offenbart. + + LUSTIGE PERSON: + So braucht sie denn, die schönen Kräfte + Und treibt die dichtrischen Geschäfte + Wie man ein Liebesabenteuer treibt. + Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt + Und nach und nach wird man verflochten; + Es wächst das Glück, dann wird es angefochten + Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz heran, + Und eh man sich's versieht, ist's eben ein Roman. + Laßt uns auch so ein Schauspiel geben! + Greift nur hinein ins volle Menschenleben! + Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt, + Und wo ihr's packt, da ist's interessant. + In bunten Bildern wenig Klarheit, + Viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit, + So wird der beste Trank gebraut, + Der alle Welt erquickt und auferbaut. + Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüte + Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung, + Dann sauget jedes zärtliche Gemüte + Aus eurem Werk sich melanchol'sche Nahrung, + Dann wird bald dies, bald jenes aufgeregt + Ein jeder sieht, was er im Herzen trägt. + Noch sind sie gleich bereit, zu weinen und zu lachen, + Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein; + Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen; + Ein Werdender wird immer dankbar sein. + + DICHTER: + So gib mir auch die Zeiten wieder, + Da ich noch selbst im Werden war, + Da sich ein Quell gedrängter Lieder + Ununterbrochen neu gebar, + Da Nebel mir die Welt verhüllten, + Die Knospe Wunder noch versprach, + Da ich die tausend Blumen brach, + Die alle Täler reichlich füllten. + Ich hatte nichts und doch genug: + Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug. + Gib ungebändigt jene Triebe, + Das tiefe, schmerzenvolle Glück, + Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe, + Gib meine Jugend mir zurück! + + LUSTIGE PERSON: + Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls, + Wenn dich in Schlachten Feinde drängen, + Wenn mit Gewalt an deinen Hals + Sich allerliebste Mädchen hängen, + Wenn fern des schnellen Laufes Kranz + Vom schwer erreichten Ziele winket, + Wenn nach dem heft'gen Wirbeltanz + Die Nächte schmausend man vertrinket. + Doch ins bekannte Saitenspiel + Mit Mut und Anmut einzugreifen, + Nach einem selbstgesteckten Ziel + Mit holdem Irren hinzuschweifen, + Das, alte Herrn, ist eure Pflicht, + Und wir verehren euch darum nicht minder. + Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, + Es findet uns nur noch als wahre Kinder. + + DIREKTOR: + Der Worte sind genug gewechselt, + Laßt mich auch endlich Taten sehn! + Indes ihr Komplimente drechselt, + Kann etwas Nützliches geschehn. + Was hilft es, viel von Stimmung reden? + Dem Zaudernden erscheint sie nie. + Gebt ihr euch einmal für Poeten, + So kommandiert die Poesie. + Euch ist bekannt, was wir bedürfen, + Wir wollen stark Getränke schlürfen; + Nun braut mir unverzüglich dran! + Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan, + Und keinen Tag soll man verpassen, + Das Mögliche soll der Entschluß + Beherzt sogleich beim Schopfe fassen, + Er will es dann nicht fahren lassen + Und wirket weiter, weil er muß. + + Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen + Probiert ein jeder, was er mag; + Drum schonet mir an diesem Tag + Prospekte nicht und nicht Maschinen. + Gebraucht das groß, und kleine Himmelslicht, + Die Sterne dürfet ihr verschwenden; + An Wasser, Feuer, Felsenwänden, + An Tier und Vögeln fehlt es nicht. + So schreitet in dem engen Bretterhaus + Den ganzen Kreis der Schöpfung aus, + Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle + Vom Himmel durch die Welt zur Hölle. + + + + + Prolog im Himmel. + + Der Herr. Die himmlischen Heerscharen. Nachher Mephistopheles. + Die drei Erzengel treten vor. + + RAPHAEL: + Die Sonne tönt, nach alter Weise, + In Brudersphären Wettgesang, + Und ihre vorgeschriebne Reise + Vollendet sie mit Donnergang. + Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke, + Wenn keiner Sie ergründen mag; + die unbegreiflich hohen Werke + Sind herrlich wie am ersten Tag. + + GABRIEL: + Und schnell und unbegreiflich schnelle + Dreht sich umher der Erde Pracht; + Es wechselt Paradieseshelle + Mit tiefer, schauervoller Nacht. + Es schäumt das Meer in breiten Flüssen + Am tiefen Grund der Felsen auf, + Und Fels und Meer wird fortgerissen + Im ewig schnellem Sphärenlauf. + + MICHAEL: + Und Stürme brausen um die Wette + Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer, + und bilden wütend eine Kette + Der tiefsten Wirkung rings umher. + Da flammt ein blitzendes Verheeren + Dem Pfade vor des Donnerschlags. + Doch deine Boten, Herr, verehren + Das sanfte Wandeln deines Tags. + + ZU DREI: + Der Anblick gibt den Engeln Stärke, + Da keiner dich ergründen mag, + Und alle deine hohen Werke + Sind herrlich wie am ersten Tag. + + MEPHISTOPHELES: + Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst + Und fragst, wie alles sich bei uns befinde, + Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, + So siehst du mich auch unter dem Gesinde. + Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen, + Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt; + Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen, + Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt. + Von Sonn' und Welten weiß ich nichts zu sagen, + Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. + Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, + Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag. + Ein wenig besser würd er leben, + Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben; + Er nennt's Vernunft und braucht's allein, + Nur tierischer als jedes Tier zu sein. + Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden, + Wie eine der langbeinigen Zikaden, + Die immer fliegt und fliegend springt + Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt; + Und läg er nur noch immer in dem Grase! + In jeden Quark begräbt er seine Nase. + + DER HERR: + Hast du mir weiter nichts zu sagen? + Kommst du nur immer anzuklagen? + Ist auf der Erde ewig dir nichts recht? + + MEPHISTOPHELES: + Nein Herr! ich find es dort, wie immer, herzlich schlecht. + Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen, + Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen. + + DER HERR: + Kennst du den Faust? + + MEPHISTOPHELES: + Den Doktor? + + DER HERR: + Meinen Knecht! + + MEPHISTOPHELES: + Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise. + Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise. + Ihn treibt die Gärung in die Ferne, + Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt; + Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne + Und von der Erde jede höchste Lust, + Und alle Näh und alle Ferne + Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust. + + DER HERR: + Wenn er mir auch nur verworren dient, + So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. + Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, + Das Blüt und Frucht die künft'gen Jahre zieren. + + MEPHISTOPHELES: + Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren! + Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, + Ihn meine Straße sacht zu führen. + + DER HERR: + Solang er auf der Erde lebt, + So lange sei dir's nicht verboten, + Es irrt der Mensch so lang er strebt. + + MEPHISTOPHELES: + Da dank ich Euch; denn mit den Toten + Hab ich mich niemals gern befangen. + Am meisten lieb ich mir die vollen, frischen Wangen. + Für einem Leichnam bin ich nicht zu Haus; + Mir geht es wie der Katze mit der Maus. + + DER HERR: + Nun gut, es sei dir überlassen! + Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, + Und führ ihn, kannst du ihn erfassen, + Auf deinem Wege mit herab, + Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt: + Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, + Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. + + MEPHISTOPHELES: + Schon gut! nur dauert es nicht lange. + Mir ist für meine Wette gar nicht bange. + Wenn ich zu meinem Zweck gelange, + Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust. + Staub soll er fressen, und mit Lust, + Wie meine Muhme, die berühmte Schlange. + + DER HERR: + Du darfst auch da nur frei erscheinen; + Ich habe deinesgleichen nie gehaßt. + Von allen Geistern, die verneinen, + ist mir der Schalk am wenigsten zur Last. + Des Menschen Tätigkeit kann allzu leicht erschlaffen, + er liebt sich bald die unbedingte Ruh; + Drum geb ich gern ihm den Gesellen zu, + Der reizt und wirkt und muß als Teufel schaffen. + Doch ihr, die echten Göttersöhne, + Erfreut euch der lebendig reichen Schöne! + Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, + Umfass euch mit der Liebe holden Schranken, + Und was in schwankender Erscheinung schwebt, + Befestigt mit dauernden Gedanken! + (Der Himmel schließt, die Erzengel verteilen sich.) + + MEPHISTOPHELES (allein): + Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern, + Und hüte mich, mit ihm zu brechen. + Es ist gar hübsch von einem großen Herrn, + So menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen. + + + + + FAUST: Der Tragödie erster Teil + + Nacht. + + In einem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer Faust, + unruhig auf seinem Sessel am Pulte. + + FAUST: + Habe nun, ach! Philosophie, + Juristerei und Medizin, + Und leider auch Theologie + Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. + Da steh ich nun, ich armer Tor! + Und bin so klug als wie zuvor; + Heiße Magister, heiße Doktor gar + Und ziehe schon an die zehen Jahr + Herauf, herab und quer und krumm + Meine Schüler an der Nase herum- + Und sehe, daß wir nichts wissen können! + Das will mir schier das Herz verbrennen. + Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen, + Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen; + Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, + Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel- + Dafür ist mir auch alle Freud entrissen, + Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen, + Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, + Die Menschen zu bessern und zu bekehren. + Auch hab ich weder Gut noch Geld, + Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt; + Es möchte kein Hund so länger leben! + Drum hab ich mich der Magie ergeben, + Ob mir durch Geistes Kraft und Mund + Nicht manch Geheimnis würde kund; + Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß + Zu sagen brauche, was ich nicht weiß; + Daß ich erkenne, was die Welt + Im Innersten zusammenhält, + Schau alle Wirkenskraft und Samen, + Und tu nicht mehr in Worten kramen. + + O sähst du, voller Mondenschein, + Zum letztenmal auf meine Pein, + Den ich so manche Mitternacht + An diesem Pult herangewacht: + Dann über Büchern und Papier, + Trübsel'ger Freund, erschienst du mir! + Ach! könnt ich doch auf Bergeshöhn + In deinem lieben Lichte gehn, + Um Bergeshöhle mit Geistern schweben, + Auf Wiesen in deinem Dämmer weben, + Von allem Wissensqualm entladen, + In deinem Tau gesund mich baden! + + Weh! steck ich in dem Kerker noch? + Verfluchtes dumpfes Mauerloch, + Wo selbst das liebe Himmelslicht + Trüb durch gemalte Scheiben bricht! + Beschränkt mit diesem Bücherhauf, + den Würme nagen, Staub bedeckt, + Den bis ans hohe Gewölb hinauf + Ein angeraucht Papier umsteckt; + Mit Gläsern, Büchsen rings umstellt, + Mit Instrumenten vollgepfropft, + Urväter Hausrat drein gestopft- + Das ist deine Welt! das heißt eine Welt! + + Und fragst du noch, warum dein Herz + Sich bang in deinem Busen klemmt? + Warum ein unerklärter Schmerz + Dir alle Lebensregung hemmt? + Statt der lebendigen Natur, + Da Gott die Menschen schuf hinein, + Umgibt in Rauch und Moder nur + Dich Tiergeripp und Totenbein. + + Flieh! auf! hinaus ins weite Land! + Und dies geheimnisvolle Buch, + Von Nostradamus' eigner Hand, + Ist dir es nicht Geleit genug? + Erkennest dann der Sterne Lauf, + Und wenn Natur dich Unterweist, + Dann geht die Seelenkraft dir auf, + Wie spricht ein Geist zum andren Geist. + Umsonst, daß trocknes Sinnen hier + Die heil'gen Zeichen dir erklärt: + Ihr schwebt, ihr Geister, neben mir; + Antwortet mir, wenn ihr mich hört! + (Er schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen des Makrokosmus.) + + Ha! welche Wonne fließt in diesem Blick + Auf einmal mir durch alle meine Sinnen! + Ich fühle junges, heil'ges Lebensglück + Neuglühend mir durch Nerv' und Adern rinnen. + War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb, + Die mir das innre Toben stillen, + Das arme Herz mit Freude füllen, + Und mit geheimnisvollem Trieb + Die Kräfte der Natur rings um mich her enthüllen? + Bin ich ein Gott? Mir wird so licht! + Ich schau in diesen reinen Zügen + Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen. + Jetzt erst erkenn ich, was der Weise spricht: + "Die Geisterwelt ist nicht verschlossen; + Dein Sinn ist zu, dein Herz ist tot! + Auf, bade, Schüler, unverdrossen + Die ird'sche Brust im Morgenrot!" + (er beschaut das Zeichen.) + + Wie alles sich zum Ganzen webt, + Eins in dem andern wirkt und lebt! + Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen + Und sich die goldnen Eimer reichen! + Mit segenduftenden Schwingen + Vom Himmel durch die Erde dringen, + Harmonisch all das All durchklingen! + + Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur! + Wo fass ich dich, unendliche Natur? + Euch Brüste, wo? Ihr Quellen alles Lebens, + An denen Himmel und Erde hängt, + Dahin die welke Brust sich drängt- + Ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht ich so vergebens? + (er schlägt unwillig das Buch um und erblickt das Zeichen des Erdgeistes.) + + Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein! + Du, Geist der Erde, bist mir näher; + Schon fühl ich meine Kräfte höher, + Schon glüh ich wie von neuem Wein. + Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen, + Der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen, + Mit Stürmen mich herumzuschlagen + Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen. + Es wölkt sich über mir- + Der Mond verbirgt sein Licht- + Die Lampe schwindet! + Es dampft! Es zucken rote Strahlen + Mir um das Haupt- Es weht + Ein Schauer vom Gewölb herab + Und faßt mich an! + Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist + Enthülle dich! + Ha! wie's in meinem Herzen reißt! + Zu neuen Gefühlen + All meine Sinnen sich erwühlen! + Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben! + Du mußt! du mußt! und kostet es mein Leben! + (Er faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnisvoll aus. + Es zuckt eine rötliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme.) + + GEIST: + Wer ruft mir? + + FAUST (abgewendet): + Schreckliches Gesicht! + + GEIST: + Du hast mich mächtig angezogen, + An meiner Sphäre lang gesogen, + Und nun- + + FAUST: + Weh! ich ertrag dich nicht! + + GEIST: + Du flehst, eratmend mich zu schauen, + Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn; + Mich neigt dein mächtig Seelenflehn, + Da bin ich!- Welch erbärmlich Grauen + Faßt Übermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf? + Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf + Und trug und hegte, die mit Freudebeben + Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben? + Wo bist du, Faust, des Stimme mir erklang, + Der sich an mich mit allen Kräften drang? + Bist du es, der, von meinem Hauch umwittert, + In allen Lebenslagen zittert, + Ein furchtsam weggekrümmter Wurm? + + FAUST: + Soll ich dir, Flammenbildung, weichen? + Ich bin's, bin Faust, bin deinesgleichen! + + GEIST: + In Lebensfluten, im Tatensturm + Wall ich auf und ab, + Wehe hin und her! + Geburt und Grab, + Ein ewiges Meer, + Ein wechselndes Wehen, + Ein glühend Leben, + So schaff ich am laufenden Webstuhl der Zeit + Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid. + + FAUST: + Der du die weite Welt umschweifst, + Geschäftiger Geist, wie nah fühl ich mich dir! + + GEIST: + Du gleichst dem Geist, den du begreifst, + Nicht mir! + (verschwindet) + + FAUST (zusammenstürzend): + Nicht dir? + Wem denn? + Ich Ebenbild der Gottheit! + Und nicht einmal dir! + (es klopft) + + O Tod! ich kenn's- das ist mein Famulus- + Es wird mein schönstes Glück zunichte! + Daß diese Fülle der Gesichte + Der trockne Schleicher stören muß! + (Wagner im Schlafrock und der Nachtmütze, eine Lampe in der Hand. + Faust wendet sich unwillig.) + + WAGNER: + Verzeiht! ich hör euch deklamieren; + Ihr last gewiß ein griechisch Trauerspiel? + In dieser Kunst möcht ich was profitieren, + Denn heutzutage wirkt das viel. + Ich hab es öfters rühmen hören, + Ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren. + + FAUST: + Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist; + Wie das denn wohl zuzeiten kommen mag. + + WAGNER: + Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist, + Und sieht die Welt kaum einen Feiertag, + Kaum durch ein Fernglas, nur von weitem, + Wie soll man sie durch Überredung leiten? + + FAUST: + Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, + Wenn es nicht aus der Seele dringt + Und mit urkräftigem Behagen + Die Herzen aller Hörer zwingt. + Sitzt ihr nur immer! leimt zusammen, + Braut ein Ragout von andrer Schmaus + Und blast die kümmerlichen Flammen + Aus eurem Aschenhäufchen 'raus! + Bewundrung von Kindern und Affen, + Wenn euch darnach der Gaumen steht- + Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen, + Wenn es euch nicht von Herzen geht. + + WAGNER: + Allein der Vortrag macht des Redners Glück; + Ich fühl es wohl, noch bin ich weit zurück. + + FAUST: + Such Er den redlichen Gewinn! + Sei Er kein schellenlauter Tor! + Es trägt Verstand und rechter Sinn + Mit wenig Kunst sich selber vor! + Und wenn's euch Ernst ist, was zu sagen, + Ist's nötig, Worten nachzujagen? + Ja, eure Reden, die so blinkend sind, + In denen ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt, + Sind unerquicklich wie der Nebelwind, + Der herbstlich durch die dürren Blätter säuselt! + + WAGNER: + Ach Gott! die Kunst ist lang; + Und kurz ist unser Leben. + Mir wird, bei meinem kritischen Bestreben, + Doch oft um Kopf und Busen bang. + Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, + Durch die man zu den Quellen steigt! + Und eh man nur den halben Weg erreicht, + Muß wohl ein armer Teufel sterben. + + FAUST: + Das Pergament, ist das der heil'ge Bronnen, + Woraus ein Trunk den Durst auf ewig stillt? + Erquickung hast du nicht gewonnen, + Wenn sie dir nicht aus eigner Seele quillt. + + WAGNER: + Verzeiht! es ist ein groß Ergetzen, + Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen; + Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht, + Und wie wir's dann zuletzt so herrlich weit gebracht. + + FAUST: + O ja, bis an die Sterne weit! + Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit + Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln. + Was ihr den Geist der Zeiten heißt, + Das ist im Grund der Herren eigner Geist, + In dem die Zeiten sich bespiegeln. + Da ist's denn wahrlich oft ein Jammer! + Man läuft euch bei dem ersten Blick davon. + Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer + Und höchstens eine Haupt- und Staatsaktion + Mit trefflichen pragmatischen Maximen, + Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen! + + WAGNER: + Allein die Welt! des Menschen Herz und Geist! + Möcht jeglicher doch was davon erkennen. + + FAUST: + Ja, was man so erkennen heißt! + Wer darf das Kind beim Namen nennen? + Die wenigen, die was davon erkannt, + Die töricht g'nug ihr volles Herz nicht wahrten, + Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten, + Hat man von je gekreuzigt und verbrannt. + Ich bitt Euch, Freund, es ist tief in der Nacht, + Wir müssen's diesmal unterbrechen. + + WAGNER: + Ich hätte gern nur immer fortgewacht, + Um so gelehrt mit Euch mich zu besprechen. + Doch morgen, als am ersten Ostertage, + Erlaubt mir ein' und andre Frage. + Mit Eifer hab' ich mich der Studien beflissen; + Zwar weiß ich viel, doch möcht' ich alles wissen. + (Ab.) + + FAUST (allein): + Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet, + Der immerfort an schalem Zeuge klebt, + Mit gier'ger Hand nach Schätzen gräbt, + Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet! + + Darf eine solche Menschenstimme hier, + Wo Geisterfülle mich umgab, ertönen? + Doch ach! für diesmal dank ich dir, + Dem ärmlichsten von allen Erdensöhnen. + Du rissest mich von der Verzweiflung los, + Die mir die Sinne schon zerstören wollte. + Ach! die Erscheinung war so riesengroß, + Daß ich mich recht als Zwerg empfinden sollte. + + Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon + Ganz nah gedünkt dem Spiegel ew'ger Wahrheit, + Sein selbst genoß in Himmelsglanz und Klarheit, + Und abgestreift den Erdensohn; + Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft + Schon durch die Adern der Natur zu fließen + Und, schaffend, Götterleben zu genießen + Sich ahnungsvoll vermaß, wie muß ich's büßen! + Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft. + + Nicht darf ich dir zu gleichen mich vermessen; + Hab ich die Kraft dich anzuziehn besessen, + So hatt ich dich zu halten keine Kraft. + In jenem sel'gen Augenblicke + Ich fühlte mich so klein, so groß; + Du stießest grausam mich zurücke, + Ins ungewisse Menschenlos. + Wer lehret mich? was soll ich meiden? + Soll ich gehorchen jenem Drang? + Ach! unsre Taten selbst, so gut als unsre Leiden, + Sie hemmen unsres Lebens Gang. + + Dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen, + Drängt immer fremd und fremder Stoff sich an; + Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangen, + Dann heißt das Beßre Trug und Wahn. + Die uns das Leben gaben, herrliche Gefühle + Erstarren in dem irdischen Gewühle. + + Wenn Phantasie sich sonst mit kühnem Flug + Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert, + So ist ein kleiner Raum ihr nun genug, + Wenn Glück auf Glück im Zeitenstrudel scheitert. + Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen, + Dort wirket sie geheime Schmerzen, + Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh; + Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu, + Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen, + Als Feuer, Wasser, Dolch und Gift; + Du bebst vor allem, was nicht trifft, + Und was du nie verlierst, das mußt du stets beweinen. + + Den Göttern gleich ich nicht! zu tief ist es gefühlt; + Dem Wurme gleich ich, der den Staub durchwühlt, + Den, wie er sich im Staube nährend lebt, + Des Wandrers Tritt vernichtet und begräbt. + + Ist es nicht Staub, was diese hohe Wand + Aus hundert Fächern mit verenget? + Der Trödel, der mit tausendfachem Tand + In dieser Mottenwelt mich dränget? + Hier soll ich finden, was mir fehlt? + Soll ich vielleicht in tausend Büchern lesen, + Daß überall die Menschen sich gequält, + Daß hie und da ein Glücklicher gewesen?- + Was grinsest du mir, hohler Schädel, her? + Als daß dein Hirn, wie meines, einst verwirret + Den leichten Tag gesucht und in der Dämmrung schwer, + Mit Lust nach Wahrheit, jämmerlich geirret. + Ihr Instrumente freilich spottet mein, + Mit Rad und Kämmen, Walz und Bügel: + Ich stand am Tor, ihr solltet Schlüssel sein; + Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel. + Geheimnisvoll am lichten Tag + Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben, + Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag, + Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben. + Du alt Geräte, das ich nicht gebraucht, + Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte. + Du alte Rolle, du wirst angeraucht, + Solang an diesem Pult die trübe Lampe schmauchte. + Weit besser hätt ich doch mein Weniges verpraßt, + Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwitzen! + Was du ererbt von deinen Vätern hast, + Erwirb es, um es zu besitzen. + Was man nicht nützt, ist eine schwere Last, + Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen. + + Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle? + Ist jenes Fläschchen dort den Augen ein Magnet? + Warum wird mir auf einmal lieblich helle, + Als wenn im nächt'gen Wald uns Mondenglanz umweht? + + Ich grüße dich, du einzige Phiole, + Die ich mit Andacht nun herunterhole! + In dir verehr ich Menschenwitz und Kunst. + Du Inbegriff der holden Schlummersäfte, + Du Auszug aller tödlich feinen Kräfte, + Erweise deinem Meister deine Gunst! + Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert, + Ich fasse dich, das Streben wird gemindert, + Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach. + Ins hohe Meer werd ich hinausgewiesen, + Die Spiegelflut erglänzt zu meinen Füßen, + Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag. + + Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen, + An mich heran! Ich fühle mich bereit, + Auf neuer Bahn den Äther zu durchdringen, + Zu neuen Sphären reiner Tätigkeit. + Dies hohe Leben, diese Götterwonne! + Du, erst noch Wurm, und die verdienest du? + Ja, kehre nur der holden Erdensonne + Entschlossen deinen Rücken zu! + Vermesse dich, die Pforten aufzureißen, + Vor denen jeder gern vorüberschleicht! + Hier ist es Zeit, durch Taten zu beweisen, + Das Manneswürde nicht der Götterhöhe weicht, + Vor jener dunkeln Höhle nicht zu beben, + In der sich Phantasie zu eigner Qual verdammt, + Nach jenem Durchgang hinzustreben, + Um dessen engen Mund die ganze Hölle flammt; + Zu diesem Schritt sich heiter zu entschließen, + Und wär es mit Gefahr, ins Nichts dahin zu fließen. + + Nun komm herab, kristallne reine Schale! + Hervor aus deinem alten Futterale, + An die ich viele Jahre nicht gedacht! + Du glänzetst bei der Väter Freudenfeste, + Erheitertest die ernsten Gäste, + Wenn einer dich dem andern zugebracht. + Der vielen Bilder künstlich reiche Pracht, + Des Trinkers Pflicht, sie reimweis zu erklären, + Auf einen Zug die Höhlung auszuleeren, + Erinnert mich an manche Jugendnacht. + Ich werde jetzt dich keinem Nachbar reichen, + Ich werde meinen Witz an deiner Kunst nicht zeigen. + Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht; + Mit brauner Flut erfüllt er deine Höhle. + Den ich bereit, den ich wähle, + "Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele, + Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht! + (Er setzt die Schale an den Mund.) + Glockenklang und Chorgesang. + + CHOR DER ENGEL: + Christ ist erstanden! + Freude dem Sterblichen, + Den die verderblichen, + Schleichenden, erblichen + Mängel unwanden. + + FAUST: + Welch tiefes Summen, welch heller Ton + Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde? + Verkündigt ihr dumpfen Glocken schon + Des Osterfestes erste Feierstunde? + Ihr Chöre, singt ihr schon den tröstlichen Gesang, + Der einst, um Grabes Nacht, von Engelslippen klang, + Gewißheit einem neuen Bunde? + + CHOR DER WEIBER: + Mit Spezereien + Hatten wir ihn gepflegt, + Wir seine Treuen + Hatten ihn hingelegt; + Tücher und Binden + Reinlich unwanden wir, + Ach! und wir finden + Christ nicht mehr hier. + + CHOR DER ENGEL: + Christ ist erstanden! + Selig der Liebende, + Der die betrübende, + Heilsam und übende + Prüfung bestanden. + + FAUST: + Was sucht ihr, mächtig und gelind, + Ihr Himmelstöne, mich am Staube? + Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind. + Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube; + Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind. + Zu jenen Sphären wag ich nicht zu streben, + Woher die holde Nachricht tönt; + Und doch, an diesen Klang von Jugend auf gewöhnt, + Ruft er auch jetzt zurück mich in das Leben. + Sonst stürzte sich der Himmelsliebe Kuß + Auf mich herab in ernster Sabbatstille; + Da klang so ahnungsvoll des Glockentones Fülle, + Und ein Gebet war brünstiger Genuß; + Ein unbegreiflich holdes Sehnen + Trieb mich, durch Wald und Wiesen hinzugehn, + Und unter tausend heißen Tränen + Fühlt ich mir eine Welt entstehn. + Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele, + Der Frühlingsfeier freies Glück; + Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle, + Vom letzten, ernsten Schritt zurück. + O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder! + Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder! + + CHOR DER JÜNGER: + Hat der Begrabene + Schon sich nach oben, + Lebend Erhabene, + Herrlich erhoben; + Ist er in Werdeluft + Schaffender Freude nah: + Ach! an der Erde Brust + Sind wir zum Leide da. + Ließ er die Seinen + Schmachtend uns hier zurück; + Ach! wir beweinen, + Meister, dein Glück! + + CHOR DER ENGEL: + Christ ist erstanden, + Aus der Verwesung Schoß. + Reißet von Banden + Freudig euch los! + Tätig ihn preisenden, + Liebe beweisenden, + Brüderlich speisenden, + Predigend reisenden, + Wonne verheißenden + Euch ist der Meister nah, + Euch ist er da! + + + + Vor dem Tor + + Spaziergänger aller Art ziehen hinaus. + + + EINIGE HANDWERKSBURSCHE: + Warum denn dort hinaus? + + ANDRE: + Wir gehn hinaus aufs Jägerhaus. + + DIE ERSTEN: + Wir aber wollen nach der Mühle wandern. + + EIN HANDWERKSBURSCH: + Ich rat euch, nach dem Wasserhof zu gehn. + + ZWEITER: + Der Weg dahin ist gar nicht schön. + + DIE ZWEITEN: + Was tust denn du? + + EIN DRITTER: + Ich gehe mit den andern. + + VIERTER: + Nach Burgdorf kommt herauf, gewiß dort findet ihr + Die schönsten Mädchen und das beste Bier, + Und Händel von der ersten Sorte. + + FÜNFTER: + Du überlustiger Gesell, + Juckt dich zum drittenmal das Fell? + Ich mag nicht hin, mir graut es vor dem Orte. + + DIENSTMÄDCHEN: + Nein, nein! ich gehe nach der Stadt zurück. + + ANDRE: + Wir finden ihn gewiß bei jenen Pappeln stehen. + + ERSTE: + Das ist für mich kein großes Glück; + Er wird an deiner Seite gehen, + Mit dir nur tanzt er auf dem Plan. + Was gehn mich deine Freuden an! + + ANDRE: + Heut ist er sicher nicht allein, + Der Krauskopf, sagt er, würde bei ihm sein. + + SCHÜLER: + Blitz, wie die wackern Dirnen schreiten! + Herr Bruder, komm! wir müssen sie begleiten. + Ein starkes Bier, ein beizender Toback, + Und eine Magd im Putz, das ist nun mein Geschmack. + + BÜRGERMÄDCHEN: + Da sieh mir nur die schönen Knaben! + Es ist wahrhaftig eine Schmach: + Gesellschaft könnten sie die allerbeste haben, + Und laufen diesen Mägden nach! + ZWEITER SCHÜLER (zum ersten): + Nicht so geschwind! dort hinten kommen zwei, + Sie sind gar niedlich angezogen, + 's ist meine Nachbarin dabei; + Ich bin dem Mädchen sehr gewogen. + Sie gehen ihren stillen Schritt + Und nehmen uns doch auch am Ende mit. + + ERSTER: + Herr Bruder, nein! Ich bin nicht gern geniert. + Geschwind! daß wir das Wildbret nicht verlieren. + Die Hand, die samstags ihren Besen führt + Wird sonntags dich am besten karessieren. + + BÜRGER: + Nein, er gefällt mir nicht, der neue Burgemeister! + Nun, da er's ist, wird er nur täglich dreister. + Und für die Stadt was tut denn er? + Wird es nicht alle Tage schlimmer? + Gehorchen soll man mehr als immer, + Und zahlen mehr als je vorher. + + BETTLER (singt): + Ihr guten Herrn, ihr schönen Frauen, + So wohlgeputzt und backenrot, + Belieb es euch, mich anzuschauen, + Und seht und mildert meine Not! + Laßt hier mich nicht vergebens leiern! + Nur der ist froh, der geben mag. + Ein Tag, den alle Menschen feiern, + Er sei für mich ein Erntetag. + + ANDRER BÜRGER: + Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen + Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, + Wenn hinten, weit, in der Türkei, + Die Völker aufeinander schlagen. + Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus + Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten; + Dann kehrt man abends froh nach Haus, + Und segnet Fried und Friedenszeiten. + + DRITTER BÜRGER: + Herr Nachbar, ja! so laß ich's auch geschehn: + Sie mögen sich die Köpfe spalten, + Mag alles durcheinander gehn; + Doch nur zu Hause bleib's beim alten. + ALTE (zu den Bürgermädchen): + Ei! wie geputzt! das schöne junge Blut! + Wer soll sich nicht in euch vergaffen?- + Nur nicht so stolz! es ist schon gut! + Und was ihr wünscht, das wüßt ich wohl zu schaffen. + + BÜRGERMÄDCHEN: + Agathe, fort! ich nehme mich in acht, + Mit solchen Hexen öffentlich zu gehen; + Sie ließ mich zwar in Sankt Andreas' Nacht + Den künft'gen Liebsten leiblich sehen- + DIE ANDRE: + Mir zeigte sie ihn im Kristall, + Soldatenhaft, mit mehreren Verwegnen; + Ich seh mich um, ich such ihn überall, + Allein mir will er nicht begegnen. + + SOLDATEN: + Burgen mit hohen + Mauern und Zinnen, + Mädchen mit stolzen + Höhnenden Sinnen + Möcht ich gewinnen! + Kühn ist das Mühen, + Herrlich der Lohn! + + Und die Trompete + Lassen wir werben, + Wie zu der Freude, + So zum Verderben. + Das ist ein Stürmen! + Das ist ein Leben! + Mädchen und Burgen + Müssen sich geben. + Kühn ist das Mühen, + Herrlich der Lohn! + Und die Soldaten + Ziehen davon. + + + Faust und Wagner. + + FAUST: + Vom Eise befreit sind Strom und Bäche + Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; + Im Tale grünet Hoffnungsglück; + Der alte Winter, in seiner Schwäche, + Zog sich in rauhe Berge zurück. + Von dorther sendet er, fliehend, nur + Ohnmächtige Schauer kornigen Eises + In Streifen über die grünende Flur; + Aber die Sonne duldet kein Weißes, + Überall regt sich Bildung und Streben, + Alles will sie mit Farben beleben; + Doch an Blumen fehlt's im Revier + Sie nimmt geputzte Menschen dafür. + Kehre dich um, von diesen Höhen + Nach der Stadt zurückzusehen. + Aus dem hohlen finstern Tor + Dringt ein buntes Gewimmel hervor. + Jeder sonnt sich heute so gern. + Sie feiern die Auferstehung des Herrn, + Denn sie sind selber auferstanden, + Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, + Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, + Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, + Aus der Straßen quetschender Enge, + Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht + Sind sie alle ans Licht gebracht. + Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge + Durch die Gärten und Felder zerschlägt, + Wie der Fluß, in Breit und Länge + So manchen lustigen Nachen bewegt, + Und bis zum Sinken überladen + Entfernt sich dieser letzte Kahn. + Selbst von des Berges fernen Pfaden + Blinken uns farbige Kleider an. + Ich höre schon des Dorfs Getümmel, + Hier ist des Volkes wahrer Himmel, + Zufrieden jauchzet groß und klein: + Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! + + WAGNER: + Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren + Ist ehrenvoll und ist Gewinn; + Doch würd ich nicht allein mich her verlieren, + Weil ich ein Feind von allem Rohen bin. + Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben + Ist mir ein gar verhaßter Klang; + Sie toben wie vom bösen Geist getrieben + Und nennen's Freude. nennen's Gesang. + + + Bauern unter der Linde. Tanz und Gesang. + + Der Schäfer putzte sich zum Tanz, + Mit bunter Jacke, Band und Kranz, + Schmuck war er angezogen. + Schon um die Linde war es voll, + Und alles tanzte schon wie toll. + Juchhe! Juchhe! + Juchheisa! Heisa! He! + So ging der Fiedelbogen. + + Er drückte hastig sich heran, + Da stieß er an ein Mädchen an + Mit seinem Ellenbogen; + Die frische Dirne kehrt, sich um + Und sagte: Nun, das find ich dumm! + Juchhe! Juchhe! + Juchheisa! Heisa! He! + Seid nicht so ungezogen! + + Doch hurtig in dem Kreise ging's, + Sie tanzten rechts, sie tanzten links, + Und alle Röcke flogen. + Sie wurden rot, sie wurden warm + Und ruhten atmend Arm in Arm, + Juchhe! Juchhe! + Juchheisa! Heisa! He! + Und Hüft an Ellenbogen. + + Und tu mir doch nicht so vertraut! + Wie mancher hat nicht seine Braut + Belogen und betrogen! + Er schmeichelte sie doch bei Seit, + Und von der Linde scholl es weit: + Juchhe! Juchhe! + Juchheisa! Heisa! He! + Geschrei und Fiedelbogen. + + ALTER BAUER: + Herr Doktor, das ist schön von Euch, + Daß Ihr uns heute nicht verschmäht, + Und unter dieses Volksgedräng, + Als ein so Hochgelahrter, geht. + So nehmet auch den schönsten Krug, + Den wir mit frischem Trunk gefüllt, + Ich bring ihn zu und wünsche laut, + Daß er nicht nur den Durst Euch stillt: + Die Zahl der Tropfen, die er hegt, + Sei Euren Tagen zugelegt. + + FAUST: + Ich nehme den Erquickungstrank + Erwidr' euch allen Heil und Dank. + (Das Volk sammelt sich im Kreis umher.) + + ALTER BAUER: + Fürwahr, es ist sehr wohl getan, + Daß Ihr am frohen Tag erscheint; + Habt Ihr es vormals doch mit uns + An bösen Tagen gut gemeint! + Gar mancher steht lebendig hier + Den Euer Vater noch zuletzt + Der heißen Fieberwut entriß, + Als er der Seuche Ziel gesetzt. + Auch damals Ihr, ein junger Mann, + Ihr gingt in jedes Krankenhaus, + Gar manche Leiche trug man fort, + Ihr aber kamt gesund heraus, + Bestandet manche harte Proben; + Dem Helfer half der Helfer droben. + + ALLE: + Gesundheit dem bewährten Mann, + Daß er noch lange helfen kann! + + FAUST: + Vor jenem droben steht gebückt, + Der helfen lehrt und Hülfe schickt. + (Er geht mit Wagnern weiter.) + + WAGNER: + Welch ein Gefühl mußt du, o großer Mann, + Bei der Verehrung dieser Menge haben! + O glücklich, wer von seinen Gaben + Solch einen Vorteil ziehen kann! + Der Vater zeigt dich seinem Knaben, + Ein jeder fragt und drängt und eilt, + Die Fiedel stockt, der Tänzer weilt. + Du gehst, in Reihen stehen sie, + Die Mützen fliegen in die Höh; + Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie, + Als käm das Venerabile. + + FAUST: + Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein, + Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten. + Hier saß ich oft gedankenvoll allein + Und quälte mich mit Beten und mit Fasten. + An Hoffnung reich, im Glauben fest, + Mit Tränen, Seufzen, Händeringen + Dacht ich das Ende jener Pest + Vom Herrn des Himmels zu erzwingen. + Der Menge Beifall tönt mir nun wie Hohn. + O könntest du in meinem Innern lesen, + Wie wenig Vater und Sohn + Solch eines Ruhmes wert gewesen! + Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann, + Der über die Natur und ihre heil'gen Kreise + In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise, + Mit grillenhafter Mühe sann; + Der, in Gesellschaft von Adepten, + Sich in die schwarze Küche schloß, + Und, nach unendlichen Rezepten, + Das Widrige zusammengoß. + Da ward ein roter Leu, ein kühner Freier, + Im lauen Bad der Lilie vermählt, + Und beide dann mit offnem Flammenfeuer + Aus einem Brautgemach ins andere gequält. + Erschien darauf mit bunten Farben + Die junge Königin im Glas, + Hier war die Arzenei, die Patienten starben, + Und niemand fragte: wer genas? + So haben wir mit höllischen Latwergen + In diesen Tälern, diesen Bergen + Weit schlimmer als die Pest getobt. + Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben: + Sie welkten hin, ich muß erleben, + Daß man die frechen Mörder lobt. + + WAGNER: + Wie könnt Ihr Euch darum betrüben! + Tut nicht ein braver Mann genug, + Die Kunst, die man ihm übertrug, + Gewissenhaft und pünktlich auszuüben? + Wenn du als Jüngling deinen Vater ehrst, + So wirst du gern von ihm empfangen; + Wenn du als Mann die Wissenschaft vermehrst, + So kann dein Sohn zu höhrem Ziel gelangen. + + FAUST: + O glücklich, wer noch hoffen kann, + Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! + Was man nicht weiß, das eben brauchte man, + Und was man weiß, kann man nicht brauchen. + Doch laß uns dieser Stunde schönes Gut + Durch solchen Trübsinn nicht verkümmern! + Betrachte, wie in Abendsonne-Glut + Die grünumgebnen Hütten schimmern. + Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt, + Dort eilt sie hin und fördert neues Leben. + O daß kein Flügel mich vom Boden hebt + Ihr nach und immer nach zu streben! + Ich säh im ewigen Abendstrahl + Die stille Welt zu meinen Füßen, + Entzündet alle Höhn beruhigt jedes Tal, + Den Silberbach in goldne Ströme fließen. + Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf + Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten; + Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten + Vor den erstaunten Augen auf. + Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken; + Allein der neue Trieb erwacht, + Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken, + Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, + Den Himmel über mir und unter mir die Wellen. + Ein schöner Traum, indessen sie entweicht. + Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht + Kein körperlicher Flügel sich gesellen. + Doch ist es jedem eingeboren + Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, + Wenn über uns, im blauen Raum verloren, + Ihr schmetternd Lied die Lerche singt; + Wenn über schroffen Fichtenhöhen + Der Adler ausgebreitet schwebt, + Und über Flächen, über Seen + Der Kranich nach der Heimat strebt. + + WAGNER: + Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden, + Doch solchen Trieb hab ich noch nie empfunden. + Man sieht sich leicht an Wald und Feldern satt; + Des Vogels Fittich werd ich nie beneiden. + Wie anders tragen uns die Geistesfreuden + Von Buch zu Buch, von Blatt zu Blatt! + Da werden Winternächte hold und schön + Ein selig Leben wärmet alle Glieder, + Und ach! entrollst du gar ein würdig Pergamen, + So steigt der ganze Himmel zu dir nieder. + + FAUST: + Du bist dir nur des einen Triebs bewußt, + O lerne nie den andern kennen! + Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, + Die eine will sich von der andern trennen; + Die eine hält, in derber Liebeslust, + Sich an die Welt mit klammernden Organen; + Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust + Zu den Gefilden hoher Ahnen. + O gibt es Geister in der Luft, + Die zwischen Erd und Himmel herrschend weben + So steiget nieder aus dem goldnen Duft + Und führt mich weg zu neuem, buntem Leben! + Ja, wäre nur ein Zaubermantel mein, + Und trüg er mich in fremde Länder! + Mir sollt er um die köstlichsten Gewänder, + Nicht feil um einen Königsmantel sein. + + WAGNER: + Berufe nicht die wohlbekannte Schar, + Die strömend sich im Dunstkreis überbreitet, + Dem Menschen tausendfältige Gefahr, + Von allen Enden her, bereitet. + Von Norden dringt der scharfe Geisterzahn + Auf dich herbei, mit pfeilgespitzten Zungen; + Von Morgen ziehn, vertrocknend, sie heran, + Und nähren sich von deinen Lungen; + Wenn sie der Mittag aus der Wüste schickt, + Die Glut auf Glut um deinen Scheitel häufen + So bringt der West den Schwarm, der erst erquickt, + Um dich und Feld und Aue zu ersäufen. + Sie hören gern, zum Schaden froh gewandt, + Gehorchen gern, weil sie uns gern betrügen; + Sie stellen wie vom Himmel sich gesandt, + Und lispeln englisch, wenn sie lügen. + Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt, + Die Luft gekühlt, der Nebel fällt! + Am Abend schätzt man erst das Haus.- + Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus? + Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen? + + FAUST: + Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen? + + WAGNER: + Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir. + + FAUST: + Betracht ihn recht! für was hältst du das Tier? + + WAGNER: + Für einen Pudel, der auf seine Weise + Sich auf der Spur des Herren plagt. + + FAUST: + Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise + Er um uns her und immer näher jagt? + Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel + Auf seinen Pfaden hinterdrein. + + WAGNER: + Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel; + Es mag bei Euch wohl Augentäuschung sein. + + FAUST: + Mir scheint es, daß er magisch leise Schlingen + Zu künft'gem Band um unsre Füße zieht. + + WAGNER: + Ich seh ihn ungewiß und furchtsam uns umspringen, + Weil er, statt seines Herrn, zwei Unbekannte sieht. + + FAUST: + Der Kreis wird eng, schon ist er nah! + + WAGNER: + Du siehst! ein Hund, und kein Gespenst ist da. + Er knurrt und zweifelt, legt sich auf den Bauch, + Er wedelt. Alles Hundebrauch. + + FAUST: + Geselle dich zu uns! Komm hier! + + WAGNER: + Es ist ein pudelnärrisch Tier. + Du stehest still, er wartet auf; + Du sprichst ihn an, er strebt an dir hinauf; + Verliere was, er wird es bringen, + Nach deinem Stock ins Wasser springen. + + FAUST: + Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur + Von einem Geist, und alles ist Dressur. + + WAGNER: + Dem Hunde, wenn er gut gezogen, + Wird selbst ein weiser Mann gewogen. + Ja, deine Gunst verdient er ganz und gar, + Er, der Studenten trefflicher Skolar. + (Sie gehen in das Stadttor.) + + + + Studierzimmer + + Faust mit dem Pudel hereintretend. + + + FAUST: + Verlassen hab ich Feld und Auen, + Die eine tiefe Nacht bedeckt, + Mit ahnungsvollem, heil'gem Grauen + In uns die beßre Seele weckt. + Entschlafen sind nun wilde Triebe + Mit jedem ungestümen Tun; + Es reget sich die Menschenliebe, + Die Liebe Gottes regt sich nun. Sei ruhig, Pudel! renne nicht hin und + wider! + An der Schwelle was schnoperst du hier? + Lege dich hinter den Ofen nieder, + Mein bestes Kissen geb ich dir. + Wie du draußen auf dem bergigen Wege + Durch Rennen und Springen ergetzt uns hast, + So nimm nun auch von mir die Pflege, + Als ein willkommner stiller Gast. Ach wenn in unsrer engen Zelle + Die Lampe freundlich wieder brennt, + Dann wird's in unserm Busen helle, + Im Herzen, das sich selber kennt. + Vernunft fängt wieder an zu sprechen, + Und Hoffnung wieder an zu blühn, + Man sehnt sich nach des Lebens Bächen, + Ach! nach des Lebens Quelle hin. Knurre nicht, Pudel! Zu den heiligen + Tönen, + Die jetzt meine ganze Seel umfassen, + Will der tierische Laut nicht passen. + Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen, + Was sie nicht verstehn, + Daß sie vor dem Guten und Schönen, + Das ihnen oft beschwerlich ist, murren; + Will es der Hund, wie sie, beknurren? + + Aber ach! schon fühl ich, bei dem besten Willen, + Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen. + Aber warum muß der Strom so bald versiegen, + Und wir wieder im Durste liegen? + Davon hab ich so viel Erfahrung. + Doch dieser Mangel läßt sich ersetzen, + Wir lernen das Überirdische schätzen, + Wir sehnen uns nach Offenbarung, + Die nirgends würd'ger und schöner brennt + Als in dem Neuen Testament. + Mich drängt's, den Grundtext aufzuschlagen, + Mit redlichem Gefühl einmal + Das heilige Original + In mein geliebtes Deutsch zu übertragen, + (Er schlägt ein Volum auf und schickt sich an.) + + Geschrieben steht: "Im Anfang war das Wort!" + Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? + Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, + Ich muß es anders übersetzen, + Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin. + Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn. + Bedenke wohl die erste Zeile, + Daß deine Feder sich nicht übereile! + Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? + Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft! + Doch, auch indem ich dieses niederschreibe, + Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe. + Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat + Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat! + + Soll ich mit dir das Zimmer teilen, + Pudel, so laß das Heulen, + So laß das Bellen! + Solch einen störenden Gesellen + Mag ich nicht in der Nähe leiden. + Einer von uns beiden + Muß die Zelle meiden. + Ungern heb ich das Gastrecht auf, + Die Tür ist offen, hast freien Lauf. + Aber was muß ich sehen! + Kann das natürlich geschehen? + Ist es Schatten? ist's Wirklichkeit? + Wie wird mein Pudel lang und breit! + Er hebt sich mit Gewalt, + Das ist nicht eines Hundes Gestalt! + Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus! + Schon sieht er wie ein Nilpferd aus, + Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebiß. + Oh! du bist mir gewiß! + Für solche halbe Höllenbrut + Ist Salomonis Schlüssel gut. + GEISTER (auf dem Gange): + Drinnen gefangen ist einer! + Bleibet haußen, folg ihm keiner! + Wie im Eisen der Fuchs, + Zagt ein alter Höllenluchs. + Aber gebt acht! + Schwebet hin, schwebet wider, + Auf und nieder, + Und er hat sich losgemacht. + Könnt ihr ihm nützen, + Laßt ihn nicht sitzen! + Denn er tat uns allen + Schon viel zu Gefallen. + + FAUST: + Erst zu begegnen dem Tiere, + Brauch ich den Spruch der Viere: Salamander soll glühen, + Undene sich winden, + Sylphe verschwinden, + Kobold sich mühen. Wer sie nicht kennte + Die Elemente, + Ihre Kraft + Und Eigenschaft, + Wäre kein Meister + Über die Geister. Verschwind in Flammen, + Salamander! + Rauschend fließe zusammen, + Undene! + Leucht in Meteoren-Schöne, + Sylphe! + Bring häusliche Hülfe, + Incubus! Incubus! + Tritt hervor und mache den Schluß! Keines der Viere + Steckt in dem Tiere. + Es liegt ganz ruhig und grinst mich an; + Ich hab ihm noch nicht weh getan. + Du sollst mich hören + Stärker beschwören. Bist du, Geselle + Ein Flüchtling der Hölle? + So sieh dies Zeichen + Dem sie sich beugen, + Die schwarzen Scharen! Schon schwillt es auf mit borstigen Haaren. + Verworfnes Wesen! + Kannst du ihn lesen? + Den nie Entsproßnen, + Unausgesprochnen, + Durch alle Himmel Gegoßnen, + Freventlich Durchstochnen? Hinter den Ofen gebannt, + Schwillt es wie ein Elefant + Den ganzen Raum füllt es an, + Es will zum Nebel zerfließen. + Steige nicht zur Decke hinan! + Lege dich zu des Meisters Füßen! + Du siehst, daß ich nicht vergebens drohe. + Ich versenge dich mit heiliger Lohe! + Erwarte nicht + Das dreimal glühende Licht! + Erwarte nicht + Die stärkste von meinen Künsten! + (Mephistopheles tritt, indem der Nebel fällt, gekleidet wie ein + fahrender Scholastikus, hinter dem Ofen hervor.) + + MEPHISTOPHELES: + Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten? + + FAUST: + Das also war des Pudels Kern! + Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen. + + MEPHISTOPHELES: + Ich salutiere den gelehrten Herrn! + Ihr habt mich weidlich schwitzen machen. + + FAUST: + Wie nennst du dich? + + MEPHISTOPHELES: + Die Frage scheint mir klein Für einen, der das Wort so sehr verachtet, + Der, weit entfernt von allem Schein, + Nur in der Wesen Tiefe trachtet. + + FAUST: + Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen + Gewöhnlich aus dem Namen lesen, + Wo es sich allzu deutlich weist, + Wenn man euch Fliegengott, Verderber, Lügner heißt. + Nun gut, wer bist du denn? + + MEPHISTOPHELES: + Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute + schafft. + + FAUST: + Was ist mit diesem Rätselwort gemeint? + + MEPHISTOPHELES: + Ich bin der Geist, der stets verneint! + Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, + Ist wert, daß es zugrunde geht; + Drum besser wär's, daß nichts entstünde. + So ist denn alles, was ihr Sünde, + Zerstörung, kurz, das Böse nennt, + Mein eigentliches Element. + + FAUST: + Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir? + + MEPHISTOPHELES: + Bescheidne Wahrheit sprech ich dir. + Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt + Gewöhnlich für ein Ganzes hält- + Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war + Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar + Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht + Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht, + Und doch gelingt's ihm nicht, da es, so viel es strebt, + Verhaftet an den Körpern klebt. + Von Körpern strömt's, die Körper macht es schön, + Ein Körper hemmt's auf seinem Gange; + So, hoff ich, dauert es nicht lange, + Und mit den Körpern wird's zugrunde gehn. + + FAUST: + Nun kenn ich deine würd'gen Pflichten! + Du kannst im Großen nichts vernichten + Und fängst es nun im Kleinen an. + + MEPHISTOPHELES: + Und freilich ist nicht viel damit getan. + Was sich dem Nichts entgegenstellt, + Das Etwas, diese plumpe Welt + So viel als ich schon unternommen + Ich wußte nicht ihr beizukommen + Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand- + Geruhig bleibt am Ende Meer und Land! + Und dem verdammten Zeug, der Tier- und Menschenbrut, + Dem ist nun gar nichts anzuhaben: + Wie viele hab ich schon begraben! + Und immer zirkuliert ein neues, frisches Blut. + So geht es fort, man möchte rasend werden! + Der Luft, dem Wasser wie der Erden + Entwinden tausend Keime sich, + Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten! + Hätt ich mir nicht die Flamme vorbehalten, + Ich hätte nichts Aparts für mich. + + FAUST: + So setzest du der ewig regen, + Der heilsam schaffenden Gewalt + Die kalte Teufelsfaust entgegen, + Die sich vergebens tückisch ballt! + Was anders suche zu beginnen + Des Chaos wunderlicher Sohn! + + MEPHISTOPHELES: + Wir wollen wirklich uns besinnen, + Die nächsten Male mehr davon! + Dürft ich wohl diesmal mich entfernen? + + FAUST: + Ich sehe nicht, warum du fragst. + Ich habe jetzt dich kennen lernen + Besuche nun mich, wie du magst. + Hier ist das Fenster, hier die Türe, + Ein Rauchfang ist dir auch gewiß. + + MEPHISTOPHELES: + Gesteh ich's nur! daß ich hinausspaziere, + Verbietet mir ein kleines Hindernis, + Der Drudenfuß auf Eurer Schwelle- + + FAUST: + Das Pentagramma macht dir Pein? + Ei sage mir, du Sohn der Hölle, + Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein? + Wie ward ein solcher Geist betrogen? + + MEPHISTOPHELES: + Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen: + Der eine Winkel, der nach außen zu, + Ist, wie du siehst, ein wenig offen. + + FAUST: + Das hat der Zufall gut getroffen! + Und mein Gefangner wärst denn du? + Das ist von ungefähr gelungen! + + MEPHISTOPHELES: + Der Pudel merkte nichts, als er hereingesprungen, + Die Sache sieht jetzt anders aus: + Der Teufel kann nicht aus dem Haus. + + FAUST: + Doch warum gehst du nicht durchs Fenster? + + MEPHISTOPHELES: + 's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster: + Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus. + Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte. + + FAUST: + Die Hölle selbst hat ihre Rechte? + Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt, + Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen? + + MEPHISTOPHELES: + Was man verspricht, das sollst du rein genießen, + Dir wird davon nichts abgezwackt. + Doch das ist nicht so kurz zu fassen, + Und wir besprechen das zunächst + Doch jetzo bitt ich, hoch und höchst, + Für dieses Mal mich zu entlassen. + + FAUST: + So bleibe doch noch einen Augenblick, + Um mir erst gute Mär zu sagen. + + MEPHISTOPHELES: + Jetzt laß mich los! ich komme bald zurück; + Dann magst du nach Belieben fragen. + + FAUST: + Ich habe dir nicht nachgestellt, + Bist du doch selbst ins Garn gegangen. + Den Teufel halte, wer ihn hält! + Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen. + + MEPHISTOPHELES: + Wenn dir's beliebt, so bin ich auch bereit, + Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben; + Doch mit Bedingnis, dir die Zeit + Durch meine Künste würdig zu vertreiben. + + FAUST: + Ich seh es gern, das steht dir frei; + Nur daß die Kunst gefällig sei! + + MEPHISTOPHELES: + Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen + In dieser Stunde mehr gewinnen + Als in des Jahres Einerlei. + Was dir die zarten Geister singen, + Die schönen Bilder, die sie bringen, + Sind nicht ein leeres Zauberspiel. + Auch dein Geruch wird sich ergetzen, + Dann wirst du deinen Gaumen letzen, + Und dann entzückt sich dein Gefühl. + Bereitung braucht es nicht voran, + Beisammen sind wir, fanget an! + + GEISTER: + Schwindet, ihr dunkeln + Wölbungen droben! + Reizender schaue + Freundlich der blaue + Äther herein! + Wären die dunkeln + Wolken zerronnen! + Sternelein funkeln, + Mildere Sonnen + Scheinen darein. + Himmlischer Söhne + Geistige Schöne, + Schwankende Beugung + Schwebet vorüber. + Sehnende Neigung + Folget hinüber; + Und der Gewänder + Flatternde Bänder + Decken die Länder, + Decken die Laube, + Wo sich fürs Leben, + Tief in Gedanken, + Liebende geben. + Laube bei Laube! + Sprossende Ranken! + Lastende Traube + Stürzt ins Behälter + Drängender Kelter, + Stürzen in Bächen + Schäumende Weine, + Rieseln durch reine, + Edle Gesteine, + Lassen die Höhen + Hinter sich liegen, + Breiten zu Seen + Sich ums Genüge + Grünender Hügel. + Und das Geflügel + Schlürfet sich Wonne, + Flieget der Sonne, + Flieget den hellen + Inseln entgegen, + Die sich auf Wellen + Gauklend bewegen; + Wo wir in Chören + Jauchzende hören, + Über den Auen + Tanzende schauen, + Die sich im Freien + Alle zerstreuen. + Einige klimmen + Über die Höhen, + Andere schwimmen + Über die Seen, + Andere schweben; + Alle zum Leben, + Alle zur Ferne + Liebender Sterne, + Seliger Huld. + + MEPHISTOPHELES: + Er schläft! So recht, ihr luft'gen zarten Jungen! + Ihr habt ihn treulich eingesungen! + Für dies Konzert bin ich in eurer Schuld. + Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten! + Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten, + Versenkt ihn in ein Meer des Wahns; + Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten, + Bedarf ich eines Rattenzahns. + Nicht lange brauch ich zu beschwören, + Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören. + + Der Herr der Ratten und der Mäuse, + Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse + Befiehlt dir, dich hervor zu wagen + Und diese Schwelle zu benagen, + So wie er sie mit Öl betupft- + Da kommst du schon hervorgehupft! + Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte, + Sie sitzt ganz vornen an der Kante. + Noch einen Biß, so ist's geschehn.- + Nun, Fauste, träume fort, bis wir uns wiedersehn. + + FAUST (erwachend): + Bin ich denn abermals betrogen? + Verschwindet so der geisterreiche Drang + Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen, + Und daß ein Pudel mir entsprang? + + + + Studierzimmer + + Faust. Mephistopheles. + + + FAUST: + Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen? + + MEPHISTOPHELES: + Ich bin's. + + FAUST: + Herein! + + MEPHISTOPHELES: + Du mußt es dreimal sagen. + + FAUST: + Herein denn! + + MEPHISTOPHELES: + So gefällst du mir. Wir werden, hoff ich, uns vertragen; + Denn dir die Grillen zu verjagen, + Bin ich als edler Junker hier, + In rotem, goldverbrämtem Kleide, + Das Mäntelchen von starrer Seide, + Die Hahnenfeder auf dem Hut, + Mit einem langen, spitzen Degen, + Und rate nun dir, kurz und gut, + Dergleichen gleichfalls anzulegen; + Damit du, losgebunden, frei, + Erfahrest, was das Leben sei. + + FAUST: + In jedem Kleide werd ich wohl die Pein + Des engen Erdelebens fühlen. + Ich bin zu alt, um nur zu spielen, + Zu jung, um ohne Wunsch zu sein. + Was kann die Welt mir wohl gewähren? + Entbehren sollst du! sollst entbehren! + Das ist der ewige Gesang, + Der jedem an die Ohren klingt, + Den, unser ganzes Leben lang, + Uns heiser jede Stunde singt. + Nur mit Entsetzen wach ich morgens auf, + Ich möchte bittre Tränen weinen, + Den Tag zu sehn, der mir in seinem Lauf + Nicht einen Wunsch erfüllen wird, nicht einen, + Der selbst die Ahnung jeder Lust + Mit eigensinnigem Krittel mindert, + Die Schöpfung meiner regen Brust + Mit tausend Lebensfratzen hindert. + Auch muß ich, wenn die Nacht sich niedersenkt, + Mich ängstlich auf das Lager strecken; + Auch da wird keine Rast geschenkt, + Mich werden wilde Träume schrecken. + Der Gott, der mir im Busen wohnt, + Kann tief mein Innerstes erregen; + Der über allen meinen Kräften thront, + Er kann nach außen nichts bewegen; + Und so ist mir das Dasein eine Last, + Der Tod erwünscht, das Leben mir verhaßt. + + MEPHISTOPHELES: + Und doch ist nie der Tod ein ganz willkommner Gast. + + FAUST: + O selig der, dem er im Siegesglanze + Die blut'gen Lorbeern um die Schläfe windet, + Den er, nach rasch durchrastem Tanze, + In eines Mädchens Armen findet! + O wär ich vor des hohen Geistes Kraft + Entzückt, entseelt dahin gesunken! + + MEPHISTOPHELES: + Und doch hat jemand einen braunen Saft, + In jener Nacht, nicht ausgetrunken. + + FAUST: + Das Spionieren, scheint's, ist deine Lust. + + MEPHISTOPHELES: + Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt. + + FAUST: + Wenn aus dem schrecklichen Gewühle + Ein süß bekannter Ton mich zog, + Den Rest von kindlichem Gefühle + Mit Anklang froher Zeit betrog, + So fluch ich allem, was die Seele + Mit Lock- und Gaukelwerk umspannt, + Und sie in diese Trauerhöhle + Mit Blend- und Schmeichelkräften bannt! + Verflucht voraus die hohe Meinung + Womit der Geist sich selbst umfängt! + Verflucht das Blenden der Erscheinung, + Die sich an unsre Sinne drängt! + Verflucht, was uns in Träumen heuchelt + Des Ruhms, der Namensdauer Trug! + Verflucht, was als Besitz uns schmeichelt, + Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug! + Verflucht sei Mammon, wenn mit Schätzen + Er uns zu kühnen Taten regt, + Wenn er zu müßigem Ergetzen + Die Polster uns zurechte legt! + Fluch sei dem Balsamsaft der Trauben! + Fluch jener höchsten Liebeshuld! + Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben, + Und Fluch vor allen der Geduld! + + GEISTERCHOR (unsichtbar): + Weh! weh! + Du hast sie zerstört + Die schöne Welt, + Mit mächtiger Faust; + Sie stürzt, sie zerfällt! + Ein Halbgott hat sie zerschlagen! + Wir tragen + Die Trümmern ins Nichts hinüber, + Und klagen + Über die verlorne Schöne. + Mächtiger + Der Erdensöhne, + Prächtiger + Baue sie wieder, + In deinem Busen baue sie auf! + Neuen Lebenslauf + Beginne, + Mit hellem Sinne, + Und neue Lieder + Tönen darauf! + + MEPHISTOPHELES: + Dies sind die Kleinen + Von den Meinen. + Höre, wie zu Lust und Taten + Altklug sie raten! + In die Welt weit, + Aus der Einsamkeit + Wo Sinnen und Säfte stocken, + Wollen sie dich locken. Hör auf, mit deinem Gram zu spielen, + Der, wie ein Geier, dir am Leben frißt; + Die schlechteste Gesellschaft läßt dich fühlen, + Daß du ein Mensch mit Menschen bist. + Doch so ist's nicht gemeint + Dich unter das Pack zu stoßen. + Ich bin keiner von den Großen; + Doch willst du, mit mir vereint, + Deine Schritte durchs Leben nehmen, + So will ich mich gern bequemen, + Dein zu sein, auf der Stelle. + Ich bin dein Geselle, + Und mach ich dir's recht, + Bin ich dein Diener, bin dein Knecht! + + FAUST: + Und was soll ich dagegen dir erfüllen? + + MEPHISTOPHELES: + Dazu hast du noch eine lange Frist. + + FAUST: + Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist + Und tut nicht leicht um Gottes willen, + Was einem andern nützlich ist. + Sprich die Bedingung deutlich aus; + Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus. + + MEPHISTOPHELES: + Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden, + Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn; + Wenn wir uns drüben wiederfinden, + So sollst du mir das gleiche tun. + + FAUST: + Das Drüben kann mich wenig kümmern; + Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern, + Die andre mag darnach entstehn. + Aus dieser Erde quillen meine Freuden, + Und diese Sonne scheinet meinen Leiden; + Kann ich mich erst von ihnen scheiden, + Dann mag, was will und kann, geschehn. + Davon will ich nichts weiter hören, + Ob man auch künftig haßt und liebt, + Und ob es auch in jenen Sphären + Ein Oben oder Unten gibt. + + MEPHISTOPHELES: + In diesem Sinne kannst du's wagen. + Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen, + Mit Freuden meine Künste sehn, + Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn. + + FAUST: + Was willst du armer Teufel geben? + Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben, + Von deinesgleichen je gefaßt? + Doch hast du Speise, die nicht sättigt, hast + Du rotes Gold, das ohne Rast, + Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, + Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt, + Ein Mädchen, das an meiner Brust + Mit Äugeln schon dem Nachbar sich verbindet, + Der Ehre schöne Götterlust, + Die, wie ein Meteor, verschwindet? + Zeig mir die Frucht, die fault, eh man sie bricht, + Und Bäume, die sich täglich neu begrünen! + + MEPHISTOPHELES: + Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht, + Mit solchen Schätzen kann ich dienen. + Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, + Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen. + + FAUST: + Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, + So sei es gleich um mich getan! + Kannst du mich schmeichelnd je belügen, + Daß ich mir selbst gefallen mag, + Kannst du mich mit Genuß betrügen- + Das sei für mich der letzte Tag! + Die Wette biet ich! + + MEPHISTOPHELES: + Topp! + + FAUST: + Und Schlag auf Schlag! Werd ich zum Augenblicke sagen: + Verweile doch! du bist so schön! + Dann magst du mich in Fesseln schlagen, + Dann will ich gern zugrunde gehn! + Dann mag die Totenglocke schallen, + Dann bist du deines Dienstes frei, + Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, + Es sei die Zeit für mich vorbei! + + MEPHISTOPHELES: + Bedenk es wohl, wir werden's nicht vergessen. + + FAUST: + Dazu hast du ein volles Recht; + Ich habe mich nicht freventlich vermessen. + Wie ich beharre, bin ich Knecht, + Ob dein, was frag ich, oder wessen. + + MEPHISTOPHELES: + Ich werde heute gleich, beim Doktorschmaus, + Als Diener meine Pflicht erfüllen. + Nur eins!- Um Lebens oder Sterbens willen + Bitt ich mir ein paar Zeilen aus. + + FAUST: + Auch was Geschriebnes forderst du Pedant? + Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt? + Ist's nicht genug, daß mein gesprochnes Wort + Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten? + Rast nicht die Welt in allen Strömen fort, + Und mich soll ein Versprechen halten? + Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt, + Wer mag sich gern davon befreien? + Beglückt, wer Treue rein im Busen trägt, + Kein Opfer wird ihn je gereuen! + Allein ein Pergament, beschrieben und beprägt, + Ist ein Gespenst, vor dem sich alle scheuen. + Das Wort erstirbt schon in der Feder, + Die Herrschaft führen Wachs und Leder. + Was willst du böser Geist von mir? + Erz, Marmor, Pergament, Papier? + Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben? + Ich gebe jede Wahl dir frei. + + MEPHISTOPHELES: + Wie magst du deine Rednerei + Nur gleich so hitzig übertreiben? + Ist doch ein jedes Blättchen gut. + Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut. + + FAUST: + Wenn dies dir völlig Gnüge tut, + So mag es bei der Fratze bleiben. + + MEPHISTOPHELES: + Blut ist ein ganz besondrer Saft. + + FAUST: + Nur keine Furcht, daß ich dies Bündnis breche! + Das Streben meiner ganzen Kraft + Ist grade das, was ich verspreche. + Ich habe mich zu hoch gebläht, + In deinen Rang gehör ich nur. + Der große Geist hat mich verschmäht, + Vor mir verschließt sich die Natur + Des Denkens Faden ist zerrissen + Mir ekelt lange vor allem Wissen. + Laß in den Tiefen der Sinnlichkeit + Uns glühende Leidenschaften stillen! + In undurchdrungnen Zauberhüllen + Sei jedes Wunder gleich bereit! + Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit, + Ins Rollen der Begebenheit! + Da mag denn Schmerz und Genuß, + Gelingen und Verdruß + Miteinander wechseln, wie es kann; + Nur rastlos betätigt sich der Mann. + + MEPHISTOPHELES: + Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt. + Beliebt's Euch, überall zu naschen, + Im Fliehen etwas zu erhaschen, + Bekomm Euch wohl, was Euch ergetzt. + Nur greift mir zu und seid nicht blöde! + + FAUST: + Du hörest ja, von Freud' ist nicht die Rede. + Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuß, + Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß. + Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist, + Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen, + Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist, + Will ich in meinem innern Selbst genießen, + Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen, + Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen, + Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern, + Und, wie sie selbst, am End auch ich zerscheitern. + + MEPHISTOPHELES: + O glaube mir, der manche tausend Jahre + An dieser harten Speise kaut + Daß von der Wiege bis zur Bahre + Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut! + Glaub unsereinem, dieses Ganze + Ist nur für einen Gott gemacht! + Er findet sich in einem ew'gen Glanze + Uns hat er in die Finsternis gebracht, + Und euch taugt einzig Tag und Nacht. + + FAUST: + Allein ich will! + + MEPHISTOPHELES: + Das läßt sich hören! Doch nur vor einem ist mir bang: + Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang. + Ich dächt, ihr ließet Euch belehren. + Assoziiert Euch mit einem Poeten, + Laßt den Herrn in Gedanken schweifen, + Und alle edlen Qualitäten + Auf Euren Ehrenscheitel häufen, + Des Löwen Mut, + Des Hirsches Schnelligkeit, + Des Italieners feurig Blut, + Des Nordens Dau'rbarkeit. + Laßt ihn Euch das Geheimnis finden, + Großmut und Arglist zu verbinden, + Und Euch, mit warmen Jugendtrieben, + Nach einem Plane zu verlieben. + Möchte selbst solch einen Herren kennen, + Würd ihn Herrn Mikrokosmus nennen. + + FAUST: + Was bin ich denn, wenn es nicht möglich ist, + Der Menschheit Krone zu erringen, + Nach der sich alle Sinne dringen? + + MEPHISTOPHELES: + Du bist am Ende- was du bist. + Setz dir Perücken auf von Millionen Locken, + Setz deinen Fuß auf ellenhohe Socken, + Du bleibst doch immer, was du bist. + + FAUST: + Ich fühl's, vergebens hab ich alle Schätze + Des Menschengeists auf mich herbeigerafft, + Und wenn ich mich am Ende niedersetze, + Quillt innerlich doch keine neue Kraft; + Ich bin nicht um ein Haar breit höher, + Bin dem Unendlichen nicht näher. + + MEPHISTOPHELES: + Mein guter Herr, Ihr seht die Sachen, + Wie man die Sachen eben sieht; + Wir müssen das gescheiter machen, + Eh uns des Lebens Freude flieht. + Was Henker! freilich Händ und Füße + Und Kopf und Hintern, die sind dein; + Doch alles, was ich frisch genieße, + Ist das drum weniger mein? + Wenn ich sechs Hengste zahlen kann, + Sind ihre Kräfte nicht die meine? + Ich renne zu und bin ein rechter Mann, + Als hätt ich vierundzwanzig Beine. + Drum frisch! Laß alles Sinnen sein, + Und grad mit in die Welt hinein! + Ich sag es dir: ein Kerl, der spekuliert, + Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide + Von einem bösen Geist im Kreis herum geführt, + Und rings umher liegt schöne grüne Weide. + + FAUST: + Wie fangen wir das an? + + MEPHISTOPHELES: + Wir gehen eben fort. Was ist das für ein Marterort? + Was heißt das für ein Leben führen, + Sich und die Jungens ennuyieren? + Laß du das dem Herrn Nachbar Wanst! + Was willst du dich das Stroh zu dreschen plagen? + Das Beste, was du wissen kannst, + Darfst du den Buben doch nicht sagen. + Gleich hör ich einen auf dem Gange! + + FAUST: + Mir ist's nicht möglich, ihn zu sehn. + + MEPHISTOPHELES: + Der arme Knabe wartet lange, + Der darf nicht ungetröstet gehn. + Komm, gib mir deinen Rock und Mütze; + Die Maske muß mir köstlich stehn. (Er kleidet sich um.) + Nun überlaß es meinem Witze! + Ich brauche nur ein Viertelstündchen Zeit; + Indessen mache dich zur schönen Fahrt bereit! + (Faust ab.) + + MEPHISTOPHELES (in Fausts langem Kleide): + Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, + Des Menschen allerhöchste Kraft, + Laß nur in Blend- und Zauberwerken + Dich von dem Lügengeist bestärken, + So hab ich dich schon unbedingt- + Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben, + Der ungebändigt immer vorwärts dringt, + Und dessen übereiltes Streben + Der Erde Freuden überspringt. + Den schlepp ich durch das wilde Leben, + Durch flache Unbedeutenheit, + Er soll mir zappeln, starren, kleben, + Und seiner Unersättlichkeit + Soll Speis und Trank vor gier'gen Lippen schweben; + Er wird Erquickung sich umsonst erflehn, + Und hätt er sich auch nicht dem Teufel übergeben, + Er müßte doch zugrunde gehn! + (Ein SCHÜLER tritt auf.) + + SCHÜLER: + Ich bin allhier erst kurze Zeit, + Und komme voll Ergebenheit, + Einen Mann zu sprechen und zu kennen, + Den alle mir mit Ehrfucht nennen. + + MEPHISTOPHELES: + Eure Höflichkeit erfreut mich sehr! + Ihr seht einen Mann wie andre mehr. + Habt Ihr Euch sonst schon umgetan? + + SCHÜLER: + Ich bitt Euch, nehmt Euch meiner an! + Ich komme mit allem guten Mut, + Leidlichem Geld und frischem Blut; + Meine Mutter wollte mich kaum entfernen; + Möchte gern was Rechts hieraußen lernen. + + MEPHISTOPHELES: + Da seid Ihr eben recht am Ort. + + SCHÜLER: + Aufrichtig, möchte schon wieder fort: + In diesen Mauern, diesen Hallen + Will es mir keineswegs gefallen. + Es ist ein gar beschränkter Raum, + Man sieht nichts Grünes, keinen Baum, + Und in den Sälen, auf den Bänken, + Vergeht mir Hören, Sehn und Denken. + + MEPHISTOPHELES: + Das kommt nur auf Gewohnheit an. + So nimmt ein Kind der Mutter Brust + Nicht gleich im Anfang willig an, + Doch bald ernährt es sich mit Lust. + So wird's Euch an der Weisheit Brüsten + Mit jedem Tage mehr gelüsten. + + SCHÜLER: + An ihrem Hals will ich mit Freuden hangen; + Doch sagt mir nur, wie kann ich hingelangen? + + MEPHISTOPHELES: + Erklärt Euch, eh Ihr weiter geht, + Was wählt Ihr für eine Fakultät? + + SCHÜLER: + Ich wünschte recht gelehrt zu werden, + Und möchte gern, was auf der Erden + Und in dem Himmel ist, erfassen, + Die Wissenschaft und die Natur. + + MEPHISTOPHELES: + Da seid Ihr auf der rechten Spur; + Doch müßt Ihr Euch nicht zerstreuen lassen. + + SCHÜLER: + Ich bin dabei mit Seel und Leib; + Doch freilich würde mir behagen + Ein wenig Freiheit und Zeitvertreib + An schönen Sommerfeiertagen. + + MEPHISTOPHELES: + Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen, + Doch Ordnung lehrt Euch Zeit gewinnen. + Mein teurer Freund, ich rat Euch drum + Zuerst Collegium Logicum. + Da wird der Geist Euch wohl dressiert, + In spanische Stiefeln eingeschnürt, + Daß er bedächtiger so fortan + Hinschleiche die Gedankenbahn, + Und nicht etwa, die Kreuz und Quer, + Irrlichteliere hin und her. + Dann lehret man Euch manchen Tag, + Daß, was Ihr sonst auf einen Schlag + Getrieben, wie Essen und Trinken frei, + Eins! Zwei! Drei! dazu nötig sei. + Zwar ist's mit der Gedankenfabrik + Wie mit einem Weber-Meisterstück, + Wo ein Tritt tausend Fäden regt, + Die Schifflein herüber hinüber schießen, + Die Fäden ungesehen fließen, + Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt. + Der Philosoph, der tritt herein + Und beweist Euch, es müßt so sein: + Das Erst wär so, das Zweite so, + Und drum das Dritt und Vierte so; + Und wenn das Erst und Zweit nicht wär, + Das Dritt und Viert wär nimmermehr. + Das preisen die Schüler allerorten, + Sind aber keine Weber geworden. + Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben, + Sucht erst den Geist heraus zu treiben, + Dann hat er die Teile in seiner Hand, + Fehlt, leider! nur das geistige Band. + Encheiresin naturae nennt's die Chemie, + Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie. + + SCHÜLER: + Kann Euch nicht eben ganz verstehen. + + MEPHISTOPHELES: + Das wird nächstens schon besser gehen, + Wenn Ihr lernt alles reduzieren + Und gehörig klassifizieren. + + SCHÜLER: + Mir wird von alledem so dumm, + Als ging, mir ein Mühlrad im Kopf herum. + + MEPHISTOPHELES: + Nachher, vor allen andern Sachen, + Müßt Ihr Euch an die Metaphysik machen! + Da seht, daß Ihr tiefsinnig faßt, + Was in des Menschen Hirn nicht paßt; + Für was drein geht und nicht drein geht, + Ein prächtig Wort zu Diensten steht. + Doch vorerst dieses halbe Jahr + Nehmt ja der besten Ordnung wahr. + Fünf Stunden habt Ihr jeden Tag; + Seid drinnen mit dem Glockenschlag! + Habt Euch vorher wohl präpariert, + Paragraphos wohl einstudiert, + Damit Ihr nachher besser seht, + Daß er nichts sagt, als was im Buche steht; + Doch Euch des Schreibens ja befleißt, + Als diktiert, Euch der Heilig Geist! + + SCHÜLER: + Das sollt Ihr mir nicht zweimal sagen! + Ich denke mir, wie viel es nützt + Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, + Kann man getrost nach Hause tragen. + + MEPHISTOPHELES: + Doch wählt mir eine Fakultät! + + SCHÜLER: + Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen. + + MEPHISTOPHELES: + Ich kann es Euch so sehr nicht übel nehmen, + Ich weiß, wie es um diese Lehre steht. + Es erben sich Gesetz' und Rechte + Wie eine ew'ge Krankheit fort; + Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte, + Und rücken sacht von Ort zu Ort. + Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage; + Weh dir, daß du ein Enkel bist! + Vom Rechte, das mit uns geboren ist, + Von dem ist, leider! nie die Frage. + + SCHÜLER: + Mein Abscheu wird durch Euch vermehrt. + O glücklich der, den Ihr belehrt! + Fast möcht ich nun Theologie studieren. + + MEPHISTOPHELES: + Ich wünschte nicht, Euch irre zu führen. + Was diese Wissenschaft betrifft, + Es ist so schwer, den falschen Weg zu meiden, + Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, + Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden. + Am besten ist's auch hier, wenn Ihr nur einen hört, + Und auf des Meisters Worte schwört. + Im ganzen- haltet Euch an Worte! + Dann geht Ihr durch die sichre Pforte + Zum Tempel der Gewißheit ein. + + SCHÜLER: + Doch ein Begriff muß bei dem Worte sein. + MEPHISTOPHELES: + Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen + Denn eben wo Begriffe fehlen, + Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. + Mit Worten läßt sich trefflich streiten, + Mit Worten ein System bereiten, + An Worte läßt sich trefflich glauben, + Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben. + + SCHÜLER: + Verzeiht, ich halt Euch auf mit vielen Fragen, + Allem ich muß Euch noch bemühn. + Wollt Ihr mir von der Medizin + Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen? + Drei Jahr ist eine kurze Zeit, + Und, Gott! das Feld ist gar zu weit. + Wenn man einen Fingerzeig nur hat, + Läßt sich's schon eher weiter fühlen. + + MEPHISTOPHELES (für sich): + Ich bin des trocknen Tons nun satt, + Muß wieder recht den Teufel spielen. + (Laut.) Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen; + Ihr durchstudiert die groß, und kleine Welt, + Um es am Ende gehn zu lassen, + Wie's Gott gefällt. + Vergebens, daß Ihr ringsum wissenschaftlich schweift, + Ein jeder lernt nur, was er lernen kann; + Doch der den Augenblick ergreift, + Das ist der rechte Mann. + Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut, + An Kühnheit wird's Euch auch nicht fehlen, + Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut, + Vertrauen Euch die andern Seelen. + Besonders lernt die Weiber führen; + Es ist ihr ewig Weh und Ach + So tausendfach + Aus einem Punkte zu kurieren, + Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut, + Dann habt Ihr sie all unterm Hut. + Ein Titel muß sie erst vertraulich machen, + Daß Eure Kunst viel Künste übersteigt; + Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen, + Um die ein andrer viele Jahre streicht, + Versteht das Pülslein wohl zu drücken, + Und fasset sie, mit feurig schlauen Blicken, + Wohl um die schlanke Hüfte frei, + Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei. + + SCHÜLER: + Das sieht schon besser aus! Man sieht doch, wo und wie. + + MEPHISTOPHELES: + Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, + Und grün des Lebens goldner Baum. + + SCHÜLER: + Ich schwör Euch zu, mir ist's als wie ein Traum. + Dürft ich Euch wohl ein andermal beschweren, + Von Eurer Weisheit auf den Grund zu hören? + + MEPHISTOPHELES: + Was ich vermag, soll gern geschehn. + + SCHÜLER: + Ich kann unmöglich wieder gehn, + Ich muß Euch noch mein Stammbuch überreichen, + Gönn Eure Gunst mir dieses Zeichen! + + MEPHISTOPHELES: + Sehr wohl. + (Er schreibt und gibt's.) + + SCHÜLER (liest): + Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum. + (Macht's ehrerbietig zu und empfiehlt sich.) + + MEPHISTOPHELES: + Folg nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange, + Dir wird gewiß einmal bei deiner Gottähnlichkeit bange! + (Faust tritt auf.) + + FAUST: + Wohin soll es nun gehn? + + MEPHISTOPHELES: + Wohin es dir gefällt. + Wir sehn die kleine, dann die große Welt. + Mit welcher Freude, welchem Nutzen + Wirst du den Cursum durchschmarutzen! + + FAUST: + Allein bei meinem langen Bart + Fehlt mir die leichte Lebensart. + Es wird mir der Versuch nicht glücken; + Ich wußte nie mich in die Welt zu schicken. + Vor andern fühl ich mich so klein; + Ich werde stets verlegen sein. + + MEPHISTOPHELES: + Mein guter Freund, das wird sich alles geben; + Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben. + + FAUST: + Wie kommen wir denn aus dem Haus? + Wo hast du Pferde, Knecht und Wagen? + + MEPHISTOPHELES: + Wir breiten nur den Mantel aus, + Der soll uns durch die Lüfte tragen. + Du nimmst bei diesem kühnen Schritt + Nur keinen großen Bündel mit. + Ein bißchen Feuerluft, die ich bereiten werde, + Hebt uns behend von dieser Erde. + Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf; + Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf! + + + + Auerbachs Keller in Leipzig + + Zeche lustiger Gesellen. + + + FROSCH: + Will keiner trinken? keiner lachen? + Ich will euch lehren Gesichter machen! + Ihr seid ja heut wie nasses Stroh, + Und brennt sonst immer lichterloh. + + BRANDER: + Das liegt an dir; du bringst ja nichts herbei, + Nicht eine Dummheit, keine Sauerei. + + FROSCH (giesst ihm ein Glas Wein über den Kopf): + Da hast du beides! + + BRANDER: + Doppelt Schwein! + + FROSCH: + Ihr wollt es ja, man soll es sein! + + SIEBEL: + Zur Tür hinaus, er sich entzweit! + Mit offner Brust singt Runda, sauft und schreit! + Auf! Holla! Ho! + + ALTMAYER: + Weh mir, ich bin verloren! Baumwolle her! der Kerl sprengt mir die Ohren. + + SIEBEL: + Wenn das Gewölbe widerschallt, + Fühlt man erst recht des Basses Grundgewalt. + + FROSCH: + So recht, hinaus mit dem, der etwas übel nimmt! + A! tara lara da! + + ALTMAYER: + A! tara lara da! + + FROSCH: + Die Kehlen sind gestimmt. + (Singt.) + Das liebe Heil'ge Röm'sche Reich, + Wie hält's nur noch zusammen? + + BRANDER: + Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied + Ein leidig Lied! Dankt Gott mit jedem Morgen, + Daß ihr nicht braucht fürs Röm'sche Reich zu sorgen! + Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn, + Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin. + Doch muß auch uns ein Oberhaupt nicht fehlen; + Wir wollen einen Papst erwählen. + Ihr wißt, welch eine Qualität + Den Ausschlag gibt, den Mann erhöht. + + FROSCH (singt): + Schwing dich auf, Frau Nachtigall, + Grüß mir mein Liebchen zehentausendmal. + + SIEBEL: + Dem Liebchen keinen Gruß! ich will davon nichts hören! + + FROSCH: + Dem Liebchen Gruß und Kuß! du wirst mir's nicht verwehren! + + (Singt.) + Riegel auf! in stiller Nacht. + Riegel auf! der Liebste wacht. + Riegel zu! des Morgens früh. + + SIEBEL: + Ja, singe, singe nur und lob und rühme sie! + Ich will zu meiner Zeit schon lachen. + Sie hat mich angeführt, dir wird sie's auch so machen. + Zum Liebsten sei ein Kobold ihr beschert! + Der mag mit ihr auf einem Kreuzweg schäkern; + Ein alter Bock, wenn er vom Blocksberg kehrt, + Mag im Galopp noch gute Nacht ihr meckern! + Ein braver Kerl von echtem Fleisch und Blut + Ist für die Dirne viel zu gut. + Ich will von keinem Gruße wissen, + Als ihr die Fenster eingeschmissen + + BRANDER (auf den Tisch schlagend): + Paßt auf! paßt auf! Gehorchet mir! + Ihr Herrn, gesteht, ich weiß zu leben + Verliebte Leute sitzen hier, + Und diesen muß, nach Standsgebühr, + Zur guten Nacht ich was zum besten geben. + Gebt acht! Ein Lied vom neusten Schnitt! + Und singt den Rundreim kräftig mit! + (Er singt.) + Es war eine Ratt im Kellernest, + Lebte nur von Fett und Butter, + Hatte sich ein Ränzlein angemäst't, + Als wie der Doktor Luther. + Die Köchin hatt ihr Gift gestellt; + Da ward's so eng ihr in der Welt, + Als hätte sie Lieb im Leibe. + + CHORUS (jauchzend): + Als hätte sie Lieb im Leibe. + + BRANDER: + Sie fuhr herum, sie fuhr heraus, + Und soff aus allen Pfützen, + Zernagt', zerkratzt, das ganze Haus, + Wollte nichts ihr Wüten nützen; + Sie tät gar manchen Ängstesprung, + Bald hatte das arme Tier genung, + Als hätt es Lieb im Leibe. + + CHORUS: + Als hätt es Lieb im Leibe. + + BRANDER: + Sie kam vor Angst am hellen Tag + Der Küche zugelaufen, + Fiel an den Herd und zuckt, und lag, + Und tät erbärmlich schnaufen. + Da lachte die Vergifterin noch: + Ha! sie pfeift auf dem letzten Loch, + Als hätte sie Lieb im Leibe. + + CHORUS: + Als hätte sie Lieb im Leibe. + + SIEBEL: + Wie sich die platten Bursche freuen! + Es ist mir eine rechte Kunst, + Den armen Ratten Gift zu streuen! + + BRANDER: + Sie stehn wohl sehr in deiner Gunst? + + ALTMAYER: + Der Schmerbauch mit der kahlen Platte! + Das Unglück macht ihn zahm und mild; + Er sieht in der geschwollnen Ratte + Sein ganz natürlich Ebenbild + (Faust und Mephistopheles treten auf.) + + MEPHISTOPHELES: + Ich muß dich nun vor allen Dingen + In lustige Gesellschaft bringen, + Damit du siehst, wie leicht sich's leben läßt. + Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest. + Mit wenig Witz und viel Behagen + Dreht jeder sich im engen Zirkeltanz, + Wie junge Katzen mit dem Schwanz. + Wenn sie nicht über Kopfweh klagen, + So lang der Wirt nur weiter borgt, + Sind sie vergnügt und unbesorgt. + + BRANDER: + Die kommen eben von der Reise, + Man sieht's an ihrer wunderlichen Weise; + Sie sind nicht eine Stunde hier. + + FROSCH: + Wahrhaftig, du hast recht! Mein Leipzig lob ich mir! + Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute. + + SIEBEL: + Für was siehst du die Fremden an? + + FROSCH: + Laß mich nur gehn! Bei einem vollen Glase + Zieh ich, wie einen Kinderzahn, + Den Burschen leicht die Würmer aus der Nase. + Sie scheinen mir aus einem edlen Haus, + Sie sehen stolz und unzufrieden aus. + + BRANDER: + Marktschreier sind's gewiß, ich wette! + + ALTMAYER: + Vielleicht. + + FROSCH: + Gib acht, ich schraube sie! + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Den Teufel spürt das Völkchen nie, + Und wenn er sie beim Kragen hätte. + + FAUST: + Seid uns gegrüßt, ihr Herrn! + + SIEBEL: + Viel Dank zum Gegengruß. + (Leise, Mephistopheles von der Seite ansehend.) + Was hinkt der Kerl auf einem Fuß? + + MEPHISTOPHELES: + Ist es erlaubt, uns auch zu euch zu setzen? + Statt eines guten Trunks, den man nicht haben kann + Soll die Gesellschaft uns ergetzen. + + ALTMAYER: + Ihr scheint ein sehr verwöhnter Mann. + + FROSCH: + Ihr seid wohl spät von Rippach aufgebrochen? + Habt ihr mit Herren Hans noch erst zu Nacht gespeist? + + MEPHISTOPHELES: + Heut sind wir ihn vorbeigereist! + Wir haben ihn das letztemal gesprochen. + Von seinen Vettern wußt er viel zu sagen, + Viel Grüße hat er uns an jeden aufgetragen. + (Er neigt sich gegen Frosch.) + + ALTMAYER (leise): + Da hast du's! der versteht's! + + SIEBEL: + Ein pfiffiger Patron! + + FROSCH: + Nun, warte nur, ich krieg ihn schon! + + MEPHISTOPHELES: + Wenn ich nicht irrte, hörten wir + Geübte Stimmen Chorus singen? + Gewiß, Gesang muß trefflich hier + Von dieser Wölbung widerklingen! + + FROSCH: + Seid Ihr wohrgar ein Virtuos? + + MEPHISTOPHELES: + O nein! die Kraft ist schwach, allein die Lust ist groß. + + ALTMAYER: + Gebt uns ein Lied! + + MEPHISTOPHELES: + Wenn ihr begehrt, die Menge. + + SIEBEL: + Nur auch ein nagelneues Stück! + + MEPHISTOPHELES: + Wir kommen erst aus Spanien zurück, + Dem schönen Land des Weins und der Gesänge. + (Singt). + Es war einmal ein König, + Der hatt einen großen Floh- + + FROSCH: + Horcht! Einen Froh! Habt ihr das wohl gefaßt? + Ein Floh ist mir ein saubrer Gast. + + MEPHISTOPHELES (singt): + Es war einmal ein König + Der hatt einen großen Floh, + Den liebt, er gar nicht wenig, + Als wie seinen eignen Sohn. + Da rief er seinen Schneider, + Der Schneider kam heran: + Da, miß dem Junker Kleider + Und miß ihm Hosen an! + + BRANDER: + Vergeßt nur nicht, dem Schneider einzuschärfen, + Daß er mir aufs genauste mißt, + Und daß, so lieb sein Kopf ihm ist, + Die Hosen keine Falten werfen! + + MEPHISTOPHELES: + In Sammet und in Seide + War er nun angetan + Hatte Bänder auf dem Kleide, + Hatt auch ein Kreuz daran + Und war sogleich Minister, + Und hatt einen großen Stern. + Da wurden seine Geschwister + Bei Hof auch große Herrn. + + Und Herrn und Fraun am Hofe, + Die waren sehr geplagt, + Die Königin und die Zofe + Gestochen und genagt, + Und durften sie nicht knicken, + Und weg sie jucken nicht. + Wir knicken und ersticken + Doch gleich, wenn einer sticht. + + CHORUS (jauchzend): + Wir knicken und ersticken + Doch gleich, wenn einer sticht. + + FROSCH: + Bravo! Bravo! Das war schön! + + SIEBEL: + So soll es jedem Floh ergehn! + + BRANDER: + Spitzt die Finger und packt sie fein! + + ALTMAYER: + Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein! + + MEPHISTOPHELES: + Ich tränke gern ein Glas, die Freiheit hoch zu ehren, + Wenn eure Weine nur ein bißchen besser wären. + + SIEBEL: + Wir mögen das nicht wieder hören! + + MEPHISTOPHELES: + Ich fürchte nur, der Wirt beschweret sich; + Sonst gäb ich diesen werten Gästen + Aus unserm Keller was zum besten. + + SIEBEL: + Nur immer her! ich nehm's auf mich. + + FROSCH: + Schafft Ihr ein gutes Glas, so wollen wir Euch loben. + Nur gebt nicht gar zu kleine Proben + Denn wenn ich judizieren soll, + Verlang ich auch das Maul recht voll. + + ALTMAYER (leise): + Sie sind vom Rheine, wie ich spüre. + + MEPHISTOPHELES: + Schafft einen Bohrer an! + + BRANDER: + Was soll mit dem geschehn? Ihr habt doch nicht die Fässer vor der Türe? + + ALTMAYER: + Dahinten hat der Wirt ein Körbchen Werkzeug stehn. + + MEPHISTOPHELES (nimmt den Bohrer. Zu Frosch): + Nun sagt, was wünschet Ihr zu schmecken? + + FROSCH: + Wie meint Ihr das? Habt Ihr so mancherlei? + + MEPHISTOPHELES: + Ich stell es einem jeden frei. + + ALTMAYER (zu Frosch): + Aha! du fängst schon an, die Lippen abzulecken. + + FROSCH: + Gut! wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben. + Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben. + + MEPHISTOPHELES (indem er an dem Platz, wo Frosch sitzt, ein Loch in den + Tischrand bohrt): + Verschafft ein wenig Wachs, die Pfropfen gleich zu machen! + + ALTMAYER: + Ach, das sind Taschenspielersachen. + + MEPHISTOPHELES (zu Brander): + Und Ihr? + + BRANDER: + Ich will Champagner Wein Und recht moussierend soll er sein! + (Mephistopheles bohrt; einer hat indessen die Wachspfropfen gemacht + und verstopft.) + Man kann nicht stets das Fremde meiden + Das Gute liegt uns oft so fern. + Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, + Doch ihre Weine trinkt er gern. + + SIEBEL (indem sich Mephistopheles seinem Platze nähert): + Ich muß gestehn, den sauern mag ich nicht, + Gebt mir ein Glas vom echten süßen! + + MEPHISTOPHELES (bohrt): + Euch soll sogleich Tokayer fließen. + + ALTMAYER: + Nein, Herren, seht mir ins Gesicht! + Ich seh es ein, ihr habt uns nur zum besten. + + MEPHISTOPHELES: + Ei! Ei! Mit solchen edlen Gästen + Wär es ein bißchen viel gewagt. + Geschwind! Nur grad heraus gesagt! + Mit welchem Weine kann ich dienen? + + ALTMAYER: + Mit jedem! Nur nicht lang gefragt. + (Nachdem die Löcher alle gebohrt und verstopft sind.) + + MEPHISTOPHELES (mit seltsamen Gebärden): + Trauben trägt der Weinstock! + Hörner der Ziegenbock; + Der Wein ist saftig, Holz die Reben, + Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben. + Ein tiefer Blick in die Natur! + Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt! + + ALLE (indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas + läuft): + O schöner Brunnen, der uns fließt! + + MEPHISTOPHELES: + Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt! + (Sie trinken wiederholt.) + + ALLE (singen): + Uns ist ganz kannibalisch wohl, + Als wie fünfhundert Säuen! + + MEPHISTOPHELES: + Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht! + + FAUST: + Ich hätte Lust, nun abzufahren. + + MEPHISTOPHELES: + Gib nur erst acht, die Bestialität + Wird sich gar herrlich offenbaren. + + SIEBEL (trinkt unvorsichtig, der Wein fließt auf die Erde und wird zur + Flamme): + Helft! Feuer! helft! Die Hölle brennt! + + MEPHISTOPHELES (die Flamme besprechend): + Sei ruhig, freundlich Element! + (Zu den Gesellen.) + Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer. + + SIEBEL: + Was soll das sein? Wart! Ihr bezahlt es teuer! + Es scheinet, daß Ihr uns nicht kennt. + + FROSCH: + Laß Er uns das zum zweiten Male bleiben! + + ALTMAYER: + Ich dächt, wir hießen ihn ganz sachte seitwärts gehn. + + SIEBEL: + Was, Herr? Er will sich unterstehn, + Und hier sein Hokuspokus treiben? + + MEPHISTOPHELES: + Still, altes Weinfaß! + + SIEBEL: + Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen? + + BRANDER: + Wart nur, es sollen Schläge regnen! + + ALTMAYER (zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen): + + Ich brenne! ich brenne! + + SIEBEL: + + Zauberei! + Stoßt zu! der Kerl ist vogelfrei! + (Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.) + + MEPHISTOPHELES (mit ernsthafter Gebärde): + Falsch Gebild und Wort + Verändern Sinn und Ort! + Seid hier und dort! + (Sie stehn erstaunt und sehn einander an.) + + ALTMAYER: + Wo bin ich? Welches schöne Land! + + FROSCH: + Weinberge! Seh ich recht? + + SIEBEL: + Und Trauben gleich zur Hand! + + BRANDER: + Hier unter diesem grünen Laube, + Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube! + (Er faßt Siebeln bei der Nase. Die andern tun es wechselseitig und heben + die Messer.) + + MEPHISTOPHELES (wie oben): + Irrtum, laß los der Augen Band! + Und merkt euch, wie der Teufel spaße. + (Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren auseinander. + + SIEBEL: + Was gibt s? + + ALTMAYER: + Wie? + + FROSCH: + War das deine Nase? + + BRANDER (zu Siebel): + Und deine hab ich in der Hand! + + ALTMAYER: + Es war ein Schlag, der ging durch alle Glieder! + Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder! + + FROSCH: + Nein, sagt mir nur, was ist geschehn? + + FROSCH: + Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn spüre, + Er soll mir nicht lebendig gehn! + + ALTMAYER: + Ich hab ihn selbst hinaus zur Kellertüre- + Auf einem Fasse reiten sehn-- + Es liegt mir bleischwer in den Füßen. + (Sich nach dem Tische wendend.) + Mein! Sollte wohl der Wein noch fließen? + + SIEBEL: + Betrug war alles, Lug und Schein. + + FROSCH: + Mir deuchte doch, als tränk ich Wein. + + BRANDER: + Aber wie war es mit den Trauben? + + ALTMAYER: + Nun sag mir eins, man soll kein Wunder glauben! + + + + Hexenküche. + + + Auf einem niedrigen Herd steht ein großer Kessel über dem Feuer. In dem + Dampfe, der davon in die Höhe steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten. + Eine Meerkatze sitzt bei dem Kessel und schäumt ihn und sorgt, daß er nicht + überläuft. Der Meerkater mit den Jungen sitzt darneben und wärmt sich. + Wände und Decke sind mit dem seltsamsten Hexenhausrat geschmückt. + + Faust. Mephistopheles. + + FAUST: + Mir widersteht das tolle Zauberwesen! + Versprichst du mir, ich soll genesen + In diesem Wust von Raserei? + Verlang ich Rat von einem alten Weibe? + Und schafft die Sudelköcherei + Wohl dreißig Jahre mir vom Leibe? + Weh mir, wenn du nichts Bessers weißt! + Schon ist die Hoffnung mir verschwunden. + Hat die Natur und hat ein edler Geist + Nicht irgendeinen Balsam ausgefunden? + + MEPHISTOPHELES: + Mein Freund, nun sprichst du wieder klug! + Dich zu verjüngen, gibt's auch ein natürlich Mittel; + Allein es steht in einem andern Buch, + Und ist ein wunderlich Kapitel. + + FAUST: + Ich will es wissen. + + MEPHISTOPHELES: + Gut! Ein Mittel, ohne Geld Und Arzt und Zauberei zu haben: + Begib dich gleich hinaus aufs Feld, + Fang an zu hacken und zu graben + Erhalte dich und deinen Sinn + In einem ganz beschränkten Kreise, + Ernähre dich mit ungemischter Speise, + Leb mit dem Vieh als Vieh, und acht es nicht für Raub, + Den Acker, den du erntest, selbst zu düngen; + Das ist das beste Mittel, glaub, + Auf achtzig Jahr dich zu verjüngen! + + FAUST: + Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen, + Den Spaten in die Hand zu nehmen. + Das enge Leben steht mir gar nicht an. + + MEPHISTOPHELES: + So muß denn doch die Hexe dran. + + FAUST: + Warum denn just das alte Weib! + Kannst du den Trank nicht selber brauen? + + MEPHISTOPHELES: + Das wär ein schöner Zeitvertreib! + Ich wollt indes wohl tausend Brücken bauen. + Nicht Kunst und Wissenschaft allein, + Geduld will bei dem Werke sein. + Ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig, + Die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig. + Und alles, was dazu gehört, + Es sind gar wunderbare Sachen! + Der Teufel hat sie's zwar gelehrt; + Allein der Teufel kann's nicht machen. + (Die Tiere erblickend.) + Sieh, welch ein zierliches Geschlecht! + Das ist die Magd! das ist der Knecht! + (Zu den Tieren.) + Es scheint, die Frau ist nicht zu Hause? + + DIE TIERE: + Beim Schmause, + Aus dem Haus + Zum Schornstein hinaus! + + MEPHISTOPHELES: + Wie lange pflegt sie wohl zu schwärmen? + + DIE TIERE: + So lange wir uns die Pfoten wärmen. + + MEPHISTOPHELES. (zu Faust): + Wie findest du die zarten Tiere? + + FAUST: + So abgeschmackt, als ich nur jemand sah! + + MEPHISTOPHELES: + Nein, ein Discours wie dieser da + Ist grade der, den ich am liebsten führe! + (zu den Tieren.) + So sagt mir doch, verfluchte Puppen, + Was quirlt ihr in dem Brei herum? + + DIE TIERE: + Wir kochen breite Bettelsuppen. + + MEPHISTOPHELES: + Da habt ihr ein groß Publikum. + + DER KATER (macht sich herbei und schmeichelt dem Mephistopheles): + O würfle nur gleich, + Und mache mich reich, + Und laß mich gewinnen! + Gar schlecht ist's bestellt, + Und wär ich bei Geld, + So wär ich bei Sinnen. + + MEPHISTOPHELES: + Wie glücklich würde sich der Affe schätzen, + Könnt er nur auch ins Lotto setzen! + (Indessen haben die jungen Meerkätzchen mit einer großen Kugel gespielt und + rollen sie hervor.) + + DER KATER: + Das ist die Welt; + Sie steigt und fällt + Und rollt beständig; + Sie klingt wie Glas- + Wie bald bricht das! + Ist hohl inwendig. + Hier glänzt sie sehr, + Und hier noch mehr: + "Ich bin lebendig!" + Mein lieber Sohn, + Halt dich davon! + Du mußt sterben! + Sie ist von Ton, + Es gibt Scherben. + + MEPHISTOPHELES: + Was soll das Sieb? + + DER KATER (holt es herunter): + Wärst du ein Dieb, + Wollt ich dich gleich erkennen. + (Er lauft zur Kätzin und läßt sie durchsehen.) + Sieh durch das Sieb! + Erkennst du den Dieb, + Und darfst ihn nicht nennen? + + MEPHISTOPHELES (sich dem Feuer nähernd): + Und dieser Topf? + + KATER UND KäTZIN: + Der alberne Tropf! + Er kennt nicht den Topf, + Er kennt nicht den Kessel! + + MEPHISTOPHELES: + Unhöfliches Tier! + + DER KATER: + Den Wedel nimm hier, + Und setz dich in Sessel! + (Er nötigt den Mephistopheles zu sitzen.) + + FAUST (welcher diese Zeit über vor einem Spiegel gestanden, sich ihm bald + genähert, bald sich von ihm entfernt hat): + Was seh ich? Welch ein himmlisch Bild + Zeigt sich in diesem Zauberspiegel! + O Liebe, leihe mir den schnellsten deiner Flügel, + Und führe mich in ihr Gefild! + Ach wenn ich nicht auf dieser Stelle bleibe, + Wenn ich es wage, nah zu gehn, + Kann ich sie nur als wie im Nebel sehn!- + Das schönste Bild von einem Weibe! + Ist's möglich, ist das Weib so schön? + Muß ich an diesem hingestreckten Leibe + Den Inbegriff von allen Himmeln sehn? + So etwas findet sich auf Erden? + + MEPHISTOPHELES: + Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt, + Und selbst am Ende Bravo sagt, + Da muß es was Gescheites werden. + Für diesmal sieh dich immer satt; + Ich weiß dir so ein Schätzchen auszuspüren, + Und selig, wer das gute Schicksal hat, + Als Bräutigam sie heim zu führen! + (Faust sieht immerfort in den Spiegel. Mephistopheles, sich in dem Sessel + dehnend und mit dem Wedel spielend, fährt fort zu sprechen.) + + Hier sitz ich wie der König auf dem Throne, + Den Zepter halt ich hier, es fehlt nur noch die Krone. + + DIE TIERE (welche bisher allerlei wunderliche Bewegungen durcheinander + gemacht haben, bringen dem Mephistopheles eine Krone mit großem Geschrei): + O sei doch so gut, + Mit Schweiß und mit Blut + Die Krone zu leimen! + (Sie gehn ungeschickt mit der Krone um und zerbrechen sie in zwei Stücke, + mit welchen sie herumspringen.) + + Nun ist es geschehn! + Wir reden und sehn, + Wir hören und reimen- + + FAUST (gegen den Spiegel): + Weh mir! ich werde schier verrückt. + + MEPHISTOPHELES (auf die Tiere deutend): + Nun fängt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken. + + DIE TIERE: + Und wenn es uns glückt, + Und wenn es sich schickt, + So sind es Gedanken! + + FAUST (wie oben): + Mein Busen fängt mir an zu brennen! + Entfernen wir uns nur geschwind! + + MEPHISTOPHELES (in obiger Stellung): + Nun, wenigstens muß man bekennen, + Daß es aufrichtige Poeten sind. + (Der Kessel, welchen die Katzin bisher außer acht gelassen, fängt an + überzulaufen, es entsteht eine große Flamme, welche zum Schornstein hinaus + schlägt. Die Hexe kommt durch die Flamme mit entsetzlichem Geschrei + herunter gefahren.) + + DIE HEXE: + Au! Au! Au! Au! + Verdammtes Tier! verfluchte Sau! + Versäumst den Kessel, versengst die Frau! + Verfluchtes Tier! + (Faust und Mephistopheles erblickend.) + Was ist das hier? + Wer seid ihr hier? + Was wollt ihr da? + Wer schlich sich ein? + Die Feuerpein + Euch ins Gebein! + (Sie fahrt mit dem Schaumlöffel in den Kessel und spritzt Flammen nach + Faust, Mephistopheles und den Tieren. Die Tiere winseln.) + + MEPHISTOPHELES (welcher den Wedel, den er in der Hand hält, umkehrt und + unter die Gläser und Töpfe schlägt): + Entzwei! entzwei! + Da liegt der Brei! + Da liegt das Glas! + Es ist nur Spaß, + Der Takt, du Aas, + Zu deiner Melodei. + (Indem die Hexe voll Grimm und Entsetzen zurücktritt.) + Erkennst du mich? Gerippe! Scheusal du! + Erkennst du deinen Herrn und Meister? + Was hält mich ab, so schlag ich zu, + Zerschmettre dich und deine Katzengeister! + Hast du vorm roten Wams nicht mehr Respekt? + Kannst du die Hahnenfeder nicht erkennen? + Hab ich dies Angesicht versteckt? + Soll ich mich etwa selber nennen? + + DIE HEXE: + O Herr, verzeiht den rohen Gruß! + Seh ich doch keinen Pferdefuß. + Wo sind denn Eure beiden Raben? + + MEPHISTOPHELES: + Für diesmal kommst du so davon; + Denn freilich ist es eine Weile schon, + Daß wir uns nicht gesehen haben. + Auch die Kultur, die alle Welt beleckt, + Hat auf den Teufel sich erstreckt; + Das nordische Phantom ist nun nicht mehr zu schauen; + Wo siehst du Hörner, Schweif und Klauen? + Und was den Fuß betrifft, den ich nicht missen kann, + Der würde mir bei Leuten schaden; + Darum bedien ich mich, wie mancher junge Mann, + Seit vielen Jahren falscher Waden. + + DIE HEXE (tanzend): + Sinn und Verstand verlier ich schier, + Seh ich den Junker Satan wieder hier! + + MEPHISTOPHELES: + Den Namen, Weib, verbitt ich mir! + + DIE HEXE: + Warum? Was hat er Euch getan? + + MEPHISTOPHELES: + Er ist schon lang ins Fabelbuch geschrieben; + Allein die Menschen sind nichts besser dran, + Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben. + Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut; + Ich bin ein Kavalier, wie andre Kavaliere. + Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut; + Sieh her, das ist das Wappen, das ich führe! + (Er macht eine unanständige Gebärde.) + + DIE HEXE (lacht unmäßig): + Ha! Ha! Das ist in Eurer Art! + Ihr seid ein Schelm, wie Ihr nur immer wart! + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Mein Freund, das lerne wohl verstehn! + Dies ist die Art, mit Hexen umzugehn. + + DIE HEXE: + Nun sagt, ihr Herren, was ihr schafft. + + MEPHISTOPHELES: + Ein gutes Glas von dem bekannten Saft! + Doch muß ich Euch ums ältste bitten; + Die Jahre doppeln seine Kraft. + + DIE HEXE: + Gar gern! Hier hab ich eine Flasche, + Aus der ich selbst zuweilen nasche, + Die auch nicht mehr im mindsten stinkt; + Ich will euch gern ein Gläschen geben. + (Leise.) + Doch wenn es dieser Mann unvorbereitet trinkt + So kann er, wißt Ihr wohl, nicht eine Stunde leben. + + MEPHISTOPHELES: + Es ist ein guter Freund, dem es gedeihen soll; + Ich gönn ihm gern das Beste deiner Küche. + Zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche, + Und gib ihm eine Tasse voll! + (Die Hexe, mit seltsamen Gebärden, zieht einen Kreis und stellt wunderbare + Sachen hinein; indessen fangen die Gläser an zu klingen, die Kessel zu + tönen, und machen Musik. Zuletzt bringt sie ein großes Buch, stellt die + Meerkatzen in den Kreis, die ihr zum Pult dienen und die Fackel halten + müssen. Sie winkt Fausten, zu ihr zu treten.) + + FAUST (zu Mephistopheles): + Nein, sage mir, was soll das werden? + Das tolle Zeug, die rasenden Gebärden, + Der abgeschmackteste Betrug, + Sind mir bekannt, verhaßt genug. + + MEPHISTOPHELES: + Ei Possen! Das ist nur zum Lachen; + Sei nur nicht ein so strenger Mann! + Sie muß als Arzt ein Hokuspokus machen, + Damit der Saft dir wohl gedeihen kann. + (Er nötigt Fausten, in den Kreis zu treten.) + + DIE HEXE (mit großer Emphase fängt an, aus dem Buche zu deklamieren): + Du mußt verstehn! + Aus Eins mach Zehn, + Und Zwei laß gehn, + Und Drei mach gleich, + So bist du reich. + Verlier die Vier! + Aus Fünf und Sechs, + So sagt die Hex, + Mach Sieben und Acht, + So ist's vollbracht: + Und Neun ist Eins, + Und Zehn ist keins. + Das ist das Hexen-Einmaleins! + + FAUST: + Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber. + + MEPHISTOPHELES: + Das ist noch lange nicht vorüber, + Ich kenn es wohl, so klingt das ganze Buch; + Ich habe manche Zeit damit verloren, + Denn ein vollkommner Widerspruch + Bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren. + Mein Freund, die Kunst ist alt und neu. + Es war die Art zu allen Zeiten, + Durch Drei und Eins, und Eins und Drei + Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten. + So schwätzt und lehrt man ungestört; + Wer will sich mit den Narrn befassen? + Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, + Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen. + + DIE HEXE (fährt fort): + Die hohe Kraft + Der Wissenschaft, + Der ganzen Welt verborgen! + Und wer nicht denkt, + Dem wird sie geschenkt, + Er hat sie ohne Sorgen. + + FAUST: + Was sagt sie uns für Unsinn vor? + Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen. + Mich dünkt, ich hör ein ganzes Chor + Von hunderttausend Narren sprechen. + + MEPHISTOPHELES: + Genug, genug, o treffliche Sibylle! + Gib deinen Trank herbei, und fülle + Die Schale rasch bis an den Rand hinan; + Denn meinem Freund wird dieser Trunk nicht schaden: + Er ist ein Mann von vielen Graden, + Der manchen guten Schluck getan. + (Die Hexe, mit vielen Zeremonien, schenkt den Trank in eine Schale, + wie sie Faust an den Mund bringt, entsteht eine leichte Flamme.) + + Nur frisch hinunter! Immer zu! + Es wird dir gleich das Herz erfreuen. + Bist mit dem Teufel du und du, + Und willst dich vor der Flamme scheuen? + (Die Hexe löst den Kreis. Faust tritt heraus.) + + Nun frisch hinaus! Du darfst nicht ruhn. + + DIE HEXE: + Mög Euch das Schlückchen wohl behagen! + + MEPHISTOPHELES (zur Hexe): + Und kann ich dir was zu Gefallen tun, + So darfst du mir's nur auf Walpurgis sagen. + + DIE HEXE: + Hier ist ein Lied! wenn Ihr's zuweilen singt, + So werdet Ihr besondre Wirkung spüren. + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Komm nur geschwind und laß dich führen; + Du mußt notwendig transpirieren, + Damit die Kraft durch Inn- und Äußres dringt. + Den edlen Müßiggang lehr ich hernach dich schätzen, + Und bald empfindest du mit innigem Ergetzen, + Wie sich Cupido regt und hin und wider springt. + + FAUST: + Laß mich nur schnell noch in den Spiegel schauen! + Das Frauenbild war gar zu schön! + + MEPHISTOPHELES: + Nein! Nein! Du sollst das Muster aller Frauen + Nun bald leibhaftig vor dir sehn. + (Leise.) + + Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, + Bald Helenen in jedem Weibe. + + + + Straße (I) + + Faust. Margarete vorübergehend. + + FAUST: + Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, + Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen? + + MARGARETE: + Bin weder Fräulein, weder schön, + Kann ungeleitet nach Hause gehn. + (Sie macht sich los und ab.) + + FAUST: + Beim Himmel, dieses Kind ist schön! + So etwas hab ich nie gesehn. + Sie ist so sitt- und tugendreich, + Und etwas schnippisch doch zugleich. + Der Lippe Rot, der Wange Licht, + Die Tage der Welt vergeß ich's nicht! + Wie sie die Augen niederschlägt, + Hat tief sich in mein Herz geprägt; + Wie sie kurz angebunden war, + Das ist nun zum Entzücken gar! + (Mephistopheles tritt auf.) + + FAUST: + Hör, du mußt mir die Dirne schaffen! + + MEPHISTOPHELES: + Nun, welche? + + FAUST: + Sie ging just vorbei. + + MEPHISTOPHELES: + Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen, + Der sprach sie aller Sünden frei + Ich schlich mich hart am Stuhl vorbei, + Es ist ein gar unschuldig Ding, + Das eben für nichts zur Beichte ging; + Über die hab ich keine Gewalt! + + FAUST: + Ist über vierzehn Jahr doch alt. + + MEPHISTOPHELES: + Du sprichst ja wie Hans Liederlich, + Der begehrt jede liebe Blum für sich, + Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr + Und Gunst, die nicht zu pflücken wär; + Geht aber doch nicht immer an. + + FAUST: + Mein Herr Magister Lobesan, + Laß Er mich mit dem Gesetz in Frieden! + Und das sag ich Ihm kurz und gut: + Wenn nicht das süße junge Blut + Heut Nacht in meinen Armen ruht, + So sind wir um Mitternacht geschieden. + + MEPHISTOPHELES: + Bedenkt, was gehn und stehen mag! + Ich brauche wenigstens vierzehn Tag, + Nur die Gelegenheit auszuspüren. + + FAUST: + Hätt ich nur sieben Stunden Ruh, + Brauchte den Teufel nicht dazu + So ein Geschöpfchen zu verführen. + + MEPHISTOPHELES: + Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos; + Doch bitt ich, laßt's Euch nicht verdrießen: + Was hilft's, nur grade zu genießen? + Die Freud ist lange nicht so groß, + Als wenn Ihr erst herauf, herum + Durch allerlei Brimborium, + Das Püppchen geknetet und zugericht't + Wie's lehret manche welsche Geschicht. + + FAUST: + Hab Appetit auch ohne das. + + MEPHISTOPHELES: + Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß: + Ich sag Euch, mit dem schönen Kind + Geht's ein für allemal nicht geschwind. + Mit Sturm ist da nichts einzunehmen; + Wir müssen uns zur List bequemen. + + FAUST: + Schaff mir etwas vom Engelsschatz! + Führ mich an ihren Ruheplatz! + Schaff mir ein Halstuch von ihrer Brust, + Ein Strumpfband meiner Liebeslust! + + MEPHISTOPHELES: + Damit Ihr seht, daß ich Eurer Pein + Will förderlich und dienstlich sein' + Wollen wir keinen Augenblick verlieren, + Will Euch noch heut in ihr Zimmer führen. + + FAUST: + Und soll sie sehn? sie haben? + + MEPHISTOPHELES: + Nein! Sie wird bei einer Nachbarin sein. + Indessen könnt Ihr ganz allein + An aller Hoffnung künft'ger Freuden + In ihrem Dunstkreis satt Euch weiden. + + FAUST: + Können wir hin? + + MEPHISTOPHELES: + Es ist noch zu früh. + FAUST: + Sorg du mir für ein Geschenk für sie! + (Ab.) + + MEPHISTOPHELES: + Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssieren! + Ich kenne manchen schönen Platz + Und manchen altvergrabnen Schatz; + Ich muß ein bißchen revidieren. + (Ab.) + + + + + Abend. Ein kleines reinliches Zimmer + + Margarete ihre Zöpfe flechtend und aufbindend. + + Ich gäb was drum, wenn ich nur wüßt, + Wer heut der Herr gewesen ist! + Er sah gewiß recht wacker aus + Und ist aus einem edlen Haus; + Das konnt ich ihm an der Stirne lesen- + Er wär auch sonst nicht so keck gewesen. + (Ab.) + + MEPHISTOPHELES: + Herein, ganz leise, nur herein! + + FAUST (nach einigem Stillschweigen): + Ich bitte dich, laß mich allein! + + MEPHISTOPHELES (herumspürend): + Nicht jedes Mädchen hält so rein. + (Ab.) + + FAUST (rings aufschauend): + Willkommen, süßer Dämmerschein, + Der du dies Heiligtum durchwebst! + Ergreif mein Herz, du süße Liebespein, + Die du vom Tau der Hoffnung schmachtend lebst! + Wie atmet rings Gefühl der Stille, + Der Ordnung, der Zufriedenheit! + In dieser Armut welche Fülle! + In diesem Kerker welche Seligkeit! + (Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.) + + O nimm mich auf, der du die Vorwelt schon + Bei Freud und Schmerz im offnen Arm empfangen! + Wie oft, ach! hat an diesem Väterthron + Schon eine Schar von Kindern rings gehangen! + Vielleicht hat, dankbar für den heil'gen Christ + Mein Liebchen hier, mit vollen Kinderwangen, + Dem Ahnherrn fromm die welke Hand geküßt. + Ich fühl o Mädchen, deinen Geist + Der Füll und Ordnung um mich säuseln, + Der mütterlich dich täglich unterweist + Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt, + Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln. + O liebe Hand! so göttergleich! + Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich. + Und hier! + (Er hebt einen Bettvorhang auf.) + + Was faßt mich für ein Wonnegraus! Hier möcht ich volle Stunden säumen. + Natur, hier bildetest in leichten Träumen + Den eingebornen Engel aus! + Hier lag das Kind! mit warmem Leben + Den zarten Busen angefüllt, + Und hier mit heilig reinem Weben + Entwirkte sich das Götterbild! + + Und du! Was hat dich hergeführt? + Wie innig fühl ich mich gerührt! + Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer? + Armsel'ger Faust! ich kenne dich nicht mehr. + + Umgibt mich hier ein Zauberduft? + Mich drang's, so grade zu genießen, + Und fühle mich in Liebestraum zerfließen! + Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft? + + Und träte sie den Augenblick herein, + Wie würdest du für deinen Frevel büßen! + Der große Hans, ach wie so klein! + Läg, hingeschmolzen, ihr zu Füßen. + + MEPHISTOPHELES (kommt): + Geschwind! ich seh sie unten kommen. + + FAUST: + Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr! + + MEPHISTOPHELES: + Hier ist ein Kästchen leidlich schwer, + Ich hab's wo anders hergenommen. + Stellt's hier nur immer in den Schrein, + Ich schwör Euch, ihr vergehn die Sinnen; + Ich tat Euch Sächelchen hinein, + Um eine andre zu gewinnen. + Zwar Kind ist Kind, und Spiel ist Spiel. + + FAUST: + Ich weiß nicht, soll ich? + + MEPHISTOPHELES: + Fragt Ihr viel? Meint Ihr vielleicht den Schatz zu wahren? + Dann rat ich Eurer Lüsternheit, + Die liebe schöne Tageszeit + Und mir die weitre Müh zu sparen. + Ich hoff nicht, daß Ihr geizig seid! + Ich kratz den Kopf, reib an den Händen- + (Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.) + Nur fort! geschwind! + Um Euch das süße junge Kind + Nach Herzens Wunsch und Will zu wenden; + Und Ihr seht drein + Als solltet Ihr in den Hörsaal hinein, + Als stünden grau leibhaftig vor Euch da + Physik und Metaphysika! + Nur fort! + (Ab.) + + + Margarete mit einer Lampe. + + Es ist so schwül, so dumpfig hie + (sie macht das Fenster auf) + Und ist doch eben so warm nicht drauß. + Es wird mir so, ich weiß nicht wie- + Ich wollt, die Mutter käm nach Haus. + Mir läuft ein Schauer übern ganzen Leib- + Bin doch ein töricht furchtsam Weib! + (sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.) + + Es war ein König in Thule + Gar treu bis an das Grab, + Dem sterbend seine Buhle + Einen goldnen Becher gab. + + Es ging ihm nichts darüber, + Er leert ihn jeden Schmaus; + Die Augen gingen ihm über, + Sooft er trank daraus. + + Und als er kam zu sterben, + Zählt er seine Städt im Reich, + Gönnt alles seinem Erben, + Den Becher nicht zugleich. + + Er saß beim Königsmahle, + Die Ritter um ihn her, + Auf hohem Vätersaale, + Dort auf dem Schloß am Meer. + + Dort stand der alte Zecher, + Trank letzte Lebensglut + Und warf den heiligen Becher + Hinunter in die Flut. + + Er sah ihn stürzen, trinken + Und sinken tief ins Meer, + Die Augen täten ihm sinken, + Trank nie einen Tropfen mehr. + + (Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das + Schmuckkästchen.) + + Wie kommt das schöne Kästchen hier herein? + Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein. + Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein? + Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand, + Und meine Mutter lieh darauf. + Da hängt ein Schlüsselchen am Band + Ich denke wohl, ich mach es auf! + Was ist das? Gott im Himmel! Schau, + So was hab ich mein Tage nicht gesehn! + Ein Schmuck! Mit dem könnt eine Edelfrau + Am höchsten Feiertage gehn. + Wie sollte mir die Kette stehn? + Wem mag die Herrlichkeit gehören? + + (Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.) + + Wenn nur die Ohrring meine wären! + Man sieht doch gleich ganz anders drein. + Was hilft euch Schönheit, junges Blut? + Das ist wohl alles schön und gut, + Allein man läßt's auch alles sein; + Man lobt euch halb mit Erbarmen. + Nach Golde drängt, + Am Golde hängt + Doch alles. Ach wir Armen! + + + + Spaziergang + + Faust in Gedanken auf und ab gehend. Zu ihm Mephistopheles. + + MEPHISTOPHELES: + Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente! + Ich wollt, ich wüßte was Ärgers, daß ich's fluchen könnte! + + FAUST: + Was hast? was kneipt dich denn so sehr? + So kein Gesicht sah ich in meinem Leben! + + MEPHISTOPHELES: + Ich möcht mich gleich dem Teufel übergeben, + Wenn ich nur selbst kein Teufel wär! + + FAUST: + Hat sich dir was im Kopf verschoben? + Dich kleidet's wie ein Rasender zu toben! + + MEPHISTOPHELES: + Denkt nur, den Schmuck, für Gretchen angeschafft, + Den hat ein Pfaff hinweggerafft! + Die Mutter kriegt das Ding zu schauen + Gleich fängt's ihr heimlich an zu grauen, + Die Frau hat gar einen feinen Geruch, + Schnuffelt immer im Gebetbuch + Und riecht's einem jeden Möbel an, + Ob das Ding heilig ist oder profan; + Und an dem Schmuck da spürt, sie's klar, + Daß dabei nicht viel Segen war. + "Mein Kind", rief sie, "ungerechtes Gut + Befängt die Seele, zehrt auf das Blut. + Wollen's der Mutter Gottes weihen, + Wird uns mit Himmelsmanna erfreuen!" + Margretlein zog ein schiefes Maul, + Ist halt, dacht sie, ein geschenkter Gaul, + Und wahrlich! gottlos ist nicht der, + Der ihn so fein gebracht hierher. + Die Mutter ließ einen Pfaffen kommen; + Der hatte kaum den Spaß vernommen, + Ließ sich den Anblick wohl behagen. + Er sprach: "So ist man recht gesinnt! + Wer überwindet, der gewinnt. + Die Kirche hat einen guten Magen, + Hat ganze Länder aufgefressen + Und doch noch nie sich übergessen; + Die Kirch allein, meine lieben Frauen, + Kann ungerechtes Gut verdauen." + + FAUST: + Das ist ein allgemeiner Brauch, + Ein Jud und König kann es auch. + + MEPHISTOPHELES: + Strich drauf ein Spange, Kett und Ring', + Als wären's eben Pfifferling', + Dankt' nicht weniger und nicht mehr, + Als ob's ein Korb voll Nüsse wär, + Versprach ihnen allen himmlischen Lohn- + Und sie waren sehr erbaut davon. + + FAUST: + Und Gretchen? + + MEPHISTOPHELES: + Sitzt nun unruhvoll, Weiß weder, was sie will noch soll, + Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht, + Noch mehr an den, der's ihr gebracht. + + FAUST: + Des Liebchens Kummer tut mir leid. + Schaff du ihr gleich ein neu Geschmeid! + Am ersten war ja so nicht viel. + + MEPHISTOPHELES: + O ja, dem Herrn ist alles Kinderspiel! + + FAUST: + Und mach, und richt's nach meinem Sinn, + Häng dich an ihre Nachbarin! + Sei, Teufel, doch nur nicht wie Brei, + Und schaff einen neuen Schmuck herbei! + + MEPHISTOPHELES: + Ja, gnäd'ger Herr, von Herzen gerne. + (Faust ab.) + + So ein verliebter Tor verpufft + Euch Sonne, Mond und alle Sterne + Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft. + (Ab.) + + + + + Der Nachbarin Haus + + Marthe allein. + + + Gott verzeih's meinem lieben Mann, + Er hat an mir nicht wohl getan! + Geht da stracks in die Welt hinein + Und läßt mich auf dem Stroh allein. + Tät ihn doch wahrlich nicht betrüben, + Tät ihn, weiß Gott, recht herzlich lieben. + (Sie weint.) + Vielleicht ist er gar tot!- O Pein!- + Hätt ich nur einen Totenschein! + + (Margarete kommt.) + + MARGARETE: + Frau Marthe! + + MARTHE: + Gretelchen, was soll's? + + MARGARETE: + Fast sinken mir die Kniee nieder! + Da find ich so ein Kästchen wieder + In meinem Schrein, von Ebenholz, + Und Sachen herrlich ganz und gar, + Weit reicher, als das erste war. + + MARTHE: + Das muß Sie nicht der Mutter sagen; + Tät's wieder gleich zur Beichte tragen. + + MARGARETE: + Ach seh Sie nur! ach schau Sie nur! + + MARTHE (putzt sie auf): + O du glücksel'ge Kreatur! + + MARGARETE: + Darf mich, leider, nicht auf der Gassen + Noch in der Kirche mit sehen lassen. + + MARTHE: + Komm du nur oft zu mir herüber, + Und leg den Schmuck hier heimlich an; + Spazier ein Stündchen lang dem Spiegelglas vorüber, + Wir haben unsre Freude dran; + Und dann gibt's einen Anlaß, gibt's ein Fest, + Wo man's so nach und nach den Leuten sehen läßt. + Ein Kettchen erst, die Perle dann ins Ohr; + Die Mutter sieht's wohl nicht, man macht ihr auch was vor. + + MARGARETE: + Wer konnte nur die beiden Kästchen bringen? + Es geht nicht zu mit rechten Dingen! + (Es klopft.) + + Ach Gott! mag das meine Mutter sein? + + MARTHE (durchs Vorhängel guckend): + Es ist ein fremder Herr- Herein! + + (Mephistopheles tritt auf.) + + MEPHISTOPHELES: + Bin so frei, grad hereinzutreten, + Muß bei den Frauen Verzeihn erbeten. + (Tritt ehrerbietig vor Margareten zurück.) + + Wollte nach Frau Marthe Schwerdtlein fragen! + + MARTHE: + Ich bin's, was hat der Herr zu sagen? + + MEPHISTOPHELES (leise zu ihr): + Ich kenne Sie jetzt, mir ist das genug; + Sie hat da gar vornehmen Besuch. + Verzeiht die Freiheit, die ich genommen, + Will Nachmittage wiederkommen. + + MARTHE (lacht): + Denk, Kind, um alles in der Welt! + Der Herr dich für ein Fräulein hält. + + MARGARETE: + Ich bin ein armes junges Blut; + Ach Gott! der Herr ist gar zu gut: + Schmuck und Geschmeide sind nicht mein. + + MEPHISTOPHELES: + Ach, es ist nicht der Schmuck allein; + Sie hat ein Wesen, einen Blick so scharf! + Wie freut mich's, daß ich bleiben darf. + + MARTHE: + Was bringt Er denn? Verlange sehr- + + MEPHISTOPHELES: + Ich wollt, ich hätt eine frohere Mär!- + Ich hoffe, Sie läßt mich's drum nicht büßen: + Ihr Mann ist tot und läßt Sie grüßen. + + MARTHE: + Ist tot? das treue Herz! O weh! + Mein Mann ist tot! Ach ich vergeh! + + MARGARETE: + Ach! liebe Frau, verzweifelt nicht! + + MEPHISTOPHELES: + So hört die traurige Geschicht! + + MARGARETE: + Ich möchte drum mein' Tag' nicht lieben, + Würde mich Verlust zu Tode betrüben. + + MEPHISTOPHELES: + Freud muß Leid, Leid muß Freude haben. + + MARTHE: + Erzählt mir seines Lebens Schluß! + + MEPHISTOPHELES: + Er liegt in Padua begraben + Beim heiligen Antonius + An einer wohlgeweihten Stätte + Zum ewig kühlen Ruhebette. + + MARTHE: + Habt Ihr sonst nichts an mich zu bringen? + + MEPHISTOPHELES: + Ja, eine Bitte, groß und schwer: + Laß Sie doch ja für ihn dreihundert Messen singen! + Im übrigen sind meine Taschen leer. + + MARTHE: + Was! nicht ein Schaustück? kein Geschmeid? + Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart, + Zum Angedenken aufbewahrt, + Und lieber hungert, lieber bettelt! + + MEPHISTOPHELES: + Madam, es tut mir herzlich leid; + Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt. + Auch er bereute seine Fehler sehr, + Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr. + + MARGARETE: + Ach! daß die Menschen so unglücklich sind! + Gewiß, ich will für ihn manch Requiem noch beten. + + MEPHISTOPHELES: + Ihr wäret wert, gleich in die Eh zu treten: + Ihr seid ein liebenswürdig Kind. + + MARGARETE: + Ach nein, das geht jetzt noch nicht an. + + MEPHISTOPHELES: + Ist's nicht ein Mann, sei's derweil ein Galan. + 's ist eine der größten Himmelsgaben, + So ein lieb Ding im Arm zu haben. + + MARGARETE: + Das ist des Landes nicht der Brauch. + + MEPHISTOPHELES: + Brauch oder nicht! Es gibt sich auch. + + MARTHE: + Erzählt mir doch! + + MEPHISTOPHELES: + Ich stand an seinem Sterbebette, Es war was besser als von Mist, + Von halbgefaultem Stroh; allein er starb als Christ + Und fand, daß er weit mehr noch auf der Zeche hätte. + "Wie", rief er, "muß ich mich von Grund aus hassen, + So mein Gewerb, mein Weib so zu verlassen! + Ach, die Erinnrung tötet mich + Vergäb sie mir nur noch in diesem Leben!" + + MARTHE (weinend): + Der gute Mann! ich hab ihm längst vergeben. + + MEPHISTOPHELES: + "Allein, weiß Gott! sie war mehr schuld als ich." + + MARTHE: + Das lügt er! Was! am Rand des Grabs zu lügen! + + MEPHISTOPHELES: + Er fabelte gewiß in letzten Zügen, + Wenn ich nur halb ein Kenner bin. + "Ich hatte", sprach er, "nicht zum Zeitvertreib zu gaffen + Erst Kinder, und dann Brot für sie zu schaffen, + Und Brot im allerweitsten Sinn, + Und konnte nicht einmal mein Teil in Frieden essen." + + MARTHE: + Hat er so aller Treu, so aller Lieb vergessen, + Der Plackerei bei Tag und Nacht! + + MEPHISTOPHELES: + Nicht doch, er hat Euch herzlich dran gedacht. + Er sprach: "Als ich nun weg von Malta ging + Da betet ich für Frau und Kinder brünstig; + Uns war denn auch der Himmel günstig, + Daß unser Schiff ein türkisch Fahrzeug fing, + Das einen Schatz des großen Sultans führte. + Da ward der Tapferkeit ihr Lohn, + Und ich empfing denn auch, wie sich's gebührte, + Mein wohlgemeßnes Teil davon." + + MARTHE: + Ei wie? Ei wo? Hat er's vielleicht vergraben? + + MEPHISTOPHELES: + Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben. + Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an, + Als er in Napel fremd umherspazierte; + Sie hat an ihm viel Liebs und Treus getan, + Daß er's bis an sein selig Ende spürte. + + MARTHE: + Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern! + Auch alles Elend, alle Not + Konnt nicht sein schändlich Leben hindern! + + MEPHISTOPHELES: + Ja seht! dafür ist er nun tot. + Wär ich nun jetzt an Eurem Platze, + Betraurt ich ihn ein züchtig Jahr, + Visierte dann unterweil nach einem neuen Schatze. + + MARTHE: + Ach Gott! wie doch mein erster war, + Find ich nicht leicht auf dieser Welt den andern! + Es konnte kaum ein herziger Närrchen sein. + Er liebte nur das allzuviele Wandern + Und fremde Weiber und fremden Wein + Und das verfluchte Würfelspiel. + + MEPHISTOPHELES: + Nun, nun, so konnt es gehn und stehen, + Wenn er Euch ungefähr so viel + Von seiner Seite nachgesehen. + Ich schwör Euch zu, mit dem Beding + Wechselt ich selbst mit Euch den Ring! + + MARTHE: + O es beliebt dem Herrn zu scherzen! + + MEPHISTOPHELES (für sich): + Nun mach ich mich beizeiten fort! + Die hielte wohl den Teufel selbst beim Wort. + (Zu Gretchen.) + Wie steht es denn mit Ihrem Herzen? + + MARGARETE: + Was meint der Herr damit? + + MEPHISTOPHELES (für sich): + Du guts, unschuldigs Kind! (Laut.) Lebt wohl, ihr Fraun! + + MARGARETE: + Lebt wohl! + + MARTHE: + O sagt mir doch geschwind! Ich möchte gern ein Zeugnis haben, + Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben. + Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen, + Möcht, ihn auch tot im Wochenblättchen lesen. + + MEPHISTOPHELES: + Ja, gute Frau, durch zweier Zeugen Mund + Wird allerwegs die Wahrheit kund; + Habe noch gar einen feinen Gesellen, + Den will ich Euch vor den Richter stellen. + Ich bring ihn her. + + MARTHE: + O tut das ja! + + MEPHISTOPHELES: + Und hier die Jungfrau ist auch da? + Ein braver Knab! ist viel gereist, + Fräuleins alle Höflichkeit erweist. + + MARGARETE: + Müßte vor dem Herren schamrot werden. + + MEPHISTOPHELES: + Vor keinem Könige der Erden. + + MARTHE: + Da hinterm Haus in meinem Garten + Wollen wir der Herren heut abend warten. + + + + Straße (II) + + Faust. Mephistopheles. + + + FAUST: + Wie ist's? Will's fördern? Will's bald gehn? + + MEPHISTOPHELES: + Ah bravo! Find ich Euch in Feuer? + In kurzer Zeit ist Gretchen Euer. + Heut abend sollt Ihr sie bei Nachbar' Marthen sehn: + Das ist ein Weib wie auserlesen + Zum Kuppler- und Zigeunerwesen! + + FAUST: + So recht! + + MEPHISTOPHELES: + Doch wird auch was von uns begehrt. + + FAUST: + Ein Dienst ist wohl des andern wert. + + MEPHISTOPHELES: + Wir legen nur ein gültig Zeugnis nieder, + Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder + In Padua an heil'ger Stätte ruhn. + + FAUST: + Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen! + + MEPHISTOPHELES: + Sancta Simplicitas! darum ist's nicht zu tun; + Bezeugt nur, ohne viel zu wissen. + + FAUST: + Wenn Er nichts Bessers hat, so ist der Plan zerrissen. + + MEPHISTOPHELES: + O heil'ger Mann! Da wärt Ihr's nun! + Ist es das erstemal in eurem Leben, + Daß Ihr falsch Zeugnis abgelegt? + Habt Ihr von Gott, der Welt und was sich drin bewegt, + Vom Menschen, was sich ihm in den Kopf und Herzen regt, + Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben? + Mit frecher Stirne, kühner Brust? + Und wollt Ihr recht ins Innre gehen, + Habt Ihr davon, Ihr müßt es grad gestehen, + So viel als von Herrn Schwerdtleins Tod gewußt! + + FAUST: + Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sophiste. + + MEPHISTOPHELES: + Ja, wenn man's nicht ein bißchen tiefer wüßte. + Denn morgen wirst, in allen Ehren, + Das arme Gretchen nicht betören + Und alle Seelenlieb ihr schwören? + + FAUST: + Und zwar von Herzen. + + MEPHISTOPHELES: + Gut und schön! Dann wird von ewiger Treu und Liebe, + von einzig überallmächt'gem Triebe- + Wird das auch so von Herzen gehn? + + FAUST: + Laß das! Es wird!- Wenn ich empfinde, + Für das Gefühl, für das Gewühl + Nach Namen suche, keinen finde, + Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife, + Nach allen höchsten Worten greife, + Und diese Glut, von der ich brenne, + Unendlich, ewig, ewig nenne, + Ist das ein teuflisch Lügenspiel? + + MEPHISTOPHELES: + Ich hab doch recht! + + FAUST: + Hör! merk dir dies- Ich bitte dich, und schone meine Lunge-: + Wer recht behalten will und hat nur eine Zunge, + Behält's gewiß. + Und komm, ich hab des Schwätzens Überdruß, + Denn du hast recht, vorzüglich weil ich muß. + + + + Garten + + Margarete an Faustens Arm, Marthe mit Mephistopheles auf und ab spazierend. + + + MARGARETE: + Ich fühl es wohl, daß mich der Herr nur schont, + Herab sich läßt, mich zu beschämen. + Ein Reisender ist so gewohnt, + Aus Gütigkeit fürliebzunehmen; + Ich weiß zu gut, daß solch erfahrnen Mann + Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann. + + FAUST: + Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält + Als alle Weisheit dieser Welt. + (Er küßt ihre Hand.) + + MARGARETE: + Inkommodiert Euch nicht! Wie könnt Ihr sie nur küssen? + Sie ist so garstig, ist so rauh! + Was hab ich nicht schon alles schaffen müssen! + Die Mutter ist gar zu genau. + (Gehn vorüber.) + + MARTHE: + Und Ihr, mein Herr, Ihr reist so immer fort? + + MEPHISTOPHELES: + Ach, daß Gewerb und Pflicht uns dazu treiben! + Mit wieviel Schmerz verläßt man manchen Ort + Und darf doch nun einmal nicht bleiben! + + MARTHE: + In raschen Jahren geht's wohl an + So um und um frei durch die Welt zu streifen; + Doch kömmt die böse Zeit heran, + Und sich als Hagestolz allein zum Grab zu schleifen, + Das hat noch keinem wohlgetan. + + MEPHISTOPHELES: + Mit Grausen seh ich das von weiten. + + MARTHE: + Drum, werter Herr, beratet Euch in Zeiten. + (Gehn vorüber.) + + MARGARETE: + Ja, aus den Augen, aus dem Sinn! + Die Höflichkeit ist Euch geläufig; + Allein Ihr habt der Freunde häufig, + Sie sind verständiger, als ich bin. + + FAUST: + O Beste! glaube, was man so verständig nennt, + Ist oft mehr Eitelkeit und Kurzsinn. + + MARGARETE: + Wie? + + FAUST: + Ach, daß die Einfalt, daß die Unschuld nie + Sich selbst und ihren heil'gen Wert erkennt! + Daß Demut Niedrigkeit, die höchsten Gaben + Der liebevoll austeilenden Natur- + + MARGARETE: + Denkt Ihr an mich ein Augenblickchen nur, + Ich werde Zeit genug an Euch zu denken haben. + + FAUST: + Ihr seid wohl viel allein? + + MARGARETE: + Ja, unsre Wirtschaft ist nur klein, + Und doch will sie versehen sein. + Wir haben keine Magd; muß kochen, fegen, stricken + Und nähn und laufen früh und spat; + Und meine Mutter ist in allen Stücken + So akkurat! + Nicht daß sie just so sehr sich einzuschränken hat; + Wir könnten uns weit eh'r als andre regen: + Mein Vater hinterließ ein hübsch Vermögen, + Ein Häuschen und ein Gärtchen vor der Stadt. + Doch hab ich jetzt so ziemlich stille Tage: + Mein Bruder ist Soldat, + Mein Schwesterchen ist tot. + Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Not; + Doch übernähm ich gern noch einmal alle Plage, + So lieb war mir das Kind. + + FAUST: + Ein Engel, wenn dir's glich. + + MARGARETE: + Ich zog es auf, und herzlich liebt es mich. + Es war nach meines Vaters Tod geboren. + Die Mutter gaben wir verloren, + So elend wie sie damals lag, + Und sie erholte sich sehr langsam, nach und nach. + Da konnte sie nun nicht dran denken, + Das arme Würmchen selbst zu tränken, + Und so erzog ich's ganz allein, + Mit Milch und Wasser, so ward's mein + Auf meinem Arm, in meinem Schoß + War's freundlich, zappelte, ward groß. + + FAUST: + Du hast gewiß das reinste Glück empfunden. + + MARGARETE: + Doch auch gewiß gar manche schwere Stunden. + Des Kleinen Wiege stand zu Nacht + An meinem Bett; es durfte kaum sich regen, + War ich erwacht; + Bald mußt ich's tränken, bald es zu mir legen + Bald, wenn's nicht schwieg, vom Bett aufstehn + Und tänzelnd in der Kammer auf und nieder gehn, + Und früh am Tage schon am Waschtrog stehn; + Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen, + Und immer fort wie heut so morgen. + Da geht's, mein Herr, nicht immer mutig zu; + Doch schmeckt dafür das Essen, schmeckt die Ruh. + (Gehn vorüber.) + + MARTHE: + Die armen Weiber sind doch übel dran: + Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren. + + MEPHISTOPHELES: + Es käme nur auf Euresgleichen an, + Mich eines Bessern zu belehren. + + MARTHE: + Sagt grad, mein Herr, habt Ihr noch nichts gefunden? + Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden? + + MEPHISTOPHELES: + Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd, + Ein braves Weib sind Gold und Perlen wert. + + MARTHE: + Ich meine: ob Ihr niemals Lust bekommen? + + MEPHISTOPHELES: + Man hat mich überall recht höflich aufgenommen. + + MARTHE: + Ich wollte sagen: ward's nie Ernst in Eurem Herzen? + + MEPHISTOPHELES: + Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen. + + MARTHE: + Ach, Ihr versteht mich nicht! + + MEPHISTOPHELES: + Das tut mir herzlich leid! Doch ich versteh- daß Ihr sehr gütig seid. + (Gehn vorüber.) + + FAUST: + Du kanntest mich, o kleiner Engel, wieder, + Gleich als ich in den Garten kam? + + MARGARETE: + Saht Ihr es nicht, ich schlug die Augen nieder. + + FAUST: + Und du verzeihst die Freiheit, die ich nahm? + Was sich die Frechheit unterfangen, + Als du jüngst aus dem Dom gegangen? + + MARGARETE: + Ich war bestürzt, mir war das nie geschehn; + Es konnte niemand von mir Übels sagen. + Ach, dacht ich, hat er in deinem Betragen + Was Freches, Unanständiges gesehn? + Es schien ihn gleich nur anzuwandeln, + Mit dieser Dirne gradehin zu handeln. + Gesteh ich's doch! Ich wußte nicht, was sich + Zu Eurem Vorteil hier zu regen gleich begonnte; + Allein gewiß, ich war recht bös auf mich, + Daß ich auf Euch nicht böser werden konnte. + + FAUST: + Süß Liebchen! + + MARGARETE: + Laßt einmal! + (Sie pflückt eine Sternblume und zupft die Blätter ab, eins nach dem + andern.) + + FAUST: + Was soll das? Einen Strauß? + + MARGARETE: + Nein, es soll nur ein Spiel. + + FAUST: + Wie? + + MARGARETE: + Geht! Ihr lacht mich aus. + (Sie rupft und murmelt.) + + FAUST: + Was murmelst du? + + MARGARETE (halblaut): + Er liebt mich- liebt mich nicht. + FAUST: + Du holdes Himmelsangesicht! + + MARGARETE (fährt fort): + Liebt mich- nicht- liebt mich- nicht- + (Das letzte Blatt ausrupfend, mit holder Freude.) + Er liebt mich! + + FAUST: + Ja, mein Kind! Laß dieses Blumenwort Dir Götterausspruch sein. Er liebt + dich! + Verstehst du, was das heißt? Er liebt dich! + (Er faßt ihre beiden Hände.) + + MARGARETE: + Mich überläuft's! + + FAUST: + O schaudre nicht! Laß diesen Blick, + Laß diesen Händedruck dir sagen + Was unaussprechlich ist: + Sich hinzugeben ganz und eine Wonne + Zu fühlen, die ewig sein muß! + Ewig!- Ihr Ende würde Verzweiflung sein + Nein, kein Ende! Kein Ende! + (Margarete drückt ihm die Hände, macht sich los und läuft weg. Er steht + einen Augenblick in Gedanken, dann folgt er ihr.) + + MARTHE (kommend): + Die Nacht bricht an. + + MEPHISTOPHELES: + Ja, und wir wollen fort. + + MARTHE: + Ich bät Euch, länger hier zu bleiben, + Allein es ist ein gar zu böser Ort. + Es ist, als hätte niemand nichts zu treiben + Und nichts zu schaffen, + Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen, + Und man kommt ins Gered, wie man sich immer stellt. + Und unser Pärchen? + + MEPHISTOPHELES: + Ist den Gang dort aufgeflogen. Mutwill'ge Sommervögel! + + MARTHE: + Er scheint ihr gewogen. + + MEPHISTOPHELES: + Und sie ihm auch. Das ist der Lauf der Welt. + + + + Ein Gartenhäuschen + + Margarete springt herein, steckt sich hinter die Tür, hält die Fingerspitze + an die Lippen und guckt durch die Ritze. + + + MARGARETE: + Er kommt! + + FAUST (kommt): + Ach, Schelm, so neckst du mich! Treff ich dich! + (Er küßt sie.) + + MARGARETE (ihn fassend und den Kuß zurückgebend): + Bester Mann! von Herzen lieb ich dich! + (Mephistopheles klopft an.) + + FAUST (stampfend): + Wer da? + + MEPHISTOPHELES: + Gut Freund! + + FAUST: + Ein Tier! + + MEPHISTOPHELES: + Es ist wohl Zeit zu scheiden. + + MARTHE (kommt): + Ja, es ist spät, mein Herr. + + FAUST: + Darf ich Euch nicht geleiten? + + MARGARETE: + Die Mutter würde mich- Lebt wohl! + + FAUST: + Muß ich denn gehn? Lebt wohl! + + MARTHE: + Ade! + + MARGARETE: + Auf baldig Wiedersehn! + (Faust und Mephistopheles ab.) + + MARGARETE: + Du lieber Gott! was so ein Mann + Nicht alles, alles denken kann! + Beschämt nur steh ich vor ihm da + Und sag zu allen Sachen ja. + Bin doch ein arm unwissend Kind, + Begreife nicht, was er an mir findt. + (Ab.) + + + + Wald und Höhle + + Faust allein. + + + Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, + Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst + Dein Angesicht im Feuer zugewendet. + Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, + Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht + Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur, + Vergönnest mir, in ihre tiefe Brust + Wie in den Busen eines Freunds zu schauen. + Du führst die Reihe der Lebendigen + Vor mir vorbei und lehrst mich meine Brüder + Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen. + Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt, + Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste + Und Nachbarstämme quetschend niederstreift + Und ihrem Fall dumpf hohl der Hügel donnert, + Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst + Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust + Geheime tiefe Wunder öffnen sich. + Und steigt vor meinem Blick der reine Mond + Besänftigend herüber, schweben mir + Von Felsenwänden, aus dem feuchten Busch + Der Vorwelt silberne Gestalten auf + Und lindern der Betrachtung strenge Lust. + + O daß dem Menschen nichts Vollkommnes wird, + Empfind ich nun. Du gabst zu dieser Wonne, + Die mich den Göttern nah und näher bringt, + Mir den Gefährten, den ich schon nicht mehr + Entbehren kann, wenn er gleich, kalt und frech, + Mich vor mir selbst erniedrigt und zu Nichts, + Mit einem Worthauch, deine Gaben wandelt. + Er facht in meiner Brust ein wildes Feuer + Nach jenem schönen Bild geschäftig an. + So tauml ich von Begierde zu Genuß, + Und im Genuß verschmacht ich nach Begierde. + (Mephistopheles tritt auf.) + + MEPHISTOPHELES: + Habt Ihr nun bald das Leben gnug geführt? + Wie kann's Euch in die Länge freuen? + Es ist wohl gut, daß man's einmal probiert + Dann aber wieder zu was Neuen! + + FAUST: + Ich wollt, du hättest mehr zu tun, + Als mich am guten Tag zu plagen. + + MEPHISTOPHELES: + Nun, nun! ich laß dich gerne ruhn, + Du darfst mir's nicht im Ernste sagen. + An dir Gesellen, unhold, barsch und toll, + Ist wahrlich wenig zu verlieren. + Den ganzen Tag hat man die Hände voll! + Was ihm gefällt und was man lassen soll, + Kann man dem Herrn nie an der Nase spüren. + + FAUST: + Das ist so just der rechte Ton! + Er will noch Dank, daß er mich ennuyiert. + + MEPHISTOPHELES: + Wie hättst du, armer Erdensohn + Dein Leben ohne mich geführt? + Vom Kribskrabs der Imagination + Hab ich dich doch auf Zeiten lang kuriert; + Und wär ich nicht, so wärst du schon + Von diesem Erdball abspaziert. + Was hast du da in Höhlen, Felsenritzen + Dich wie ein Schuhu zu versitzen? + Was schlurfst aus dumpfem Moos und triefendem Gestein + Wie eine Kröte Nahrung ein? + Ein schöner, süßer Zeitvertreib! + Dir steckt der Doktor noch im Leib. + + FAUST: + Verstehst du, was für neue Lebenskraft + Mir dieser Wandel in der Öde schafft? + Ja, würdest du es ahnen können, + Du wärest Teufel gnug, mein Glück mir nicht zu gönnen. + + MEPHISTOPHELES: + Ein überirdisches Vergnügen. + In Nacht und Tau auf den Gebirgen liegen + Und Erd und Himmel wonniglich umfassen, + Zu einer Gottheit sich aufschwellen lassen, + Der Erde Mark mit Ahnungsdrang durchwühlen, + Alle sechs Tagewerk im Busen fühlen, + In stolzer Kraft ich weiß nicht was genießen, + Bald liebewonniglich in alles überfließen, + Verschwunden ganz der Erdensohn, + Und dann die hohe Intuition- + (mit einer Gebärde) + Ich darf nicht sagen, wie- zu schließen. + + FAUST: + Pfui über dich! + + MEPHISTOPHELES: + Das will Euch nicht behagen; Ihr habt das Recht, gesittet pfui zu sagen. + Man darf das nicht vor keuschen Ohren nennen, + Was keusche Herzen nicht entbehren können. + Und kurz und gut, ich gönn Ihm das Vergnügen, + Gelegentlich sich etwas vorzulügen; + Doch lange hält Er das nicht aus. + Du bist schon wieder abgetrieben + Und, währt es länger, aufgerieben + In Tollheit oder Angst und Graus. + Genug damit! Dein Liebchen sitzt dadrinne, + Und alles wird ihr eng und trüb. + Du kommst ihr gar nicht aus dem Sinne, + Sie hat dich übermächtig lieb. + Erst kam deine Liebeswut übergeflossen, + Wie vom geschmolznen Schnee ein Bächlein übersteigt; + Du hast sie ihr ins Herz gegossen, + Nun ist dein Bächlein wieder seicht. + Mich dünkt, anstatt in Wäldern zu thronen, + Ließ' es dem großen Herren gut, + Das arme affenjunge Blut + Für seine Liebe zu belohnen. + Die Zeit wird ihr erbärmlich lang; + Sie steht am Fenster, sieht die Wolken ziehn + Über die alte Stadtmauer hin. + "Wenn ich ein Vöglein wär!" so geht ihr Gesang + Tage lang, halbe Nächte lang. + Einmal ist sie munter, meist betrübt, + Einmal recht ausgeweint, + Dann wieder ruhig, wie's scheint, + Und immer verliebt. + + FAUST: + Schlange! Schlange! + + MEPHISTOPHELES (für sich): + Gelt! daß ich dich fange! + + FAUST: + Verruchter! hebe dich von hinnen, + Und nenne nicht das schöne Weib! + Bring die Begier zu ihrem süßen Leib + Nicht wieder vor die halb verrückten Sinnen! + + MEPHISTOPHELES: + Was soll es denn? Sie meint, du seist entflohn, + Und halb und halb bist du es schon. + + FAUST: + Ich bin ihr nah, und wär ich noch so fern, + Ich kann sie nie vergessen, nie verlieren + Ja, ich beneide schon den Leib des Herrn, + Wenn ihre Lippen ihn indes berühren. + + MEPHISTOPHELES: + Gar wohl, mein Freund! Ich hab Euch oft beneidet + Ums Zwillingspaar, das unter Rosen weidet. + + FAUST: + Entfliehe, Kuppler! + + MEPHISTOPHELES: + Schön! Ihr schimpft, und ich muß lachen. Der Gott, der Bub' und Mädchen + schuf, + Erkannte gleich den edelsten Beruf, + Auch selbst Gelegenheit zu machen. + Nur fort, es ist ein großer Jammer! + Ihr sollt in Eures Liebchens Kammer, + Nicht etwa in den Tod. + + FAUST: + Was ist die Himmelsfreud in ihren Armen? + Laß mich an ihrer Brust erwarmen! + Fühl ich nicht immer ihre Not? + Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehauste? + Der Unmensch ohne Zweck und Ruh, + Der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste, + Begierig wütend nach dem Abgrund zu? + Und seitwärts sie, mit kindlich dumpfen Sinnen, + Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld, + Und all ihr häusliches Beginnen + Umfangen in der kleinen Welt. + Und ich, der Gottverhaßte, + Hatte nicht genug, + Daß ich die Felsen faßte + Und sie zu Trümmern schlug! + Sie, ihren Frieden mußt ich untergraben! + Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben. + Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkürzen. + Was muß geschehn, mag's gleich geschehn! + Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen + Und sie mit mir zugrunde gehn! + + MEPHISTOPHELES: + Wie's wieder siedet, wieder glüht! + Geh ein und tröste sie, du Tor! + Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht, + Stellt er sich gleich das Ende vor. + Es lebe, wer sich tapfer hält! + Du bist doch sonst so ziemlich eingeteufelt. + Nichts Abgeschmackters find ich auf der Welt + Als einen Teufel, der verzweifelt. + + + + Gretchens Stube. + + Gretchen (am Spinnrad, allein). + + + GRETCHEN: + Meine Ruh ist hin, + Mein Herz ist schwer; + Ich finde sie nimmer + und nimmermehr. + + Wo ich ihn nicht hab, + Ist mir das Grab, + Die ganze Welt + Ist mir vergällt. + + Mein armer Kopf + Ist mir verrückt, + Meiner armer Sinn + Ist mir zerstückt. + + Meine Ruh ist hin, + Mein Herz ist schwer, + Ich finde sie nimmer + und nimmermehr. + + Nach ihm nur schau ich + Zum Fenster hinaus, + Nach ihm nur geh ich + Aus dem Haus. + + Sein hoher Gang, + Sein edle Gestalt, + Seines Mundes Lächeln, + Seiner Augen Gewalt, + + Und seiner Rede + Zauberfluß, + Sein Händedruck, + Und ach! sein Kuß! + + Meine Ruh ist hin, + Mein Herz ist schwer, + Ich finde sie nimmer + und nimmermehr. + + Mein Busen drängt + Sich nach ihm hin, + Ach dürft ich fassen + Und halten ihn, + + Und küssen ihn, + So wie ich wollt, + An seinen Küssen + Vergehen sollt! + + + + Marthens Garten + + Margarete. Faust. + + + MARGARETE: + Versprich mir, Heinrich! + + FAUST: + Was ich kann! + + MARGARETE: + Nun sag, wie hast du's mit der Religion? + Du bist ein herzlich guter Mann, + Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon. + + FAUST: + Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut; + Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut, + Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben. + + MARGARETE: + Das ist nicht recht, man muß dran glauben. + + FAUST: + Muß man? + + MARGARETE: + Ach! wenn ich etwas auf dich konnte! Du ehrst auch nicht die heil'gen + Sakramente. + + FAUST: + Ich ehre sie. + + MARGARETE: + Doch ohne Verlangen. Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen. + Glaubst du an Gott? + + FAUST: + Mein Liebchen, wer darf sagen: Ich glaub an Gott? + Magst Priester oder Weise fragen, + Und ihre Antwort scheint nur Spott + Über den Frager zu sein. + + MARGARETE: + So glaubst du nicht? + + FAUST: + Mißhör mich nicht, du holdes Angesicht! + Wer darf ihn nennen? + Und wer bekennen: + "Ich glaub ihn!"? + Wer empfinden, + Und sich unterwinden + Zu sagen: "Ich glaub ihn nicht!"? + Der Allumfasser, + Der Allerhalter, + Faßt und erhält er nicht + Dich, mich, sich selbst? + Wölbt sich der Himmel nicht da droben? + Liegt die Erde nicht hier unten fest? + Und steigen freundlich blickend + Ewige Sterne nicht herauf? + Schau ich nicht Aug in Auge dir, + Und drängt nicht alles + Nach Haupt und Herzen dir, + Und webt in ewigem Geheimnis + Unsichtbar sichtbar neben dir? + Erfüll davon dein Herz, so groß es ist, + Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist, + Nenn es dann, wie du willst, + Nenn's Glück! Herz! Liebe! Gott + Ich habe keinen Namen + Dafür! Gefühl ist alles; + Name ist Schall und Rauch, + Umnebelnd Himmelsglut. + + MARGARETE: + Das ist alles recht schön und gut; + Ungefähr sagt das der Pfarrer auch, + Nur mit ein bißchen andern Worten. + + FAUST: + Es sagen's allerorten + Alle Herzen unter dem himmlischen Tage, + Jedes in seiner Sprache; + Warum nicht ich in der meinen? + + MARGARETE: + Wenn man's so hört, möcht's leidlich scheinen, + Steht aber doch immer schief darum; + Denn du hast kein Christentum. + + FAUST: + Liebs Kind! + + MARGARETE: + Es tut mir lange schon weh, Daß ich dich in der Gesellschaft seh. + + FAUST: + Wieso? + + MARGARETE: + Der Mensch, den du da bei dir hast, Ist mir in tiefer innrer Seele verhaßt; + Es hat mir in meinem Leben + So nichts einen Stich ins Herz gegeben + Als des Menschen widrig Gesicht. + + FAUST: + Liebe Puppe, fürcht ihn nicht! + + MARGARETE: + Seine Gegenwart bewegt mir das Blut. + Ich bin sonst allen Menschen gut; + Aber wie ich mich sehne, dich zu schauen, + Hab ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen, + Und halt ihn für einen Schelm dazu! + Gott verzeih mir's, wenn ich ihm unrecht tu! + + FAUST: + Es muß auch solche Käuze geben. + + MARGARETE: + Wollte nicht mit seinesgleichen leben! + Kommt er einmal zur Tür herein, + Sieht er immer so spöttisch drein + Und halb ergrimmt; + Man sieht, daß er an nichts keinen Anteil nimmt; + Es steht ihm an der Stirn geschrieben, + Daß er nicht mag eine Seele lieben. + Mir wird's so wohl in deinem Arm, + So frei, so hingegeben warm, + Und seine Gegenwart schnürt mir das Innre zu. + + FAUST: + Du ahnungsvoller Engel du! + + MARGARETE: + Das übermannt mich so sehr, + Daß, wo er nur mag zu uns treten, + Mein ich sogar, ich liebte dich nicht mehr. + Auch, wenn er da ist, könnt ich nimmer beten, + Und das frißt mir ins Herz hinein; + Dir, Heinrich, muß es auch so sein. + + FAUST: + Du hast nun die Antipathie! + + MARGARETE: + Ich muß nun fort. + + FAUST: + Ach kann ich nie Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen + Und Brust an Brust und Seel in Seele drängen? + + MARGARETE: + Ach wenn ich nur alleine schlief! + Ich ließ dir gern heut nacht den Riegel offen; + Doch meine Mutter schläft nicht tief, + Und würden wir von ihr betroffen, + Ich wär gleich auf der Stelle tot! + + FAUST: + Du Engel, das hat keine Not. + Hier ist ein Fläschchen! + Drei Tropfen nur In ihren Trank umhüllen + Mit tiefem Schlaf gefällig die Natur. + + MARGARETE: + Was tu ich nicht um deinetwillen? + Es wird ihr hoffentlich nicht schaden! + + FAUST: + Würd ich sonst, Liebchen, dir es raten? + + MARGARETE: + Seh ich dich, bester Mann, nur an, + Weiß nicht, was mich nach deinem Willen treibt, + Ich habe schon so viel für dich getan, + Daß mir zu tun fast nichts mehr übrigbleibt. + (Ab.) + + (Mephistopheles tritt auf.) + + MEPHISTOPHELES: + Der Grasaff! ist er weg? + + FAUST: + Hast wieder spioniert? + + MEPHISTOPHELES: + Ich hab's ausführlich wohl vernommen, + Herr Doktor wurden da katechisiert; + Hoff, es soll Ihnen wohl bekommen. + Die Mädels sind doch sehr interessiert, + Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch. + Sie denken: duckt er da, folgt er uns eben auch. + + FAUST: + Du Ungeheuer siehst nicht ein, + Wie diese treue liebe Seele + Von ihrem Glauben voll, + Der ganz allein + Ihr seligmachend ist, sich heilig quäle, + Daß sie den liebsten Mann verloren halten soll. + + MEPHISTOPHELES: + Du übersinnlicher sinnlicher Freier, + Ein Mägdelein nasführet dich. + + FAUST: + Du Spottgeburt von Dreck und Feuer! + + MEPHISTOPHELES: + Und die Physiognomie versteht sie meisterlich: + In meiner Gegenwart wird's ihr, sie weiß nicht wie, + Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn; + Sie fühlt, daß ich ganz sicher ein Genie, + Vielleicht wohl gar der Teufel bin. + Nun, heute nacht-? + + FAUST: + Was geht dich's an? + + MEPHISTOPHELES: + Hab ich doch meine Freude dran! + + + + Am Brunnen + + Gretchen und Lieschen mit Krügen. + + + LIESCHEN: + Hast nichts von Bärbelchen gehört? + + GRETCHEN: + Kein Wort. Ich komm gar wenig unter Leute. + + LIESCHEN: + Gewiß, Sibylle sagt' mir's heute: + Die hat sich endlich auch betört. + Das ist das Vornehmtun! + + GRETCHEN: + Wieso? + + LIESCHEN: + Es stinkt! Sie füttert zwei, wenn sie nun ißt und trinkt. + + GRETCHEN: + Ach! + + LIESCHEN: + So ist's ihr endlich recht ergangen. + Wie lange hat sie an dem Kerl gehangen! + Das war ein Spazieren, + Auf Dorf und Tanzplatz Führen, + Mußt überall die Erste sein, + Kurtesiert ihr immer mit Pastetchen und Wein; + Bildt sich was auf ihre Schönheit ein, + War doch so ehrlos, sich nicht zu schämen, + Geschenke von ihm anzunehmen. + War ein Gekos und ein Geschleck; + Da ist denn auch das Blümchen weg! + + GRETCHEN: + Das arme Ding! + + LIESCHEN: + Bedauerst sie noch gar! Wenn unsereins am Spinnen war, + Uns nachts die Mutter nicht hinunterließ, + Stand sie bei ihrem Buhlen süß; + Auf der Türbank und im dunkeln Gang + Ward ihnen keine Stunde zu lang. + Da mag sie denn sich ducken nun, + Im Sünderhemdchen Kirchbuß tun! + + GRETCHEN: + Er nimmt sie gewiß zu seiner Frau. + + LIESCHEN: + Er wär ein Narr! Ein flinker Jung + Hat anderwärts noch Luft genung. + Er ist auch fort. + + GRETCHEN: + Das ist nicht schön! + + LIESCHEN: + Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn, + Das Kränzel reißen die Buben ihr, + Und Häckerling streuen wir vor die Tür! + (Ab.) + + GRETCHEN: (nach Hause gehend): + Wie konnt ich sonst so tapfer schmälen, + Wenn tät ein armes Mägdlein fehlen! + Wie konnt ich über andrer Sünden + Nicht Worte gnug der Zunge finden! + Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch gar, + Mir's immer doch nicht schwarz gnug war, + Und segnet mich und tat so groß, + Und bin nun selbst der Sünde bloß! + Doch- alles, was dazu mich trieb, + Gott! war so gut! ach, war so lieb! + + + + Zwinger + + In der Mauerhöhle ein Andachtsbild der Mater dolorosa, Blumenkruge davor. + Gretchen steckt frische Blumen in die Kruge. + + + Ach neige, + Du Schmerzenreiche, + Dein Antlitz gnädig meiner Not! + + Das Schwert im Herzen, + Mit tausend Schmerzen + Blickst auf zu deines Sohnes Tod. + + Zum Vater blickst du, + Und Seufzer schickst du + Hinauf um sein' und deine Not. + + Wer fühlet, + Wie wühlet + Der Schmerz mir im Gebein? + Was mein armes Herz hier banget, + Was es zittert, was verlanget, + Weißt nur du, nur du allein! + + Wohin ich immer gehe + Wie weh, wie weh, wie wehe + Wird mir im Busen hier! + Ich bin, ach! kaum alleine, + Ich wein, ich wein, ich weine, + Das Herz zerbricht in mir. + + Die Scherben vor meinem Fenster + Betaut ich mit Tränen, ach! + Als ich am frühen Morgen + Dir diese Blumen brach. + + Schien hell in meine Kammer + Die Sonne früh herauf, + Saß ich in allem Jammer + In meinem Bett schon auf. + + Hilf! rette mich von Schmach und Tod! + Ach neige, + Du Schmerzenreiche, + Dein Antlitz gnädig meiner Not! + + + + Nacht. Straße vor Gretchens Türe + + Valentin, Soldat, Gretchens Bruder. + + + Wenn ich so saß bei einem Gelag, + Wo mancher sich berühmen mag, + Und die Gesellen mir den Flor + Der Mägdlein laut gepriesen vor, + Mit vollem Glas das Lob verschwemmt, + Den Ellenbogen aufgestemmt, + Saß ich in meiner sichern Ruh, + Hört all dem Schwadronieren zu + Und streiche lächelnd meinen Bart + Und kriege das volle Glas zur Hand + Und sage: "Alles nach seiner Art! + Aber ist eine im ganzen Land, + Die meiner trauten Gretel gleicht, + Die meiner Schwester das Wasser reicht?" + Topp! Topp! Kling! Klang! das ging herum; + Die einen schrieen: "Er hat recht, + Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht." + Da saßen alle die Lober stumm. + Und nun!- um's Haar sich auszuraufen + Und an den Wänden hinaufzulaufen!- + Mit Stichelreden, Naserümpfen + Soll jeder Schurke mich beschimpfen! + Soll wie ein böser Schuldner sitzen + Bei jedem Zufallswörtchen schwitzen! + Und möcht ich sie zusammenschmeißen + Könnt ich sie doch nicht Lügner heißen. + + Was kommt heran? Was schleicht herbei? + Irr ich nicht, es sind ihrer zwei. + Ist er's, gleich pack ich ihn beim Felle + Soll nicht lebendig von der Stelle! + + + Faust. Mephistopheles. + + FAUST: + Wie von dem Fenster dort der Sakristei + Aufwärts der Schein des Ew'gen Lämpchens flämmert + Und schwach und schwächer seitwärts dämmert, + Und Finsternis drängt ringsum bei! + So sieht's in meinem Busen nächtig. + + MEPHISTOPHELES: + Und mir ist's wie dem Kätzlein schmächtig, + Das an den Feuerleitern schleicht, + Sich leis dann um die Mauern streicht; + Mir ist's ganz tugendlich dabei, + Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei. + So spukt mir schon durch alle Glieder + Die herrliche Walpurgisnacht. + Die kommt uns übermorgen wieder, + Da weiß man doch, warum man wacht. + + FAUST: + Rückt wohl der Schatz indessen in die Höh, + Den ich dort hinten flimmern seh? + + MEPHISTOPHELES: + Du kannst die Freude bald erleben, + Das Kesselchen herauszuheben. + Ich schielte neulich so hinein, + Sind herrliche Löwentaler drein. + + FAUST: + Nicht ein Geschmeide, nicht ein Ring, + Meine liebe Buhle damit zu zieren? + + MEPHISTOPHELES: + Ich sah dabei wohl so ein Ding, + Als wie eine Art von Perlenschnüren. + + FAUST: + So ist es recht! Mir tut es weh, + Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh. + + MEPHISTOPHELES: + Es sollt Euch eben nicht verdrießen, + Umsonst auch etwas zu genießen. + Jetzt, da der Himmel voller Sterne glüht, + Sollt Ihr ein wahres Kunststück hören: + Ich sing ihr ein moralisch Lied, + Um sie gewisser zu betören. (Singt zur Zither.) Was machst du mir + Vor Liebchens Tür, + Kathrinchen, hier + Bei frühem Tagesblicke? + Laß, laß es sein! + Er läßt dich ein + Als Mädchen ein, + Als Mädchen nicht zurücke. + + Nehmt euch in acht! + Ist es vollbracht, + Dann gute Nacht' + Ihr armen, armen Dinger! + Habt ihr euch lieb, + Tut keinem Dieb + Nur nichts zulieb + Als mit dem Ring am Finger. + + VALENTIN (tritt vor): + Wen lockst du hier? beim Element! + Vermaledeiter Rattenfänger! + Zum Teufel erst das Instrument! + Zum Teufel hinterdrein den Sänger! + + MEPHISTOPHELES: + Die Zither ist entzwei! an der ist nichts zu halten. + + VALENTIN: + Nun soll es an ein Schädelspalten! + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Herr Doktor, nicht gewichen! Frisch! + Hart an mich an, wie ich Euch führe. + Heraus mit Eurem Flederwisch! + Nur zugestoßen! ich pariere. + + VALENTIN: + Pariere den! + + MEPHISTOPHELES: + Warum denn nicht? + + VALENTIN: + Auch den! + + MEPHISTOPHELES: + Gewiß! + + VALENTIN: + Ich glaub, der Teufel ficht! Was ist denn das? Schon wird die Hand mir + lahm. + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Stoß zu! + + VALENTIN (fällt): + O weh! + + MEPHISTOPHELES: + Nun ist der Lümmel zahm! Nun aber fort! Wir müssen gleich verschwinden + Denn schon entsteht ein mörderlich Geschrei. + Ich weiß mich trefflich mit der Polizei, + Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden. + + MARTHE (am Fenster): + Heraus! Heraus! + + GRETCHEN (am Fenster): + Herbei ein Licht! + + MARTHE (wie oben): + Man schilt und rauft, man schreit und ficht. + + VOLK: + Da liegt schon einer tot! + + MARTHE (heraustretend): + Die Mörder, sind sie denn entflohn? + + GRETCHEN (heraustretend): + Wer liegt hier? + + VOLK: + Deiner Mutter Sohn. + + GRETCHEN: + Allmächtiger! welche Not! + + VALENTIN: + Ich sterbe! das ist bald gesagt + Und balder noch getan. + Was steht ihr Weiber, heult und klagt? + Kommt her und hört mich an! + (Alle treten um ihn.) + Mein Gretchen, sieh! du bist noch jung, + Bist gar noch nicht gescheit genung, + Machst deine Sachen schlecht. + Ich sag dir's im Vertrauen nur: + Du bist doch nun einmal eine Hur, + So sei's auch eben recht! + + GRETCHEN: + Mein Bruder! Gott! Was soll mir das? + + VALENTIN: + Laß unsern Herrgott aus dem Spaß! + Geschehn ist leider nun geschehn + Und wie es gehn kann, so wird's gehn. + Du fingst mit einem heimlich an + Bald kommen ihrer mehre dran, + Und wenn dich erst ein Dutzend hat, + So hat dich auch die ganze Stadt. + + Wenn erst die Schande wird geboren, + Wird sie heimlich zur Welt gebracht, + Und man zieht den Schleier der Nacht + Ihr über Kopf und Ohren; + Ja, man möchte sie gern ermorden. + Wächst sie aber und macht sich groß, + Dann geht sie auch bei Tage bloß + Und ist doch nicht schöner geworden. + Je häßlicher wird ihr Gesicht, + Je mehr sucht sie des Tages Licht. + + Ich seh wahrhaftig schon die Zeit, + Daß alle brave Bürgersleut, + Wie von einer angesteckten Leichen, + Von dir, du Metze! seitab weichen. + Dir soll das Herz im Leib verzagen, + Wenn sie dir in die Augen sehn! + Sollst keine goldne Kette mehr tragen! + In der Kirche nicht mehr am Altar stehn! + In einem schönen Spitzenkragen + Dich nicht beim Tanze wohlbehagen! + In eine finstre Jammerecken + Unter Bettler und Krüppel dich verstecken, + Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht, + Auf Erden sein vermaledeit! + + MARTHE: + Befehlt Eure Seele Gott zu Gnaden! + Wollt Ihr noch Lästrung auf Euch laden? + + VALENTIN: + Könnt ich dir nur an den dürren Leib, + Du schändlich kupplerisches Weib! + Da hofft ich aller meiner Sünden + Vergebung reiche Maß zu finden. + + GRETCHEN: + Mein Bruder! Welche Höllenpein! + + VALENTIN: + Ich sage, laß die Tränen sein! + Da du dich sprachst der Ehre los, + Gabst mir den schwersten Herzensstoß. + Ich gehe durch den Todesschlaf + Zu Gott ein als Soldat und brav. + (Stirbt.) + + + + Dom + + Amt, Orgel und Gesang. Gretchen unter vielem Volke. Böser Geist hinter + Gretchen. + + + BÖSER GEIST: + Wie anders, Gretchen, war dir's, + Als du noch voll Unschuld + Hier zum Altar tratst + Aus dem vergriffnen Büchelchen + Gebete lalltest, + Halb Kinderspiele, + Halb Gott im Herzen! + Gretchen! + Wo steht dein Kopf? + In deinem Herzen + Welche Missetat? + Betst du für deiner Mutter Seele, die + Durch dich zur langen, langen Pein hinüberschlief? + Auf deiner Schwelle wessen Blut? + - Und unter deinem Herzen + Regt sich's nicht quillend schon + Und ängstet dich und sich + Mit ahnungsvoller Gegenwart? + + GRETCHEN: + Weh! Weh! + Wär ich der Gedanken los, + Die mir herüber und hinüber gehen + Wider mich! + + CHOR: + Dies irae, dies illa + Solvet saeclum in favilla. + (Orgelton.) + + BÖSER GEIST: + Grimm faßt dich! + Die Posaune tönt! + Die Gräber beben! + Und dein Herz, + Aus Aschenruh + Zu Flammenqualen + Wieder aufgeschaffen, + Bebt auf! + + GRETCHEN: + Wär ich hier weg! + Mir ist, als ob die Orgel mir + Den Atem versetzte, + Gesang mein Herz + Im Tiefsten löste. + + CHOR: + Judex ergo cum sedebit, + Quidquid latet adparebit, + Nil inultum remanebit. + + GRETCHEN: + Mir wird so eng! + Die Mauernpfeiler + Befangen mich! + Das Gewölbe + Drängt mich!- Luft! + + BÖSER GEIST: + Verbirg dich! Sünd und Schande + Bleibt nicht verborgen. + Luft? Licht? + Weh dir! + + CHOR: + Quid sum miser tunc dicturus? + Quem patronum rogaturus? + Cum vix justus sit securus. + + BÖSER GEIST: + Ihr Antlitz wenden + Verklärte von dir ab. + Die Hände dir zu reichen, + Schauert's den Reinen. + Weh! + + CHOR: + Quid sum miser tunc dicturus? + GRETCHEN: + Nachbarin! Euer Fläschchen! + (Sie fällt in Ohnmacht.) + + + + Walpurgisnacht + + Harzgebirg Gegend von Schierke und Elend + + Faust. Mephistopheles. + + + MEPHISTOPHELES: + Verlangst du nicht nach einem Besenstiele? + Ich wünschte mir den allerderbsten Bock. + Auf diesem Weg sind wir noch weit vom Ziele. + + FAUST: + Solang ich mich noch frisch auf meinen Beinen fühle, + Genügt mir dieser Knotenstock. + Was hilft's, daß man den Weg verkürzt!- + Im Labyrinth der Täler hinzuschleichen, + Dann diesen Felsen zu ersteigen, + Von dem der Quell sich ewig sprudelnd stürzt, + Das ist die Lust, die solche Pfade würzt! + Der Frühling webt schon in den Birken, + Und selbst die Fichte fühlt ihn schon; + Sollt er nicht auch auf unsre Glieder wirken? + + MEPHISTOPHELES: + Fürwahr, ich spüre nichts davon! + Mir ist es winterlich im Leibe, + Ich wünschte Schnee und Frost auf meiner Bahn. + Wie traurig steigt die unvollkommne Scheibe + Des roten Monds mit später Glut heran + Und leuchtet schlecht, daß man bei jedem Schritte + Vor einen Baum, vor einen Felsen rennt! + Erlaub, daß ich ein Irrlicht bitte! + Dort seh ich eins, das eben lustig brennt. + Heda! mein Freund! darf ich dich zu uns fodern? + Was willst du so vergebens lodern? + Sei doch so gut und leucht uns da hinauf! + + IRRLICHT: + Aus Ehrfurcht, hoff ich, soll es mir gelingen, + Mein leichtes Naturell zu zwingen; + Nur zickzack geht gewöhnlich unser Lauf. + + MEPHISTOPHELES: + Ei! Ei! Er denkt's den Menschen nachzuahmen. + Geh Er nur grad, in 's Teufels Namen! + Sonst blas ich ihm sein Flackerleben aus. + + IRRLICHT: + Ich merke wohl, Ihr seid der Herr vom Haus, + Und will mich gern nach Euch bequemen. + Allein bedenkt! der Berg ist heute zaubertoll + Und wenn ein Irrlicht Euch die Wege weisen soll + So müßt Ihr's so genau nicht nehmen. + FAUST, MEPHISTOPHELES, IRRLICHT (im Wechselgesang): + In die Traum- und Zaubersphäre + Sind wir, scheint es, eingegangen. + Führ uns gut und mach dir Ehre + Daß wir vorwärts bald gelangen + In den weiten, öden Räumen! + Seh die Bäume hinter Bäumen, + Wie sie schnell vorüberrücken, + Und die Klippen, die sich bücken, + Und die langen Felsennasen, + Wie sie schnarchen, wie sie blasen! + + Durch die Steine, durch den Rasen + Eilet Bach und Bächlein nieder. + Hör ich Rauschen? hör ich Lieder? + Hör ich holde Liebesklage, + Stimmen jener Himmelstage? + Was wir hoffen, was wir lieben! + Und das Echo, wie die Sage + Alter Zeiten, hallet wider. + + "Uhu! Schuhu!" tönt es näher, + Kauz und Kiebitz und der Häher, + Sind sie alle wach geblieben? + Sind das Molche durchs Gesträuche? + Lange Beine, dicke Bäuche! + Und die Wurzeln, wie die Schlangen, + Winden sich aus Fels und Sande, + Strecken wunderliche Bande, + Uns zu schrecken, uns zu fangen; + Aus belebten derben Masern + Strecken sie Polypenfasern + Nach dem Wandrer. Und die Mäuse + Tausendfärbig, scharenweise, + Durch das Moos und durch die Heide! + Und die Funkenwürmer fliegen + Mit gedrängten Schwärmezügen + Zum verwirrenden Geleite. + + Aber sag mir, ob wir stehen + Oder ob wir weitergehen? + Alles, alles scheint zu drehen, + Fels und Bäume, die Gesichter + Schneiden, und die irren Lichter, + Die sich mehren, die sich blähen. + MEPHISTOPHELES: + Fasse wacker meinen Zipfel! + Hier ist so ein Mittelgipfel + Wo man mit Erstaunen sieht, + Wie im Berg der Mammon glüht. + + FAUST: + Wie seltsam glimmert durch die Gründe + Ein morgenrötlich trüber Schein! + Und selbst bis in die tiefen Schlünde + Des Abgrunds wittert er hinein. + Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden, + Hier leuchtet Glut aus Dunst und Flor + Dann schleicht sie wie ein zarter Faden + Dann bricht sie wie ein Quell hervor. + Hier schlingt sie eine ganze Strecke + Mit hundert Adern sich durchs Tal, + Und hier in der gedrängten Ecke + Vereinzelt sie sich auf einmal. + Da sprühen Funken in der Nähe + Wie ausgestreuter goldner Sand. + Doch schau! in ihrer ganzen Höhe + Entzündet sich die Felsenwand. + + MEPHISTOPHELES: + Erleuchtet nicht zu diesem Feste + Herr Mammon prächtig den Palast? + Ein Glück, daß du's gesehen hast, + Ich spüre schon die ungestümen Gäste. + + FAUST: + Wie rast die Windsbraut durch die Luft! + Mit welchen Schlägen trifft sie meinen Nacken! + + MEPHISTOPHELES: + Du mußt des Felsens alte Rippen packen + Sonst stürzt sie dich hinab in dieser Schlünde Gruft. + Ein Nebel verdichtet die Nacht. + Höre, wie's durch die Wälder kracht! + Aufgescheucht fliegen die Eulen. + Hör, es splittern die Säulen + Ewig grüner Paläste. + Girren und Brechen der Aste! + Der Stämme mächtiges Dröhnen! + Der Wurzeln Knarren und Gähnen! + Im fürchterlich verworrenen Falle + Übereinander krachen sie alle + Und durch die übertrümmerten Klüfte + Zischen und heulen die Lüfte. + Hörst du Stimmen in der Höhe? + In der Ferne, in der Nähe? + Ja, den ganzen Berg entlang + Strömt ein wütender Zaubergesang! + + HEXEN (im Chor): + Die Hexen zu dem Brocken ziehn, + Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. + Dort sammelt sich der große Hauf, + Herr Urian sitzt oben auf. + So geht es über Stein und Stock, + Es farzt die Hexe, es stinkt der Bock. + + STIMME: + Die alte Baubo kommt allein, + Sie reitet auf einem Mutterschwein. + + CHOR: + So Ehre denn, wem Ehre gebührt! + Frau Baubo vor! und angeführt! + Ein tüchtig Schwein und Mutter drauf, + Da folgt der ganze Hexenhauf. + + STIMME: + Welchen Weg kommst du her? + + STIMME: + Übern Ilsenstein! Da guckt ich der Eule ins Nest hinein, + Die macht ein Paar Augen! + + STIMME: + O fahre zur Hölle! Was reitst du so schnelle! + + STIMME: + Mich hat sie geschunden, + Da sieh nur die Wunden! + + HEXEN, CHOR: + Der Weg ist breit, der Weg ist lang, + Was ist das für ein toller Drang? + Die Gabel sticht, der Besen kratzt, + Das Kind erstickt, die Mutter platzt. + + HEXENMEISTER, HALBER CHOR: + Wir schleichen wie die Schneck im Haus, + Die Weiber alle sind voraus. + Denn, geht es zu des Bösen Haus, + Das Weib hat tausend Schritt voraus. + + ANDERE HÄLFTE: + Wir nehmen das nicht so genau, + Mit tausend Schritten macht's die Frau; + Doch wie sie sich auch eilen kann, + Mit einem Sprunge macht's der Mann. + + STIMME (oben): + Kommt mit, kommt mit, vom Felsensee! + + STIMMEN (von unten): + Wir möchten gerne mit in die Höh. + Wir waschen, und blank sind wir ganz und gar; + Aber auch ewig unfruchtbar. + + BEIDE CHÖRE: + Es schweigt der Wind, es flieht der Stern, + Der trübe Mond verbirgt sich gern. + Im Sausen sprüht das Zauberchor + Viel tausend Feuerfunken hervor. + + STIMME (von unten): + Halte! Haltet + + STIMME (oben): + Wer ruft da aus der Felsenspalte? + + STIMME (von unten): + Nehmt mich mit! Nehmt mich mit! + Ich steige schon dreihundert Jahr, + Und kann den Gipfel nicht erreichen + Ich wäre gern bei meinesgleichen. + + BEIDE CHÖRE: + Es trägt der Besen, trägt der Stock + Die Gabel trägt, es trägt der Bock + Wer heute sich nicht heben kann + Ist ewig ein verlorner Mann. + + HALBHEXE (unten): + Ich tripple nach, so lange Zeit; + Wie sind die andern schon so weit! + Ich hab zu Hause keine Ruh + Und komme hier doch nicht dazu. + + CHOR DER HEXEN: + Die Salbe gibt den Hexen Mut, + Ein Lumpen ist zum Segel gut + Ein gutes Schiff ist jeder Trog + Der flieget nie, der heut nicht flog. + + BEIDE CHÖRE: + Und wenn wir um den Gipfel ziehn, + So streichet an dem Boden hin + Und deckt die Heide weit und breit + Mit eurem Schwarm der Hexenheit + (Sie lassen sich nieder.) + + MEPHISTOPHELES: + Das drängt und stößt, das ruscht und klappert! + Das zischt und quirlt, das zieht und plappert! + Das leuchtet, sprüht und stinkt und brennt! + Ein wahres Hexenelement! + Nur fest an mir! sonst sind wir gleich getrennt. + Wo bist du? + + FAUST (in der Ferne): + Hier! + + MEPHISTOPHELES: + Was! dort schon hingerissen? Da werd ich Hausrecht brauchen müssen. + Platz! Junker Voland kommt. Platz! süßer Pöbel, Platz! + Hier, Doktor, fasse mich! und nun in einem Satz + Laß uns aus dem Gedräng entweichen; + Es ist zu toll, sogar für meinesgleichen. + Dortneben leuchtet was mit ganz besondrem Schein, + Es zieht mich was nach jenen Sträuchen. + Komm, komm! wir schlupfen da hinein. + + FAUST: + Du Geist des Widerspruchs! Nur zu! du magst mich führen. + Ich denke doch, das war recht klug gemacht: + Zum Brocken wandeln wir in der Walpurgisnacht, + Um uns beliebig nun hieselbst zu isolieren. + + MEPHISTOPHELES: + Da sieh nur, welche bunten Flammen! + Es ist ein muntrer Klub beisammen. + Im Kleinen ist man nicht allein. + + FAUST: + Doch droben möcht ich lieber sein! + Schon seh ich Glut und Wirbelrauch. + Dort strömt die Menge zu dem Bösen; + Da muß sich manches Rätsel lösen. + + MEPHISTOPHELES: + Doch manches Rätsel knüpft sich auch. + Laß du die große Welt nur sausen, + Wir wollen hier im stillen hausen. + Es ist doch lange hergebracht, + Daß in der großen Welt man kleine Welten macht. + Da seh ich junge Hexchen, nackt und bloß, + Und alte, die sich klug verhüllen. + Seid freundlich, nur um meinetwillen; + Die Müh ist klein, der Spaß ist groß. + Ich höre was von Instrumenten tönen! + Verflucht Geschnarr! Man muß sich dran gewohnen. + Komm mit! Komm mit! Es kann nicht anders sein, + Ich tret heran und führe dich herein, + Und ich verbinde dich aufs neue. + Was sagst du, Freund? das ist kein kleiner Raum. + Da sieh nur hin! du siehst das Ende kaum. + Ein Hundert Feuer brennen in der Reihe + Man tanzt, man schwatzt, man kocht, man trinkt, man liebt + Nun sage mir, wo es was Bessers gibt? + + FAUST: + Willst du dich nun, um uns hier einzuführen, + Als Zaubrer oder Teufel produzieren? + + MEPHISTOPHELES: + Zwar bin ich sehr gewohnt, inkognito zu gehn, + Doch läßt am Galatag man seinen Orden sehn. + Ein Knieband zeichnet mich nicht aus, + Doch ist der Pferdefuß hier ehrenvoll zu Haus. + Siehst du die Schnecke da? sie kommt herangekrochen; + Mit ihrem tastenden Gesicht + Hat sie mir schon was abgerochen. + Wenn ich auch will, verleugn ich hier mich nicht. + Komm nur! von Feuer gehen wir zu Feuer, + Ich bin der Werber, und du bist der Freier. + (Zu einigen, die um verglimmende Kohlen sitzen:) + Ihr alten Herrn, was macht ihr hier am Ende? + Ich lobt euch, wenn ich euch hübsch in der Mitte fände, + Von Saus umzirkt und Jugendbraus; + Genug allein ist jeder ja zu Haus. + + GENERAL: + Wer mag auf Nationen trauen! + Man habe noch so viel für sie getan; + Denn bei dem Volk wie bei den Frauen + Steht immerfort die Jugend oben an. + + MINISTER: + Jetzt ist man von dem Rechten allzu weit, + Ich lobe mir die guten Alten; + Denn freilich, da wir alles galten, + Da war die rechte goldne Zeit. + + PARVENÜ: + Wir waren wahrlich auch nicht dumm + Und taten oft, was wir nicht sollten; + Doch jetzo kehrt sich alles um und um, + Und eben da wir's fest erhalten wollten. + + AUTOR: + Wer mag wohl überhaupt jetzt eine Schrift + Von mäßig klugem Inhalt lesen! + Und was das liebe junge Volk betrifft, + Das ist noch nie so naseweis gewesen. + + MEPHISTOPHELES (der auf einmal sehr alt erscheint): + Zum Jüngsten Tag fühl ich das Volk gereift, + Da ich zum letztenmal den Hexenberg ersteige, + Und weil mein Fäßchen trübe läuft, + So ist die Welt auch auf der Neige. + + TRÖDELHEXE: + Ihr Herren, geht nicht so vorbei! + Laßt die Gelegenheit nicht fahren! + Aufmerksam blickt nach meinen Waren, + Es steht dahier gar mancherlei. + Und doch ist nichts in meinem Laden, + Dem keiner auf der Erde gleicht, + Das nicht einmal zum tücht'gen Schaden + Der Menschen und der Welt gereicht. + Kein Dolch ist hier, von dem nicht Blut geflossen, + Kein Kelch, aus dem sich nicht in ganz gesunden Leib + Verzehrend heißes Gift ergossen, + Kein Schmuck, der nicht ein liebenswürdig Weib + Verführt, kein Schwert, das nicht den Bund gebrochen, + Nicht etwa hinterrücks den Gegenmann durchstochen. + + MEPHISTOPHELES: + Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten. + Getan, geschehn! Geschehn, getan! + Verleg Sie sich auf Neuigkeiten! + Nur Neuigkeiten ziehn uns an. + + FAUST: + Daß ich mich nur nicht selbst vergesse! + Heiß ich mir das doch eine Messe! + MEPHISTOPHELES: + Der ganze Strudel strebt nach oben; + Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben. + + FAUST: + Wer ist denn das? + + MEPHISTOPHELES: + Betrachte sie genau! Lilith ist das. + + FAUST: + Wer? + + MEPHISTOPHELES: + Adams erste Frau. Nimm dich in acht vor ihren schönen Haaren, + Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt. + Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, + So läßt sie ihn so bald nicht wieder fahren. + + FAUST: + Da sitzen zwei, die Alte mit der Jungen; + Die haben schon was Rechts gesprungen! + + MEPHISTOPHELES: + Das hat nun heute keine Ruh. + Es geht zum neuen Tanz, nun komm! wir greifen zu. + + FAUST (mit der Jungen tanzend): + Einst hatt ich einen schönen Traum + Da sah ich einen Apfelbaum, + Zwei schöne Äpfel glänzten dran, + Sie reizten mich, ich stieg hinan. + + DIE SCHÖNE: + Der Äpfelchen begehrt ihr sehr, + Und schon vom Paradiese her. + Von Freuden fühl ich mich bewegt, + Daß auch mein Garten solche trägt. + + MEPHISTOPHELES (mit der Alten): + Einst hatt ich einen wüsten Traum + Da sah ich einen gespaltnen Baum, + Der hatt ein ungeheures Loch; + So groß es war, gefiel mir's doch. + + DIE ALTE: + Ich biete meinen besten Gruß + Dem Ritter mit dem Pferdefuß! + Halt Er einen rechten Pfropf bereit, + Wenn Er das große Loch nicht scheut. + + PROKTOPHANTASMIST: + Verfluchtes Volk! was untersteht ihr euch? + Hat man euch lange nicht bewiesen: + Ein Geist steht nie auf ordentlichen Füßen? + Nun tanzt ihr gar, uns andern Menschen gleich! + + DIE SCHÖNE (tanzend): + Was will denn der auf unserm Ball? + + FAUST (tanzend): + Ei! der ist eben überall. + Was andre tanzen, muß er schätzen. + Kann er nicht jeden Schritt beschwätzen, + So ist der Schritt so gut als nicht geschehn. + Am meisten ärgert ihn, sobald wir vorwärts gehn. + Wenn ihr euch so im Kreise drehen wolltet, + Wie er's in seiner alten Mühle tut + Das hieß' er allenfalls noch gut + Besonders wenn ihr ihn darum begrüßen solltet. + + PROKTOPHANTASMIST: + Ihr seid noch immer da! nein, das ist unerhört. + Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklärt! + Das Teufelspack, es fragt nach keiner Regel + Wir sind so klug, und dennoch spukt's in Tegel. + Wie lange hab ich nicht am Wahn hinausgekehrt, + Und nie wird's rein; das ist doch unerhört! + + DIE SCHÖNE: + So hört doch auf, uns hier zu ennuyieren! + + PROKTOPHANTASMIST: + Ich sag's euch Geistern ins Gesicht: + Den Geistesdespotismus leid ich nicht; + Mein Geist kann ihn nicht exerzieren. + (Es wird fortgetanzt.) + Heut, seh ich, will mir nichts gelingen; + Doch eine Reise nehm ich immer mit + Und hoffe noch vor meinem letzten Schritt + Die Teufel und die Dichter zu bezwingen. + + MEPHISTOPHELES: + Er wird sich gleich in eine Pfütze setzen, + Das ist die Art, wie er sich soulagiert, + Und wenn Blutegel sich an seinem Steiß ergetzen, + Ist er von Geistern und von Geist kuriert. + (Zu Faust, der aus dem Tanz getreten ist.) + Was lässest du das schöne Mädchen fahren, + Das dir zum Tanz so lieblich sang? + + FAUST: + Ach! mitten im Gesange sprang + Ein rotes Mäuschen ihr aus dem Munde. + + MEPHISTOPHELES: + Das ist was Rechts! das nimmt man nicht genau; + Genug, die Maus war doch nicht grau. + Wer fragt darnach in einer Schäferstunde? + + FAUST: + Dann sah ich- + + MEPHISTOPHELES: + Was? + + FAUST: + Mephisto, siehst du dort Ein blasses, schönes Kind allein und ferne stehen? + Sie schiebt sich langsam nur vom Ort, + Sie scheint mit geschloßnen Füßen zu gehen. + Ich muß bekennen, daß mir deucht, + Daß sie dem guten Gretchen gleicht. + + MEPHISTOPHELES: + Laß das nur stehn! dabei wird's niemand wohl. + Es ist ein Zauberbild, ist leblos, ein Idol. + Ihm zu begegnen, ist nicht gut: + Vom starren Blick erstarrt des Menschen Blut, + Und er wird fast in Stein verkehrt; + Von der Meduse hast du ja gehört. + + FAUST: + Fürwahr, es sind die Augen einer Toten, + Die eine liebende Hand nicht schloß. + Das ist die Brust, die Gretchen mir geboten, + Das ist der süße Leib, den ich genoß. + + MEPHISTOPHELES: + Das ist die Zauberei, du leicht verführter Tor! + Denn jedem kommt sie wie sein Liebchen vor. + + FAUST: + Welch eine Wonne! welch ein Leiden! + Ich kann von diesem Blick nicht scheiden. + Wie sonderbar muß diesen schönen Hals + Ein einzig rotes Schnürchen schmücken, + Nicht breiter als ein Messerrücken! + + MEPHISTOPHELES: + Ganz recht! ich seh es ebenfalls. + Sie kann das Haupt auch unterm Arme tragen, + Denn Perseus hat's ihr abgeschlagen. + Nur immer diese Lust zum Wahn! + Komm doch das Hügelchen heran, + Hier ist's so lustig wie im Prater + Und hat man mir's nicht angetan, + So seh ich wahrlich ein Theater. + Was gibt's denn da? + + SERVIBILIS: + Gleich fängt man wieder an. Ein neues Stück, das letzte Stück von sieben. + So viel zu geben ist allhier der Brauch, + Ein Dilettant hat es geschrieben + Und Dilettanten spielen's auch. + Verzeiht, ihr Herrn, wenn ich verschwinde + Mich dilettiert's, den Vorhang aufzuziehn. + + MEPHISTOPHELES: + Wenn ich euch auf dem Blocksberg finde, + Das find ich gut; denn da gehört ihr hin. + + + + Walpurgisnachtstraum + + oder Oberons und Titanias goldne Hochzeit Intermezzo + + + THEATERMEISTER: + Heute ruhen wir einmal, + Miedings wackre Söhne. + Alter Berg und feuchtes Tal, + Das ist die ganze Szene! + + HEROLD: + Daß die Hochzeit golden sei, + Solln funfzig Jahr sein vorüber; + Aber ist der Streit vorbei, + Das golden ist mir lieber. + + OBERON: + Seid ihr Geister, wo ich bin, + So zeigt's in diesen Stunden; + König und die Königin, + Sie sind aufs neu verbunden. + + PUCK: + Kommt der Puck und dreht sich quer + Und schleift den Fuß im Reihen; + Hundert kommen hinterher, + Sich auch mit ihm zu freuen. + + ARIEL: + Ariel bewegt den Sang + In himmlisch reinen Tönen; + Viele Fratzen lockt sein Klang, + Doch lockt er auch die Schönen. + + OBERON: + Gatten, die sich vertragen wollen, + Lernen's von uns beiden! + Wenn sich zweie lieben sollen, + Braucht man sie nur zu scheiden. + + TITANIA: + Schmollt der Mann und grillt die Frau, + So faßt sie nur behende, + Führt mir nach dem Mittag sie, + Und ihn an Nordens Ende. + + ORCHESTER TUTTI (Fortissimo): + Fliegenschnauz und Mückennas + Mit ihren Anverwandten, + Frosch im Laub und Grill im Gras, + Das sind die Musikanten! + + SOLO: + Seht, da kommt der Dudelsack! + Es ist die Seifenblase. + Hört den Schneckeschnickeschnack + Durch seine stumpfe Nase + + GEIST, DER SICH ERST BILDET: + Spinnenfuß und Krötenbauch + Und Flügelchen dem Wichtchen! + Zwar ein Tierchen gibt es nicht, + Doch gibt es ein Gedichtchen. + + EIN PÄRCHEN: + Kleiner Schritt und hoher Sprung + Durch Honigtau und Düfte + Zwar du trippelst mir genung, + Doch geh's nicht in die Lüfte. + + NEUGIERIGER REISENDER: + Ist das nicht Maskeradenspott? + Soll ich den Augen trauen, + Oberon, den schönen Gott, + Auch heute hier zu schauen? + + ORTHODOX: + Keine Klauen, keinen Schwanz! + Doch bleibt es außer Zweifel: + So wie die Götter Griechenlands, + So ist auch er ein Teufel. + + NORDISCHER KÜNSTLER: + Was ich ergreife, das ist heut + Fürwahr nur skizzenweise; + Doch ich bereite mich beizeit + Zur italien'schen Reise. + + PURIST: + Ach! mein Unglück führt mich her: + Wie wird nicht hier geludert! + Und von dem ganzen Hexenheer + Sind zweie nur gepudert. + + JUNGE HEXE + Der Puder ist so wie der Rock + Für alt' und graue Weibchen, + Drum sitz ich nackt auf meinem Bock + Und zeig ein derbes Leibchen. + + MATRONE: + Wir haben zu viel Lebensart + Um hier mit euch zu maulen! + Doch hoff ich, sollt ihr jung und zart + So wie ihr seid, verfaulen. + + KAPELLMEISTER: + Fliegenschnauz und Mückennas + Umschwärmt mir nicht die Nackte! + Frosch im Laub und Grill im Gras, + So bleibt doch auch im Takte! + + WINDFAHNE (nach der einen Seite): + Gesellschaft, wie man wünschen kann: + Wahrhaftig lauter Bräute! + Und Junggesellen, Mann für Mann, + Die hoffnungsvollsten Leute! + + WINDFAHNE (nach der andern Seite): + Und tut sich nicht der Boden auf, + Sie alle zu verschlingen, + So will ich mit behendem Lauf + Gleich in die Hölle springen. + + XENIEN: + Als Insekten sind wir da, + Mit kleinen scharfen Scheren, + Satan, unsern Herrn Papa, + Nach Würden zu verehren. + + HENNINGS: + Seht, wie sie in gedrängter Schar + Naiv zusammen scherzen! + Am Ende sagen sie noch gar, + Sie hätten gute Herzen. + + MUSAGET: + Ich mag in diesem Hexenheer + Mich gar zu gern verlieren; + Denn freilich diese wüßt ich eh'r + Als Musen anzuführen. + + CI-DEVANT GENIUS DER ZEIT: + Mit rechten Leuten wird man was. + Komm, fasse meinen Zipfel! + Der Blocksberg, wie der deutsche Parnaß, + Hat gar einen breiten Gipfel. + + NEUGIERIGER REISENDER: + Sagt, wie heißt der steife Mann? + Er geht mit stolzen Schritten. + Er schnopert, was er schnopern kann. + "Er spürt nach Jesuiten." + + KRANICH: + In dem klaren mag ich gern + Und auch im trüben fischen; + Darum seht ihr den frommen Herrn + Sich auch mit Teufeln mischen. + + WELTKIND: + Ja, für die Frommen, glaubet mir, + Ist alles ein Vehikel, + Sie bilden auf dem Blocksberg hier + Gar manches Konventikel. + + TÄNZER: + Da kommt ja wohl ein neues Chor? + Ich höre ferne Trommeln. + "Nur ungestört! es sind im Rohr + Die unisonen Dommeln." + + TANZMEISTER: + Wie jeder doch die Beine lupft! + Sich, wie er kann, herauszieht! + Der Krumme springt, der Plumpe hupft + Und fragt nicht, wie es aussieht. + + FIEDLER: + Das haßt sich schwer, das Lumpenpack, + Und gäb sich gern das Restchen; + Es eint sie hier der Dudelsack, + Wie Orpheus' Leier die Bestjen. + + DOGMATIKER: + Ich lasse mich nicht irre schrein, + Nicht durch Kritik noch Zweifel. + Der Teufel muß doch etwas sein; + Wie gäb's denn sonst auch Teufel? + + IDEALIST: + Die Phantasie in meinem Sinn + Ist diesmal gar zu herrisch. + Fürwahr, wenn ich das alles bin, + So bin ich heute närrisch. + + REALIST: + Das Wesen ist mir recht zur Qual + Und muß mich baß verdrießen; + Ich stehe hier zum erstenmal + Nicht fest auf meinen Füßen. + + SUPERNATURALIST: + Mit viel Vergnügen bin ich da + Und freue mich mit diesen; + Denn von den Teufeln kann ich ja + Auf gute Geister schließen. + + SKEPTIKER: + Sie gehn den Flämmchen auf der Spur + Und glaubn sich nah dem Schatze. + Auf Teufel reimt der Zweifel nur; + Da bin ich recht am Platze. + + KAPELLMEISTER: + Frosch im Laub und Grill im Gras, + Verfluchte Dilettanten! + Fliegenschnauz und Mückennas, + Ihr seid doch Musikanten! + + DIE GEWANDTEN: + Sanssouci, so heißt das Heer + Von lustigen Geschöpfen; + Auf den Füßen geht's nicht mehr, + Drum gehn wir auf den Köpfen. + + DIE UNBEHILFLICHEN: + Sonst haben wir manchen Bissen erschranzt, + Nun aber Gott befohlen! + Unsere Schuhe sind durchgetanzt, + Wir laufen auf nackten Sohlen. + + IRRLICHTER: + Von dem Sumpfe kommen wir, + Woraus wir erst entstanden; + Doch sind wir gleich im Reihen hier + Die glänzenden Galanten. + + STERNSCHNUPPE: + Aus der Höhe schoß ich her + Im Stern- und Feuerscheine, + Liege nun im Grase quer- + Wer hilft mir auf die Beine? + + DIE MASSIVEN: + Platz und Platz! und ringsherum! + So gehn die Gräschen nieder. + Geister kommen, Geister auch, + Sie haben plumpe Glieder. + + PUCK: + Tretet nicht so mastig auf + Wie Elefantenkälber, + Und der plumpst' an diesem Tag + Sei Puck, der derbe, selber. + + ARIEL: + Gab die liebende Natur, + Gab der Geist euch Flügel, + Folget meiner leichten Spur, + Auf zum Rosenhügel! + + ORCHESTER (Pianissimo): + Wolkenzug und Nebelflor + Erhellen sich von oben. + Luft im Laub und Wind im Rohr, + Und alles ist zerstoben. + + + + Trüber Tag. Feld + + Faust. Mephistopheles. + + + FAUST: + Im Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun + gefangen! Als Missetäterin Im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt, + das holde unselige Geschöpf! Bis dahin! dahin!- Verräterischer, + nichtswürdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht!- Steh nur, steh! + wälze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum! Steh und trutze mir + durch deine unerträgliche Gegenwart! Gefangen! Im unwiederbringlichen + Elend! Bösen Geistern übergeben und der richtenden gefühllosen Menschheit! + Und mich wiegst du indes in abgeschmackten Zerstreuungen, verbirgst mir + ihren wachsenden Jammer und lässest sie hilflos verderben! + + MEPHISTOPHELES: + Sie ist die erste nicht. + + FAUST: + Hund! abscheuliches Untier!- Wandle ihn, du unendlicher Geist! wandle den + Wurm wieder in seine Hundsgestalt, wie er sich oft nächtlicherweile gefiel, + vor mir herzutrotten, dem harmlosen Wandrer vor die Füße zu kollern und + sich dem niederstürzenden auf die Schultern zu hängen. Wandl' ihn wieder in + seine Lieblingsbildung, daß er vor mir im Sand auf dem Bauch krieche, ich + ihn mit Füßen trete, den Verworfnen!- "Die erste nicht!"- Jammer! Jammer! + von keiner Menschenseele zu fassen, daß mehr als ein Geschöpf in die Tiefe + dieses Elendes versank, daß nicht das erste genugtat für die Schuld aller + übrigen in seiner windenden Todesnot vor den Augen des ewig Verzeihenden! + Mir wühlt es Mark und Leben durch, das Elend dieser einzigen- du grinsest + gelassen über das Schicksal von Tausenden hin! + + MEPHISTOPHELES: + Nun sind wir schon wieder an der Grenze unsres Witzes, da, wo euch Menschen + der Sinn überschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns wenn du sie + nicht durchführen kannst? Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht + sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns? + + FAUST: + Fletsche deine gefräßigen Zähne mir nicht so entgegen! Mir ekelt's!- + Großer, herrlicher Geist, der du mir zu erscheinen würdigtest, der du mein + Herz kennest und meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden, + der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt? + + MEPHISTOPHELES: + Endigst du? + + FAUST: + Rette sie! oder weh dir! Den gräßlichsten Fluch über dich auf Jahrtausende! + + MEPHISTOPHELES: + Ich kann die Bande des Rächers nicht lösen, seine Riegel nicht öffnen.- + "Rette sie!"- Wer war's, der sie ins Verderben stürzte? Ich oder du? + (Faust blickt wild umher.) + Greifst du nach dem Donner? Wohl, daß er euch elenden Sterblichen nicht + gegeben ward! Den unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern, das ist so + Tyrannenart, sich in Verlegenheiten Luft zu machen. + + FAUST: + Bringe mich hin! Sie soll frei sein! + + MEPHISTOPHELES: + Und die Gefahr, der du dich aussetzest? Wisse, noch liegt auf der Stadt + Blutschuld von deiner Hand. Über des Erschlagenen Stätte schweben rächende + Geister und lauern auf den wiederkehrenden Mörder. + + FAUST: + Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt über dich Ungeheuer! Führe mich + hin, sag ich, und befrei sie. + + MEPHISTOPHELES: + Ich führe dich, und was ich tun kann, höre! Habe ich alle Macht im Himmel + und auf Erden? Des Türners Sinne will ich umnebeln, bemächtige dich der + Schlüssel und führe sie heraus mit Menschenhand! Ich wache, die + Zauberpferde sind bereit, ich entführe euch. Das vermag ich. + + FAUST: + Auf und davon! + + + + Nacht, offen Feld + + Faust, Mephistopheles, auf schwarzen Pferden daherbrausend. + + + FAUST: + Was weben die dort um den Rabenstein? + + MEPHISTOPHELES: + Weiß nicht, was sie kochen und schaffen. + + FAUST: + Schweben auf, schweben ab, neigen sich, beugen sich. + + MEPHISTOPHELES: + Eine Hexenzunft. + + FAUST: + Sie streuen und weihen. + + MEPHISTOPHELES: + Vorbei! Vorbei! + + + + Kerker + + Faust mit einem Bund Schlüssel und einer Lampe, vor einem eisernen Türchen. + + + Mich faßt ein längst entwohnter Schauer, + Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an + Hier wohnt sie hinter dieser feuchten Mauer + Und ihr Verbrechen war ein guter Wahn + Du zauderst, zu ihr zu gehen! + Du fürchtest, sie wiederzusehen! + Fort! dein Zagen zögert den Tod heran. + (Er ergreift das Schloß. Es singt inwendig.) + Meine Mutter, die Hur + Die mich umgebracht hat! + Mein Vater, der Schelm + Der mich gessen hat! + Mein Schwesterlein klein + Hub auf die Bein + An einem kühlen Ort; + Da ward ich ein schönes Waldvögelein; + Fliege fort, fliege fort! + FAUST (aufschließend): + Sie ahnet nicht, daß der Geliebte lauscht, + Die Ketten klirren hört, das Stroh, das rauscht. + (Er tritt ein.) + + MARGARETE (sich auf dem Lager verbergend): + Weh! Weh! Sie kommen. Bittrer Tod! + + FAUST (leise): + Still! Still! ich komme, dich zu befreien. + + MARGARETE (sich vor ihn hinwälzend): + Bist du ein Mensch, so fühle meine Not. + + FAUST: + Du wirst die Wächter aus dem Schlafe schreien! + (Er faßt die Ketten, sie aufzuschließen.) + + MARGARETE (auf den Knien): + Wer hat dir Henker diese Macht + Über mich gegeben! + Du holst mich schon um Mitternacht. + Erbarme dich und laß mich leben! + Ist's morgen früh nicht zeitig genung? + (Sie steht auf.) + Bin ich doch noch so jung, so jung! + Und soll schon sterben! + Schön war ich auch, und das war mein Verderben. + Nah war der Freund, nun ist er weit; + Zerrissen liegt der Kranz, die Blumen zerstreut. + Fasse mich nicht so gewaltsam an! + Schone mich! Was hab ich dir getan? + Laß mich nicht vergebens flehen, + Hab ich dich doch mein Tage nicht gesehen! + + FAUST: + Werd ich den Jammer überstehen! + + MARGARETE: + Ich bin nun ganz in deiner Macht. + Laß mich nur erst das Kind noch tränken. + Ich herzt es diese ganze Nacht; + Sie nahmen mir's, um mich zu kränken, + Und sagen nun, ich hätt es umgebracht. + Und niemals werd ich wieder froh.. + Sie singen Lieder auf mich! Es ist bös von den Leuten! + Ein altes Märchen endigt so, + Wer heißt sie's deuten? + + FAUST (wirft sich nieder): + Ein Liebender liegt dir zu Füßen, + Die Jammerknechtschaft aufzuschließen. + + MARGARETE (wirft sich zu ihm): + O laß uns knien, die Heil'gen anzurufen! + Sieh! unter diesen Stufen, + Unter der Schwelle + Siedet die Hölle! + Der Böse, + Mit furchtbarem Grimme, + Macht ein Getöse! + + FAUST (laut): + Gretchen! Gretchen! + + MARGARETE (aufmerksam): + Das war des Freundes Stimme! + (Sie springt auf. Die Ketten fallen ab.) + Wo ist er? ich hab ihn rufen hören. + Ich bin frei! mir soll niemand wehren. + An seinen Hals will ich fliegen, + An seinem Busen liegen! + Er rief Gretchen! Er stand auf der Schwelle. + Mitten durchs Heulen und Klappen der Hölle, + Durch den grimmigen, teuflischen Hohn + Erkannt ich den süßen, den liebenden Ton. + + FAUST: + Ich bin's! + + MARGARETE: + Du bist's! O sag es noch einmal! + (Ihn fassend.) + Er ist's! Er ist's! Wohin ist alle Qual? + Wohin die Angst des Kerkers? der Ketten? + Du bist's! Kommst, mich zu retten. + Ich bin gerettet! + Schon ist die Straße wieder da + Auf der ich dich zum ersten Male sah + Und der heitere Garten' + Wo ich und Marthe deiner warten + + FAUST (fortstrebend): + Komm mit! Komm mit! + + MARGARETE: + O weile Weil ich doch so gern, wo du weilest. + (Liebkosend.) + + FAUST: + Eile! + Wenn du nicht eilest + Werden wir's teuer büßen müssen. + + MARGARETE: + Wie? du kannst nicht mehr küssen? + Mein Freund, so kurz von mir entfernt + Und hast's Küssen verlernt? + Warum wird mir an deinem Halse so bang? + Wenn sonst von deinen Worten, deinen Blicken + Ein ganzer Himmel mich überdrang + Und du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken. + Küsse mich! + Sonst küß ich dich! (Sie umfaßt ihn.) + O weh! deine Lippen sind kalt, + Sind stumm. + Wo ist dein Lieben + Geblieben? + Wer brachte mich drum? (Sie wendet sich von ihm.) + + FAUST: + Komm! Folge mir! Liebchen, fasse Mut! + Ich herze dich mit tausendfacher Glut + Nur folge mir! Ich bitte dich nur dies! + + MARGARETE (zu ihm gewendet): + Und bist du's denn? Und bist du's auch gewiß? + + FAUST: + Ich bin's! Komm mit! + + MARGARETE: + Du machst die Fesseln los, Nimmst wieder mich in deinen Schoß. + Wie kommt es, daß du dich vor mir nicht scheust? + Und weißt du denn, mein Freund, wen du befreist? + + FAUST: + Komm! komm! schon weicht die tiefe Nacht. + + MARGARETE: + Meine Mutter hab ich umgebracht, + Mein Kind hab ich ertränkt. + War es nicht dir und mir geschenkt? + Dir auch.- Du bist's! ich glaub es kaum. + Gib deine Hand! Es ist kein Traum! + Deine liebe Hand!- Ach, aber sie ist feucht! + Wische sie ab! Wie mich deucht, + Ist Blut dran. + Ach Gott! was hast du getan! + Stecke den Degen ein, + Ich bitte dich drum! + FAUST: + Laß das Vergangne vergangen sein, + Du bringst mich um. + + MARGARETE: + Nein, du mußt übrigbleiben! + Ich will dir die Gräber beschreiben, + Für die mußt du sorgen + Gleich morgen; + Der Mutter den besten Platz geben, + Meinen Bruder sogleich darneben, + Mich ein wenig beiseit', + Nur nicht gar zu weit! + Und das Kleine mir an die rechte Brust. + Niemand wird sonst bei mir liegen!- + Mich an deine Seite zu schmiegen, + Das war ein süßes, ein holdes Glück! + Aber es will mir nicht mehr gelingen; + Mir ist's, als müßt ich mich zu dir zwingen, + Als stießest du mich von dir zurück; + Und doch bist du's und blickst so gut, so fromm. + + FAUST: + Fühlst du, daß ich es bin, so komm! + + MARGARETE: + Dahinaus? + + FAUST: + Ins Freie. + + MARGARETE: + Ist das Grab drauß, Lauert der Tod, so komm! + Von hier ins ewige Ruhebett + Und weiter keinen Schritt + Du gehst nun fort? O Heinrich, könnt ich mit! + + FAUST: + Du kannst! So wolle nur! Die Tür steht offen! + + MARGARETE: + Ich darf nicht fort; für mich ist nichts zu hoffen. + Was hilft es, fliehn? Sie lauern doch mir auf. + Es ist so elend, betteln zu müssen + Und noch dazu mit bösem Gewissen! + Es ist so elend, in der Fremde schweifen + Und sie werden mich doch ergreifen! + + FAUST: + Ich bleibe bei dir + + MARGARETE: + Geschwind! Geschwind! + Rette dein armes Kind! + Fort! immer den Weg + Am Bach hinauf, + Über den Steg, + In den Wald hinein, + Links, wo die Planke steht, + Im Teich. + Faß es nur gleich! + Es will sich heben, + Es zappelt noch! + Rette! rette! + + FAUST: + Besinne dich doch! + Nur einen Schritt, so bist du frei! + + MARGARETE: + Wären wir nur den Berg vorbei! + Da sitzt meine Mutter auf einem Stein, + Es faßt mich kalt beim Schopfe! + Da sitzt meine Mutter auf einem Stein + Und wackelt mit dem Kopfe + Sie winkt nicht, sie nickt nicht, der Kopf ist ihr schwer, + Sie schlief so lange, sie wacht nicht mehr. + Sie schlief, damit wir uns freuten. + Es waren glückliche Zeiten! + + FAUST: + Hilft hier kein Flehen, hilft kein Sagen, + So wag ich's, dich hinwegzutragen. + + MARGARETE: + Laß mich! Nein, ich leide keine Gewalt! + Fasse mich nicht so mörderisch an! + Sonst hab ich dir ja alles zulieb getan. + + FAUST: + Der Tag graut! Liebchen! Liebchen! + + MARGARETE: + Tag! Ja, es wird Tag! der letzte Tag dringt herein; + Mein Hochzeittag sollt es sein! + Sag niemand, daß du schon bei Gretchen warst. + Weh meinem Kranze! + Es ist eben geschehn! + Wir werden uns wiedersehn; + Aber nicht beim Tanze. + Die Menge drängt sich, man hört sie nicht. + Der Platz, die Gassen + Können sie nicht fassen. + Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht. + Wie sie mich binden und packen! + Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt. + Schon zuckt nach jedem Nacken + Die Schärfe, die nach meinem zückt. + Stumm liegt die Welt wie das Grab! + + FAUST: + O wär ich nie geboren! + + MEPHISTOPHELES (erscheint draußen): + Auf! oder ihr seid verloren. + Unnützes Zagen! Zaudern und Plaudern! + Mein Pferde schaudern, + Der Morgen dämmert auf. + + MARGARETE: + Was steigt aus dem Boden herauf? + Der! der! Schick ihn fort! + Was will der an dem heiligen Ort? + Er will mich! + + FAUST: + Du sollst leben! + + MARGARETE: + Gericht Gottes! dir hab ich mich übergeben! + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Komm! komm! Ich lasse dich mit ihr im Stich. + + MARGARETE: + Dein bin ich, Vater! Rette mich! + Ihr Engel! Ihr heiligen Scharen, + Lagert euch umher, mich zu bewahren! + Heinrich! Mir graut's vor dir. + + MEPHISTOPHELES: + Sie ist gerichtet! + + STIMME (von oben): + Ist gerettet! + + MEPHISTOPHELES (zu Faust): + Her zu mir! + (Verschwindet mit Faust.) + + STIMME (von innen, verhallend): + Heinrich! Heinrich! + + + + + +Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes "Faust: Teil 1" von Goethe + + + + + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Faust: Der Tragödie erster Teil, by +Johann Wolfgang von Goethe + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FAUST: DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL *** + +***** This file should be named 2229-8.txt or 2229-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/2/2/2/2229/ + +Produced by Michael Pullen + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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Information about the Project Gutenberg Literary Archive +Foundation + +The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit +501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the +state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal +Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification +number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at +http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent +permitted by U.S. federal laws and your state's laws. + +The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. +Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered +throughout numerous locations. Its business office is located at +809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email +business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact +information can be found at the Foundation's web site and official +page at http://pglaf.org + +For additional contact information: + Dr. Gregory B. Newby + Chief Executive and Director + gbnewby@pglaf.org + + +Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg +Literary Archive Foundation + +Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide +spread public support and donations to carry out its mission of +increasing the number of public domain and licensed works that can be +freely distributed in machine readable form accessible by the widest +array of equipment including outdated equipment. Many small donations +($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt +status with the IRS. + +The Foundation is committed to complying with the laws regulating +charities and charitable donations in all 50 states of the United +States. 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Thus, we do not necessarily +keep eBooks in compliance with any particular paper edition. + + +Most people start at our Web site which has the main PG search facility: + + http://www.gutenberg.net + +This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, +including how to make donations to the Project Gutenberg Literary +Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to +subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. +The Project Gutenberg EBook of Faust: Der Tragödie zweiter Teil, by +Johann Wolfgang von Goethe + +This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with +almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or +re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included +with this eBook or online at www.gutenberg.net + + +Title: Faust: Der Tragödie zweiter Teil + +Author: Johann Wolfgang von Goethe + +Posting Date: January 26, 2010 [EBook #2230] +Release Date: June 2000 +[This file last updated: February 21, 2011] + +Language: German + + +*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FAUST: DER TRAGÖDIE ZWEITER TEIL *** + + + + +Produced by Michael Pullen + + + + + + + + + + Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" + zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse + http://gutenberg.aol.de erreichbar. + + This book was generously provided by the German Gutenberg Projekt, + which can be found at the web address http://gutenberg.aol.de/. + + + + + + + Faust: Der Tragödie zweiter Teil + + von Johann Wolfgang von Goethe + + 1. Anmutige Gegend + 2. Hochgewölbtes enges gotisches Zimmer + 3. Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta + 4. Hochgebirg + 5. Offene Gegend + + + + + 1. Akt--Anmutige Gegend + + MEPHISTOPHELES: + Was ist verwünscht und stets willkommen? + Was ist ersehnt und stets verjagt? + Was immerfort in Schutz genommen? + Was hart gescholten und verklagt? + Wen darfst du nicht herbeiberufen? + Wen höret jeder gern genannt? + Was naht sich deines Thrones Stufen? + Was hat sich selbst hinweggebannt? + + KAISER: + Für diesmal spare deine Worte! + Hier sind die Rätsel nicht am Orte, + Das ist die Sache dieser Herrn.-- + Da löse du! das hört' ich gern. + Mein alter Narr ging, fürcht' ich, weit ins Weite; + Nimm seinen Platz und komm an meine Seite. + + GEMURMEL DER MENGE: + Ein neuer Narr--Zu neuer Pein-- + Wo kommt er her?--Wie kam er ein?-- + Der alte fiel--Der hat vertan-- + Es war ein Faß--Nun ist's ein Span-- + + KAISER: + Und also, ihr Getreuen, Lieben, + Willkommen aus der Näh' und Ferne! + Ihr sammelt euch mit günstigem Sterne, + Da droben ist uns Glück und Heil geschrieben. + Doch sagt, warum in diesen Tagen, + Wo wir der Sorgen uns entschlagen, + Schönbärte mummenschänzlich tragen + Und Heitres nur genießen wollten, + Warum wir uns ratschlagend quälen sollten? + Doch weil ihr meint, es ging' nicht anders an, + Geschehen ist's, so sei's getan. + + KANZLER: + Die höchste Tugend, wie ein Heiligenschein, + Umgibt des Kaisers Haupt; nur er allein + Vermag sie gültig auszuüben: + Gerechtigkeit!--Was alle Menschen lieben, + Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren, + Es liegt an ihm, dem Volk es zu gewähren. + Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand, + Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand, + Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wütet + Und übel sich in übeln überbrütet? + Wer schaut hinab von diesem hohen Raum + Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum, + Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet, + Das Ungesetz gesetzlich überwaltet + Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet. + Der raubt sich Herden, der ein Weib, + Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare, + Berühmt sich dessen manche Jahre + Mit heiler Haut, mit unverletztem Leib. + Jetzt drängen Kläger sich zur Halle, + Der Richter prunkt auf hohem Pfühl, + Indessen wogt in grimmigem Schwalle + Des Aufruhrs wachsendes Gewühl. + Der darf auf Schand' und Frevel pochen, + Der auf Mitschuldigste sich stützt, + Und: Schuldig! hörst du ausgesprochen, + Wo Unschuld nur sich selber schützt. + So will sich alle Welt zerstückeln, + Vernichtigen, was sich gebührt; + Wie soll sich da der Sinn entwickeln, + Der einzig uns zum Rechten führt? + Zuletzt ein wohlgesinnter Mann + Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher, + Ein Richter, der nicht strafen kann, + Gesellt sich endlich zum Verbrecher. + Ich malte schwarz, doch dichtern Flor + Zög' ich dem Bilde lieber vor. + Entschlüsse sind nicht zu vermeiden; + Wenn alle schädigen, alle leiden, + Geht selbst die Majestät zu Raub. + + HEERMEISTER: + Wie tobt's in diesen wilden Tagen! + Ein jeder schlägt und wird erschlagen, + Und fürs Kommando bleibt man taub. + Der Bürger hinter seinen Mauern, + Der Ritter auf dem Felsennest + Verschwuren sich, uns auszudauern, + Und halten ihre Kräfte fest. + Der Mietsoldat wird ungeduldig, + Mit Ungestüm verlangt er seinen Lohn, + Und wären wir ihm nichts mehr schuldig, + Er liefe ganz und gar davon. + Verbiete wer, was alle wollten, + Der hat ins Wespennest gestört; + Das Reich, das sie beschützen sollten, + Es liegt geplündert und verheert. + Man läßt ihr Toben wütend hausen, + Schon ist die halbe Welt vertan; + Es sind noch Könige da draußen, + Doch keiner denkt, es ging' ihn irgend an. + + SCHATZMEISTER: + Wer wird auf Bundsgenossen pochen! + Subsidien, die man uns versprochen, + Wie Röhrenwasser bleiben aus. + Auch, Herr, in deinen weiten Staaten + An wen ist der Besitz geraten? + Wohin man kommt, da hält ein Neuer Haus, + Und unabhängig will er leben, + Zusehen muß man, wie er's treibt; + Wir haben so viel Rechte hingegeben, + Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrigbleibt. + Auch auf Parteien, wie sie heißen, + Ist heutzutage kein Verlaß; + Sie mögen schelten oder preisen, + Gleichgültig wurden Lieb' und Haß. + Die Ghibellinen wie die Guelfen + Verbergen sich, um auszuruhn; + Wer jetzt will seinem Nachbar helfen? + Ein jeder hat für sich zu tun. + Die Goldespforten sind verrammelt, + Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt, + Und unsre Kassen bleiben leer. + + MARSCHALK: + Welch Unheil muß auch ich erfahren! + Wir wollen alle Tage sparen + Und brauchen alle Tage mehr, + Und täglich wächst mir neue Pein. + Den Köchen tut kein Mangel wehe; + Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe, + Welschhühner, Hühner, Gäns' und Enten, + Die Deputate, sichre Renten, + Sie gehen noch so ziemlich ein. + Jedoch am Ende fehlt's an Wein. + Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte, + Der besten Berg' und Jahresläufte, + So schlürft unendliches Gesäufte + Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus. + Der Stadtrat muß sein Lager auch verzapfen, + Man greift zu Humpen, greift zu Napfen, + Und unterm Tische liegt der Schmaus. + Nun soll ich zahlen, alle lohnen; + Der Jude wird mich nicht verschonen, + Der schafft Antizipationen, + Die speisen Jahr um Jahr voraus. + Die Schweine kommen nicht zu Fette, + Verpfändet ist der Pfühl im Bette, + Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot. + + KAISER: + Sag, weißt du Narr nicht auch noch eine Not? + + MEPHISTOPHELES: + Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen, + Dich und die Deinen!--Mangelte Vertrauen, + Wo Majestät unweigerlich gebeut, + Bereite Macht Feindseliges zerstreut? + Wo guter Wille, kräftig durch Verstand, + Und Tätigkeit, vielfältige, zur Hand? + Was könnte da zum Unheil sich vereinen, + Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen? + + GEMURMEL: + Das ist ein Schalk--Der's wohl versteht-- + Er lügt sich ein--So lang' es geht-- + Ich weiß schon--Was dahinter steckt-- + Und was denn weiter?--Ein Projekt-- + + MEPHISTOPHELES: + Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt? + Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld. + Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen; + Doch Weisheit weiß das Tiefste herzuschaffen. + In Bergesadern, Mauergründen + Ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden, + Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft: + Begabten Manns Natur--und Geisteskraft. + + KANZLER: + Natur und Geist--so spricht man nicht zu Christen. + Deshalb verbrennt man Atheisten, + Weil solche Reden höchst gefährlich sind. + Natur ist Sünde, Geist ist Teufel, + Sie hegen zwischen sich den Zweifel, + Ihr mißgestaltet Zwitterkind. + Uns nicht so!--Kaisers alten Landen + Sind zwei Geschlechter nur entstanden, + Sie stützen würdig seinen Thron: + Die Heiligen sind es und die Ritter; + Sie stehen jedem Ungewitter + Und nehmen Kirch' und Staat zum Lohn. + Dem Pöbelsinn verworrner Geister + Entwickelt sich ein Widerstand: + Die Ketzer sind's! die Hexenmeister! + Und sie verderben Stadt und Land. + Die willst du nun mit frechen Scherzen + In diese hohen Kreise schwärzen; + Ihr hegt euch an verderbtem Herzen, + Dem Narren sind sie nah verwandt. + + MEPHISTOPHELES: + Daran erkenn' ich den gelehrten Herrn! + Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, + Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar, + Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, + Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht, + Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht. + + KAISER: + Dadurch sind unsre Mängel nicht erledigt, + Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt? + Ich habe satt das ewige Wie und Wenn; + Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn. + + MEPHISTOPHELES: + Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr; + Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer; + Es liegt schon da, doch um es zu erlangen, + Das ist die Kunst, wer weiß es anzufangen? + Bedenkt doch nur: in jenen Schreckensläuften, + Wo Menschenfluten Land und Volk ersäuften, + Wie der und der, so sehr es ihn erschreckte, + Sein Liebstes da--und dortwohin versteckte. + So war's von je in mächtiger Römer Zeit, + Und so fortan, bis gestern, ja bis heut. + Das alles liegt im Boden still begraben, + Der Boden ist des Kaisers, der soll's haben. + + SCHATZMEISTER: + Für einen Narren spricht er gar nicht schlecht, + Das ist fürwahr des alten Kaisers Recht. + + KANZLER: + Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen: + Es geht nicht zu mit frommen rechten Dingen. + + MARSCHALK: + Schafft' er uns nur zu Hof willkommne Gaben, + Ich wollte gern ein bißchen Unrecht haben. + + HEERMEISTER: + Der Narr ist klug, verspricht, was jedem frommt; + Fragt der Soldat doch nicht, woher es kommt. + + MEPHISTOPHELES: + Und glaubt ihr euch vielleicht durch mich betrogen, + Hier steht ein Mann! da, fragt den Astrologen! + In Kreis' um Kreise kennt er Stund' und Haus; + So sage denn: wie sieht's am Himmel aus? + + GEMURMEL: + Zwei Schelme sind's--Verstehn sich schon-- + Narr und Phantast--So nah dem Thron-- + Ein mattgesungen--Alt Gedicht-- + Der Tor bläst ein--Der Weise spricht-- + + ASTROLOG: + Die Sonne selbst, sie ist ein lautres Gold, + Merkur, der Bote, dient um Gunst und Sold, + Frau Venus hat's euch allen angetan, + So früh als spat blickt sie euch lieblich an; + Die keusche Luna launet grillenhaft; + Mars, trifft er nicht, so dräut euch seine Kraft. + Und Jupiter bleibt doch der schönste Schein, + Saturn ist groß, dem Auge fern und klein. + Ihn als Metall verehren wir nicht sehr, + An Wert gering, doch im Gewichte schwer. + Ja! wenn zu Sol sich Luna fein gesellt, + Zum Silber Gold, dann ist es heitre Welt; + Das übrige ist alles zu erlangen: + Paläste, Gärten, brüstlein, rote Wangen, + Das alles schafft der hochgelahrte Mann, + Der das vermag, was unser keiner kann. + + KAISER: + Ich höre doppelt, was er spricht, + Und dennoch überzeugt's mich nicht. + + GEMURMEL: + Was soll uns das?--Gedroschner Spaß-- + Kalenderei--Chymisterei-- + Das hört' ich oft--Und falsch gehofft-- + Und kommt er auch--So ist's ein Gauch-- + + MEPHISTOPHELES: + Da stehen sie umher und staunen, + Vertrauen nicht dem hohen Fund, + Der eine faselt von Alraunen, + Der andre von dem schwarzen Hund. + Was soll es, daß der eine witzelt, + Ein andrer Zauberei verklagt, + Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt, + Wenn ihm der sichre Schritt versagt. + Ihr alle fühlt geheimes Wirken + Der ewig waltenden Natur, + Und aus den untersten Bezirken + Schmiegt sich herauf lebend'ge Spur. + Wenn es in allen Gliedern zwackt, + Wenn es unheimlich wird am Platz, + Nur gleich entschlossen grabt und hackt, + Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz! + + GEMURMEL: + Mir liegt's im Fuß wie Bleigewicht-- + Mir krampft's im Arme--Das ist Gicht-- + Mir krabbelt's an der großen Zeh'-- + Mir tut der ganze Rücken weh-- + Nach solchen Zeichen wäre hier + Das allerreichste Schatzrevier. + + KAISER: + Nur eilig! du entschlüpfst nicht wieder, + Erprobe deine Lügenschäume + Und zeig uns gleich die edlen Räume. + Ich lege Schwert und Zepter nieder + Und will mit eignen hohen Händen, + Wenn du nicht lügst, das Werk vollenden, + Dich, wenn du lügst, zur Hölle senden! + + MEPHISTOPHELES: + Den Weg dahin wüßt' allenfalls zu finden-- + Doch kann ich nicht genug verkünden, + Was überall besitzlos harrend liegt. + Der Bauer, der die Furche pflügt, + Hebt einen Goldtopf mit der Scholle, + Salpeter hofft er von der Leimenwand + Und findet golden-goldne Rolle + Erschreckt, erfreut in kümmerlicher Hand. + Was für Gewölbe sind zu sprengen, + In welchen Klüften, welchen Gängen + Muß sich der Schatzbewußte drängen, + Zur Nachbarschaft der Unterwelt! + In weiten, altverwahrten Kellern + Von goldnen Humpen, Schüsseln, Tellern + Sieht er sich Reihen aufgestellt; + Pokale stehen aus Rubinen, + Und will er deren sich bedienen, + Daneben liegt uraltes Naß. + Doch--werdet ihr dem Kundigen glauben-- + Verfault ist längst das Holz der Dauben, + Der Weinstein schuf dem Wein ein Faß. + Essenzen solcher edlen Weine, + Gold und Juwelen nicht alleine + Umhüllen sich mit Nacht und Graus. + Der Weise forscht hier unverdrossen; + Am Tag erkennen, das sind Possen, + Im Finstern sind Mysterien zu Haus. + + KAISER: + Die lass' ich dir! Was will das Düstre frommen? + Hat etwas Wert, es muß zu Tage kommen. + Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau? + Schwarz sind die Kühe, so die Katzen grau. + Die Töpfe drunten, voll von Goldgewicht-- + Zieh deinen Pflug und ackre sie ans Licht. + + MEPHISTOPHELES: + Nimm Hack' und Spaten, grabe selber, + Die Bauernarbeit macht dich groß, + Und eine Herde goldner Kälber, + Sie reißen sich vom Boden los. + Dann ohne Zaudern, mit Entzücken + Kannst du dich selbst, wirst die Geliebte schmücken; + Ein leuchtend Farb--und Glanzgestein erhöht + Die Schönheit wie die Majestät. + + KAISER: + Nur gleich, nur gleich! Wie lange soll es währen! + + ASTROLOG: + Herr, mäßige solch dringendes Begehren, + Laß erst vorbei das bunte Freudenspiel; + Zerstreutes Wesen führt uns nicht zum Ziel. + Erst müssen wir in Fassung uns versühnen, + Das Untre durch das Obere berdienen. + Wer Gutes will, der sei erst gut; + Wer Freude will, besänftige sein Blut; + Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben; + Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben. + + KAISER: + So sei die Zeit in Fröhlichkeit vertan! + Und ganz erwünscht kommt Aschermittwoch an. + Indessen feiern wir, auf jeden Fall, + Nur lustiger das wilde Karneval. + + MEPHISTOPHELES: + Wie sich Verdienst und Glück verketten, + Das fällt den Toren niemals ein; + Wenn sie den Stein der Weisen hätten, + Der Weise mangelte dem Stein. + + + Weitläufiger Saal mit Nebengemächern + + HEROLD: + Denkt nicht, ihr seid in deutschen Grenzen + Von Teufels-, Narren- und Totentänzen; + Ein heitres Fest erwartet euch. + Der Herr, auf seinen Römerzügen, + Hat, sich zu Nutz, euch zum Vergnügen, + Die hohen Alpen überstiegen, + Gewonnen sich ein heitres Reich. + Der Kaiser, er, an heiligen Sohlen + Erbat sich erst das Recht zur Macht, + Und als er ging, die Krone sich zu holen, + Hat er uns auch die Kappe mitgebracht. + Nun sind wir alle neugeboren; + Ein jeder weltgewandte Mann + Zieht sie behaglich über Kopf und Ohren; + Sie ähnelt ihn verrückten Toren, + Er ist darunter weise, wie er kann. + Ich sehe schon, wie sie sich scharen, + Sich schwankend sondern, traulich paaren; + Zudringlich schließt sich Chor an Chor. + Herein, hinaus, nur unverdrossen; + Es bleibt doch endlich nach wie vor + Mit ihren hunderttausend Possen + Die Welt ein einzig großer Tor. + + GÄRTNERINNEN: + Euren Beifall zu gewinnen, + Schmückten wir uns diese Nacht, + Junge Florentinerinnen + Folgten deutschen Hofes Pracht; + Tragen wir in braunen Locken + Mancher heitern Blume Zier; + Seidenfäden, Seidenflocken + Spielen ihre Rolle hier. + Denn wir halten es verdienstlich, + Lobenswürdig ganz und gar, + Unsere Blumen, glänzend künstlich, + Blühen fort das ganze Jahr. + Allerlei gefärbten Schnitzeln + Ward symmetrisch Recht getan; + Mögt ihr Stück für Stück bewitzeln, + Doch das Ganze zieht euch an. + Niedlich sind wir anzuschauen, + Gärtnerinnen und galant; + Denn das Naturell der Frauen + Ist so nah mit Kunst verwandt. + + HEROLD: + Laßt die reichen Körbe sehen, + Die ihr auf den Häupten traget, + Die sich bunt am Arme blähen, + Jeder wähle, was behaget. + Eilig, daß in Laub und Gängen + Sich ein Garten offenbare! + Würdig sind sie zu umdrängen, + Krämerinnen wie die Ware. + + GÄRTNERINNEN: + Feilschet nun am heitern Orte, + Doch kein Markten finde statt! + Und mit sinnig kurzem Worte + Wisse jeder, was er hat. + + OLIVENZWEIG MIT FRUCHTEN: + Keinen Blumenflor beneid' ich, + Allen Widerstreit vermeid' ich; + Mir ist's gegen die Natur: + Bin ich doch das Mark der Lande + Und, zum sichern Unterpfande, + Friedenszeichen jeder Flur. + Heute, hoff' ich, soll mir's glücken, + Würdig schönes Haupt zu schmücken. + + ÄHRENKRANZ: + Ceres' Gaben, euch zu putzen, + Werden hold und lieblich stehn: + Das Erwünschteste dem Nutzen + Sei als eure Zierde schön. + + PHANTASIEKRANZ: + Bunte Blumen, Malven ähnlich, + Aus dem Moos ein Wunderflor! + Der Natur ist's nicht gewöhnlich, + Doch die Mode bringt's hervor. + + PHANTASIESTRAUSS: + Meinen Namen euch zu sagen, + Würde Theophrast nicht wagen; + Und doch hoff' ich, wo nicht allen, + Aber mancher zu gefallen, + Der ich mich wohl eignen möchte, + Wenn sie mich ins Haar verflöchte, + Wenn sie sich entschließen könnte, + Mir am Herzen Platz vergönnte. + + ROSENKNOSPEN: + Mögen bunte Phantasieen + Für des Tages Mode blühen, + Wunderseltsam sein gestaltet, + Wie Natur sich nie entfaltet; + Grüne Stiele, goldne Glocken, + Blickt hervor aus reichen Locken!-- + Doch wir--halten uns versteckt: + Glücklich, wer uns frisch entdeckt. + Wenn der Sommer sich verkündet, + Rosenknospe sich entzündet, + Wer mag solches Glück entbehren? + Das Versprechen, das Gewähren, + Das beherrscht in Florens Reich + Blick und Sinn und Herz zugleich. + + GÄRTNER: + Blumen sehet ruhig sprießen, + Reizend euer Haupt umzieren; + Früchte wollen nicht verführen, + Kostend mag man sie genießen. + Bieten bräunliche Gesichter + Kirschen, Pfirschen, Königspflaumen, + Kauft! denn gegen Zung' und Gaumen + Hält sich Auge schlecht als Richter. + Kommt, von allerreifsten Früchten + Mit Geschmack und Lust zu speisen! + über Rosen läßt sich dichten, + In die äpfel muß man beißen. + Sei's erlaubt, uns anzupaaren + Eurem reichen Jugendflor, + Und wir putzen reifer Waren + Fülle nachbarlich empor. + Unter lustigen Gewinden, + In geschmückter Lauben Bucht, + Alles ist zugleich zu finden: + Knospe, Blätter, Blume, Frucht. + + MUTTER: + Mädchen, als du kamst ans Licht, + Schmückt' ich dich im Häubchen; + Warst so lieblich von Gesicht + Und so zart am Leibchen. + Dachte dich sogleich als Braut, + Gleich dem Reichsten angetraut, + Dachte dich als Weibchen. + Ach! Nun ist schon manches Jahr + Ungenützt verflogen, + Der Sponsierer bunte Schar + Schnell vorbeigezogen; + Tanztest mit dem einen flink, + Gabst dem andern feinen Wink + Mit dem Ellenbogen. + Welches Fest man auch ersann, + Ward umsonst begangen, + Pfänderspiel und dritter Mann + Wollten nicht verfangen; + Heute sind die Narren los, + Liebchen, öffne deinen Schoß, + Bleibt wohl einer hangen. + + HOLZHAUER: + Nur Platz! nur Blöße! + Wir brauchen Räume, + Wir fällen Bäume, + Die krachen, schlagen; + Und wenn wir tragen, + Da gibt es Stöße. + Zu unserm Lobe + Bringt dies ins reine; + Denn wirkten Grobe + Nicht auch im Lande, + Wie kämen Feine + Für sich zustande, + So sehr sie witzten? + Des seid belehret! + Denn ihr erfröret, + Wenn wir nicht schwitzten. + + PULCINELLE: + Ihr seid die Toren, + Gebückt geboren. + Wir sind die Klugen, + Die nie was trugen; + Denn unsre Kappen, + Jacken und Lappen + Sind leicht zu tragen; + Und mit Behagen + Wir immer müßig, + Pantoffelfüßig, + Durch Markt und Haufen + Einherzulaufen, + Gaffend zu stehen, + Uns anzukrähen; + Auf solche Klänge + Durch Drang und Menge + Aalgleich zu schlüpfen, + Gesamt zu hüpfen, + Vereint zu toben. + Ihr mögt uns loben, + Ihr mögt uns schelten, + Wir lassen's gelten. + + PARASITEN: + Ihr wackern Träger + Und eure Schwäger, + Die Kohlenbrenner, + Sind unsre Männer. + Denn alles Bücken, + Bejahndes Nicken, + Gewundne Phrasen, + Das Doppelblasen, + Das wärmt und kühlet, + Wie's einer fühlet, + Was könnt' es frommen? + Es möchte Feuer + Selbst ungeheuer + Vom Himmel kommen, + Gäb' es nicht Scheite + Und Kohlentrachten, + Die Herdesbreite + Zur Glut entfachten. + Da brät's und prudelt's, + Da kocht's und strudelt's. + Der wahre Schmecker, + Der Tellerlecker, + Er riecht den Braten, + Er ahnet Fische; + Das regt zu Taten + An Gönners Tische. + + TRUNKNER: + Sei mir heute nichts zuwider! + Fühle mich so frank und frei; + Frische Lust und heitre Lieder, + Holt' ich selbst sie doch herbei. + Und so trink' ich! Trinke, trinke! + Stoßet an, ihr! Tinke, Tinke! + Du dorthinten, komm heran! + Stoßet an, so ist's getan. + Schrie mein Weibchen doch entrüstet, + Rümpfte diesem bunten Rock, + Und, wie sehr ich mich gebrüstet, + Schalt mich einen Maskenstock. + Doch ich trinke! Trinke, trinke! + Angeklungen! Tinke, Tinke! + Maskenstöcke, stoßet an! + Wenn es klingt, so ist's getan. + Saget nicht, daß ich verirrt bin, + Bin ich doch, wo mir's behagt. + Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin, + Und am Ende borgt die Magd. + Immer trink' ich! Trinke, trinke! + Auf, ihr andern! Tinke, Tinke! + Jeder jedem! so fortan! + Dünkt mich's doch, es sei getan. + Wie und wo ich mich vergnüge, + Mag es immerhin geschehn; + Laß mich liegen, wo ich liege, + Denn ich mag nicht länger stehn. + + CHOR: + Jeder Bruder trinke, trinke! + Toastet frisch ein Tinke, Tinke! + Sitzet fest auf Bank und Span! + Unterm Tisch dem ist's getan. + + SATIRIKER: + Wißt ihr, was mich Poeten + Erst recht erfreuen sollte? + Dürft' ich singen und reden, + Was niemand hören wollte. + + AGLAIA: + Anmut bringen wir ins Leben; + Leget Anmut in das Geben. + + HEGEMONE: + Leget Anmut ins Empfangen, + Lieblich ist's, den Wunsch erlangen. + + EUPHRASYNE: + Und in stiller Tage Schranken + Höchst anmutig sei das Danken. + + ATROPOS: + Mich, die älteste, zum Spinnen + Hat man diesmal eingeladen; + Viel zu denken, viel zu sinnen + Gibt's beim zarten Lebensfaden. + Daß er euch gelenk und weich sei, + Wußt' ich feinsten Flachs zu sichten; + Daß er glatt und schlank und gleich sei, + Wird der kluge Finger schlichten. + Wolltet ihr bei Lust und Tänzen + Allzu üppig euch erweisen, + Denkt an dieses Fadens Grenzen, + Hütet euch! Er möchte reißen. + + KLOTHO: + Wißt, in diesen letzten Tagen + Ward die Schere mir vertraut; + Denn man war von dem Betragen + Unsrer Alten nicht erbaut. + Zerrt unnützeste Gespinste + Lange sie an Licht und Luft, + Hoffnung herrlichster Gewinste + Schleppt sie schneidend zu der Gruft. + Doch auch ich im Jugendwalten + Irrte mich schon hundertmal; + Heute mich im Zaum zu halten, + Schere steckt im Futteral. + Und so bin ich gern gebunden, + Blicke freundlich diesem Ort; + Ihr in diesen freien Stunden + Schwärmt nur immer fort und fort. + + LACHESIS: + Mir, die ich allein verständig, + Blieb das Ordnen zugeteilt; + Meine Weife, stets lebendig, + Hat noch nie sich übereilt. + Fäden kommen, Fäden weifen, + Jeden lenk' ich seine Bahn, + Keinen lass' ich überschweifen, + Füg' er sich im Kreis heran. + Könnt' ich einmal mich vergessen, + Wär' es um die Welt mir bang; + Stunden zählen, Jahre messen, + Und der Weber nimmt den Strang. + + HEROLD: + Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen, + Wärt ihr noch so gelehrt in alten Schriften; + Sie anzusehn, die so viel übel stiften, + Ihr würdet sie willkommne Gäste nennen. + Die Furien sind es, niemand wird uns glauben, + Hübsch, wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren; + Laßt euch mit ihnen ein, ihr sollt erfahren, + Wie schlangenhaft verletzen solche Tauben. + Zwar sind sie tückisch, doch am heutigen Tage, + Wo jeder Narr sich rühmet seiner Mängel, + Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel, + Bekennen sich als Stadt- und Landesplage. + + ALEKTO: + Was hilft es euch? ihr werdet uns vertrauen, + Denn wir sind hübsch und jung und Schmeichelkätzchen; + Hat einer unter euch ein Liebeschätzchen, + Wir werden ihm so lang die Ohren krauen, + Bis wir ihm sagen dürfen, Aug' in Auge: + Daß sie zugleich auch dem und jenem winke, + Im Kopfe dumm, im Rücken krumm, und hinke + Und, wenn sie seine Braut ist, gar nichts tauge. + So wissen wir die Braut auch zu bedrängen: + Es hat sogar der Freund, vor wenig Wochen, + Verächtliches von ihr zu der gesprochen!-- + Versöhnt man sich, so bleibt doch etwas hängen. + + MEGÄRA: + Das ist nur Spaß! denn, sind sie erst verbunden, + Ich nehm' es auf und weiß; in allen Fällen, + Das schönste Glück durch Grille zu vergällen; + Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden. + Und niemand hat Erwünschtes fest in Armen, + Der sich nicht nach Erwünschterem törig sehnte, + Vom höchsten Glück, woran er sich gewöhnte; + Die Sonne flieht er, will den Frost erwarmen. + Mit diesem allen weiß ich zu gebaren + Und führe her Asmodi, den Getreuen, + Zu rechter Zeit Unseliges auszustreuen, + Verderbe so das Menschenvolk in Paaren. + + TISIPHONE: + Gift und Dolch statt böser Zungen + Misch' ich, schärf' ich dem Verräter; + Liebst du andre, früher, später + Hat Verderben dich durchdrungen. + Muß der Augenblicke Süßtes + Sich zu Gischt und Galle wandeln! + Hier kein Markten, hier kein Handeln-- + Wie er es beging', er büßt es. + Singe keiner vom Vergeben! + Felsen klag' ich meine Sache, + Echo! horch! erwidert: Rache! + Und wer wechselt, soll nicht leben. + + HEROLD: + Belieb' es euch, zur Seite wegzuweichen, + Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen. + Ihr seht, wie sich ein Berg herangedrängt, + Mit bunten Teppichen die Weichen stolz behängt, + Ein Haupt mit langen Zähnen, Schlangenrüssel, + Geheimnisvoll, doch zeig' ich euch den Schlüssel. + Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau, + Mit feinem Stäbchen lenkt sie ihn genau; + Die andre, droben stehend herrlich-hehr, + Umgibt ein Glanz, der blendet mich zu sehr. + Zur Seite gehn gekettet edle Frauen, + Die eine bang, die andre froh zu schauen; + Die eine wünscht, die andre fühlt sich frei. + Verkünde jede, wer sie sei. + + FURCHT: + Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter + Dämmern durchs verworrne Fest; + Zwischen diese Truggesichter + Bannt mich, ach! die Kette fest. + Fort, ihr lächerlichen Lacher! + Euer Grinsen gibt Verdacht; + Alle meine Widersacher + Drängen mich in dieser Nacht. + Hier! ein Freund ist Feind geworden, + Seine Maske kenn' ich schon; + Jener wollte mich ermorden, + Nun entdeckt schleicht er davon. + Ach wie gern in jeder Richtung + Flöh' ich zu der Welt hinaus; + Doch von drüben droht Vernichtung, + Hält mich zwischen Dunst und Graus. + + HOFFNUNG: + Seid gegrüßt, ihr lieben Schwestern! + Habt ihr euch schon heut' und gestern + In Vermummungen gefallen, + Weiß ich doch gewiß von allen: + Morgen wollt ihr euch enthüllen. + Und wenn wir bei Fackelscheine + Uns nicht sonderlich behagen, + Werden wir in heitern Tagen + Ganz nach unserm eignen Willen + Bald gesellig, bald alleine + Frei durch schöne Fluren wandeln, + Nach Belieben ruhn und handeln + Und in sorgenfreiem Leben + Nie entbehren, stets erstreben; + überall willkommne Gäste, + Treten wir getrost hinein: + Sicherlich, es muß das Beste + Irgendwo zu finden sein. + + KLUGHEIT: + Zwei der größten Menschenfeinde, + Furcht und Hoffnung, angekettet, + Halt' ich ab von der Gemeinde; + Platz gemacht! ihr seid gerettet. + Den lebendigen Kolossen + Führ' ich, seht ihr, turmbeladen, + Und er wandelt unverdrossen + Schritt vor Schritt auf steilen Pfaden. + Droben aber auf der Zinne + Jene Göttin, mit behenden + Breiten Flügeln, zum Gewinne + Allerseits sich hinzuwenden. + Rings umgibt sie Glanz und Glorie, + Leuchtend fern nach allen Seiten; + Und sie nennet sich Viktorie, + Göttin aller Tätigkeiten. + + ZOILO-THERSITES: + Hu! Hu! da komm' ich eben recht, + Ich schelt' euch allzusammen schlecht! + Doch was ich mir zum Ziel ersah, + Ist oben Frau Viktoria. + Mit ihrem weißen Flügelpaar + Sie dünkt sich wohl, sie sei ein Aar, + Und wo sie sich nur hingewandt, + Gehör' ihr alles Volk und Land; + Doch, wo was Rühmliches gelingt, + Es mich sogleich in Harnisch bringt. + Das Tiefe hoch, das Hohe tief, + Das Schiefe grad, das Grade schief, + Das ganz allein macht mich gesund, + So will ich's auf dem Erdenrund. + + HEROLD: + So treffe dich, du Lumpenhund, + Des frommen Stabes Meisterstreich! + Da krümm und winde dich sogleich!-- + Wie sich die Doppelzwerggestalt + So schnell zum eklen Klumpen ballt!-- + --Doch Wunder!--Klumpen wird zum Ei, + Das bläht sich auf und platzt entzwei. + Nun fällt ein Zwillingspaar heraus, + Die Otter und die Fledermaus; + Die eine fort im Staube kriecht, + Die andre schwarz zur Decke fliegt. + Sie eilen draußen zum Verein; + Da möcht' ich nicht der dritte sein. + + GEMURMEL: + Frisch! dahinten tanzt man schon-- + Nein! Ich wollt', ich wär' davon-- + Fühlst du, wie uns das umflicht, + Das gespenstische Gezücht?-- + Saust es mir doch übers Haar-- + Ward ich's doch am Fuß gewahr-- + Keiner ist von uns verletzt-- + Alle doch in Furcht gesetzt-- + Ganz verdorben ist der Spaß-- + Und die Bestien wollten das. + + HEROLD: + Seit mir sind bei Maskeraden + Heroldspflichten aufgeladen, + Wach' ich ernstlich an der Pforte, + Daß euch hier am lustigen Orte + Nichts Verderbliches erschleiche, + Weder wanke, weder weiche. + Doch ich fürchte, durch die Fenster + Ziehen luftige Gespenster, + Und von Spuk und Zaubereien + Wüßt' ich euch nicht zu befreien. + Machte sich der Zwerg verdächtig, + Nun! dort hinten strömt es mächtig. + Die Bedeutung der Gestalten + Möcht' ich amtsgemäß entfalten. + Aber was nicht zu begreifen, + Wüßt' ich auch nicht zu erklären; + Helfet alle mich belehren!-- + Seht ihr's durch die Menge schweifen? + Vierbespannt ein prächtiger Wagen + Wird durch alles durchgetragen; + Doch er teilet nicht die Menge, + Nirgend seh' ich ein Gedränge. + Farbig glitzert's in der Ferne, + Irrend leuchten bunte Sterne + Wie von magischer Laterne, + Schnaubt heran mit Sturmgewalt. + Platz gemacht! Mich schaudert's! + + + KNABE WAGENLENKER: + Halt! + Rosse, hemmet eure Flügel, + Fühlet den gewohnten Zügel, + Meistert euch, wie ich euch meistre, + Rauschet hin, wenn ich begeistre-- + Diese Räume laßt uns ehren! + Schaut umher, wie sie sich mehren, + Die Bewundrer, Kreis um Kreise. + Herold auf! nach deiner Weise, + Ehe wir von euch entfliehen, + Uns zu schildern, uns zu nennen; + Denn wir sind Allegorien, + Und so solltest du uns kennen. + + HEROLD: + Wüßte nicht, dich zu benennen; + Eher könnt' ich dich beschreiben. + + KNABE LENKER: + So probier's! + + + HEROLD: + Man muß gestehn: + Erstlich bist du jung und schön. + Halbwüchsiger Knabe bist du; doch die Frauen, + Sie möchten dich ganz ausgewachsen schauen. + Du scheinest mir ein künftiger Sponsierer, + Recht so von Haus aus ein Verführer. + + KNABE LENKER: + Das läßt sich hören! fahre fort, + Erfinde dir des Rätsels heitres Wort. + + HEROLD: + Der Augen schwarzer Blitz, die Nacht der Locken, + Erheitert von juwelnem Band! + Und welch ein zierliches Gewand + Fließt dir von Schultern zu den Socken, + Mit Purpursaum und Glitzertand! + Man könnte dich ein Mädchen schelten; + Doch würdest du, zu Wohl und Weh, + Auch jetzo schon bei Mädchen gelten, + Sie lehrten dich das ABC. + + KNABE LENKER: + Und dieser, der als Prachtgebilde + Hier auf dem Wagenthrone prangt? + + HEROLD: + Er scheint ein König reich und milde, + Wohl dem, der seine Gunst erlangt! + Er hat nichts weiter zu erstreben, + Wo's irgend fehlte, späht sein Blick, + Und seine reine Lust zu geben + Ist größer als Besitz und Glück. + + KNABE LENKER: + Hiebei darfst du nicht stehen bleiben, + Du mußt ihn recht genau beschreiben. + + HEROLD: + Das Würdige beschreibt sich nicht. + Doch das gesunde Mondgesicht, + Ein voller Mund, erblühte Wangen, + Die unterm Schmuck des Turbans prangen; + Im Faltenkleid ein reich Behagen! + Was soll ich von dem Anstand sagen? + Als Herrscher scheint er mir bekannt. + + KNABE LENKER: + Plutus, des Reichtums Gott genannt! + Derselbe kommt in Prunk daher, + Der hohe Kaiser wünscht ihn sehr. + + HEROLD: + Sag von dir selber auch das Was und Wie! + + KNABE LENKER: + Bin die Verschwendung, bin die Poesie; + Bin der Poet, der sich vollendet, + Wenn er sein eigenst Gut verschwendet. + Auch ich bin unermeßlich reich + Und schätze mich dem Plutus gleich, + Beleb' und schmück' ihm Tanz und Schmaus, + Das, was ihm fehlt, das teil' ich aus. + + HEROLD: + Das Prahlen steht dir gar zu schön, + Doch laß uns deine Künste sehn. + + KNABE LENKER: + Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen, + Schon glänzt's und glitzert's um den Wagen. + Da springt eine Perlenschnur hervor! + Nehmt goldne Spange für Hals und Ohr; + Auch Kamm und Krönchen ohne Fehl, + In Ringen köstlichstes Juwel; + Auch Flämmchen spend' ich dann und wann, + Erwartend, wo es zünden kann. + + HEROLD: + Wie greift und hascht die liebe Menge! + Fast kommt der Geber ins Gedränge. + Kleinode schnippt er wie ein Traum, + Und alles hascht im weiten Raum. + Doch da erleb' ich neue Pfiffe: + Was einer noch so emsig griffe, + Des hat er wirklich schlechten Lohn, + Die Gabe flattert ihm davon. + Es löst sich auf das Perlenband, + Ihm krabbeln Käfer in der Hand, + Er wirft sie weg, der arme Tropf, + Und sie umsummen ihm den Kopf. + Die andern statt solider Dinge + Erhaschen frevle Schmetterlinge. + Wie doch der Schelm so viel verheißt + Und nur verleiht, was golden gleißt! + + KNABE LENKER: + Zwar Masken, merk' ich, weißt du zu verkünden, + Allein der Schale Wesen zu ergründen, + Sind Herolds Hofgeschäfte nicht; + Das fordert schärferes Gesicht. + Doch hüt' ich mich vor jeder Fehde; + An dich, Gebieter, wend' ich Frag' und Rede. + Hast du mir nicht die Windesbraut + Des Viergespannes anvertraut? + Lenk' ich nicht glücklich, wie du leitest? + Bin ich nicht da, wohin du deutest? + Und wußt' ich nicht auf kühnen Schwingen + Für dich die Palme zu erringen? + Wie oft ich auch für dich gefochten, + Mir ist es jederzeit geglückt: + Wenn Lorbeer deine Stirne schmückt, + Hab' ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten? + + PLUTUS: + Wenn's nötig ist, daß ich dir Zeugnis leiste, + So sag' ich gern: Bist Geist von meinem Geiste. + Du handelst stets nach meinem Sinn, + Bist reicher, als ich selber bin. + Ich schätze, deinen Dienst zu lohnen, + Den grünen Zweig vor allen meinen Kronen. + Ein wahres Wort verkünd' ich allen: + Mein lieber Sohn, an dir hab' ich Gefallen. + + KNABE LENKER: + Die größten Gaben meiner Hand, + Seht! hab' ich rings umher gesandt. + Auf dem und jenem Kopfe glüht + Ein Flämmchen, das ich angesprüht; + Von einem zu dem andern hüpft's, + An diesem hält sich's, dem entschlüpft's, + Gar selten aber flammt's empor, + Und leuchtet rasch in kurzem Flor; + Doch vielen, eh' man's noch erkannt, + Verlischt es, traurig ausgebrannt. + + WEIBERGEKLATSCH: + Da droben auf dem Viergespann + Das ist gewiß ein Scharlatan; + Gekauzt da hintendrauf Hanswurst, + Doch abgezehrt von Hunger und Durst, + Wie man ihn niemals noch erblickt; + Er fühlt wohl nicht, wenn man ihn zwickt. + + DER ABGEMAGERTE: + Vom Leibe mir, ekles Weibsgeschlecht! + Ich weiß, dir komm' ich niemals recht.-- + Wie noch die Frau den Herd versah, + Da hieß ich Avaritia; + Da stand es gut um unser Haus: + Nur viel herein und nichts hinaus! + Ich eiferte für Kist' und Schrein; + Das sollte wohl gar ein Laster sein. + Doch als in allerneusten Jahren + Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen, + Und, wie ein jeder böser Zahler, + Weit mehr Begierden hat als Taler, + Da bleibt dem Manne viel zu dulden, + Wo er nur hinsieht, da sind Schulden. + Sie wendet's, kann sie was erspulen, + An ihren Leib, an ihren Buhlen; + Auch speist sie besser, trinkt noch mehr + Mit der Sponsierer leidigem Heer; + Das steigert mir des Goldes Reiz: + Bin männlichen Geschlechts, der Geiz! + + HAUPTWEIB: + Mit Drachen mag der Drache geizen; + Ist's doch am Ende Lug und Trug! + Er kommt, die Männer aufzureizen, + Sie sind schon unbequem genug. + + WEIBER IN MASSE: + Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe! + Was will das Marterholz uns dräun? + Wir sollen seine Fratze scheun! + Die Drachen sind von Holz und Pappe, + Frisch an und dringt auf ihn hinein! + + HEROLD: + Bei meinem Stabe! Ruh gehalten!-- + Doch braucht es meiner Hülfe kaum; + Seht, wie die grimmen Ungestalten, + Bewegt im rasch gewonnenen Raum, + Das Doppel-Flügelpaar entfalten. + Entrüstet schütteln sich der Drachen + Umschuppte, feuerspeiende Rachen; + Die Menge flieht, rein ist der Platz. + + HEROLD: + Er tritt herab, wie königlich! + Er winkt, die Drachen rühren sich, + Die Kiste haben sie vom Wagen + Mit Gold und Geiz herangetragen, + Sie steht zu seinen Füßen da: + Ein Wunder ist es, wie's geschah. + + PLUTUS: + Nun bist du los der allzulästigen Schwere, + Bist frei und frank, nun frisch zu deiner Sphäre! + Hier ist sie nicht! Verworren, scheckig, wild + Umdrängt uns hier ein fratzenhaft Gebild. + Nur wo du klar ins holde Klare schaust, + Dir angehörst und dir allein vertraust, + Dorthin, wo Schönes, Gutes nur gefällt, + Zur Einsamkeit!--Da schaffe deine Welt. + + KNABE LENKER: + So acht' ich mich als werten Abgesandten, + So lieb' ich dich als nächsten Anverwandten. + Wo du verweilst, ist Fülle; wo ich bin, + Fühlt jeder sich im herrlichsten Gewinn. + Auch schwankt er oft im widersinnigen Leben: + Soll er sich dir? soll er sich mir ergeben? + Die Deinen freilich können müßig ruhn, + Doch wer mir folgt, hat immer was zu tun. + Nicht insgeheim vollführ' ich meine Taten, + Ich atme nur, und schon bin ich verraten. + So lebe wohl! Du gönnst mir ja mein Glück; + Doch lisple leis', und gleich bin ich zurück. + + PLUTUS: + Nun ist es Zeit, die Schätze zu entfesseln! + Die Schlösser treff' ich mit des Herolds Rute. + Es tut sich auf! schaut her! in ehrnen Kesseln + Entwickelt sich's und wallt von goldnem Blute, + Zunächst der Schmuck von Kronen, Ketten, Ringen; + Es schwillt und droht, ihn schmelzend zu verschlingen. + + WECHSELGESCHREI DER MENGE: + Seht hier, o hin! wie's reichlich quillt, + Die Kiste bis zum Rande füllt.-- + Gefäße, goldne, schmelzen sich, + Gemünzte Rollen wälzen sich.-- + Dukaten hüpfen wie geprägt, + O wie mir das den Busen regt-- + Wie schau' ich alle mein Begehr! + Da kollern sie am Boden her.-- + Man bietet's euch, benutzt's nur gleich + Und bückt euch nur und werdet reich.-- + Wir andern, rüstig wie der Blitz, + Wir nehmen den Koffer in Besitz. + + HEROLD: + Was soll's, ihr Toren? soll mir das? + Es ist ja nur ein Maskenspaß. + Heut abend wird nicht mehr begehrt; + Glaubt ihr, man geb' euch Gold und Wert? + Sind doch für euch in diesem Spiel + Selbst Rechenpfennige zuviel. + Ihr Täppischen! ein artiger Schein + Soll gleich die plumpe Wahrheit sein. + Was soll euch Wahrheit?--Dumpfen Wahn + Packt ihr an allen Zipfeln an.-- + Vermummter Plutus, Maskenheld, + Schlag dieses Volk mir aus dem Feld. + + PLUTUS: + Dein Stab ist wohl dazu bereit, + Verleih ihn mir auf kurze Zeit.-- + Ich tauch' ihn rasch in Sud und Glut.-- + Nun, Masken, seid auf eurer Hut! + Wie's blitzt und platzt, in Funken sprüht! + Der Stab, schon ist er angeglüht. + Wer sich zu nah herangedrängt, + Ist unbarmherzig gleich versengt.-- + Jetzt fang' ich meinen Umgang an. + + GESCHREI UND GEDRÄNG: + O weh! Es ist um uns getan.-- + Entfliehe, wer entfliehen kann!-- + Zurück, zurück, du Hintermann!-- + Mir sprüht er heiß ins Angesicht.-- + Mich drückt des glühenden Stabs Gewicht-- + Verloren sind wir all' und all'.-- + Zurück, zurück, du Maskenschwall! + Zurück, zurück, unsinniger Hauf'!-- + O hätt' ich Flügel, flög' ich auf.-- + + PLUTUS: + Schon ist der Kreis zurückgedrängt, + Und niemand, glaub' ich, ist versengt. + Die Menge weicht, + Sie ist verscheucht.-- + Doch solcher Ordnung Unterpfand + Zieh' ich ein unsichtbares Band. + + HEROLD: + Du hast ein herrlich Werk vollbracht, + Wie dank' ich deiner klugen Macht! + + PLUTUS: + Noch braucht es, edler Freund, Geduld: + Es droht noch mancherlei Tumult. + + GEIZ: + So kann man doch, wenn es beliebt, + Vergnüglich diesen Kreis beschauen; + Denn immerfort sind vornenan die Frauen, + Wo's was zu gaffen, was zu naschen gibt. + Noch bin ich nicht so völlig eingerostet! + Ein schönes Weib ist immer schön; + Und heute, weil es mich nichts kostet, + So wollen wir getrost sponsieren gehn. + Doch weil am überfüllten Orte + Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte, + Versuch' ich klug und hoff', es soll mir glücken, + Mich pantomimisch deutlich auszudrücken. + Hand, Fuß, Gebärde reicht mir da nicht hin, + Da muß ich mich um einen Schwank bemühn. + Wie feuchten Ton will ich das Gold behandeln, + Denn dies Metall läßt sich in alles wandeln. + + HEROLD: + Was fängt der an, der magre Tor! + Hat so ein Hungermann Humor? + Er knetet alles Gold zu Teig, + Ihm wird es untern Händen weich; + Wie er es drückt und wie es ballt, + Bleibt's immer doch nur ungestalt. + Er wendet sich zu den Weibern dort, + Sie schreien alle, möchten fort, + Gebärden sich gar widerwärtig; + Der Schalk erweist sich übelfertig. + Ich fürchte, daß er sich ergetzt, + Wenn er die Sittlichkeit verletzt. + Dazu darf ich nicht schweigsam bleiben, + Gib meinen Stab, ihn zu vertreiben. + + PLUTUS: + Er ahnet nicht, was uns von außen droht; + Laß ihn die Narrenteidung treiben! + Ihm wird kein Raum für seine Possen bleiben; + Gesetz ist mächtig, mächtiger ist die Not. + + GETÜMMEL UND GESANG: + Das wilde Heer, es kommt zumal + Von Bergeshöh' und Waldestal, + Unwiderstehlich schreitet's an: + Sie feiren ihren großen Pan. + Sie wissen doch, was keiner weiß, + Und drängen in den leeren Kreis. + + PLUTUS: + Ich kenn' euch wohl und euren großen Pan! + Zusammen habt ihr kühnen Schritt getan. + Ich weiß recht gut, was nicht ein jeder weiß, + Und öffne schuldig diesen engen Kreis. + Mag sie ein gut Geschick begleiten! + Das Wunderlichste kann geschehn; + Sie wissen nicht, wohin sie schreiten, + Sie haben sich nicht vorgesehn. + + WILDGESANG: + Geputztes Volk du, Flitterschau! + Sie kommen roh, sie kommen rauh, + In hohem Sprung, in raschem Lauf, + Sie treten derb und tüchtig auf. + + FAUNEN: + Die Faunenschar + Im lustigen Tanz, + Den Eichenkranz + Im krausen Haar, + Ein feines zugespitztes Ohr + Dringt an dem Lockenkopf hervor, + Ein stumpfes Näschen, ein breit Gesicht, + Das schadet alles bei Frauen nicht: + Dem Faun, wenn er die Patsche reicht, + Versagt die Schönste den Tanz nicht leicht. + + SATYR: + Der Satyr hüpft nun hinterdrein + Mit Ziegenfuß und dürrem Bein, + Ihm sollen sie mager und sehnig sein, + Und gemsenartig auf Bergeshöhn + Belustigt er sich, umherzusehn. + In Freiheitsluft erquickt alsdann, + Verhöhnt er Kind und Weib und Mann, + Die tief in Tales Dampf und Rauch + Behaglich meinen, sie lebten auch, + Da ihm doch rein und ungestört + Die Welt dort oben allein gehört. + + GNOMEN: + Da trippelt ein die kleine Schar, + Sie hält nicht gern sich Paar und Paar; + Im moosigen Kleid mit Lämplein hell + Bewegt sich's durcheinander schnell, + Wo jedes für sich selber schafft, + Wie Leucht-Ameisen wimmelhaft; + Und wuselt emsig hin und her, + Beschäftigt in die Kreuz und Quer. + Den frommen Gütchen nah verwandt, + Als Felschirurgen wohlbekannt; + Die hohen Berge schröpfen wir, + Aus vollen Adern schöpfen wir; + Metalle stürzen wir zuhauf, + Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf! + Das ist von Grund aus wohlgemeint: + Wir sind der guten Menschen Freund. + Doch bringen wir das Gold zu Tag, + Damit man stehlen und kuppeln mag, + Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann, + Der allgemeinen Mord ersann. + Und wer die drei Gebot' veracht't, + Sich auch nichts aus den andern macht. + Das alles ist nicht unsre Schuld; + Drum habt so fort, wie wir, Geduld. + + RIESEN: + Die wilden Männer sind s' genannt, + Am Harzgebirge wohlbekannt; + Natürlich nackt in aller Kraft, + Sie kommen sämtlich riesenhaft. + Den Fichtenstamm in rechter Hand + Und um den Leib ein wulstig Band, + Den derbsten Schurz von Zweig und Blatt, + Leibwacht, wie der Papst nicht hat. + + NYMPHEN IM CHOR: + Auch kommt er an!-- + Das All der Welt + Wird vorgestellt + Im großen Pan. + Ihr Heitersten, umgebet ihn, + Im Gaukeltanz umschwebet ihn: + Denn weil er ernst und gut dabei, + So will er, daß man fröhlich sei. + Auch unterm blauen Wölbedach + Verhielt' er sich beständig wach; + Doch rieseln ihm die Bäche zu, + Und Lüftlein wiegen ihn mild in Ruh. + Und wenn er zu Mittage schläft, + Sich nicht das Blatt am Zweige regt; + Gesunder Pflanzen Balsamduft + Erfüllt die schweigsam stille Luft; + Die Nymphe darf nicht munter sein, + Und wo sie stand, da schläft sie ein. + Wenn unerwartet mit Gewalt + Dann aber seine Stimm' erschallt, + Wie Blitzes Knattern, Meergebraus, + Dann niemand weiß, wo ein noch aus, + Zerstreut sich tapfres Heer im Feld, + Und im Getümmel bebt der Held. + So Ehre dem, dem Ehre gebührt, + Und Heil ihm, der uns hergeführt! + + DEPUTATION DER GNOMEN: + Wenn das glänzend reiche Gute + Fadenweis durch Klüfte streicht, + Nur der klugen Wünschelrute + Seine Labyrinthe zeigt, + Wölben wir in dunklen Grüften + Troglodytisch unser Haus, + Und an reinen Tageslüften + Teilst du Schätze gnädig aus. + Nun entdecken wir hieneben + Eine Quelle wunderbar, + Die bequem verspricht zu geben, + Was kaum zu erreichen war. + Dies vermagst du zu vollenden, + Nimm es, Herr, in deine Hut: + Jeder Schatz in deinen Händen + Kommt der ganzen Welt zugut. + + PLUTUS: + Wir müssen uns im hohen Sinne fassen + Und, was geschieht, getrost geschehen lassen, + Du bist ja sonst des stärksten Mutes voll. + Nun wird sich gleich ein Greulichstes eräugnen, + Hartnäckig wird es Welt und Nachwelt leugnen: + Du schreib es treulich in dein Protokoll. + + HEROLD: + Die Zwerge führen den großen Pan + Zur Feuerquelle sacht heran; + Sie siedet auf vom tiefsten Schlund, + Dann sinkt sie wieder hinab zum Grund, + Und finster steht der offne Mund; + Wallt wieder auf in Glut und Sud, + Der große Pan steht wohlgemut, + Freut sich des wundersamen Dings, + Und Perlenschaum sprüht rechts und links. + Wie mag er solchem Wesen traun? + Er bückt sich tief hineinzuschaun.-- + Nun aber fällt sein Bart hinein!-- + Wer mag das glatte Kinn wohl sein? + Die Hand verbirgt es unserm Blick.-- + Nun folgt ein großes Ungeschick: + Der Bart entflammt und fliegt zurück, + Entzündet Kranz und Haupt und Brust, + Zu Leiden wandelt sich die Lust.-- + Zu löschen läuft die Schar herbei, + Doch keiner bleibt von Flammen frei, + Und wie es patscht und wie es schlägt, + Wird neues Flammen aufgeregt; + Verflochten in das Element, + Ein ganzer Maskenklump verbrennt. + Was aber, hör' ich wird uns kund + Von Ohr zu Ohr, von Mund zu Mund! + O ewig unglücksel'ge Nacht, + Was hast du uns für Leid gebracht! + Verkünden wird der nächste Tag, + Was niemand willig hören mag; + Doch hör' ich aller Orten schrein: + "Der Kaiser leidet solche Pein." + O wäre doch ein andres wahr! + Der Kaiser brennt und seine Schar. + Sie sei verflucht, die ihn verführt, + In harzig Reis sich eingeschnürt, + Zu toben her mit Brüllgesang + Zu allerseitigem Untergang. + O Jugend, Jugend, wirst du nie + Der Freude reines Maß bezirken? + O Hoheit, Hoheit, wirst du nie + Vernünftig wie allmächtig wirken? + Schon geht der Wald in Flammen auf, + Sie züngeln leckend spitz hinauf + Zum holzverschränkten Deckenband; + Uns droht ein allgemeiner Brand. + Des Jammers Maß ist übervoll, + Ich weiß nicht, wer uns retten soll. + Ein Aschenhaufen einer Nacht + Liegt morgen reiche Kaiserpracht. + + PLUTUS: + Schrecken ist genug verbreitet, + Hilfe sei nun eingeleitet!-- + Schlage, heil'gen Stabs Gewalt, + Daß der Boden bebt und schallt! + Du, geräumig weite Luft, + Fülle dich mit kühlem Duft! + Zieht heran, umherzuschweifen, + Nebeldünste, schwangre Streifen, + Deckt ein flammendes Gewühl! + Rieselt, säuselt, Wölkchen kräuselt, + Schlüpfet wallend, leise dämpfet, + Löschend überall bekämpfet, + Ihr, die lindernden, die feuchten, + Wandelt in ein Wetterleuchten + Solcher eitlen Flamme Spiel!-- + Drohen Geister, uns zu schädigen, + Soll sich die Magie betätigen. + + + + Lustgarten + + FAUST: + Verzeihst du, Herr, das Flammengaukelspiel? + + KAISER: + Ich wünsche mir dergleichen Scherze viel.-- + Auf einmal sah ich mich in glühnder Sphäre, + Es schien mir fast, als ob ich Pluto wäre. + Aus Nacht und Kohlen lag ein Felsengrund, + Von Flämmchen glühend. Dem und jenem Schlund + Aufwirbelten viel tausend wilde Flammen + Und flackerten in ein Gewölb' zusammen. + Zum höchsten Dome züngelt' es empor, + Der immer ward und immer sich verlor. + Durch fernen Raum gewundner Feuersäulen + Sah ich bewegt der Völker lange Zeilen, + Sie drängten sich im weiten Kreis heran + Und huldigten, wie sie es stets getan. + Vom meinem Hof erkannt' ich ein und andern, + Ich schien ein Fürst von tausend Salamandern. + + MEPHISTOPHELES: + Das bist du, Herr! weil jedes Element + Die Majestät als unbedingt erkennt. + Gehorsam Feuer hast du nun erprobt; + Wirf dich ins Meer, wo es am wildsten tobt, + Und kaum betrittst du perlenreichen Grund, + So bildet wallend sich ein herrlich Rund; + Siehst auf und ab lichtgrüne schwanke Wellen, + Mit Purpursaum, zur schönsten Wohnung schwellen + Um dich, den Mittelpunkt. Bei jedem Schritt, + Wohin du gehst, gehn die Paläste mit. + Die Wände selbst erfreuen sich des Lebens, + Pfeilschnellen Wimmlens, Hin- und Widerstrebens. + Meerwunder drängen sich zum neuen milden Schein, + Sie schießen an, und keines darf herein. + Da spielen farbig goldbeschuppte Drachen, + Der Haifisch klafft, du lachst ihm in den Rachen. + Wie sich auch jetzt der Hof um dich entzückt, + Hast du doch nie ein solch Gedräng' erblickt. + Doch bleibst du nicht vom Lieblichsten geschieden: + Es nahen sich neugierige Nereiden + Der prächt'gen Wohnung in der ew'gen Frische, + Die jüngsten scheu und lüstern wie die Fische, + Die spätern klug. Schon wird es Thetis kund, + Dem zweiten Peleus reicht sie Hand und Mund.-- + Den Sitz alsdann auf des Olymps Revier... + + KAISER: + Die luft'gen Räume, die erlass' ich dir: + Noch früh genug besteigt man jenen Thron. + + MEPHISTOPHELES: + Und, höchster Herr! die Erde hast du schon. + + KAISER: + Welch gut Geschick hat dich hieher gebracht, + Unmittelbar aus Tausend Einer Nacht? + Gleichst du an Fruchtbarkeit Scheherazaden, + Versichr' ich dich der höchsten aller Gnaden. + Sei stets bereit, wenn eure Tageswelt, + Wie's oft geschieht, mir widerlichst mißfällt. + + MARSCHALK: + Durchlauchtigster, ich dacht' in meinem Leben + Vom schönsten Glück Verkündung nicht zu geben + Als diese, die mich hoch beglückt, + In deiner Gegenwart entzückt: + Rechnung für Rechnung ist berichtigt, + Die Wucherklauen sind beschwichtigt, + Los bin ich solcher Höllenpein; + Im Himmel kann's nicht heitrer sein. + + HEERMEISTER: + Abschläglich ist der Sold entrichtet, + Das ganze Heer aufs neu' verpflichtet, + Der Landsknecht fühlt sich frisches Blut, + Und Wirt und Dirnen haben's gut. + + KAISER: + Wie atmet eure Brust erweitert! + Das faltige Gesicht erheitert! + Wie eilig tretet ihr heran! + + SCHATZMEISTER: + Befrage diese, die das Werk getan. + + FAUST: + Dem Kanzler ziemt's, die Sache vorzutragen. + + KANZLER: + Beglückt genug in meinen alten Tagen.-- + So hört und schaut das schicksalschwere Blatt, + Das alles Weh in Wohl verwandelt hat. + "Zu wissen sei es jedem, der's begehrt: + Der Zettel hier ist tausend Kronen wert. + Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand, + Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland. + Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz, + Sogleich gehoben, diene zum Ersatz." + + KAISER: + Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug! + Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug? + Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben? + + SCHATZMEISTER: + Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben; + Erst heute nacht. Du standst als großer Pan, + Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran: + "Gewähre dir das hohe Festvergnügen, + Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen." + Du zogst sie rein, dann ward's in dieser Nacht + Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht. + Damit die Wohltat allen gleich gedeihe, + So stempelten wir gleich die ganze Reihe, + Zehn, Dreißig, Funfzig, Hundert sind parat. + Ihr denkt euch nicht, wie wohl's dem Volke tat. + Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt, + Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt! + Obschon dein Name längst die Welt beglückt, + Man hat ihn nie so freundlich angeblickt. + Das Alphabet ist nun erst überzählig, + In diesem Zeichen wird nun jeder selig. + + KAISER: + Und meinen Leuten gilt's für gutes Gold? + Dem Heer, dem Hofe gnügt's zu vollem Sold? + So sehr mich's wundert, muß ich's gelten lassen. + + MARSCHALK: + Unmöglich wär's, die Flüchtigen einzufassen; + Mit Blitzeswink zerstreute sich's im Lauf. + Die Wechslerbänke stehen sperrig auf: + Man honoriert daselbst ein jedes Blatt + Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt. + Nun geht's von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken; + Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken, + Wenn sich die andre neu in Kleidern bläht. + Der Krämer schneidet aus, der Schneider näht. + Bei "Hoch dem Kaiser!" sprudelt's in den Kellern, + Dort kocht's und brät's und klappert mit den Tellern. + + MEPHISTOPHELES: + Wer die Terrassen einsam abspaziert, + Gewahrt die Schönste, herrlich aufgeziert, + Ein Aug' verdeckt vom stolzen Pfauenwedel, + Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel; + Und hurt'ger als durch Witz und Redekunst + Vermittelt sich die reichste Liebesgunst. + Man wird sich nicht mit Börs' und Beutel plagen, + Ein Blättchen ist im Busen leicht zu tragen, + Mit Liebesbrieflein paart's bequem sich hier. + Der Priester trägt's andächtig im Brevier, + Und der Soldat, um rascher sich zu wenden, + Erleichtert schnell den Gürtel seiner Lenden. + Die Majestät verzeihe, wenn ins Kleine + Das hohe Werk ich zu erniedern scheine. + + FAUST: + Das übermaß der Schätze, das, erstarrt, + In deinen Landen tief im Boden harrt, + Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke + Ist solchen Reichtums kümmerlichste Schranke; + Die Phantasie, in ihrem höchsten Flug, + Sie strengt sich an und tut sich nie genug. + Doch fassen Geister, würdig, tief zu schauen, + Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen. + + MEPHISTOPHELES: + Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt, + Ist so bequem, man weiß doch, was man hat; + Man braucht nicht erst zu markten, noch zu tauschen, + Kann sich nach Lust in Lieb' und Wein berauschen. + Will man Metall, ein Wechsler ist bereit, + Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit. + Pokal und Kette wird verauktioniert, + Und das Papier, sogleich amortisiert, + Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt. + Man will nichts anders, ist daran gewöhnt. + So bleibt von nun an allen Kaiserlanden + An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden. + + KAISER: + Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich; + Wo möglich sei der Lohn dem Dienste gleich. + Vertraut sei euch des Reiches innrer Boden, + Ihr seid der Schätze würdigste Kustoden. + Ihr kennt den weiten, wohlverwahrten Hort, + Und wenn man gräbt, so sei's auf euer Wort. + Vereint euch nun, ihr Meister unsres Schatzes, + Erfüllt mit Lust die Würden eures Platzes, + Wo mit der obern sich die Unterwelt, + In Einigkeit beglückt, zusammenstellt. + + SCHATZMEISTER: + Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen, + Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen. + + KAISER: + Beschenk' ich nun bei Hofe Mann für Mann, + Gesteh' er mir, wozu er's brauchen kann. + + PAGE: + Ich lebe lustig, heiter, guter Dinge. + + EIN ANDRER: + Ich schaffe gleich dem Liebchen Kett' und Ringe. + + KÄMMERER: + Von nun an trink' ich doppelt beßre Flasche. + + EIN ANDRER: + Die Würfel jucken mich schon in der Tasche. + + BANNERHERR: + Mein Schloß und Feld, ich mach' es schuldenfrei. + + EIN ANDRER: + Es ist ein Schatz, den leg' ich Schätzen bei. + + KAISER: + Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten; + Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten. + Ich merk' es wohl: bei aller Schätze Flor, + Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor. + + NARR: + Ihr spendet Gnaden, gönnt auch mir davon! + + KAISER: + Und lebst du wieder, du vertrinkst sie schon. + + NARR: + Die Zauberblätter! ich versteh's nicht recht. + + KAISER: + Das glaub' ich wohl, denn du gebrauchst sie schlecht. + + NARR: + Da fallen andere; weiß nicht, was ich tu'. + + KAISER: + Nimm sie nur hin, sie fielen dir ja zu. + + NARR: + Fünftausend Kronen wären mir zu Handen! + + MEPHISTOPHELES: + Zweibeiniger Schlauch, bist wieder auferstanden? + + NARR: + Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt. + + MEPHISTOPHELES: + Du freust dich so, daß dich's in Schweiß versetzt. + + NARR: + Da seht nur her, ist das wohl Geldes wert? + + MEPHISTOPHELES: + Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt. + + NARR: + Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh? + + MEPHISTOPHELES: + Versteht sich! Biete nur, das fehlt dir nie. + + NARR: + Und Schloß, mit Wald und Jagd und Fischbach? + + + MEPHISTOPHELES: + Traun! + Ich möchte dich gestrengen Herrn wohl schaun! + + NARR: + Heut abend wieg' ich mich im Grundbesitz!-- + + MEPHISTOPHELES: + Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz! + + + + Finstere Galerie + + MEPHISTOPHELES: + Was ziehst du mich in diese düstern Gänge? + Ist nicht da drinnen Lust genug, + Im dichten, bunten Hofgedränge + Gelegenheit zu Spaß und Trug? + + FAUST: + Sag mir das nicht, du hast's in alten Tagen + Längst an den Sohlen abgetragen; + Doch jetzt dein Hin- und Widergehn + Ist nur, um mir nicht Wort zu stehn. + Ich aber bin gequält zu tun: + Der Marschalk und der Kämmrer treibt mich nun. + Der Kaiser will, es muß sogleich geschehn, + Will Helena und Paris vor sich sehn; + Das Musterbild der Männer so der Frauen + In deutlichen Gestalten will er schauen. + Geschwind ans Werk! ich darf mein Wort nicht brechen. + + MEPHISTOPHELES: + Unsinnig war's, leichtsinnig zu versprechen. + + FAUST: + Du hast, Geselle, nicht bedacht, + Wohin uns deine Künste führen; + Erst haben wir ihn reich gemacht, + Nun sollen wir ihn amüsieren. + + MEPHISTOPHELES: + Du wähnst, es füge sich sogleich; + Hier stehen wir vor steilern Stufen, + Greifst in ein fremdestes Bereich, + Machst frevelhaft am Ende neue Schulden, + Denkst Helenen so leicht hervorzurufen + Wie das Papiergespenst der Gulden.-- + Mit Hexen-Fexen, mit Gespenst-Gespinsten, + Kielkröpfigen Zwergen steh' ich gleich zu Diensten; + Doch Teufels-Liebchen, wenn auch nicht zu schelten, + Sie können nicht für Heroinen gelten. + + FAUST: + Da haben wir den alten Leierton! + Bei dir gerät man stets ins Ungewisse. + Der Vater bist du aller Hindernisse, + Für jedes Mittel willst du neuen Lohn. + Mit wenig Murmeln, weiß ich, ist's getan; + Wie man sich umschaut, bringst du sie zur Stelle. + + MEPHISTOPHELES: + Das Heidenvolk geht mich nichts an, + Es haust in seiner eignen Hölle; + Doch gibt's ein Mittel. + + + FAUST: + Sprich, und ohne Säumnis! + + MEPHISTOPHELES: + Ungern entdeck' ich höheres Geheimnis. + Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit, + Um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit; + Von ihnen sprechen ist Verlegenheit. + Die Mütter sind es! + + + FAUST: + Mütter! + + + MEPHISTOPHELES: + Schaudert's dich? + + FAUST: + Die Mütter! Mütter!--'s klingt so wunderlich! + + MEPHISTOPHELES: + Das ist es auch. Göttinnen, ungekannt + Euch Sterblichen, von uns nicht gern genannt. + Nach ihrer Wohnung magst ins Tiefste schürfen; + Du selbst bist schuld, daß ihrer wir bedürfen. + + FAUST: + Wohin der Weg? + + + MEPHISTOPHELES: + Kein Weg! Ins Unbetretene, + Nicht zu Betretende; ein Weg ans Unerbetene, + Nicht zu Erbittende. Bist du bereit?-- + Nicht Schlösser sind, nicht Riegel wegzuschieben, + Von Einsamkeiten wirst umhergetrieben. + Hast du Begriff von öd' und Einsamkeit? + + FAUST: + Du spartest, dächt' ich, solche Sprüche; + Hier wittert's nach der Hexenküche, + Nach einer längst vergangnen Zeit. + Mußt' ich nicht mit der Welt verkehren? + Das Leere lernen, Leeres lehren?-- + Sprach ich vernünftig, wie ich's angeschaut, + Erklang der Widerspruch gedoppelt laut; + Mußt' ich sogar vor widerwärtigen Streichen + Zur Einsamkeit, zur Wildernis entweichen + Und, um nicht ganz versäumt, allein zu leben, + Mich doch zuletzt dem Teufel übergeben. + + MEPHISTOPHELES: + Und hättest du den Ozean durchschwommen, + Das Grenzenlose dort geschaut, + So sähst du dort doch Well' auf Welle kommen, + Selbst wenn es dir vorm Untergange graut. + Du sähst doch etwas. Sähst wohl in der Grüne + Gestillter Meere streichende Delphine; + Sähst Wolken ziehen, Sonne, Mond und Sterne-- + Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne, + Den Schritt nicht hören, den du tust, + Nichts Festes finden, wo du ruhst. + + FAUST: + Du sprichst als erster aller Mystagogen, + Die treue Neophyten je betrogen; + Nur umgekehrt. Du sendest mich ins Leere, + Damit ich dort so Kunst als Kraft vermehre; + Behandelst mich, daß ich, wie jene Katze, + Dir die Kastanien aus den Gluten kratze. + Nur immer zu! wir wollen es ergründen, + In deinem Nichts hoff' ich das All zu finden. + + MEPHISTOPHELES: + Ich rühme dich, eh' du dich von mir trennst, + Und sehe wohl, daß du den Teufel kennst; + Hier diesen Schlüssel nimm. + + + FAUST: + Das kleine Ding! + + MEPHISTOPHELES: + Erst faß ihn an und schätz ihn nicht gering. + + FAUST: + Er wächst in meiner Hand! er leuchtet, blitzt! + + MEPHISTOPHELES: + Merkst du nun bald, was man an ihm besitzt? + Der Schlüssel wird die rechte Stelle wittern, + Folg ihm hinab, er führt dich zu den Müttern. + + FAUST: + Den Müttern! Trifft's mich immer wie ein Schlag! + Was ist das Wort, das ich nicht hören mag? + + MEPHISTOPHELES: + Bist du beschränkt, daß neues Wort dich stört? + Willst du nur hören, was du schon gehört? + Dich störe nichts, wie es auch weiter klinge, + Schon längst gewohnt der wunderbarsten Dinge. + + FAUST: + Doch im Erstarren such' ich nicht mein Heil, + Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil; + Wie auch die Welt ihm das Gefühl verteure, + Ergriffen, fühlt er tief das Ungeheure. + + MEPHISTOPHELES: + Versinke denn! Ich könnt' auch sagen: steige! + 's ist einerlei. Entfliehe dem Entstandnen + In der Gebilde losgebundne Reiche! + Ergetze dich am längst nicht mehr Vorhandnen; + Wie Wolkenzüge schlingt sich das Getreibe, + Den Schlüssel schwinge, halte sie vom Leibe! + + FAUST: + Wohl! fest ihn fassend fühl' ich neue Stärke, + Die Brust erweitert, hin zum großen Werke. + + MEPHISTOPHELES: + Ein glühnder Dreifuß tut dir endlich kund, + Du seist im tiefsten, allertiefsten Grund. + Bei seinem Schein wirst du die Mütter sehn, + Die einen sitzen, andre stehn und gehn, + Wie's eben kommt. Gestaltung, Umgestaltung, + Des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung. + Umschwebt von Bildern aller Kreatur; + Sie sehn dich nicht, denn Schemen sehn sie nur. + Da faß ein Herz, denn die Gefahr ist groß, + Und gehe grad' auf jenen Dreifuß los, + Berühr ihn mit dem Schlüssel! + + + MEPHISTOPHELES: + So ist's recht! + Er schließt sich an, er folgt als treuer Knecht; + Gelassen steigst du, dich erhebt das Glück, + Und eh' sie's merken, bist mit ihm zurück. + Und hast du ihn einmal hierher gebracht, + So rufst du Held und Heldin aus der Nacht, + Der erste, der sich jener Tat erdreistet; + Sie ist getan, und du hast es geleistet. + Dann muß fortan, nach magischem Behandeln, + Der Weihrauchsnebel sich in Götter wandeln. + + FAUST: + Und nun was jetzt? + + + MEPHISTOPHELES: + Dein Wesen strebe nieder; + Versinke stampfend, stampfend steigst du wieder. + + MEPHISTOPHELES: + Wenn ihm der Schlüssel nur zum besten frommt! + Neugierig bin ich, ob er wiederkommt. + + + + Hell erleuchtete Säle + + KÄMMERER: + Ihr seid uns noch die Geisterszene schuldig; + Macht Euch daran! der Herr ist ungeduldig. + + MARSCHALK: + Soeben fragt der Gnädigste darnach; + Ihr! zaudert nicht der Majestät zur Schmach. + + MEPHISTOPHELES: + Ist mein Kumpan doch deshalb weggegangen; + Er weiß schon, wie es anzufangen, + Und laboriert verschlossen still, + Muß ganz besonders sich befleißen; + Denn wer den Schatz, das Schöne, heben will, + Bedarf der höchsten Kunst, Magie der Weisen. + + MARSCHALK: + Was ihr für Künste braucht, ist einerlei: + Der Kaiser will, daß alles fertig sei. + + BLONDINE: + Ein Wort, mein Herr! Ihr seht ein klar Gesicht, + Jedoch so ist's im leidigen Sommer nicht! + Da sprossen hundert bräunlich rote Flecken, + Die zum Verdruß die weiße Haut bedecken. + Ein Mittel! + + + MEPHISTOPHELES: + Schade! so ein leuchtend Schätzchen + Im Mai getupft wie eure Pantherkätzchen. + Nehmt Froschlaich, Krötenzungen, kohobiert, + Im vollsten Mondlicht sorglich distilliert + Und, wenn er abnimmt, reinlich aufgestrichen, + Der Frühling kommt, die Tupfen sind entwichen. + + BRAUNE: + Die Menge drängt heran, Euch zu umschranzen. + Ich bitt' um Mittel! Ein erfrorner Fuß + Verhindert mich am Wandeln wie am Tanzen, + Selbst ungeschickt beweg' ich mich zum Gruß. + + MEPHISTOPHELES: + Erlaubet einen Tritt von meinem Fuß. + + BRAUNE: + Nun, das geschieht wohl unter Liebesleuten. + + MEPHISTOPHELES: + Mein Fußtritt, Kind! hat Größres zu bedeuten. + Zu Gleichem Gleiches, was auch einer litt; + Fuß heilet Fuß, so ist's mit allen Gliedern. + Heran! Gebt acht! Ihr sollt es nicht erwidern. + + BRAUNE: + Weh! Weh! das brennt! das war ein harter Tritt, + + Wie Pferdehuf. + + MEPHISTOPHELES: + Die Heilung nehmt Ihr mit. + Du kannst nunmehr den Tanz nach Lust verüben, + Bei Tafel schwelgend füßle mit dem Lieben. + + DAME: + Laßt mich hindurch! Zu groß sind meine Schmerzen, + Sie wühlen siedend mir im tiefsten Herzen; + Bis gestern sucht' Er Heil in meinen Blicken, + Er schwatzt mit ihr und wendet mir den Rücken. + + MEPHISTOPHELES: + Bedenklich ist es, aber höre mich. + An ihn heran mußt du dich leise drüchen; + Nimm diese Kohle, streich ihm einen Strich + Auf ärmel, Mantel, Schulter, wie sich's macht; + Er fühlt im Herzen holden Reuestich. + Die Kohle doch mußt du sogleich verschlingen, + Nicht Wein, nicht Wasser an die Lippen bringen; + Er seufzt vor deiner Tür noch heute nacht. + + DAME: + Ist doch kein Gift? + + + MEPHISTOPHELES: + Respekt, wo sich's gebührt! + Weit müßtet Ihr nach solcher Kohle laufen; + Sie kommt von einem Scheiterhaufen, + Den wir sonst emsiger angeschürt. + + PAGE: + Ich bin verliebt, man hält mich nicht für voll. + + MEPHISTOPHELES: + Ich weiß nicht mehr, wohin ich hören soll. + Müßt Euer Glück nicht auf die Jüngste setzen. + Die Angejahrten wissen Euch zu schätzen.-- + Schon wieder Neue! Welch ein harter Strauß! + Ich helfe mir zuletzt mit Wahrheit aus; + Der schlechteste Behelf! Die Not ist groß.-- + O Mütter, Mütter! Laßt nur Fausten los! + Die Lichter brennen trübe schon im Saal, + Der ganze Hof bewegt sich auf einmal. + Anständig seh' ich sie in Folge ziehn + Durch lange Gänge, ferne Galerien. + Nun! sie versammeln sich im weiten Raum + Des alten Rittersaals, er faßt sie kaum. + Auf breite Wände Teppiche spendiert, + Mit Rüstung Eck' und Nischen ausgeziert. + Hier braucht es, dächt' ich, keine Zauberworte; + Die Geister finden sich von selbst zum Orte. + + + + Rittersaal + + HEROLD: + Mein alt Geschäft, das Schauspiel anzukünden, + Verkümmert mir der Geister heimlich Walten; + Vergebens wagt man, aus verständigen Gründen + Sich zu erklären das verworrene Schalten. + Die Sessel sind, die Stühle schon zur Hand; + Den Kaiser setzt man grade vor die Wand; + Auf den Tapeten mag er da die Schlachten + Der großen Zeit bequemlichstens betrachten. + Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde, + Die Bänke drängen sich im Hintergrunde; + Auch Liebchen hat, in düstern Geisterstunden, + Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden. + Und so, da alle schicklich Platz genommen, + Sind wir bereit; die Geister mögen kommen! + + ASTROLOG: + Beginne gleich das Drama seinen Lauf, + Der Herr befiehlt's, ihr Wände tut euch auf! + Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand: + Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand; + Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um, + Ein tief Theater scheint sich aufzustellen, + Geheimnisvoll ein Schein uns zu erhellen, + Und ich besteige das Proszenium. + + MEPHISTOPHELES: + Von hier aus hoff' ich allgemeine Gunst, + Einbläsereien sind des Teufels Redekunst. + Du kennst den Takt, in dem die Sterne gehn, + Und wirst mein Flüstern meisterlich verstehn. + + ASTROLOG: + Durch Wunderkraft erscheint allhier zur Schau, + Massiv genug, ein alter Tempelbau. + Dem Atlas gleich, der einst den Himmel trug, + Stehn reihenweis der Säulen hier genug; + Sie mögen wohl der Felsenlast genügen, + Da zweie schon ein groß Gebäude trügen. + + ARCHITEKT: + Das wär' antik! Ich wüßt' es nicht zu preisen, + Es sollte plump und überlästig heißen. + Roh nennt man edel, unbehülflich groß. + Schmalpfeiler lieb' ich, strebend, grenzenlos; + Spitzbögiger Zenit erhebt den Geist; + Solch ein Gebäu erbaut uns allermeist. + + ASTROLOG: + Empfangt mit Ehrfurcht sterngegönnte Stunden; + Durch magisch Wort sei die Vernunft gebunden; + Dagegen weit heran bewege frei + Sich herrliche verwegne Phantasei. + Mit Augen schaut nun, was ihr kühn begehrt, + Unmöglich ist's, drum eben glaubenswert. + + ASTROLOG: + Im Priesterkleid, bekränzt, ein Wundermann, + Der nun vollbringt, was er getrost begann. + Ein Dreifuß steigt mit ihm aus hohler Gruft, + Schon ahn' ich aus der Schale Weihrauchduft. + Er rüstet sich, das hohe Werk zu segnen; + Es kann fortan nur Glückliches begegnen. + + FAUST: + In eurem Namen, Mütter, die ihr thront + Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt, + Und doch gesellig. Euer Haupt umschweben + Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben. + Was einmal war, in allem Glanz und Schein, + Es regt sich dort; denn es will ewig sein. + Und ihr verteilt es, allgewaltige Mächte, + Zum Zelt des Tages, zum Gewölb der Nächte. + Die einen faßt des Lebens holder Lauf, + Die andern sucht der kühne Magier auf; + In reicher Spende läßt er, voll Vertrauen, + Was jeder wünscht, das Wunderwürdige schauen. + + ASTROLOG: + Der glühnde Schlüssel rührt die Schale kaum, + Ein dunstiger Nebel deckt sogleich den Raum; + Er schleicht sich ein, er wogt nach Wolkenart, + Gedehnt, geballt, verschränkt, geteilt, gepaart. + Und nun erkennt ein Geister-Meisterstück! + So wie sie wandeln, machen sie Musik. + Aus luft'gen Tönen quillt ein Weißnichtwie, + Indem sie ziehn, wird alles Melodie. + Der Säulenschaft, auch die Triglyphe klingt, + Ich glaube gar, der ganze Tempel singt. + Das Dunstige senkt sich; aus dem leichten Flor + Ein schöner Jüngling tritt im Takt hervor. + Hier schweigt mein Amt, ich brauch' ihn nicht zu nennen, + Wer sollte nicht den holden Paris kennen! + + DAME: + O! welch ein Glanz aufblühender Jugendkraft! + + ZWEITE: + Wie eine Pfirsche frisch und voller Saft! + + DRITTE: + Die fein gezognen, süß geschwollnen Lippen! + + VIERTE: + Du möchtest wohl an solchem Becher nippen? + + FÜNFTE: + Er ist gar hübsch, wenn auch nicht eben fein. + + SECHSTE: + Ein bißchen könnt' er doch gewandter sein. + + RITTER: + Den Schäferknecht glaub' ich allhier zu spüren, + Vom Prinzen nichts und nichts von Hofmanieren. + + ANDRER: + Eh nun! halb nackt ist wohl der Junge schön, + Doch müßten wir ihn erst im Harnisch sehn! + + DAME: + Er setzt sich nieder, weichlich, angenehm. + + ritter + Auf seinem Schoße wär' Euch wohl bequem? + + ANDRE: + Er lehnt den Arm so zierlich übers Haupt. + + KÄMMERER: + Die Flegelei! Das find' ich unerlaubt! + + DAME: + Ihr Herren wißt an allem was zu mäkeln. + + DERSELBE: + In Kaisers Gegenwart sich hinzuräkeln! + + DAME: + Er stellt's nur vor! Er glaubt sich ganz allein. + + DERSELBE: + Das Schauspiel selbst, hier sollt' es höflich sein. + + DAME: + Sanft hat der Schlaf den Holden übernommen. + + DERSELBE: + Er schnarcht nun gleich; natürlich ist's, vollkommen! + + JUNGE DAME: + Zum Weihrauchsdampf was duftet so gemischt, + Das mir das Herz zum innigsten erfrischt? + + ÄLTERE: + Fürwahr! Es dringt ein Hauch tief ins Gemüte, + Er kommt von ihm! + + + ÄLTESTE: + Es ist des Wachstums Blüte, + Im Jüngling als Ambrosia bereitet + Und atmosphärisch ringsumher verbreitet. + + MEPHISTOPHELES: + Das wär' sie denn! Vor dieser hätt' ich Ruh'; + Hübsch ist sie wohl, doch sagt sie mir nicht zu. + + ASTROLOG: + Für mich ist diesmal weiter nichts zu tun, + Als Ehrenmann gesteh', bekenn' ich's nun. + Die Schöne kommt, und hätt' ich Feuerzungen!-- + Von Schönheit ward von jeher viel gesungen-- + Wem sie erscheint, wird aus sich selbst entrückt, + Wem sie gehörte, ward zu hoch beglückt. + + FAUST: + Hab' ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn + Der Schönheit Quelle reichlichstens ergossen? + Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn. + Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen! + Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft? + Erst wünschenswert, gegründet, dauerhaft! + Verschwinde mir des Lebens Atemkraft, + Wenn ich mich je von dir zurückgewöhne!-- + Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzückte, + In Zauberspiegelung beglückte, + War nur ein Schaumbild solcher Schöne!-- + Du bist's, der ich die Regung aller Kraft, + Den Inbegriff der Leidenschaft, + Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle. + + MEPHISTOPHELES: + So faßt Euch doch und fallt nicht aus der Rolle! + + ÄLTERE DAME: + Groß, wohlgestaltet, nur der Kopf zu klein. + + JÜNGERE: + Seht nur den Fuß! Wie könnt' er plumper sein! + + DIPLOMAT: + Fürstinnen hab' ich dieser Art gesehn, + Mich deucht, sie ist vom Kopf zum Fuße schön. + + HOFMANN: + Sie nähert sich dem Schläfer listig mild. + + DAME: + Wie häßlich neben jugendreinem Bild! + + POET: + Von ihrer Schönheit ist er angestrahlt. + + DAME: + Endymion und Luna! wie gemalt! + + DERSELBE: + Ganz recht! Die Göttin scheint herabzusinken, + Sie neigt sich über, seinen Hauch zu trinken; + Beneidenswert!--Ein Kuß!--Das Maß ist voll. + + DUENNA: + Vor allen Leuten! Das ist doch zu toll! + + FAUST: + Furchtbare Gunst dem Knaben!--+ + + MEPHISTOPHELES: + Ruhig! still! + Laß das Gespenst doch machen was es will. + + HOFMANN: + Sie schleicht sich weg, leichtfüßig; er erwacht. + + DAME: + Sie sieht sich um! Das hab' ich wohl gedacht. + + HOFMANN: + Er staunt! Ein Wunder ist's, was ihm geschieht. + + DAME: + Ihr ist kein Wunder, was sie vor sich sieht. + + HOFMANN: + Mit Anstand kehrt sie sich zu ihm herum. + + DAME: + Ich merke schon, sie nimmt ihn in die Lehre; + In solchem Fall sind alle Männer dumm, + Er glaubt wohl auch, daß er der erste wäre. + + RITTER: + Laßt mir sie gelten! Majestätisch fein!-- + + DAME: + Die Buhlerin! Das nenn' ich doch gemein! + + PAGE: + Ich möchte wohl an seiner Stelle sein! + + HOFMANN: + Wer würde nicht in solchem Netz gefangen? + + DAME: + Das Kleinod ist durch manche Hand gegangen, + Auch die Verguldung ziemlich abgebraucht. + + ANDRE: + Vom zehnten Jahr an hat sie nichts getaugt. + + RITTER: + Gelegentlich nimmt jeder sich das Beste; + Ich hielte mich an diese schönen Reste. + + GELAHRTER: + Ich seh' sie deutlich, doch gesteh' ich frei: + Zu zweiflen ist, ob sie die rechte sei. + Die Gegenwart verführt ins übertriebne, + Ich halte mich vor allem ans Geschriebne. + Da les' ich denn, sie habe wirklich allen + Graubärten Trojas sonderlich gefallen; + Und wie mich dünkt, vollkommen paßt das hier: + Ich bin nicht jung, und doch gefällt sie mir. + + ASTROLOG: + Nicht Knabe mehr! Ein kühner Heldenmann, + Umfaßt er sie, die kaum sich wehren kann. + Gestärkten Arms hebt er sie hoch empor, + Entführt er sie wohl gar? + + + FAUST: + Verwegner Tor! + Du wagst! Du hörst nicht! halt! das ist zu viel! + + EMPHISTOPHELES: + Machst du's doch selbst, das Fratzengeisterspiel! + + ASTROLOG: + Nur noch ein Wort! Nach allem, was geschah, + Nenn' ich das Stück den Raub der Helena. + + FAUST: + Was Raub! Bin ich für nichts an dieser Stelle! + Ist dieser Schlüssel nicht in meiner Hand! + Er führte mich, durch Graus und Wog' und Welle + Der Einsamkeiten, her zum festen Strand. + Hier fass' ich Fuß! Hier sind es Wirklichkeiten, + Von hier aus darf der Geist mit Geistern streiten, + Das Doppelreich, das große, sich bereiten. + So fern sie war, wie kann sie näher sein! + Ich rette sie, und sie ist doppelt mein. + Gewagt! Ihr Mütter! Mütter! müßt's gewähren! + Wer sie erkannt, der darf sie nicht entbehren. + + ASTROLOG: + Was tust du, Fauste! Fauste!--Mit Gewalt + Faßt er sie an, schon trübt sich die Gestalt. + Den Schlüssel kehrt er nach dem Jüngling zu, + Berührt ihn!--Weh uns, Wehe! Nu! im Nu! + + MEPHISTOPHELES: + Da habt ihr's nun! mit Narren sich beladen, + Das kommt zuletzt dem Teufel selbst zu Schaden. + + + + + 2. Akt--Hochgewölbtes enges gotisches Zimmer + + MEPHISTOPHELES: + Hier lieg, Unseliger! verführt + Zu schwergelöstem Liebesbande! + Wen Helena paralysiert, + Der kommt so leicht nicht zu Verstande. + Blick' ich hinauf, hierher, hinüber, + Allunverändert ist es, unversehrt; + Die bunten Scheiben sind, so dünkt mich, trüber, + Die Spinneweben haben sich vermehrt; + Die Tinte starrt, vergilbt ist das Papier; + Doch alles ist am Platz geblieben; + Sogar die Feder liegt noch hier, + Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben. + Ja! tiefer in dem Rohre stockt + Ein Tröpflein Blut, wie ich's ihm abgelockt. + Zu einem solchen einzigen Stück + Wünscht' ich dem größten Sammler Glück. + Auch hängt der alte Pelz am alten Haken, + Erinnert mich an jene Schnaken, + Wie ich den Knaben einst belehrt, + Woran er noch vielleicht als Jüngling zehrt. + Es kommt mir wahrlich das Gelüsten, + Rauchwarme Hülle, dir vereint + Mich als Dozent noch einmal zu erbrüsten, + Wie man so völlig recht zu haben meint. + Gelehrte wissen's zu erlangen, + Dem Teufel ist es längst vergangen. + + CHOR DER INSEKTEN: + Willkommen! willkommen, + Du alter Patron! + Wir schweben und summen + Und kennen dich schon. + Nur einzeln im stillen + Du hast uns gepflanzt; + Zu Tausenden kommen wir, + Vater, getanzt. + Der Schalk in dem Busen + Verbirgt sich so sehr, + Vom Pelze die Läuschen + Enthüllen sich eh'r. + + MEPHISTOPHELES: + Wie überraschend mich die junge Schöpfung freut! + Man säe nur, man erntet mit der Zeit. + Ich schüttle noch einmal den alten Flaus, + Noch eines flattert hier und dort hinaus.-- + Hinauf! umher! in hunderttausend Ecken + Eilt euch, ihr Liebchen, zu verstecken. + Dort, wo die alten Schachteln stehn, + Hier im bebräunten Pergamen, + In staubigen Scherben alter Töpfe, + Dem Hohlaug' jener Totenköpfe. + In solchem Wust und Moderleben + Muß es für ewig Grillen geben. + Komm, decke mir die Schultern noch einmal! + Heut bin ich wieder Prinzipal. + Doch hilft es nichts, mich so zu nennen; + Wo sind die Leute, die mich anerkennen? + + FAMULUS: + Welch ein Tönen! welch ein Schauer! + Treppe schwankt, es bebt die Mauer; + Durch der Fenster buntes Zittern + Seh' ich wetterleuchtend Wittern. + Springt das Estrich, und von oben + Rieselt Kalk und Schutt verschoben. + Und die Türe, fest verriegelt, + Ist durch Wunderkraft entsiegelt.-- + Dort! Wie fürchterlich! Ein Riese + Steht in Faustens altem Vliese! + Seinen Blicken, seinem Winken + Möcht' ich in die Kniee sinken. + Soll ich fliehen? Soll ich stehn? + Ach, wie wird es mir ergehn! + + MEPHISTOPHELES: + Heran, mein Freund!--Ihr heißet Nikodemus. + + FAMULUS: + Hochwürdiger Herr! so ist mein Nam'--Oremus. + + MEPHISTOPHELES: + Das lassen wir! + + + FAMULUS: + Wie froh, daß Ihr mich kennt! + + MEPHISTOPHELES: + Ich weiß es wohl, bejahrt und noch Student, + Bemooster Herr! Auch ein gelehrter Mann + Studiert so fort, weil er nicht anders kann. + So baut man sich ein mäßig Kartenhaus, + Der größte Geist baut's doch nicht völlig aus. + Doch Euer Meister, das ist ein Beschlagner: + Wer kennt ihn nicht, den edlen Doktor Wagner, + Den Ersten jetzt in der gelehrten Welt! + Er ist's allein, der sie zusammenhält, + Der Weisheit täglicher Vermehrer. + Allwißbegierige Horcher, Hörer + Versammeln sich um ihn zuhauf. + Er leuchtet einzig vom Katheder; + Die Schlüssel übt er wie Sankt Peter, + Das Untre so das Obre schließt er auf. + Wie er vor allen glüht und funkelt, + Kein Ruf, kein Ruhm hält weiter stand; + Selbst Faustus' Name wird verdunkelt, + Er ist es, der allein erfand. + + FAMULUS: + Verzeiht, hochwürdiger Herr! wenn ich Euch sage, + Wenn ich zu widersprechen wage: + Von allem dem ist nicht die Frage; + Bescheidenheit ist sein beschieden Teil. + Ins unbegreifliche Verschwinden + Des hohen Manns weiß er sich nicht zu finden; + Von dessen Wiederkunft erfleht er Trost und Heil. + Das Zimmer, wie zu Doktor Faustus' Tagen, + Noch unberührt seitdem er fern, + Erwartet seinen alten Herrn. + Kaum wag' ich's, mich hereinzuwagen. + Was muß die Sternenstunde sein?-- + Gemäuer scheint mir zu erbangen; + Türpfosten bebten, Riegel sprangen, + Sonst kamt Ihr selber nicht herein. + + MEPHISTOPHELES: + Wo hat der Mann sich hingetan? + Führt mich zu ihm, bringt ihn heran! + + FAMULUS: + Ach! sein Verbot ist gar zu scharf, + Ich weiß nicht, ob ich's wagen darf. + Monatelang, des großen Werkes willen, + Lebt' er im allerstillsten Stillen. + Der zarteste gelehrter Männer, + Er sieht aus wie ein Kohlenbrenner, + Geschwärzt vom Ohre bis zur Nasen, + Die Augen rot vom Feuerblasen, + So lechzt er jedem Augenblick; + Geklirr der Zange gibt Musik. + + MEPHISTOPHELES: + Sollt' er den Zutritt mir verneinen? + Ich bin der Mann, das Glück ihm zu beschleunen. + Kaum hab' ich Posto hier gefaßt, + Regt sich dort hinten, mir bekannt, ein Gast. + Doch diesmal ist er von den Neusten, + Er wird sich grenzenlos erdreusten. + + BACCALAUREUS: + Tor und Türe find' ich offen! + Nun, da läßt sich endlich hoffen, + Daß nicht, wie bisher, im Moder + Der Lebendige wie ein Toter + Sich verkümmere, sich verderbe + Und am Leben selber sterbe. + Diese Mauern, diese Wände + Neigen, senken sich zum Ende, + Und wenn wir nicht bald entweichen, + Wird uns Fall und Sturz erreichen. + Bin verwegen, wie nicht einer, + Aber weiter bringt mich keiner. + Doch was soll ich heut erfahren! + War's nicht hier, vor so viel Jahren, + Wo ich, ängstlich und beklommen, + War als guter Fuchs gekommen? + Wo ich diesen Bärtigen traute, + Mich an ihrem Schnack erbaute? + Aus den alten Bücherkrusten + Logen sie mir, was sie wußten, + Was sie wußten, selbst nicht glaubten, + Sich und mir das Leben raubten. + Wie?--Dort hinten in der Zelle + Sitzt noch einer dunkel-helle! + Nahend seh' ich's mit Erstaunen, + Sitzt er noch im Pelz, dem braunen, + Wahrlich, wie ich ihn verließ, + Noch gehüllt im rauhen Vlies! + Damals schien er zwar gewandt, + Als ich ihn noch nicht verstand. + Heute wird es nichts verfangen, + Frisch an ihn herangegangen! + Wenn, alter Herr, nicht Lethes trübe Fluten + Das schiefgesenkte, kahle Haupt durchschwommen, + Seht anerkennend hier den Schüler kommen, + Entwachsen akademischen Ruten. + Ich find' Euch noch, wie ich Euch sah; + Ein anderer bin ich wieder da. + + MEPHISTOPHELES: + Mich freut, daß ich Euch hergeläutet. + Ich schätzt' Euch damals nicht gering; + Die Raupe schon, die Chrysalide deutet + Den künftigen bunten Schmetterling. + Am Lockenkopf und Spitzenkragen + Empfandet Ihr ein kindliches Behagen.-- + Ihr trugt wohl niemals einen Zopf?-- + Heut schau' ich Euch im Schwedenkopf. + Ganz resolut und wacker seht Ihr aus; + Kommt nur nicht absolut nach Haus. + + BACCALAUREUS: + Mein alter Herr! Wir sind am alten Orte; + Bedenkt jedoch erneuter Zeiten Lauf + Und sparet doppelsinnige Worte; + Wir passen nun ganz anders auf. + Ihr hänseltet den guten treuen Jungen; + Das ist Euch ohne Kunst gelungen, + Was heutzutage niemand wagt. + + MEPHISTOPHELES: + Wenn man der Jugend reine Wahrheit sagt, + Die gelben Schnäbeln keineswegs behagt, + Sie aber hinterdrein nach Jahren + Das alles derb an eigner Haut erfahren, + Dann dünkeln sie, es käm' aus eignem Schopf; + Da heißt es denn: der Meister war ein Tropf. + + BACCALAUREUS: + Ein Schelm vielleicht!--denn welcher Lehrer spricht + Die Wahrheit uns direkt ins Angesicht? + Ein jeder weiß zu mehren wie zu mindern, + Bald ernst, bald heiter klug zu frommen Kindern. + + MEPHISTOPHELES: + Zum Lernen gibt es freilich eine Zeit; + Zum Lehren seid Ihr, merk' ich, selbst bereit. + Seit manchen Monden, einigen Sonnen + Erfahrungsfülle habt Ihr wohl gewonnen. + + BACCALAUREUS: + Erfahrungswesen! Schaum und Dust! + Und mit dem Geist nicht ebenbürtig. + Gesteht! was man von je gewußt, + Es ist durchaus nicht wissenswürdig. + + MEPHISTOPHELES: + Mich deucht es längst. Ich war ein Tor, + Nun komm' ich mir recht schal und albern vor. + + BACC: + Das freut mich sehr! Da hör' ich doch Verstand; + Der erste Greis, den ich vernünftig fand! + + MEPHISTOPHELES: + Ich suchte nach verborgen-goldnem Schatze, + Und schauerliche Kohlen trug ich fort. + + BACCALAUREUS: + Gesteht nur, Euer Schädel, Eure Glatze + Ist nicht mehr wert als jene hohlen dort? + + MEPHISTOPHELES: + Du weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist? + + BACCALAUREUS: + Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist. + + MEPHISTOPHELES: + Hier oben wird mir Licht und Luft benommen; + Ich finde wohl bei euch ein Unterkommen? + + BACCALAUREUS: + Anmaßlich find' ich, daß zur schlechtsten Frist + Man etwas sein will, wo man nichts mehr ist. + Des Menschen Leben lebt im Blut, und wo + Bewegt das Blut sich wie im Jüngling so? + Das ist lebendig Blut in frischer Kraft, + Das neues Leben sich aus Leben schafft. + Da regt sich alles, da wird was getan, + Das Schwache fällt, das Tüchtige tritt heran. + Indessen wir die halbe Welt gewonnen, + Was habt Ihr denn getan? genickt, gesonnen, + Geträumt, erwogen, Plan und immer Plan. + Gewiß! das Alter ist ein kaltes Fieber + Im Frost von grillenhafter Not. + Hat einer dreißig Jahr vorüber, + So ist er schon so gut wie tot. + Am besten wär's, euch zeitig totzuschlagen. + + MEPHISTOPHELES: + Der Teufel hat hier weiter nichts zu sagen. + + BACC: + Wenn ich nicht will, so darf kein Teufel sein. + + MEPHISTOPHELES: + Der Teufel stellt dir nächstens doch ein Bein. + + BACCALAUREUS: + Dies ist der Jugend edelster Beruf! + Die Welt, sie war nicht, eh' ich sie erschuf; + Die Sonne führt' ich aus dem Meer herauf; + Mit mir begann der Mond des Wechsels Lauf; + Da schmückte sich der Tag auf meinen Wegen, + Die Erde grünte, blühte mir entgegen. + Auf meinen Wink, in jener ersten Nacht, + Entfaltete sich aller Sterne Pracht. + Wer, außer mir, entband euch aller Schranken + Philisterhaft einklemmender Gedanken? + Ich aber frei, wie mir's im Geiste spricht, + Verfolge froh mein innerliches Licht, + Und wandle rasch, im eigensten Entzücken, + Das Helle vor mir, Finsternis im Rücken. + + MEPHISTOPHELES: + Original, fahr hin in deiner Pracht!-- + Wie würde dich die Einsicht kränken: + Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken, + Das nicht die Vorwelt schon gedacht?-- + Doch sind wir auch mit diesem nicht gefährdet, + In wenig Jahren wird es anders sein: + Wenn sich der Most auch ganz absurd gebärdet, + Es gibt zuletzt doch noch e' Wein. + [Ihr bleibt bei meinem Worte kalt, + [Euch guten Kindern laß ich's gehen; + Bedenkt: der Teufel, der ist alt, + So werdet alt, ihn zu verstehen! + + + + Laboratorium + + WAGNER: + Die Glocke tönt, die fürchterliche, + Durchschauert die berußten Mauern. + Nicht länger kann das Ungewisse + Der ernstesten Erwartung dauern. + Schon hellen sich die Finsternisse; + Schon in der innersten Phiole + Erglüht es wie lebendige Kohle, + Ja wie der herrlichste Karfunkel, + Verstrahlend Blitze durch das Dunkel. + Ein helles weißes Licht erscheint! + O daß ich's diesmal nicht verliere!-- + Ach Gott! was rasselt an der Türe? + + MEPHISTOPHELES: + Willkommen! es ist gut gemeint. + + WAGNER: + Willkommen zu dem Stern der Stunde! + Doch haltet Wort und Atem fest im Munde, + Ein herrlich Werk ist gleich zustand gebracht. + + MEPHISTOPHELES: + Was gibt es denn? + + + WAGNER: + Es wird ein Mensch gemacht. + + MEPHISTOPHELES: + Ein Mensch? Und welch verliebtes Paar + Habt ihr ins Rauchloch eingeschlossen? + + WAGNER: + Behüte Gott! wie sonst das Zeugen Mode war, + Erklären wir für eitel Possen. + Der zarte Punkt, aus dem das Leben sprang, + Die holde Kraft, die aus dem Innern drang + Und nahm und gab, bestimmt sich selbst zu zeichnen, + Erst Nächstes, dann sich Fremdes anzueignen, + Die ist von ihrer Würde nun entsetzt; + Wenn sich das Tier noch weiter dran ergetzt, + So muß der Mensch mit seinen großen Gaben + Doch künftig höhern, höhern Ursprung haben. + Es leuchtet! seht!--Nun läßt sich wirklich hoffen, + Daß, wenn wir aus viel hundert Stoffen + Durch Mischung--denn auf Mischung kommt es an-- + Den Menschenstoff gemächlich komponieren, + In einen Kolben verlutieren + Und ihn gehörig kohobieren, + So ist das Werk im stillen abgetan. + Es wird! die Masse regt sich klarer! + Die überzeugung wahrer, wahrer: + Was man an der Natur Geheimnisvolles pries, + Das wagen wir verständig zu probieren, + Und was sie sonst organisieren ließ, + Das lassen wir kristallisieren. + + MEPHISTOPHELES: + Wer lange lebt, hat viel erfahren, + [Nichts Neues kann für ihn auf dieser Welt geschehn. + Ich habe schon in meinen Wanderjahren + Kristallisiertes Menschenvolk gesehn. + + WAGNER: + Es steigt, es blitzt, es häuft sich an, + Im Augenblick ist es getan. + Ein großer Vorsatz scheint im Anfang toll; + Doch wollen wir des Zufalls künftig lachen, + Und so ein Hirn, das trefflich denken soll, + Wird künftig auch ein Denker machen. + Das Glas erklingt von lieblicher Gewalt, + Es trübt, es klärt sich; also muß es werden! + Ich seh' in zierlicher Gestalt + Ein artig Männlein sich gebärden. + Was wollen wir, was will die Welt nun mehr? + Denn das Geheimnis liegt am Tage. + Gebt diesem Laute nur Gehör, + Er wird zur Stimme, wird zur Sprache. + + HOMUNCULUS: + Nun Väterchen! wie steht's? es war kein Scherz. + Komm, drücke mich recht zärtlich an dein Herz! + Doch nicht zu fest, damit das Glas nicht springe. + Das ist die Eigenschaft der Dinge: + Natürlichem genügt das Weltall kaum, + Was künstlich ist, verlangt geschloßnen Raum. + Du aber, Schalk, Herr Vetter, bist du hier + Im rechten Augenblick? ich danke dir. + Ein gut Geschick führt dich zu uns herein; + Dieweil ich bin, muß ich auch tätig sein. + Ich möchte mich sogleich zur Arbeit schürzen. + Du bist gewandt, die Wege mir zu kürzen. + + WAGNER: + Nur noch ein Wort! Bisher mußt' ich mich schämen, + Denn alt und jung bestürmt mich mit Problemen. + Zum Beispiel nur: noch niemand konnt' es fassen, + Wie Seel' und Leib so schön zusammenpassen, + So fest sich halten, als um nie zu scheiden, + Und doch den Tag sich immerfort verleiden. + Sodann--+ + + MEPHISTOPHELES: + Halt ein! ich wollte lieber fragen: + Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen? + Du kommst, mein Freund, hierüber nie ins reine. + Hier gibt's zu tun, das eben will der Kleine. + + HOMUNCULUS: + Was gibt's zu tun? + + + MEPHISTOPHELES: + Hier zeige deine Gabe! + + WAGNER: + Fürwahr, du bist ein allerliebster Knabe! + + HOMUNCULUS: + Bedeutend!--+ + Schön umgeben!--Klar Gewässer + Im dichten Haine! Fraun, die sich entkleiden, + Die allerliebsten!--Das wird immer besser. + Doch eine läßt sich glänzend unterscheiden, + Aus höchstem Helden-, wohl aus Götterstamme. + Sie setzt den Fuß in das durchsichtige Helle; + Des edlen Körpers holde Lebensflamme + Kühlt sich im schmiegsamen Kristall der Welle.-- + Doch welch Getöse rasch bewegter Flügel, + Welch Sausen, Plätschern wühlt im glatten Spiegel? + Die Mädchen fliehn verschüchtert; doch allein + Die Königin, sie blickt gelassen drein + Und sieht mit stolzem weiblichem Vergnügen + Der Schwäne Fürsten ihrem Knie sich schmiegen, + Zudringlich-zahm. Er scheint sich zu gewöhnen.-- + Auf einmal aber steigt ein Dunst empor + Und deckt mit dichtgewebtem Flor + Die lieblichste von allen Szenen. + + MEPHISTOPHELES: + Was du nicht alles zu erzählen hast! + So klein du bist, so groß bist du Phantast. + Ich sehe nichts--+ + + HOMUNCULUS: + Das glaub' ich. Du aus Norden, + Im Nebelalter jung geworden, + Im Wust von Rittertum und Pfäfferei, + Wo wäre da dein Auge frei! + Im Düstern bist du nur zu Hause. + Verbräunt Gestein, bemodert, widrig, + Spitzbögig, schnörkelhaftest, niedrig!-- + Erwacht uns dieser, gibt es neue Not, + Er bleibt gleich auf der Stelle tot. + Waldquellen, Schwäne, nackte Schönen, + Das war sein ahnungsvoller Traum; + Wie wollt' er sich hierher gewöhnen! + Ich, der Bequemste, duld' es kaum. + Nun fort mit ihm! + + + MEPHISTOPHELES: + Der Ausweg soll mich freuen. + + HOMUNCULUS: + Befiehl den Krieger in die Schlacht, + Das Mädchen führe du zum Reihen, + So ist gleich alles abgemacht. + Jetzt eben, wie ich schnell bedacht, + Ist klassische Walpurgisnacht; + Das Beste, was begegnen könnte. + Bringt ihn zu seinem Elemente! + + MEPHISTOPHELES: + Dergleichen hab' ich nie vernommen. + + HOMUNCULUS: + Wie wollt' es auch zu euren Ohren kommen? + Romantische Gespenster kennt ihr nur allein; + Ein echt Gespenst, auch klassisch hat's zu sein. + + MEPHISTOPHELES: + Wohin denn aber soll die Fahrt sich regen? + Mich widern schon antikische Kollegen. + + HOMUNCULUS: + Nordwestlich, Satan, ist dein Lustrevier, + Südöstlich diesmal aber segeln wir-- + An großer Fläche fließt Peneios frei, + Umbuscht, umbaumt, in still--und feuchten Buchten; + Die Ebne dehnt sich zu der Berge Schluchten, + Und oben liegt Pharsalus, alt und neu. + + MEPHISTOPHELES: + O weh! hinweg! und laßt mir jene Streite + Von Tyrannei und Sklaverei beiseite. + Mich langeweilt's; denn kaum ist's abgetan, + So fangen sie von vorne wieder an; + Und keiner merkt: er ist doch nur geneckt + Vom Asmodeus, der dahinter steckt. + Sie streiten sich, so heißt's, um Freiheitsrechte; + Genau besehn, sind's Knechte gegen Knechte. + + HOMUNCULUS: + Den Menschen laß ihr widerspenstig Wesen, + Ein jeder muß sich wehren, wie er kann, + Vom Knaben auf, so wird's zuletzt ein Mann. + Hier fragt sich's nur, wie dieser kann genesen. + Hast du ein Mittel, so erprob' es hier, + Vermagst du's nicht, so überlaß es mir. + + MEPHISTOPHELES: + Manch Brockenstückchen wäre durchzuproben, + Doch Heidenriegel find' ich vorgeschoben. + Das Griechenvolk, es taugte nie recht viel! + Doch blendet's euch mit freiem Sinnenspiel, + Verlockt des Menschen Brust zu heitern Sünden; + Die unsern wird man immer düster finden. + Und nun, was soll's? + + + HOMUNCULUS: + Du bist ja sonst nicht blöde; + Und wenn ich von thessalischen Hexen rede, + So denk' ich, hab' ich was gesagt. + + MEPHISTOPHELES: + Thessalische Hexen! Wohl! das sind Personen, + Nach denen hab' ich lang' gefragt. + Mit ihnen Nacht für Nacht zu wohnen, + Ich glaube nicht, daß es behagt; + Doch zum Besuch, Versuch--+ + + HOMUNCULUS: + Den Mantel her, + Und um den Ritter umgeschlagen! + Der Lappen wird euch, wie bisher, + Den einen mit dem andern tragen; + Ich leuchte vor. + + + WAGNER: + Und ich? + + + HOMUNCULUS: + Eh nun, + Du bleibst zu Hause, Wichtigstes zu tun. + Entfalte du die alten Pergamente, + Nach Vorschrift sammle Lebenselemente + Und füge sie mit Vorsicht eins ans andre. + Das Was bedenke, mehr bedenke Wie. + Indessen ich ein Stückchen Welt durchwandre, + Entdeck' ich wohl das Tüpfchen auf das i. + Dann ist der große Zweck erreicht; + Solch einen Lohn verdient ein solches Streben: + Gold, Ehre, Ruhm, gesundes langes Leben, + Und Wissenschaft und Tugend--auch vielleicht. + Leb wohl! + + + WAGNER: + Leb wohl! Das drückt das Herz mir nieder. + Ich fürchte schon, ich seh' dich niemals wieder. + + MEPHISTOPHELES: + Nun zum Peneios frisch hinab! + Herr Vetter ist nicht zu verachten. + Am Ende hängen wir doch ab + Von Kreaturen, die wir machten. + + + + Klassische Walpurgisnacht. Pharsalische Felder + + ERICHTHO: + Zum Schauderfeste dieser Nacht, wie öfter schon, + Tret' ich einher, Erichtho, ich, die düstere; + Nicht so abscheulich, wie die leidigen Dichter mich + Im übermaß verlästern... Endigen sie doch nie + In Lob und Tadel... überbleicht erscheint mir schon + Von grauer Zelten Woge weit das Tal dahin, + Als Nachgesicht der sorg- und grauenvollsten Nacht. + Wie oft schon wiederholt' sich's! wird sich immerfort + Ins Ewige wiederholen... Keiner gönnt das Reich + Dem andern; dem gönnt's keiner, der's mit Kraft erwarb + Und kräftig herrscht. Denn jeder, der sein innres Selbst + Nicht zu regieren weiß, regierte gar zu gern + Des Nachbars Willen, eignem stolzem Sinn gemäß... + Hier aber ward ein großes Beispiel durchgekämpft: + Wie sich Gewalt Gewaltigerem entgegenstellt, + Der Freiheit holder, tausendblumiger Kranz zerreißt, + Der starre Lorbeer sich ums Haupt des Herrschers biegt. + Hier träumte Magnus früher Größe Blütentag, + Dem schwanken Zünglein lauschend wachte Cäsar dort! + Das wird sich messen. Weiß die Welt doch, wem's gelang. + Wachfeuer glühen, rote Flammen spendende, + Der Boden haucht vergoßnen Blutes Widerschein, + Und angelockt von seltnem Wunderglanz der Nacht, + Versammelt sich hellenischer Sage Legion. + Um alle Feuer schwankt unsicher oder sitzt + Behaglich alter Tage fabelhaft Gebild... + Der Mond, zwar unvollkommen, aber leuchtend hell, + Erhebt sich, milden Glanz verbreitend überall; + Der Zelten Trug verschwindet, Feuer brennen blau. + Doch über mir! welch unerwartet Meteor? + Es leuchtet und beleuchtet körperlichen Ball. + Ich wittre Leben. Da geziemen will mir's nicht, + Lebendigem zu nahen, dem ich schädlich bin; + Das bringt mir bösen Ruf und frommt mir nicht. + Schon sinkt es nieder. Weich' ich aus mit Wohlbedacht! + + HOMUNCULUS: + Schwebe noch einmal die Runde + über Flamm- und Schaudergrauen; + Ist es doch in Tal und Grunde + Gar gespenstisch anzuschauen. + + MEPHISTOPHELES: + Seh' ich, wie durchs alte Fenster + In des Nordens Wust und Graus, + Ganz abscheuliche Gespenster, + Bin ich hier wie dort zu Haus. + + HOMUNCULUS: + Sieh! da schreitet eine Lange + Weiten Schrittes vor uns hin. + + MEPHISTOPHELES: + Ist es doch, als wär' ihr bange; + Sah uns durch die Lüfte ziehn. + + HOMUNCULUS: + Laß sie schreiten! setz ihn nieder, + Deinen Ritter, und sogleich + Kehret ihm das Leben wieder, + Denn er sucht's im Fabelreich. + + FAUST: + Wo ist sie?--+ + + HOMUNCULUS: + Wüßten's nicht zu sagen, + Doch hier wahrscheinlich zu erfragen. + In Eile magst du, eh' es tagt, + Von Flamm' zu Flamme spürend gehen: + Wer zu den Müttern sich gewagt, + Hat weiter nichts zu überstehen. + + MEPHISTOPHELES: + Auch ich bin hier an meinem Teil; + Doch wüßt' ich Besseres nicht zu unserm Heil, + Als: jeder möge durch die Feuer + Versuchen sich sein eigen Abenteuer. + Dann, um uns wieder zu vereinen, + Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen. + + HOMUNCULUS: + So soll es blitzen, soll es klingen. + Nun frisch zu neuen Wunderdingen! + + FAUST: + Wo ist sie?--Frage jetzt nicht weiter nach... + Wär's nicht die Scholle, die sie trug, + Die Welle nicht, die ihr entgegenschlug, + So ist's die Luft, die ihre Sprache sprach. + Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland! + Ich fühlte gleich den Boden, wo ich stand; + Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte, + So steh' ich, ein Antäus an Gemüte. + Und find' ich hier das Seltsamste beisammen, + Durchforsch' ich ernst dies Labyrinth der Flammen. + + + + Am oberen Peneios + + MEPHISTOPHELES: + Und wie ich diese Feuerchen durchschweife, + So find' ich mich doch ganz und gar entfremdet, + Fast alles nackt, nur hie und da behemdet: + Die Sphinxe schamlos, unverschämt die Greife, + Und was nicht alles, lockig und beflügelt, + Von vorn und hinten sich im Auge spiegelt... + Zwar sind auch wir von Herzen unanständig, + Doch das Antike find' ich zu lebendig; + Das müßte man mit neustem Sinn bemeistern + Und mannigfaltig modisch überkleistern... + Ein widrig Volk! Doch darf mich's nicht verdrießen, + Als neuer Gast anständig sie zu grüßen... + Glüchzu den schönen Fraun, den klugen Greisen! + + GREIF: + Nicht Greisen! Greifen!--Niemand hört es gern, + Daß man ihn Greis nennt. Jedem Worte klingt + Der Ursprung nach, wo es sich her bedingt: + Grau, grämlich, griesgram, greulich, Gräber, grimmig, + Etymologisch gleicherweise stimmig, + + Verstimmen uns. + + MEPHISTOPHELES: + Und doch, nicht abzuschweifen, + Gefäallt das Grei im Ehrentitel Greifen. + + GREIF: + Natürlich! Die Verwandtschaft ist erprobt, + Zwar oft gescholten, mehr jedoch gelobt; + Man greife nun nach Mädchen, Kronen, Gold, + Dem Greifenden ist meist Fortuna hold. + + AMEISEN: + Ihr sprecht von Gold, wir hatten viel gesammelt, + In Fels- und Höhlen heimlich eingerammelt; + Das Arimaspen-Volk hat's ausgespürt, + Sie lachen dort, wie weit sie's weggeführt. + + GREIFE: + Wir wollen sie schon zum Geständnis bringen. + + ARIMASPEN: + Nur nicht zur freien Jubelnacht. + Bis morgen ist's alles durchgebracht, + Es wird uns diesmal wohl gelingen. + + MEPHISTOPHELES: + Wie leicht und gern ich mich hierher gewöhne, + Denn ich verstehe Mann für Mann. + + SPHINX: + Wir hauchen unsre Geistertöne, + Und ihr verkörpert sie alsdann. + Jetzt nenne dich, bis wir dich weiter kennen. + + MEPHISTOPHELES: + Mit vielen Namen glaubt man mich zu nennen-- + Sind Briten hier? Sie reisen sonst so viel, + Schlachtfeldern nachzuspüren, Wasserfällen, + Gestürzten Mauern, klassisch dumpfen Stellen; + Das wäre hier für sie ein würdig Ziel. + Sie zeugten auch: Im alten Bühnenspiel + Sah man mich dort als old Iniquity. + + SPINX: + Wie kam man drauf? + + + MEPHISTOPHELES: + Ich weiß es selbst nicht wie. + + SPINX: + Mag sein! Hast du von Sternen einige Kunde? + Was sagst du zu der gegenwärt'gen Stunde? + + MEPHISTOPHELES: + Stern schießt nach Stern, beschnittner Mond scheint helle, + Und mir ist wohl an dieser trauten Stelle, + Ich wärme mich an deinem Löwenfelle. + Hinauf sich zu versteigen, wär' zum Schaden; + Gib Rätsel auf, gib allenfalls Scharaden. + + SPINX: + Sprich nur dich selbst aus, wird schon Rätsel sein. + Versuch einmal, dich innigst aufzulösen: + "Dem frommen Manne nötig wie dem bösen, + Dem ein Plastron, aszetisch zu rapieren, + Kumpan dem andern, Tolles zu vollführen, + Und beides nur, um Zeus zu amüsieren." + + ERSTER GREIF: + Den mag ich nicht! + + + ZWEITER GREIF: + Was will uns der? + + BEIDE: + Der Garstige gehöret nicht hierher! + + MEPHISTOPHELES: + Du glaubst vielleicht, des Gastes Nägel krauen + Nicht auch so gut wie deine scharfen Klauen? + Versuch's einmal! + + + SPINX: + Du magst nur immer bleiben, + Wird dich's doch selbst aus unsrer Mitte treiben; + In deinem Lande tust dir was zugute, + Doch, irr' ich nicht, hier ist dir schlecht zumute. + + MEPHISTOPHELES: + Du bist recht appetitlich oben anzuschauen, + Doch unten hin die Bestie macht mir Grauen. + + SPINX: + Du Falscher kommst zu deiner bittern Buße, + Denn unsre Tatzen sind gesund; + Dir mit verschrumpftem Pferdefuße + Behagt es nicht in unserem Bund. + + MEPHISTOPHELES: + Wer sind die Vögel, in den ästen + Des Pappelstromes hingewiegt? + + SPINX: + Gewahrt euch nur! Die Allerbesten + Hat solch ein Singsang schon besiegt. + + SIRENEN: + Ach was wollt ihr euch verwöhnen + In dem Häßlich-Wunderbaren! + Horcht, wir kommen hier zu Scharen + Und in wohlgestimmten Tönen; + So geziemet es Sirenen. + + SPINXE: + Nötigt sie, herabzusteigen! + Sie verbergen in den Zweigen + Ihre garstigen Habichtskrallen, + Euch verderblich anzufallen, + Wenn ihr euer Ohr verleiht. + + SIRENEN: + Weg das Hassen! weg das Neiden! + Sammeln wir die klarsten Freuden, + Unterm Himmel ausgestreut! + Auf dem Wasser, auf der Erde + Sei's die heiterste Gebärde, + Die man dem Willkommnen beut. + + MEPHISTOPHELES: + Das sind die saubern Neuigkeiten, + Wo aus der Kehle, von den Saiten + Ein Ton sich um den andern flicht. + Das Trallern ist bei mir verloren: + Es krabbelt wohl mir um die Ohren, + Allein zum Herzen dringt es nicht. + + SPINXE: + Sprich nicht vom Herzen! das ist eitel; + Ein lederner verschrumpfter Beutel, + Das paßt dir eher zu Gesicht. + + FAUST: + Wie wunderbar! das Anschaun tut mir Gnüge, + Im Widerwärtigen große, tüchtige Züge. + Ich ahne schon ein günstiges Geschick; + Wohin versetzt mich dieser ernste Blick? + Vor solchen hat einst ödipus gestanden; + Vor solchen krümmte sich Ulyß in hänfnen Banden; + Von solchen ward der höchste Schatz gespart, + Von diesen treu und ohne Fehl bewahrt. + Vom frischen Geiste fühl' ich mich durchdrungen; + Gestalten groß, groß die Erinnerungen. + + MEPHISTOPHELES: + Sonst hättest du dergleichen weggeflucht, + Doch jetzo scheint es dir zu frommen; + Denn wo man die Geliebte sucht, + Sind Ungeheuer selbst willkommen. + + FAUST: + Ihr Frauenbilder müßt mir Rede stehn: + Hat eins der Euren Helena gesehn? + + SPHINXE: + Wir reichen nicht hinauf zu ihren Tagen, + Die letztesten hat Herkules erschlagen. + Von Chiron könntest du's erfragen; + Der sprengt herum in dieser Geisternacht; + Wenn er dir steht, so hast du's weit gebracht. + + SIRENEN: + Sollte dir's doch auch nicht fehlen!... + Wie Ulyß bei uns verweilte, + Schmähend nicht vorübereilte, + Wußt' er vieles zu erzählen; + Würden alles dir vertrauen, + Wolltest du zu unsern Gauen + Dich ans grüne Meer verfügen. + + SPHINX: + Laß dich, Elder, nicht betrügen. + Statt daß Ulyß sich binden ließ, + Laß unsern guten Rat dich binden; + Kannst du den hohen Chiron finden, + Erfährst du, was ich dir verhieß. + + MEPHISTOPHELES: + Was krächzt vorbei mit Flügelschlag? + So schnell, daß man's nicht sehen mag, + Und immer eins dem andern nach, + Den Jäger würden sie ermüden. + + SPHINX: + Dem Sturm des Winterwinds vergleichbar, + Alcides' Pfeilen kaum erreichbar; + Es sind die raschen Stymphaliden, + Und wohlgemeint ihr Krächzegruß, + Mit Geierschnabel und Gänsefuß. + Sie möchten gern in unsern Kreisen + Als Stammverwandte sich erweisen. + + MEPHISTOPHELES: + Noch andres Zeug zischt zwischen drein. + + SPHINX: + Vor diesen sei Euch ja nicht bange! + Es sind die Köpfe der lernäischen Schlange, + Vom Rumpf getrennt, und glauben was zu sein. + Doch sagt, was soll nur aus Euch werden? + Was für unruhige Gebärden? + Wo wollt Ihr hin? Begebt Euch fort!... + Ich sehe, jener Chorus dort + Macht Euch zum Wendehals. Bezwingt Euch nicht, + Geht hin! begrüßt manch reizendes Gesicht! + Die Lamien sind's, lustfeine Dirnen, + Mit Lächelmund und frechen Stirnen, + Wie sie dem Satyrvolk behagen; + Ein Bocksfuß darf dort alles wagen. + + MEPHISTOPHELES: + Ihr bleibt doch hier? daß ich euch wiederfinde. + + SPHINXE: + Ja! Mische dich zum luftigen Gesinde. + Wir, von ägypten her, sind längst gewohnt, + Daß unsereins in tausend Jahre thront. + Und respektiert nur unsre Lage, + So regeln wir die Mond- und Sonnentage. + Sitzen vor den Pyramiden, + Zu der Völker Hochgericht; + überschwemmung, Krieg und Frieden-- + Und verziehen kein Gesicht. + + + + Am untern Peneios + + PENEIOS: + Rege dich, du Schilfgeflüster! + Hauche leise, Rohregeschwister, + Säuselt, leichte Weidensträuche, + Lispelt, Pappelzitterzweige, + Unterbrochnen Träumen zu!... + Weckt mich doch ein grauslich Wittern, + Heimlich allbewegend Zittern + Aus dem Wallestrom und Ruh'. + + FAUST: + Hör' ich recht, so muß ich glauben: + Hinter den verschränkten Lauben + Dieser Zweige, dieser Stauden + Tönt ein menschenähnlichs Lauten. + Scheint die Welle doch ein Schwätzen, + Lüftein wie--ein Scherzergetzen. + + NYMPHEN: + Am besten geschäh' dir, + Du legtest dich nieder, + Erholtest im Kühlen + Ermüdete Glieder, + Genössest der immer + Dich meidenden Ruh; + Wir säuseln, wir rieseln, + Wir flüstern dir zu. + + FAUST: + Ich wache ja! O laßt sie walten, + Die unvergleichlichen Gestalten, + Wie sie dorthin mein Auge schickt. + So wunderbar bin ich durchdrungen! + Sind'd Träume? Sind's Erinnerungen? + Schon einmal warst du so beglückt. + Gewässer schleichen durch die Frische + Der dichten, sanft bewegten Büsche, + Nicht rauschen sie, sie rieseln kaum; + Von allen Seiten hundert Quellen + Vereinen sich im reinlich hellen, + Zum Bade flach vertieften Raum. + Gesunde junge Frauenglieder, + Vom feuchten Spiegel doppelt wieder + Ergetztem Auge zugebracht! + Gesellig dann und fröhlich badend, + Erdreistet schwimmend, furchtsam watend; + Geschrei zuletzt und Wasserschlacht. + Begnügen sollt' ich mich an diesen, + Mein Auge sollte hier genießen, + Doch immer weiter strebt mein Sinn. + Der Blick dringt scharf nach jener Hülle, + Das reiche Laub der grünen Fülle + Verbirgt die hohe Königin. + Wundersam! auch Schwäne kommen + Aus den Buchten hergeschwommen, + Majestätisch rein bewegt. + Ruhig schwebend, zart gesellig, + Aber stolz und selbstgefällig, + Wie sich Haupt und Schnabel regt... + Einer aber scheint vor allen + Brüstend kühn sich zu gefallen, + Segelnd rasch durch alle fort; + Sein Gefieder bläht sich schwellend, + Welle selbst, auf Wogen wellend, + Dringt er zu dem heiligen Ort.... + Die andern schwimmen hin und wider + Mit ruhig glänzendem Gefieder, + Bald auch in regem prächtigen Streit, + Die scheuen Mädchen abzulenken, + Daß sie an ihren Dienst nicht denken, + Nur an die eigne Sicherheit. + + NYMPHEN: + Leget, Schwestern, euer Ohr + An des Ufers grüne Stufe; + Hör' ich recht, so kommt mir's vor + Als der Schall von Pferdes Hufe. + Wüßt' ich nur, wer dieser Nacht + Schnelle Botschaft zugebracht. + + FAUST: + Ist mir doch, als dröhnt' die Erde, + Schallend unter eiligem Pferde. + Dorthin mein Blick! + Ein günstiges Geschick, + Soll es mich schon erreichen? + O Wunder ohnegleichen! + Ein Reuter kommt herangetrabt, + Er scheint von Geist und Mut begabt, + Von blendend-weißem Pferd getragen... + Ich irre nicht, ich kenn' ihn schon, + Der Philyra berühmter Sohn!-- + Halt, Chiron! halt! Ich habe dir zu sagen... + + CHIRON: + Was gibt's? Was ist's? + + + FAUST: + Bezähme deinen Schritt! + + CHIRON: + Ich raste nicht. + + + FAUST: + So bitte! nimm mich mit! + + CHIRON: + Sitz auf! so kann ich nach Belieben fragen: + Wohin des Wegs? Du stehst am Ufer hier, + Ich bin bereit, dich durch den Fluß zu tragen. + + FAUST: + Wohin du willst. Für ewig dank' ich's dir... + Der große Mann, der edle Pädagog, + Der, sich zum Ruhm, ein Heldenvolk erzog, + Den schönen Kreis der edlen Argonauten + Und alle, die des Dichters Welt erbauten. + + CHIRON: + Das lassen wir an seinem Ort! + Selbst Pallas kommt als Mentor nicht zu Ehren; + Am Ende treiben sie's nach ihrer Weise fort, + Als wenn sie nicht erzogen wären. + + FAUST: + Den Arzt, der jede Pflanze nennt, + Die Wurzeln bis ins tiefste kennt, + Dem Kranken Heil, dem Wunden Linderung schafft, + Umarm' ich hier in Geist- und Körperkraft! + + CHIRON: + Ward neben mir ein Held verletzt, + Da wußt' ich Hülf' und Rat zu schaffen; + Doch ließ ich meine Kunst zuletzt + Den Wurzelweibern und den Pfaffen. + + FAUST: + Du bist der wahre große Mann, + Der Lobeswort nicht hören kann. + Er sucht bescheiden auszuweichen + Und tut, als gäb' es seinesgleichen. + + CHIRON: + Du scheinest mir geschickt zu heucheln, + Dem Fürsten wie dem Volk zu schmeicheln. + + FAUST: + So wirst du mir denn doch gestehn: + Du hast die Größten deiner Zeit gesehn, + Dem Edelsten in Taten nachgestrebt, + Halbgöttlich ernst die Tage durchgelebt. + Doch unter den heroischen Gestalten + Wen hast du für den Tüchtigsten gehalten? + + CHIRON: + Im hehren Argonautenkreise + War jeder brav nach seiner eignen Weise, + Und nach der Kraft, die ihn beseelte, + Konnt' er genügen, wo's den andern fehlte. + Die Dioskuren haben stets gesiegt, + Wo Jugendfüll' und Schönheit überwiegt. + Entschluß und schnelle Tat zu andrer Heil, + Den Boreaden ward's zum schönsten Teil. + Nachsinnend, kräftig, klug, im Rat bequem, + So herrschte Jason, Frauen angenehm. + Dann Orpheus: zart und immer still bedächtig, + Schlug er die Leier allen übermächtig. + Scharfsichtig Lynceus, der bei Tag und Nacht + Das heil'ge Schiff durch Klipp' und Strand gebracht... + Gesellig nur läßt sich Gefahr erproben: + Wenn einer wirkt, die andern alle loben... + + FAUST: + Von Herkules willst nichts erwähnen? + + CHIRON: + O weh! errege nicht mein Sehnen... + Ich hatte Phöbus nie gesehn, + Noch Ares, Hermes, wie sie heißen; + Da sah ich mir vor Augen stehn, + Was alle Menschen göttlich preisen. + So war er ein geborner König, + Als Jüngling herrlichst anzuschaun; + Dem ältern Bruder untertänig + Und auch den allerliebsten Fraun. + Den zweiten zeugt nicht Gäa wieder, + Nicht führt ihn Hebe himmelein; + Vergebens mühen sich die Lieder, + Vergebens quälen sie den Stein. + + FAUST: + So sehr auch Bildner auf ihn pochen, + So herrlich kam er nie zur Schau. + Vom schönsten Mann hast du gesprochen, + Nun sprich auch von der schönsten Frau! + + CHIRON: + Was!... Frauenschönheit will nichts heißen, + Ist gar zu oft ein starres Bild; + Nur solch ein Wesen kann ich preisen, + Das froh und lebenslustig quillt. + Die Schöne bleibt sich selber selig; + Die Anmut macht unwiderstehlich, + Wie Helena, da ich sie trug. + + FAUST: + Du trugst sie? + + + CHIRON: + Ja, auf diesem Rücken. + + FAUST: + Bin ich nicht schon verwirrt genug? + Und solch ein Sitz muß mich beglücken! + + CHIRON: + Sie faßte so mich in das Haar, + Wie du es tust. + + + FAUST: + O ganz und gar + Verlier' ich mich! Erzähle, wie? + Sie ist mein einziges Begehren! + Woher, wohin, ach, trugst du sie? + + CHIRON: + Die Frage läßt sich leicht gewähren. + Die Dioskuren hatten jener Zeit + Das Schwesterchen aus Räuberfaust befreit. + Doch diese, nicht gewohnt, besiegt zu sein, + Ermannten sich urd stürmten hintendrein. + Da hielten der Geschwister eiligen Lauf + Die Sümpfe bei Eleusis auf; + Die Brüder wateten, ich patschte, schwamm hinüber; + Da sprang sie ab und streichelte + Die feuchte Mähne, schmeichelte + Und dankte lieblich-klug und selbstbewußt. + Wie war sie reizend! jung, des Alten Lust! + + FAUST: + Erst zehen Jahr!... + + + CHIRON: + Ich seh', die Philologen, + Sie haben dich so wie sich selbst betrogen. + Ganz eigen ist's mit mythologischer Frau, + Der Dichter bringt sie, wie er's braucht, zur Schau: + Nie wird sie mündig, wird nicht alt, + Stets appetitlicher Gestalt, + Wird jung entführt, im Alter noch umfreit; + Gnug, den Poeten bindet keine Zeit. + + FAUST: + So sei auch sie durch keine Zeit gebunden! + Hat doch Achill auf Pherä sie gefunden, + Selbst außer aller Zeit. Welch seltnes Glück: + Errungen Liebe gegen das Geschick! + Und sollt' ich nicht, sehnsüchtigster Gewalt, + Ins Leben ziehn die einzigste Gestalt? + Das ewige Wesen, Göttern ebenbürtig, + So groß als zart, so hehr als liebenswürdig? + Du sahst sie einst; heut hab' ich sie gesehn, + So schön wie reizend, wie ersehnt so schön. + Nun ist mein Sinn, mein Wesen streng umfangen; + Ich lebe nicht, kann ich sie nicht erlangen. + + CHIRON: + Mein fremder Mann! als Mensch bist du entzückt; + Doch unter Geistern scheinst du wohl verrückt. + Nun trifft sich's hier zu deinem Glücke; + Denn alle Jahr, nur wenig Augenblicke, + Pfleg' ich bei Manto vorzutreten, + Der Tochter äskulaps; im stillen Beten + Fleht sie zum Vater, daß, zu seiner Ehre, + Er endlich doch der ärzte Sinn verkläre + Und vom verwegnen Totschlag sie bekehre... + Die liebste mir aus der Sibyllengilde, + Nicht fratzenhaft bewegt, wohltätig milde; + Ihr glückt es wohl, bei einigem Verweilen, + Mit Wurzelkräften dich von Grund zu heilen. + + FAUST: + Geheilt will ich nicht sein, mein Sinn ist mächtig; + Da wär' ich ja wie andre niederträchtig. + + CHIRON: + Versäume nicht das Heil der edlen Quelle! + Geschwind herab! Wir sind zur Stelle. + + FAUST: + Sag an! Wohin hast du, in grauser Nacht, + Durch Kiesgewässer mich ans Land gebracht? + + CHIRON: + Hier trotzten Rom und Griechenland im Streite, + Peneios rechts, links den Olymp zur Seite, + Das größte Reich, das sich im Sand verliert; + Der König flieht, der Bürger triumphiert. + Blick auf! hier steht, bedeutend nah, + Im Mondenschein der ewige Tempel da. + + MANTO: + Von Pferdes Hufe + Erklingt die heilige Stufe, + Halbgötter treten heran. + + CHIRON: + Ganz recht! + Nur die Augen aufgetan! + + MANTO: + Willkommen! ich seh', du bleibst nicht aus. + + CHIRON: + Steht dir doch auch dein Tempelhaus! + + MANTO: + Streiftst du noch immer unermüdet? + + CHIRON: + Wohnst du doch immer still umfriedet, + Indes zu kreisen mich erfreut. + + MANTO: + Ich harre, mich umkreist die Zeit. + Und dieser? + + + CHIRON: + Die verrufene Nacht + Hat strudelnd ihn hierher gebracht. + Helenen, mit verrückten Sinnen, + Helenen will er sich gewinnen + Und weiß nicht, wie und wo beginnen; + Asklepischer Kur vor andern wert. + + MANTO: + Den lieb' ich, der Unmögliches begehrt. + + MANTO: + Tritt ein, Verwegner, sollst dich freuen! + Der dunkle Gang führt zu Persephoneien. + In des Olympus hohlem Fuß + Lauscht sie geheim verbotnem Gruß. + Hier hab' ich einst den Orpheus eingeschwärzt; + Benutz es besser! frisch! beherzt! + + + + Am obern Peneios + + SIRENEN: + Stürzt euch in Peneios' Flut! + Plätschernd ziemt es da zu schwimmen, + Lied um Lieder anzustimmen, + Dem unseligen Volk zugut. + Ohne Wasser ist kein Heil! + Führen wir mit hellem Heere + Eilig zum ägäischen Meere, + Würd' uns jede Lust zuteil. + + SIRENEN: + Schäumend kehrt die Welle wieder, + Fließt nicht mehr im Bett darnieder; + Grund erbebt, das Wasser staucht, + Kies und Ufer berstend raucht. + Flüchten wir! Kommt alle, kommt! + Niemand, dem das Wunder frommt. + Fort! ihr edlen frohen Gäste, + Zu dem seeisch heitern Feste, + Blinkend, wo die Zitterwellen, + Ufernetzend, leise schwellen; + Da, wo Luna doppelt leuchtet, + Uns mit heil'gem Tau befeuchtet. + Dort ein freibewegtes Leben, + Hier ein ängstlich Erdebeben; + Eile jeder Kluge fort! + Schauderhaft ist's um den Ort. + + SEISMOS: + Einmal noch mit Kraft geschoben, + Mit den Schultern brav gehoben! + So gelangen wir nach oben, + Wo uns alles weichen muß. + + SPHINXE: + Welch ein widerwärtig Zittern, + Häßlich grausenhaftes Wittern! + Welch ein Schwanken, welches Beben, + Schaukelnd Hin- und Widerstreben! + Welch unleidlicher Verdruß! + Doch wir ändern nicht die Stelle, + Bräche los die ganze Hölle. + Nun erhebt sich ein Gewölbe + Wundersam. Es ist derselbe, + Jener Alte, längst Ergraute, + Der die Insel Delos baute, + Einer Kreißenden zulieb' + Aus der Wog' empor sie trieb. + Er, mit Streben, Drängen, Drücken, + Arme straff, gekrümmt den Rücken, + Wie ein Atlas an Gebärde, + Hebt er Boden, Rasen, Erde, + Kies und Grieß und Sand und Letten, + Unsres Ufers stille Betten. + So zerreißt er eine Strecke + Quer des Tales ruhige Decke. + Angestrengtest, nimmer müde, + Kolossale Karyatide, + Trägt ein furchtbar Steingerüste, + Noch im Boden bis zur Büste; + Weiter aber soll's nicht kommen, + Sphinxe haben Platz genommen. + + SEISMOS: + Das hab' ich ganz allein vermittelt, + Man wird mir's endlich zugestehn; + Und hätt' ich nicht geschüttelt und gerüttelt, + Wie wäre diese Welt so schön?-- + Wie ständen eure Berge droben + In prächtig-reinem ätherblau, + Hätt' ich sie nicht hervorgeschoben + Zu malerisch-entzückter Schau? + Als, angesichts der höchsten Ahnen, + Der Nacht, des Chaos, ich mich stark betrug + Und, in Gesellschaft von Titanen, + Mit Pelion und Ossa als mit Ballen schlug, + Wir tollten fort in jugendlicher Hitze, + Bis überdrüssig noch zuletzt + Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze, + Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt... + Apollen hält ein froh Verweilen + Dort nun mit seliger Musen Chor. + Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen + Hob ich den Sessel hoch empor. + Jetzt so, mit ungeheurem Streben, + Drang aus dem Abgrund ich herauf + Und fordre laut, zu neuem Leben, + Mir fröhliche Bewohner auf. + + SPHINXE: + Uralt, müßte man gestehen, + Sei das hier Emporgebürgte, + Hätten wir nicht selbst gesehen, + Wie sich's aus dem Boden würgte. + Bebuschter Wald verbreitet sich hinan, + Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran; + Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren: + Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören. + + GREIFE: + Gold in Blättchen, Gold in Flittern + Durch die Ritzen seh ich zittern. + Laßt euch solchen Schatz nicht rauben, + Imsen, auf! es auszuklauben. + + CHOR DER AMEISEN: + Wie ihn die Riesigen + Emporgehoben, + Ihr Zappelfüßigen, + Geschwind nach oben! + Behendest aus und ein! + In solchen Ritzen + Ist jedes Bröselein + Wert zu besitzen. + Das Allermindeste + Müßt ihr entdecken + Auf das geschwindeste + In allen Ecken. + Allemsig müßt ihr sein, + Ihr Wimmelscharen; + Nur mit dem Gold herein! + Den Berg laßt fahren. + + GREIFE: + Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf! + Wir legen unsre Klauen drauf; + Sind Riegel von der besten Art, + Der größte Schatz ist wohlverwahrt. + + PYGMÄEN: + Haben wirklich Platz genommen, + Wissen nicht, wie es geschah. + Fraget nicht, woher wir kommen, + Denn wir sind nun einmal da! + Zu des Lebens lustigem Sitze + Eignet sich ein jedes Land; + Zeigt sich eine Felsenritze, + Ist auch schon der Zwerg zur Hand. + Zwerg und Zwergin, rasch zum Fleiße, + Musterhaft ein jedes Paar; + Weiß nicht, ob es gleicher Weise + Schon im Paradiese war. + Doch wir finden's hier zum besten, + Segnen dankbar unsern Stern; + Denn im Osten wie im Westen + Zeugt die Mutter Erde gern. + + DAKTYLE: + Hat sie in einer Nacht + Die Kleinen hervorgebracht, + Sie wird die Kleinsten erzeugen; + Finden auch ihresgleichen. + + PYGMÄEN-ÄLTESTE: + Eilet, bequemen + Sitz einzunehmen! + Eilig zum Werke! + Schnelle für Stärke! + Noch ist es Friede; + Baut euch die Schmiede, + Harnisch und Waffen + Dem Heer zu schaffen. + Ihr Imsen alle, + Rührige im Schwalle, + Schafft uns Metalle! + Und ihr Daktyle, + Kleinste, so viele, + Euch sei befohlen, + Hölzer zu holen! + Schlichtet zusammen + Heimliche Flammen, + Schaffet uns Kohlen. + + GENERALISSIMUS: + Mit Pfeil und Bogen + Frisch ausgezogen! + An jenem Weiher + Schießt mir die Reiher, + Unzählig nistende, + Hochmütig brüstende, + Auf einen Ruck, + Alle wie einen! + Daß wir erscheinen + Mit Helm und Schmuck. + + IMSEN UND DAKTYLE: + Wer wird uns retten! + Wir schaffen 's Eisen, + Sie schmieden Ketten. + Uns loszureißen, + Ist noch nicht zeitig, + Drum seid geschmeidig. + + DIE KRANICHE DES IBYKUS: + Mordgeschrei und Sterbeklagen! + ängstlich Flügelflatterschlagen! + Welch ein ächzen, welch Gestöhn + Dringt herauf zu unsern Höhn! + Alle sind sie schon ertötet, + See von ihrem Blut gerötet, + Mißgestaltete Begierde + Raubt des Reihers edle Zierde. + Weht sie doch schon auf dem Helme + Dieser Fettbauch-Krummbein-Schelme. + Ihr Genossen unsres Heeres, + Reihenwanderer des Meeres, + Euch berufen wir zur Rache + In so nahverwandter Sache. + Keiner spare Kraft und Blut! + Ewige Feindschaft dieser Brut! + + MEPHISTOPHELES: + Die nordischen Hexen wußt' ich wohl zu meistern, + Mir wird's nicht just mit diesen fremden Geistern. + Der Blocksberg bleibt ein gar bequem Lokal, + Wo man auch sei, man findet sich zumal. + Frau Ilse wacht für uns auf ihrem Stein, + Auf seiner Höh' wird Heinrich munter sein, + Die Schnarcher schnauzen zwar das Elend an, + Doch alles ist für tausend Jahr getan. + Wer weiß denn hier nur, wo er geht und steht, + Ob unter ihm sich nicht der Boden bläht?... + Ich wandle lustig durch ein glattes Tal, + Und hinter mir erhebt sich auf einmal + Ein Berg, zwar kaum ein Berg zu nennen, + Von meinen Sphinxen mich jedoch zu trennen + Schon hoch genug--hier zuckt noch manches Feuer + Das Tal hinab und flammt ums Abenteuer... + Noch tanzt und schwebt mir lockend, weichend vor, + Spitzbübisch gaukelnd, der galante Chor. + Nur sachte drauf! Allzugewohnt ans Naschen, + Wo es auch sei, man sucht was zu erhaschen. + + LAMIEN: + Geschwind, geschwinder! + Und immer weiter! + Dann wieder zaudernd, + Geschwätzig plaudernd. + Es ist so heiter, + Den alten Sünder + Uns nachzuziehen, + Zu schwerer Buße. + Mit starrem Fuße + Kommt er geholpert, + Einhergestolpert; + Er schleppt das Bein, + Wie wir ihn fliehen, + Uns hinterdrein! + + MEPHISTOPHELES: + Verflucht Geschick! Betrogne Mannsen! + Von Adam her verführte Hansen! + Alt wird man wohl, wer aber klug? + Warst du nicht schon vernarrt genug! + Man weiß, das Volk taugt aus dem Grunde nichts, + Geschnürten Leibs, geschminkten Angesichts. + Nichts haben sie Gesundes zu erwidern, + Wo man sie anfaßt, morsch in allen Gliedern. + Man weiß, man sieht's, man kann es greifen, + Und dennoch tanzt man, wenn die Luder pfeifen! + + LAMIEN: + Halt! er besinnt sich, zaudert, steht; + Entgegnet ihm, daß er euch nicht entgeht! + + MEPHISTOPHELES: + Nur zu! und laß dich ins Gewebe + Der Zweifelei nicht törig ein; + Denn wenn es keine Hexen gäbe, + Wer Teufel möchte Teufel sein! + + LAMIEN: + Kreisen wir um diesen Helden! + Liebe wird in seinem Herzen + Sich gewiß für eine melden. + + MEPHISTOPHELES: + Zwar bei ungewissem Schimmer + Scheint ihr hübsche Frauenzimmer, + Und so möcht' ich euch nicht schelten. + + EMPUSE: + Auch nicht mich! als eine solche + Laßt mich ein in eure Folge. + + LAMIEN: + Die ist in unserm Kreis zuviel, + Verdirbt doch immer unser Spiel. + + EMPUSE: + Begrüßt von Mühmichen Empuse, + Der Trauten mit dem Eselsfuße! + Du hast nur einen Pferdefuß, + Und doch, Herr Vetter, schönsten Gruß! + + MEPHISTOPHELES: + Hier dacht' ich lauter Unbekannte + Und finde leider Nahverwandte; + Es ist ein altes Buch zu blättern: + Vom Harz bis Hellas immer Vettern! + + EMPUSE: + Entschieden weiß ich gleich zu handeln, + In vieles könnt' ich mich verwandeln; + Doch Euch zu Ehren hab' ich jetzt + Das Eselsköpfchen aufgesetzt. + + MEPHISTOPHELES: + Ich merk', es hat bei diesen Leuten + Verwandtschaft Großes zu bedeuten; + Doch mag sich, was auch will, eräugnen, + Den Eselskopf möcht' ich verleugnen. + + LAMIEN: + Daß diese Garstige, sie verscheucht, + Was irgend schön und lieblich deucht; + Was irgend schön und lieblich wär'-- + Sie kommt heran, es ist nicht mehr! + + MEPHISTOPHELES: + Auch diese Mühmchen zart und schmächtig, + Sie sind mir allesamt verdächtig; + Und hinter solcher Wänglein Rosen + Fürcht' ich doch auch Metamorphosen. + + LAMIEN: + Versuch es doch! sind unsrer viele. + Greif zu! Und hast du Glück im Spiele, + Erhasche dir das beste Los. + Was soll das lüsterne Geleier? + Du bist ein miserabler Freier, + Stolzierst einher und tust so groß!-- + Nun mischt er sich in unsre Scharen; + Laßt nach und nach die Masken fahren + Und gebt ihm euer Wesen bloß. + + MEPHISTOPHELES: + Die Schönste hab' ich mir erlesen... + O weh mir! welch ein dürrer Besen! + Und diese?... Schmähliches Gesicht! + + LAMIEN: + Verdienst du's besser? dünkt es nicht. + + MEPHISTOPHELES: + Die Kleine möcht' ich mir verpfänden... + Lacerte schlüpft mir aus den Händen! + Und schlangenhaft der glatte Zopf. + Dagegen fass' ich mir die Lange... + Da pack' ich eine Thyrsusstange, + Den Pinienapfel als den Kopf! + Wo will's hinaus?... Noch eine Dicke, + An der ich mich vielleicht erquicke; + Zum letztenmal gewagt! Es sei! + Recht quammig, quappig, das bezahlen + Mit hohem Preis Orientalen... + Doch ach! der Bovist platzt entzwei! + + LAMIEN: + Fahrt auseinander, schwankt und schwebet + Blitzartig, schwarzen Flugs umgebet + Den eingedrungnen Hexensohn! + Unsichre, schauderhafte Kreise! + Schweigsamen Fittichs, Fledermäuse! + Zu wohlfeil kommt er doch davon. + + MEPHISTOPHELES: + Viel klüger, scheint es, bin ich nicht geworden; + Absurd ist's hier, absurd im Norden, + Gespenster hier wie dort vertrackt, + Volk und Poeten abgeschmackt. + Ist eben hier eine Mummenschanz + Wie überall, ein Sinnentanz. + Ich griff nach holden Maskenzügen + Und faßte Wesen, daß mich's schauerte... + Ich möchte gerne mich betrügen, + Wenn es nur länger dauerte. + Wo bin ich denn? Wo will's hinaus? + Das war ein Pfad, nun ist's ein Graus. + Ich kam daher auf glatten Wegen, + Und jetzt steht mir Geröll entgegen. + Vergebens klettr' ich auf und nieder, + Wo find' ich meine Sphinxe wieder? + So toll hätt' ich mir's nicht gedacht, + Ein solch Gebirge in einer Nacht! + Das heiß' ich frischen Hexenritt, + Die bringen ihren Blocksberg mit. + + OREAS: + Herauf hier! Mein Gebirg ist alt, + Steht in ursprünglicher Gestalt. + Verehre schroffe Felsensteige, + Des Pindus letztgedehnte Zweige! + Schon stand ich unerschüttert so, + Als über mich Pompejus floh. + Daneben das Gebild des Wahns + Verschwindet schon beim Krähn des Hahns. + Dergleichen Märchen seh' ich oft entstehn + Und plötzlich wieder untergehn. + + MEPHISTOPHELES: + Sei Ehre dir, ehrwürdiges Haupt, + Von hoher Eichenkraft umlaubt! + Der allerklarste Mondenschein + Dringt nicht zur Finsternis herein.-- + Doch neben am Gebüsche zieht + Ein Licht, das gar bescheiden glüht. + Wie sich das alles fügen muß! + Fürwahr, es ist Homunculus! + Woher des Wegs, du Kleingeselle? + + HOMUNCULUS: + Ich schwebe so von Stell' zu Stelle + Und möchte gern im besten Sinn entstehn, + Voll Ungeduld, mein Glas entzweizuschlagen; + Allein, was ich bisher gesehn, + Hinein da möcht' ich mich nicht wagen. + Nur, um dir's im Vertraun zu sagen: + Zwei Philosophen bin ich auf der Spur, + Ich horchte zu, es hieß: Natur, Natur! + Von diesen will ich mich nicht trennen, + Sie müssen doch das irdische Wesen kennen; + Und ich erfahre wohl am Ende, + Wohin ich mich am allerklügsten wende. + + MEPHISTOPHELES: + Das tu auf deine eigne Hand. + Denn wo Gespenster Platz genommen, + Ist auch der Philosoph willkommen. + Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue, + Erschafft er gleich ein Dutzend neue. + Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand. + Willst du entstehn, entsteh auf eigne Hand! + + HOMUNCULUS: + Ein guter Rat ist auch nicht zu verschmähn. + + MEPHISTOPHELES: + So fahre hin! Wir wollen's weiter sehn. + + ANAXAGORAS: + Dein starrer Sinn will sich nicht beugen; + Bedarf es Weitres, dich zu überzeugen? + + THALES: + Die Welle beugt sich jedem Winde gern, + Doch hält sie sich vom schroffen Felsen fern. + + ANAXAGORAS: + Durch Feuerdunst ist dieser Fels zu Handen. + + THALES: + Im Feuchten ist Lebendiges erstanden. + + HOMUNCULUS: + Laßt mich an eurer Seite gehn. + Mir selbst gelüstet's, zu entstehn! + + ANAXAGORAS: + Hast du, o Thales, je in einer Nacht + Solch einen Berg aus Schlamm hervorgebracht? + + THALES: + Nie war Natur und ihr lebendiges Fließen + Auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen. + Sie bildet regelnd jegliche Gestalt, + Und selbst im Großen ist es nicht Gewalt. + + ANAXAGORAS: + Hier aber war's! Plutonisch grimmig Feuer, + äolischer Dünste Knallkraft, ungeheuer, + Durchbrach des flachen Bodens alte Kruste, + Daß neu ein Berg sogleich entstehen mußte. + + THALES: + Was wird dadurch nun weiter fortgesetzt? + Er ist auch da, und das ist gut zuletzt. + Mit solchem Streit verliert man Zeit und Weile + Und führt doch nur geduldig Volk am Seile. + + ANAXAGORAS: + Schnell quillt der Berg von Myrmidonen, + Die Felsenspalten zu bewohnen; + Pygmäen, Imsen, Däumerlinge + Und andre tätig kleine Dinge. + Nie hast du Großem nachgestrebt, + Einsiedlerisch-beschränkt gelebt; + Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen, + So laß ich dich als König krönen. + + HOMUNCULUS: + Was sagt mein Thales? + + + THALES: + Will's nicht raten; + Mit Kleinen tut man kleine Taten, + Mit Großen wird der Kleine groß. + Sieh hin! die schwarze Kranichwolke! + Sie droht dem aufgeregten Volke + Und würde so dem König drohn. + Mit scharfen Schnäbeln, krallen Beinen, + Sie stechen nieder auf die Kleinen; + Verhängnis wetterleuchtet schon. + Ein Frevel tötete die Reiher, + Umstellend ruhigen Friedensweiher. + Doch jener Mordgeschosse Regen + Schafft grausam-blut'gen Rachesegen, + Erregt der Nahverwandten Wut + Nach der Pygmäen frevlem Blut. + Was nützt nun Schild und Helm und Speer? + Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen? + Wie sich Daktyl und Imse bergen! + Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer. + + ANAXAGORAS: + Konnt' ich bisher die Unterirdischen loben, + So wend' ich mich in diesem Fall nach oben... + Du! droben ewig Unveraltete, + Dreinamig-Dreigestaltete, + Dich ruf' ich an bei meines Volkes Weh, + Diana, Luna, Hekate! + Du Brusterweiternde, im Tiefsten Sinnige, + Du Ruhigscheinende, Gewaltsam-Innige, + Eröffne deiner Schatten grausen Schlund, + Die alte Macht sei ohne Zauber kund! + Bin ich zu schnell erhört? + Hat mein Flehn + Nach jenen Höhn + Die Ordnung der Natur gestört? + Und größer, immer größer nahet schon + Der Göttin rundumschriebner Thron, + Dem Auge furchtbar, ungeheuer! + Ins Düstre rötet sich sein Feuer... + Nicht näher, drohend-mächtige Runde! + Du richtest uns und Land und Meer zugrunde! + So wär' es wahr, daß dich thessalische Frauen + In frevlend magischem Vertrauen + Von deinem Pfad herabgesungen, + Verderblichstes dir abgerungen?... + Das lichte Schild hat sich umdunkelt, + Auf einmal reißt's und blitzt und funkelt! + Welch ein Geprassel! Welch ein Zischen! + Ein Donnern, Windgetüm dazwischen!-- + Demütig zu des Thrones Stufen!-- + Verzeiht! Ich hab' es hergerufen. + + THALES: + Was dieser Mann nicht alles hört' und sah! + Ich weiß nicht recht, wie uns geschah, + Auch hab' ich's nicht mit ihm empfunden. + Gestehen wir, es sind verrückte Stunden, + Und Luna wiegt sich ganz bequem + An ihrem Platz, so wie vordem. + + HOMUNCULUS: + Schaut hin nach der Pygmäen Sitz! + Der Berg war rund, jetzt ist er spitz. + Ich spürt' ein ungeheures Prallen, + Der Fels war aus dem Mond gefallen; + Gleich hat er, ohne nachzufragen, + So Freund als Feind gequetscht, erschlagen. + Doch muß ich solche Künste loben, + Die schöpferisch, in einer Nacht, + Zugleich von unten und von oben, + Dies Berggebäu zustand gebracht. + + THALES: + Sei ruhig! Es war nur gedacht. + Sie fahre hin, die garstige Brut! + Daß du nicht König warst, ist gut. + Nun fort zum heitern Meeresfeste, + Dort hofft und ehrt man Wundergäste. + + MEPHISTOPHELES: + Da muß ich mich durch steile Felsentreppen, + Durch alter Eichen starre Wurzeln schleppen! + Auf meinem Harz der harzige Dunst + Hat was vom Pech, und das hat meine Gunst, + Zunächst dem Schwefel... Hier, bei diesen Griechen + Ist von dergleichen kaum die Spur zu riechen; + Neugierig aber wär' ich, nachzuspüren, + Womit sie Höllenqual und--flamme schüren. + + DRYAS: + In deinem Lande sei einheimisch klug, + Im fremden bist du nicht gewandt genug. + Du solltest nicht den Sinn zur Heimat kehren, + Der heiligen Eichen Würde hier verehren. + + MEPHISTOPHELES: + Man denkt an das, was man verließ; + Was man gewohnt war, bleibt ein Paradies. + Doch sagt: was in der Höhle dort, + Bei schwachem Licht, sich dreifach hingekauert? + + DRYAS: + Die Phorkyaden! Wage dich zum Ort + Und sprich sie sie an, wenn dich nicht schauert. + + MEPHISTOPHELES: + Warum denn nicht!--Ich sehe was, und staune! + So stolz ich bin, muß ich mir selbst gestehn: + Dergleichen hab' ich nie gesehn, + Die sind ja schlimmer als Alraune... + Wird man die urverworfnen Sünden + Im mindesten noch häßlich finden, + Wenn man dies Dreigetüm erblickt? + Wir litten sie nicht auf den Schwellen + Der grauenvollsten unsrer Höllen. + Hier wurzelt's in der Schönheit Land, + Das wird mit Ruhm antik genannt... + Sie regen sich, sie scheinen mich zu spüren, + Sie zwitschern pfeifend, Fledermaus-Vampyren. + + PHORKYAS: + Gebt mir das Auge, Schwestern, daß es frage, + Wer sich so nah an unsre Tempel wage. + + MEPHISTOPHELES: + Verehrteste! Erlaubt mir, euch zu nahen + Und euren Segen dreifach zu empfahen. + Ich trete vor, zwar noch als Unbekannter, + Doch, irr' ich nicht, weitläufiger Verwandter. + Altwürdige Götter hab' ich schon erblickt, + Vor Ops und Rhea tiefstens mich gebückt; + Die Parzen selbst, des Chaos, eure Schwestern, + Ich sah sie gestern--oder ehegestern; + Doch euresgleichen hab' ich nie erblickt. + Ich schweige nun und fühle mich entzückt. + + PHORKYADEN: + Er scheint Verstand zu haben, dieser Geist. + + MEPHISTOPHELES: + Nur wundert's mich, daß euch kein Dichter preist. + Und sagt: wie kam's, wie konnte das geschehn? + Im Bilde hab' ich nie euch Würdigste gesehn; + Versuch's der Meißel doch, euch zu erreichen, + Nicht Juno, Pallas, Venus und dergleichen. + + PHORKYADEN: + Versenkt in Einsamkeit und stillste Nacht, + Hat unser Drei noch nie daran gedacht! + + MEPHISTOPHELES: + Wie sollt' es auch? da ihr, der Welt entrückt, + Hier niemand seht und niemand euch erblickt. + Da müßtet ihr an solchen Orten wohnen, + Wo Pracht und Kunst auf gleichem Sitze thronen, + Wo jeden Tag, behend, im Doppelschritt, + Ein Marmorblock als Held ins Leben tritt. + Wo-- + + + PHORKYADEN: + Schweige still und gib uns kein Gelüsten! + Was hülf' es uns, und wenn wir's besser wüßten? + In Nacht geboren, Nächtlichem verwandt, + Beinah uns selbst, ganz allen unbekannt. + + MEPHISTOPHELES: + In solchem Fall hat es nicht viel zu sagen, + Man kann sich selbst auch andern übertragen. + Euch dreien gnügt ein Auge, gnügt ein Zahn; + Da ging' es wohl auch mythologisch an, + In zwei die Wesenheit der drei zu fassen, + Der Dritten Bildnis mir zu überlassen, + Auf kurze Zeit. + + + EINE: + Wie dünkt's euch? ging' es an? + + DIE ANDERN: + Versuchen wir's!--doch ohne Aug' und Zahn. + + MEPHISTOPHELES: + Nun habt ihr grad das Beste weggenommen; + Wie würde da das strengste Bild vollkommen! + + EINE: + Drück du ein Auge zu, 's ist leicht geschehn, + Laß alsofort den einen Raffzahn sehn, + Und im Profil wirst du sogleich erreichen, + Geschwisterlich vollkommen uns zu gleichen. + + MEPHISTOPHELES: + Viel Ehr'! Es sei! + + + PHORKYADEN: + Es sei! + + + MEPHISTOPHELES: + Da steh' ich schon, + Des Chaos vielgeliebter Sohn! + + PHORKYADEN: + Des Chaos Töchter sind wir unbestritten. + + MEPHISTOPHELES: + Man schilt mich nun, o Schmach, Hermaphroditen. + + PHORKYADEN: + Im neuen Drei der Schwestern welche Schöne! + Wir haben zwei der Augen, zwei der Zähne. + + MEPHISTOPHELES: + Vor aller Augen muß ich mich verstecken, + Im Höllenpfuhl die Teufel zu erschrecken. + + + + Felsbuchten des ägäischen Meers + + SIRENEN: + Haben sonst bei nächtigem Grauen + Dich thessalische Zauberfrauen + Frevelhaft herabgezogen, + Blicke ruhig von dem Bogen + Deiner Nacht auf Zitterwogen + Mildeblitzend Glanzgewimmel + Und erleuchte das Getümmel, + Das sich aus den Wogen hebt! + Dir zu jedem Dienst erbötig, + Schöne Luna, sei uns gnädig! + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Tönet laut in schärfern Tönen, + Die das breite Meer durchdröhnen, + Volk der Tiefe ruft fortan! + Vor des Sturmes grausen Schlünden + Wichen wir zu stillsten Gründen, + Holder Sang zieht uns heran. + Seht, wie wir im Hochentzücken + Uns mit goldenen Ketten schmücken, + Auch zu Kron' und Edelsteinen + Spang- und Gürtelschmuck vereinen! + Alles das ist eure Frucht. + Schätze, scheiternd hier verschlungen, + Habt ihr uns herangesungen, + Ihr Dämonen unsrer Bucht. + + SIRENEN: + Wissen's wohl, in Meeresfrische + Glatt behagen sich die Fische, + Schwanken Lebens ohne Leid; + Doch, ihr festlich regen Scharen, + Heute möchten wir erfahren, + Daß ihr mehr als Fische seid. + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Ehe wir hieher gekommen, + Haben wir's zu Sinn genommen; + Schwestern, Bur*der, jetzt geschwind! + Heut bedarf's der kleinsten Reise + Zum vollgültigsten Beweise, + Daß wir mehr als Fische sind. + + SIRENEN: + Fort sind sie im Nu! + Nach Samothrace grade zu, + Verschwunden mit günstigem Wind. + Was denken sie zu vollführen + Im Reiche der hohen Kabiren? + Sind Götter! Wundersam eigen, + Die sich immerfort selbst erzeugen + Und niemals wissen, was sie sind. + Bleibe auf deinen Höhn, + Holde Luna, gnädig stehn, + Daß es nächtig verbleibe, + Uns der Tag nicht vertreibe! + + THALES: + Ich führte dich zum alten Nereus gern; + Zwar sind wir nicht von seiner Höhle fern, + Doch hat er einen harten Kopf, + Der widerwärtige Sauertopf. + Das ganze menschliche Geschlecht + Macht's ihm, dem Griesgram, nimmer recht. + Doch ist die Zukunft ihm entdeckt, + Dafür hat jedermann Respekt + Und ehret ihn auf seinem Posten; + Auch hat er manchem wohlgetan. + + HOMUNCULUS: + Probieren wir's und klopfen an! + Nicht gleich wird's Glas und Flamme kosten. + + NEREUS: + Sind's Menschenstimmen, die mein Ohr vernimmt? + Wie es mir gleich im tiefsten Herzen grimmt! + Gebilde, strebsam, Götter zu erreichen, + Und doch verdammt, sich immer selbst zu gleichen. + Seit alten Jahren konnt' ich göttlich ruhn, + Doch trieb mich's an, den Besten wohlzutun; + Und schaut' ich dann zuletzt vollbrachte Taten, + So war es ganz, als hätt' ich nicht geraten. + + THALES: + Und doch, o Greis des Meers, vertraut man dir; + Du bist der Weise, treib uns nicht von hier! + Schau diese Flamme, menschenähnlich zwar, + Sie deinem Rat ergibt sich ganz und gar. + + NEREUS: + Was Rat! Hat Rat bei Menschen je gegolten? + Ein kluges Wort erstarrt im harten Ohr. + So oft auch Tat sich grimmig selbst gescholten, + Bleibt doch das Volk selbstwillig wie zuvor. + Wie hab' ich Paris väterlich gewarnt, + Eh sein Gelüst ein fremdes Weib umgarnt. + Am griechischen Ufer stand er kühnlich da, + Ihm kündet' ich, was ich im Geiste sah: + Die Lüfte qualmend, überströmend Rot, + Gebälke glühend, unten Mord und Tod: + Trojas Gerichtstag, rhythmisch festgebannt, + Jahrtausenden so schrecklich als gekannt. + Des Alten Wort, dem Frechen schien's ein Spiel, + Er folgte seiner Lust, und Ilios fiel-- + Ein Riesenleichnam, starr nach langer Qual, + Des Pindus Adlern gar willkommnes Mahl. + Ulyssen auch! sagt' ich ihm nicht voraus + Der Circe Listen, des Zyklopen Graus? + Das Zaudern sein, der Seinen leichten Sinn, + Und was nicht alles! Bracht' ihm das Gewinn? + Bis vielgeschaukelt ihn, doch spät genug, + Der Woge Gunst an gastlich Ufer trug. + + THALES: + Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual; + Der gute doch versucht es noch einmal. + Ein Quentchen Danks wird, hoch ihn zu vergnügen, + Die Zentner Undanks völlig überwiegen. + Denn nichts Geringes haben wir zu flehn: + Der Knabe da wünscht weislich zu entstehn. + + NEREUS: + Verderbt mir nicht den seltensten Humor! + Ganz andres steht mir heute noch bevor: + Die Töchter hab' ich alle herbeschieden, + Die Grazien des Meeres, die Doriden. + Nicht der Olymp, nicht euer Boden trägt + Ein schön Gebild, das sich so zierlich regt. + Sie werfen sich, anmutigster Gebärde, + Vom Wasserdrachen auf Neptunus' Pferde, + Dem Element aufs zarteste vereint, + Daß selbst der Schaum sie noch zu heben scheint. + Im Farbenspiel von Venus' Muschelwagen + Kommt Galatee, die Schönste, nun getragen, + Die, seit sich Kypris von uns abgekehrt, + In Paphos wird als Göttin selbst verehrt. + Und so besitzt die Holde lange schon, + Als Erbin, Tempelstadt und Wagenthron. + Hinweg! Es ziemt in Vaterfreudenstunde + Nicht Haß dem Herzen, Scheltwort nicht dem Munde. + Hinweg zu Proteus! Fragt den Wundermann: + Wie man entstehn und sich verwandlen kann. + + THALES: + Wir haben nichts durch siesen Schritt gewonnen, + Trifft man auch Proteus, gleich ist er zerronnen; + Und steht er euch, so sagt er nur zuletzt, + Was staunen macht und in Verwirrung setzt. + Du bist einmal bedürftig solchen Rats, + Versuchen wir's und wandlen unsres Pfads! + + SIRENEN: + Was sehen wir von weiten + Das Wellenreich durchgleiten? + Als wie nach Windes Regel + Anzögen weiße Segel, + So hell sind sie zu schauen, + Verklärte Meeresfrauen. + Laßt uns herunterklimmen, + Vernehmt ihr doch die Stimmen. + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Was wir auf Händen tragen, + Soll allen euch behagen. + Chelonens Riesenschilde + Entglänzt ein streng Gebilde: + Sind Götter, die wir bringen; + Müßt hohe Lieder singen. + + SIRENEN: + Klein von Gestalt, + Groß von Gewalt, + Der Scheiternden Retter, + Uralt verehrte Götter. + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Wir bringen die Kabiren, + Ein friedlich Fest zu führen; + Denn wo sie heilig walten, + Neptun wird freundlich schalten. + + SIRENEN: + Wir stehen euch nach; + Wenn ein Schiff zerbrach, + Unwiderstehbar an Kraft + Schützt ihr die Mannschaft. + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Drei haben wir mitgenommen, + Der vierte wollte nicht kommen; + Er sagte, er sei der Rechte, + Der für sie alle dächte. + + SIRENEN: + Ein Gott den andern Gott + Macht wohl zu Spott. + Ehrt ihr alle Gnaden, + Fürchtet jeden Schaden. + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Sind eigentlich ihrer sieben. + + SIRENEN: + Wo sind die drei geblieben? + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Wir wüßten's nicht zu sagen, + Sind im Olymp zu erfragen; + Dort west auch wohl der achte, + An den noch niemand dachte! + In Gnaden uns gewärtig, + Doch alle noch nicht fertig. + Diese Unvergleichlichen + Wollen immer weiter, + Sehnsuchtsvolle Hungerleider + Nach dem Unerreichlichen. + + SIRENEN: + Wir sind gewohnt, + Wo es auch thront, + In Sonn' und Mond + Hinzubeten; es lohnt. + + NEREIDEN UND TRITONEN: + Wie unser Ruhm zum höchsten prangt, + Dieses Fest anzuführen! + + SIRENEN: + Die Helden des Altertums + Ermangeln des Ruhms, + Wo und wie er auch prangt, + Wenn sie das goldne Vlies erlangt, + Ihr die Kabiren. + Wenn sie das goldne Vlies erlangt, + Wir die Kabiren. + + Ihr + + HOMUNCULUS: + Die Ungestalten seh' ich an + Als irden-schlechte Töpfe, + Nun stoßen sich die Weisen dran + Und brechen harte Köpfe. + + THALES: + Das ist es ja, was man begehrt: + Der rost macht erst die Münze wert. + + PROTEUS: + So etwas freut mich alten Fabler! + Je wunderlicher, desto respektabler. + + THALES: + Wo bist du, Proteus? + + + PROTEUS: + Hier! und hier! + + THALES: + Den alten Scherz verzeih' ich dir; + Doch einem Freund nicht eitle Worte! + Ich weiß, du sprichst vom falschen Orte. + + PROTEUS: + Leb' wohl! + + + THALES: + Er ist ganz nah. Nun leuchte frisch! + Er ist neugierig wie ein Fisch; + Und wo er auch gestaltet stockt, + Durch Flammen wird er hergelockt. + + HOMUNCULUS: + Ergieß'ich gleich des Lichtes Menge, + Bescheiden doch, daß ich das Glas nicht sprenge. + + PROTEUS: + Was leuchtet so anmutig schön? + + THALES: + Gut! Wenn du Lust hast, kannst du's näher sehn. + Die kleine Mühe laß dich nicht verdrießen + Und zeige dich auf menschlich beiden Füßen. + Mit unsern Gunsten sei's, mit unserm Willen, + Wer schauen will, was wir verhüllen. + + PROTEUS: + Weltweise Kniffe sind dir noch bewußt. + + THALES: + Gestalt zu wechseln, bleibt noch deine Lust. + + PROTEUS: + Ein leuchtend Zwerglein! Niemals noch gesehn! + + THALES: + Es fragt um Rat und möchte gern entstehn. + Er ist, wie ich von ihm vernommen, + Gar wundersam nur halb zur Welt gekommen. + Ihm fehlt es nicht an geistigen Eigenschaften, + Doch gar zu sehr am greiflich Tüchtighaften. + Bis jetzt gibt ihm das Glas allein Gewicht, + Doch wär' er gern zunächst verkörperlicht. + + PROTEUS: + Du bist ein wahrer Jungfernsohn, + Eh' du sein solltest, bist du schon! + + THALES: + Auch scheint es mir von andrer Seite kritisch: + Er ist, mich dünkt, hermaphroditisch. + + PROTEUS: + Da muß es desto eher glücken; + So wie er anlangt, wird sich's schicken. + Doch gilt es hier nicht viel Besinnen: + Im weiten Meere mußt du anbeginnen! + Da fängt man erst im kleinen an + Und freut sich, Kleinste zu verschlingen, + Man wächst so nach und nach heran + Und bildet sich zu höherem Vollbringen. + + HOMUNCULUS: + Hier weht gar eine weiche Luft, + Es grunelt so, und mir behagt der Duft! + + PROTEUS: + Das glaub' ich, allerliebster Junge! + Und weiter hin wird's viel behäglicher, + Auf dieser schmalen Strandeszunge + Der Dunstkreis noch unsäglicher; + Da vorne sehen wir den Zug, + Der eben herschwebt, nah genug. + Kommt mit dahin! + + + THALES: + Ich gehe mit. + + HOMUNCULUS: + Dreifach merkwürd'ger Geisterschritt! + + CHOR: + Wir haben den Dreizack Neptunen geschmiedet, + Womit er die regesten Wellen begütet. + Entfaltet der Donnrer die Wolken, die vollen, + Entgegnet Neptunus dem greulichen Rollen; + Und wie auch von oben es zackig erblitzt, + Wird Woge nach Woge von unten gespritzt; + Und was auch dazwischen in ängsten gerungen, + Wird, lange geschleudert, vom Tiefsten verschlungen; + Weshalb er uns heute den Zepter gereicht-- + Nun schweben wir festlich, beruhigt und leicht. + + SIRENEN: + Euch, dem Helios Geweihten, + Heitern Tags Gebenedeiten, + Gruß zur Stunde, die bewegt + Lunas Hochverehrung regt! + + TELCHINEN: + Allieblichste Göttin am Bogen da droben! + Du hörst mit Entzücken den Bruder beloben. + Der seligen Rhodus verleihst du ein Ohr, + Dort steigt ihm ein ewiger Päan hervor. + Beginnt er den Tagslauf und ist es getan, + Er blickt uns mit feurigem Strahlenblick an. + Die Berge, die Städte, die Ufer, die Welle + Gefallen dem Gotte, sind lieblich und helle. + Kein Nebel umschwebt uns, und schleicht er sich ein, + Ein Strahl und ein Lüftchen, die Insel ist rein! + Da schaut sich der Hohe in hundert Gebilden, + Als Jüngling, als Riesen, den großen, den milden. + Wir ersten, wir waren's, die Göttergewalt + Aufstellten in würdiger Menschengestalt. + + PROTEUS: + Laß du sie singen, laß sie prahlen! + Der Sonne heiligen Lebestrahlen + Sind tote Werke nur ein Spaß. + Das bildet, schmelzend, unverdrossen; + Und haben sie's in Erz gegossen, + Dann denken sie, es wäre was. + Was ist's zuletzt mit diesen Stolzen? + Die Götterbilder standen groß-- + Zerstörte sie ein Erdestoß; + Längst sind sie wieder eingeschmolzen. + Das Erdetreiben, wie's auch sei, + Ist immer doch nur Plackerei; + Dem Leben frommt die Welle besser; + Dich trägt ins ewige Gewässer + + PROTEUS-DELPHIN: + Schon ist's getan! + Da soll es dir zum schönsten glücken: + Ich nehme dich auf meinen Rücken, + Vermähle dich dem Ozean. + + THALES: + Gib nach dem löblichen Verlangen, + Von vorn die Schöpfung anzufangen! + Zu raschem Wirken sei bereit! + Da regst du dich nach ewigen Normen, + Durch tausend, abertausend Formen, + Und bis zum Menschen hast du Zeit. + + PROTEUS: + Komm geistig mit in feuchte Weite, + Da lebst du gleich in Läng' und Breite, + Beliebig regest du dich hier; + Nur strebe nicht nach höheren Orden: + Denn bist du erst ein Mensch geworden, + Dann ist es völlig aus mit dir. + + THALES: + Nachdem es kommt; 's ist auch wohl fein, + Ein wackrer Mann zu seiner Zeit zu sein. + + PROTEUS: + So einer wohl von deinem Schlag! + Das hält noch eine Weile nach; + Denn unter bleichen Geisterscharen + Seh' ich dich schon seit vielen hundret Jahern. + + SIRENEN: + Welch ein Ring von Wölkchen ründet + Um den Mond so reichen Kreis? + Tauben sind es, liebentzündet, + Fittiche, wie Licht so weiß. + Paphos hat sie hergesendet, + Ihre brünstige Vogelschar; + Unser Fest, es ist vollendet, + Heitre Wonne voll und klar! + + NEREUS: + Nennte wohl ein nächtiger Wanderer + Diesen Mondhof Lufterscheinung; + Doch wir Geister sind ganz anderer + Und der einzig richtigen Meinung: + Tauben sind es, die begleiten + Meiner Tochter Muschelfahrt, + Wunderflugs besondrer Art, + Angelernt vor alten Zeiten. + + THALES: + Auch ich halte das fürs Beste, + Was dem wackern Mann gefällt, + Wenn im stillen, warmen Neste + Sich ein Heiliges lebend hält. + + PSYLLEN UND MARSEN: + In Cyperns rauhen Höhlegrüften, + Vom Meergott nicht verschüttet, + Vom Seismos nicht zerrüttet, + Umweht von ewigen Lüften, + Und, wie in den ältesten Tagen, + In stillbewußtem Behagen + Bewahren wir Cypriens Wagen + Und führen, beim Säuseln der Nächte, + Durch liebliches Wellengeflechte, + Unsichtbar dem neuen Geschlechte, + Die lieblichste Tochter heran. + Wir leise Geschäftigen scheuen + Weder Adler noch geflügelten Leuen, + Weder Kreuz noch Mond, + Wie es oben wohnt und thront, + Sich wechselnd wegt und regt, + Sich vertreibt und totschlägt, + Saaten und Städte niederlegt. + Wir, so fortan, + Bringen die lieblichste Herrin heran. + + SIRENEN: + Leicht bewegt, in mäßiger Eile, + Um den Wagen, Kreis um Kreis, + Bald verschlungen Zeil' an Zeile, + Schlangenartig reihenweis, + Naht euch, rüstige Nereiden, + Derbe Fraun, gefällig wild, + Bringet, zärtliche Doriden, + Galateen, der Mutter Bild: + Ernst, den Göttern gleich zu schauen, + Würdiger Unsterblichkeit, + Doch wie holde Menschenfrauen + Lockender Anmutigkeit. + + DORIDEN: + Leih uns, Luna, Licht und Schatten, + Klarheit diesem Jugendflor! + Denn wir zeigen liebe Gatten + Unserm Vater bittend vor. + Knaben sind's, die wir gerettet + Aus der Brandung grimmem Zahn, + Sie, auf Schilf und Moos gebettet, + Aufgewärmt zum Licht heran, + Die es nun mit heißen Küssen + Treulich uns verdanken müssen; + Schau die Holden günstig an! + + NEREUS: + Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen: + Barmherzig sein, und sich zugleich ergetzen. + + DORIDEN: + Lobst du, Vater, unser Walten, + Gönnst uns wohlerworbene Lust, + Laß uns fest, unsterblich halten + Sie an ewiger Jungendbrust. + + NEREUS: + Mögt euch des schönen Fanges freuen, + Den Jüngling bildet euch als Mann; + Allein ich könnte nicht verleihen, + Was Zeus allein gewähren kann. + Die Welle, die euch wogt und schaukelt, + Läßt auch der Liebe nicht Bestand, + Und hat die Neigung ausgegaukelt, + So setzt gemächlich sie ans Land. + + DORIDEN: + Ihr, holde Knaben, seid uns wert, + Doch müssen wir traurig scheiden; + Wir haben ewige Treue begehrt, + Die Götter wollen's nicht leiden. + + DIE JÜNGLINGE: + Wenn ihr uns nur so ferner labt, + Uns wackre Schifferknaben; + Wir haben's nie so gut gehabt + Und wollen's nicht besser haben. + + NEREUS: + Du bist es, mein Liebchen! + + + GALATEE: + O Vater! das Glück! + Delphine, verweilet! mich fesselt der Blick. + + NEREUS: + Vorüber schon, sie ziehen vorüber + In kreisenden Schwunges Bewegung; + Was kümmert sie die innre herzliche Regung! + Ach, nähmen sie mich mit hinüber! + Doch ein einziger Blick ergetzt, + Daß er das ganze Jahr ersetzt, + + THALES: + Heil! Heil! aufs neue! + Wie ich mich blühend freue, + Vom Schönen, Wahren durchdrungen... + Alles ist aus dem Wasser entsprungen!! + Alles wird durch das Wasser erhalten! + Ozean, gönn uns dein ewiges Walten. + Wenn du nicht Wolken sendetest, + Nicht reiche Bäche spendetest, + Hin und her nicht Flüsse wendetest, + Die Ströme nicht vollendetest, + Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt? + Du bist's der das frischeste Leben erhält. + + ECHO: + Du bist's, dem das frischeste Leben entquellt. + + NEREUS: + Sie kehren schwankend fern zurück, + Bringen nicht mehr Blick zu Blick; + In gedehnten Kettenkreisen, + Sich festgemäß zu erweisen, + Windet sich die unzählige Schar. + Aber Galateas Muschelthron + Seh' ich schon und aber schon. + Er glänzt wie ein stern + Durch die Menge. + Geliebtes leuchtet durchs Gedränge! + Auch noch so fern + Schimmert's hell und klar, + Immer nah und wahr. + + HOMUNCULUS: + In dieser holden Feuchte + Was ich auch hier beleuchte, + Ist alles reizend schön. + + PROTEUS: + In dieser Lebensfeuchte + Erglänzt erst deine Leuchte + Mit herrlichem Getön. + + NEREUS: + Welch neues Geheimnis in Mitte der Scharen + Will unseren Augen sich offengebaren? + Was flammt um die Muschel, um Galatees Füße? + Bald lodert es mächtig, bald lieblich, bald süße, + Als wär' es von Pulsen der Liebe gerührt. + + THALES: + Homunculus ist es, von Proteus verführt... + Es sind die Symptome des herrischen Sehnens, + Mir ahnet das ächzen beängsteten Dröhnens; + Er wird sich zerschellen am glänzenden Thron; + Jetzt flammt es, nun blitzt es, ergießet sich schon. + + SIRENEN: + Welch feuriges Wunder verklärt uns die Wellen, + Die gegeneinander sich funkelnd zerschellen? + So leuchtet's und schwanket und hellet hinan: + Die Körper, sie glühen auf nächtlicher Bahn, + Und ringsum ist alles vom Feuer umronnen; + So herrsche denn Eros, der alles begonnen! + Heil dem Meere! Heil den Wogen, + Von dem heilgen Feuer umzogen! + Heil dem Wasser! Heil dem Feuer! + Heil dem seltnen Abenteuer! + + ALL-ALLE: + Heil den mildgewogenen Lüften! + Heil geheimnisreichen Grüften! + Hochgefeiert seid allhier, + Element' ihr alle vier! + + + + + 3. Akt--Vor dem Palaste des Menelas zu Sparta + + HELENA: + Bewundert viel und viel gescholten, Helena, + Vom Strande komm' ich, wo wir erst gelandet sind, + Noch immer trunken von des Gewoges regsamem + Geschaukel, das vom phrygischen Blachgefild uns her + Auf sträubig-hohem Rücken, durch Poseidons Gunst + Und Euros' Kraft, in vaterländische Buchten trug. + Dort unten freuet nun der König Menelas + Der Rückkehr samt den tapfersten seiner Krieger sich. + Du aber heiße mich willkommen, hohes Haus, + Das Tyndareos, mein Vater, nah dem Hange sich + Von Pallas' Hügel wiederkehrend aufgebaut + Und, als ich hier mit Klytämnestren schwesterlich, + Mit Kastor auch und Pollux fröhlich spielend wuchs, + Vor allen Häusern Spartas herrlich ausgeschmückt. + Gegrüßet seid mir, der ehrnen Pforte Flügel ihr! + Durch euer gastlich ladendes Weit-Eröffnen einst + Geschah's, daß mir, erwählt aus vielen, Menelas + In Bräutigamsgestalt entgegenleuchtete. + Eröffnet mir sie wieder, daß ich ein Eilgebot + Des Königs treu erfülle, wie der Gattin ziemt. + Laßt mich hinein! und alles bleibe hinter mir, + Was mich umstrürmte bis hieher, verhängnisvoll. + Denn seit ich diese Schwelle sorgenlos verließ, + Cytherens Tempel besuchend, heiliger Pflicht gemäß, + Mich aber dort ein Räuber griff, der phrygische, + Ist viel geschehen, was die Menschen weit und breit + So gern erzählen, aber der nicht gerne hört, + Von dem die Sage wachsend sich zum Märchen spann. + + CHOR: + Verschmähe nicht, o herrliche Frau, + Des höchsten Gutes Ehrenbesitz! + Denn das größte Glück ist dir einzig beschert, + Der Schönheit Ruhm, der vor allen sich hebt. + Dem Helden tönt sein Name voran, + Drum schreitet er stolz; + Doch beugt sogleich hartnäckigster Mann + Vor der allbezwingenden Schöne den Sinn. + + HELENA: + Genug! mit meinem Gatten bin ich hergeschifft + Und nun von ihm zu seiner Stadt voraugesandt; + Doch welchen Sinn er hegen mag, errat' ich nicht. + Komm' ich als Gattin? komm' ich eine Königin? + Komm' ich ein Opfer für des Fürsten bittern Schmerz + Und für der Griechen lang' erduldetes Mißgeschick? + Erobert bin ich; ob gefangen, weiß ich nicht! + Denn Ruf und Schicksal bestimmten füwahr die Unsterblichen + Zweideutig mir, der Schöngestalt bedenkliche + Begleiter, die an dieser Schwelle mir sogar + Mit düster drohender Gegenwart zur Seite stehn. + Denn schon im hohlen Schiffe blickte mich der Gemahl + Nur selten an, auch sprach er kein erquicklich Wort. + Als wenn er Unheil sänne, saß er gegen mir. + Nun aber, als des Eurotas tiefem Buchtgestad + Hinangefahren der vordern Schiffe Schnäbel kaum + Das Land begrüßten, sprach er, wie vom Gott bewegt: + "Hier steigen meine Krieger nach der Ordnung aus, + Ich mustere sie, am Strand des Meeres hingereiht; + Du aber ziehe weiter, ziehe des heiligen + Eurotas fruchtbegabtem Ufer immer auf, + Die Rosse lenkend auf der feuchten Wiese Schmuck, + Bis daß zur schönen Ebene du gelangen magst, + Wo Lakedämon, einst ein fruchtbar weites Feld, + Von ernsten Bergen nah umgeben, angebaut. + Betrete dann das hochgetürmte Fürstenhaus + Und mustere mir die Mägde, die ich dort zurück + Gelassen, samt der klugen alten Schaffnerin. + Die zeige dir der Schätze reiche Sammlung vor, + Wie sie dein Vater hinterließ und die ich selbst + In Krieg und Frieden, stets vermehrend, aufgehäuft. + Du findest alles nach der Ordnung stehen; denn + Das ist des Fürsten Vorrecht, daß er alles treu + In seinem Hause, wiederkehrend, finde, noch + An seinem Platze jedes, wie er's dort verließ. + Denn nichts zu ändern hat für sich der Knecht Gewalt." + + CHOR: + Erquicke nun am herrlichen Schatz, + Dem stets vermehrten, Augen und Brust! + Denn der Kette Zier, der Krone Geschmuck, + Da ruhn sie stolz, und sie dünken sich was; + Doch tritt nur ein und fordre sie auf, + Sie rüsten sich schnell. + Mich freuet, zu sehn Schönheit in dem Kampf + Gegen Gold und Perlen und Edelgestein. + + HELENA: + Sodann erfolgte des Herren ferneres Herrscherwort: + "Wenn du nun alles nach der Ordnung durchgesehn, + Dann nimm so manchen Dreifuß, als du nötig glaubst, + Und mancherlei Gefäße, die der Opfer sich + Zur Hand verlangt, vollziehend heiligen Festgebrauch. + Die Kessel, auch die Schalen, wie das flache Rund; + Das reinste Wasser aus der heiligen Quelle sei + In hohen Krügen; ferner auch das trockne Holz, + Der Flammen schnell empfänglich, halte da bereit; + Ein wohlgeschliffnes Messer fehle nicht zuletzt; + Doch alles andre geb' ich deiner Sorge hin." + So sprach er, mich zum Scheiden drängend; aber nichts + Lebendigen Atems zeichnet mir der Ordnende, + Das er, die Olympier zu verehren, schlachten will. + Bedenklich ist es; doch ich sorge weiter nicht, + Und alles bleibe hohen Göttern heimgestellt, + Die das vollenden, was in ihrem Sinn sie deucht, + Es möge gut von Menschen oder möge bös + Geachtet sein; die Sterblichen, wir ertragen das. + Schon manchmal hob das schwere Beil der Opfernde + Zu des erdgebeugten Tieres Nacken weihend auf + Und konnt' es nicht vollbringen, denn ihn hinderte + Des nahen Feindes oder Gottes Zwischenkunft. + + CHOR: + Was geschehen werde, sinnst du nicht aus; + Königin, schreite dahin + Guten Muts! + Gutes und Böses kommt + Unerwartet dem Menschen; + Auch verkündet, glauben wir's nicht. + Brannte doch Troja, sahen wir doch + Tod vor Augen, schmählichen Tod; + Und sind wir nicht hier + Dir gesellt, dienstbar freudig, + Schauen des Himmels blendende Sonne + Und das Schönste der Erde + Huldvoll, dich, uns Glücklichen? + + HELENA: + Sei's wie es sei! Was auch bevorsteht, mir geziemt, + Hinaufzusteigen ungesäumt in das Königshaus, + Das, lang' entbehrt und viel ersehnt und fast verscherzt, + Mir abermals vor Augen steht, ich weiß nicht wie. + Die Füße tragen mich so mutig nicht empor + Die hohen Stufen, die ich kindisch übersprang. + + CHOR: + Werfet, o Schwestern, ihr + Traurig gefangenen, + Alle Schmerzen ins Weite; + Teilet der Herrin Glück, + Teilet Helenens Glück, + Welche zu Vaterhauses Herd, + Zwar mit spät zurückkehrendem, + Aber mit desto festerem + Fuße freudig herannaht. + Preiset die heiligen, + Glücklich herstellenden + Und heimführenden Götter! + Schwebt der Entbundene + Doch wie auf Fittichen + über das Rauhste, wenn umsonst + Der Gefangene sehnsuchtsvoll + über die Zinne des Kerkers hin + Armausbreitend sich abhärmt. + Aber sie ergriff ein Gott, + Die Entfernte; + Und aus Ilios' Schutt + Trug er hierher sie zurück + In das alte, das neugeschmückte + Vaterhaus, + Nach unsäglichen + Freuden und Qualen, + Früher Jugendzeit + Angefrischt zu gedenken. + + PANTHALIS: + Verlasset nun des Gesanges freudumgebnen Pfad + Und wendet nach der Türe Flügeln euren Blick! + Was seh' ich, Schwestern? Kehret nicht die Königin + Mit heftigen Schrittes Regung wieder zu uns her? + Was ist es, große Königin, was konnte dir + In deines Hauses Hallen, statt der Deinen Gruß, + Erschütterndes begegnen? Du verbirgst es nicht; + Denn Widerwillen seh' ich an der Stirne dir, + Ein edles Zürnen, das mit überraschung kämpft. + + HELENA: + Der Tochter Zeus' geziemet nicht gemeine Furcht, + Und flüchtig-leise Schreckenshand berührt sie nicht; + Doch das Entsetzen, das, dem Schoß der alten Nacht + Von Urbeginn entsteigend, vielgestaltet noch + Wie glühende Wolken aus des Berges Feuerschlund + Herauf sich wälzt, erschüttert auch des Helden Brust. + So haben heute grauenvoll die Stygischen + Ins Haus den Eintritt mir bezeichnet, daß ich gern + Von oft betretner, langersehnter Schwelle mich, + Entlaßnem Gaste gleich, entfernend scheiden mag. + Doch nein! gewichen bin ich her ans Licht, und sollt + Ihr weiter nicht mich treiben, Mächte, wer ihr seid. + Auf Weihe will ich sinnen, dann gereinigt mag + Des Herdes Glut die Frau begrüßen wie den Herrn. + + CHORFÜHRERIN: + Entdecke deinen Dienerinnen, edle Frau, + Die dir verehrend beistehn, was begegnet ist. + + HELENA: + Was ich gesehen, sollt ihr selbst mit Augen sehn, + Wenn ihr Gebilde nicht die alte Nacht sogleich + Zurückgeschlungen in ihrer Tiefe Wunderschoß. + Doch daß ihr's wisset, sag' ich's euch mit Worten an: + Als ich des Königshauses ernsten Binnenraum, + Der nächsten Pflicht gedenkend, feierlich betrat, + Erstaunt' ich ob der öden Gänge Schweigsamkeit, + Nicht Schall der emsig Wandelnden begegnete + Dem Ohr, nicht raschgeschäftiges Eiligtun dem Blick, + Und keine Magd erschien mir, keine Schaffnerin, + Die jeden Fremden freundlich sonst begrüßenden. + Als aber ich dem Schoße des Herdes mich genaht, + Da sah ich, bei verglommner Asche lauem Rest, + Am Boden sitzen welch verhülltes großes Weib, + Der Schlafenden nicht vergleichbar, wohl der Sinnenden. + Mit Herrscherworten ruf' ich sie zur Arbeit auf, + Die Schaffnerin mir vermutend, die indes vielleicht + Des Gatten Vorsicht hinterlassend angestellt; + Doch eingefaltet sitzt die Unbewegliche; + Nur endlich rührt sie auf mein Dräun den rechten Arm, + Als wiese sie von Herd und Halle mich hinweg. + Ich wende zürnend mich ab von ihr und eile gleich + Den Stufen zu, worauf empor der Thalamos + Geschmückt sich hebt und nah daran das Schatzgemach; + Allein das Wunder reißt sich schnell vom Boden auf, + Gebietrisch mir den Weg vertretend, zeigt es sich + In hagrer Größe, hohlen, blutig-trüben Blicks, + Seltsamer Bildung, wie sie Aug' und Geist verwirrt. + Doch red' ich in die Lüfte; denn das Wort bemüht + Sich nur umsonst, Gestalten schöpferisch aufzubaun. + Da seht sie selbst! sie wagt sogar sich ans Licht hervor! + Hier sind wir Meister, bis der Herr und König kommt. + Die grausen Nachtgeburten drängt der Schönheitsfreund + Phöbus hinweg in Höhlen, oder bändigt sie. + + CHOR: + Vieles erlebt' ich, obgleich die Locke + Jugendlich wallet mir um die Schläfe! + Schreckliches hab' ich vieles gesehen, + Kriegrischen Jammer, Ilios' Nacht, + Als es fiel. + Durch das umwölkte, staubende Tosen + Drängender Krieger hört' ich die Götter + Fürchterlich rufen, hört' ich der Zwietracht + Eherne Stimme schallen durchs Feld, + Mauerwärts. + Ach! sie standen noch, Ilios' + Mauern, aber die Flammenglut + Zog vom Nachbar zum Nachbar schon, + Sich verbreitend von hier und dort + Mit des eignen Sturmes Wehn + über die nächtliche Stadt hin. + Flüchtend sah ich durch Rauch und Glut + Und der züngelnden Flamme Loh'n + Gräßlich zürnender Götter Nahn, + Schreitend Wundergestalten + Riesengroß, durch düsteren + Feuerumleuchteten Qualm hin. + Sah ich's, oder bildete + Mir der angstumschlungene Geist + Solches Verworrene? sagen kann + Nimmer ich's, doch daß ich dies + Gräßliche hier mit Augen schau', + Solches gewiß ja weiß ich; + Könnt' es mit Händen fassen gar, + Hielte von dem Gefährlichen + Nicht zurücke die Furcht mich. + Welche von Phorkys' + Töchtern nur bist du? + Denn ich vergleiche dich + Diesem Geschlechte. + Bist du vielleicht der graugebornen, + Eines Auges und eines Zahns + Wechselsweis teilhaftigen + Graien eine gekommen? + Wagest du Scheusal + Neben der Schönheit + Dich vor dem Kennerblick + Phöbus' zu zeigen? + Tritt du dennoch hervor nur immer; + Denn das Häßliche schaut er nicht, + Wie sein heilig Auge noch + Nie erblickte den Schatten. + Doch uns Sterbliche nötigt, ach, + Leider trauriges Mißgeschick + Zu dem unsäglichen Augenschmerz, + Den das Verwerfliche, Ewig-Unselige + Schönheitliebenden rege macht. + Ja, so höre denn, wenn du frech + Uns entgegenest, höre Fluch, + Höre jeglicher Schelte Drohn + Aus dem verwünschenden Munde der Glücklichen, + Die von Göttern gebildet sind. + + PHORKYAS: + Alt ist das Wort, doch bleibet hoch und wahr der Sinn, + Daß Scham und Schönheit nie zusammen, Hand in Hand, + Den Weg verfolgen über der Erde grünen Pfad. + Tief eingewurzelt wohnt in beiden alter Haß, + Daß, wo sie immer irgend auch des Weges sich + Begegnen, jede der Gernerin den Rücken kehrt. + Dann eilet jede wieder heftiger, weiter fort, + Die Scham betrübt, die Schönheit aber frech gesinnt, + Bis sie zuletzt des Orkus hohle Nacht umfängt, + Wenn nicht das Alter sie vorher gebändigt hat. + Euch find' ich nun, ihr Frechen, aus der Fremde her + Mit übermut ergossen, gleich der Kraniche + Laut-heiser klingendem Zug, der über unser Haupt, + In langer Wolke, krächzend sein Getön herab + Schickt, das den stillen Wandrer über sich hinauf + Zu blicken lockt; doch ziehn sie ihren Weg dahin, + Er geht den seinen; also wird's mit uns geschehn. + Wer seid denn ihr, daß ihr des Königes Hochpalast + Mänadisch wild, Betrunknen gleich, umtoben dürft? + Wer seid ihr denn, daß ihr des Hauses Schaffnerin + Entgegenheulet, wie dem Mond der Hunde Schar? + Wähnt ihr, verborgen sei mir, welch Geschlecht ihr seid, + Du kriegerzeugte, schlachterzogne junge Brut? + Mannlustige du, so wie verführt verführende, + Entnervend beide, Kriegers auch und Bürgers Kraft! + Zu Hauf euch sehend, scheint mir ein Zikadenschwarm + Herabzustürzen, deckend grüne Feldersaat. + Verzehrerinnen fremden Fleißes! Naschende + Vernichterinnen aufgekeimten Wohlstands ihr! + Erobert', marktverkauft', vertauschte Ware du! + + HELENA: + Wer gegenwarts der Frau die Dienerinnen schilt, + Der Gebietrin Hausrecht tastet er vermessen an; + Denn ihr gebührt allein, das Lobenswürdige + Zu rühmen, wie zu strafen, was verwerflich ist. + Auch bin des Dienstes ich wohl zufrieden, den sie mir + Geleistet, als die hohe Kraft von Ilios + Umlagert stand und fiel und lag; nicht weniger, + Als wir der Irrfahrt kummervolle Wechselnot + Ertrugen, wo sonst jeder sich der Nächste bleibt. + Auch hier erwart' ich Gleiches von der muntern Schar; + Nicht, was der Knecht sei, fragt der Herr, nur, wie er dient. + Drum schweige du und grinse sie nicht länger an. + Hast du das Haus des Königs wohl verwahrt bisher + Anstatt der Hausfrau, solches dient zum Ruhme dir; + Doch jetzo kommt sie selber, tritt nun du zurück, + Damit nicht Strafe werde statt verdienten Lohns. + + PHORKYAS: + Den Hausgenossen drohen bleibt ein großes Recht, + Das gottbeglückten Herrschers hohe Gattin sich + Durch langer Jahre weise Leitung wohl verdient. + Da du, nun Anerkannte, neu den alten Platz + Der Königin und Hausfrau wiederum betrittst, + So fasse längst erschlaffte Zügel, herrsche nun, + Nimm in Besitz den Schatz und sämtlich uns dazu. + Vor allem aber schütze mich, die ältere, + Vor dieser Schar, die neben deiner Schönheit Schwan + Nur schlecht befitticht', schnatterhafte Gänse sind. + + CHORFÜHRERIN: + Wie häßlich neben Schönheit zeigt sich Häßlichkeit. + + PHORKYAS: + Wie unverständig neben Klugheit Unverstand. + + CHORETIDE 1: + Von Vater Erebus melde, melde von Mutter Nacht. + + PHORKYAS: + So sprich von Scylla, leiblich dir Geschwisterkind. + + CHORETIDE 2: + An deinem Stammbaum steigt manch Ungeheur empor. + + PHORKYAS: + Zum Orkus hin! da suche deine Sippschaft auf. + + CHORETIDE 3: + Die dorten wohnen, sind dir alle viel zu jung. + + PHORKYAS: + Tiresias, den Alten, gehe buhlend an. + + CHORETIDE 4: + Orions Amme war dir Ur-Urenkelin. + + PHORKYAS: + Harpyen, wähn' ich, fütterten dich im Unflat auf. + + CHORETIDE 5: + Mit was ernährst du so gepflegte Magerkeit? + + PHORKYAS: + Mit Blute nicht, wonach du allzulüstern bist. + + CHORETIDE 6: + Begierig du auf Leichen, ekle Leiche selbst! + + PHORKYAS: + Vampyren-Zähne glänzen dir im frechen Maul. + + CHORFÜHRERIN: + Das deine stopf' ich, wenn ich sage, wer du seist. + + PHORKYAS: + So nenne dich zuerst; das Rätsel hebt sich auf. + + HELENA: + Nicht zürnend, aber traurend schreit' ich zwischen euch, + Verbietend solchen Wechselstreites Ungestüm! + Denn Schädlicheres begegnet nichts dem Herrscherherrn + Als treuer Diener heimlich unterschworner Zwist. + Das Echo seiner Befehle kehrt alsdann nicht mehr + In schnell vollbrachter Tat wohlstimmig ihm zurück, + Nein, eigenwillig brausend tost es um ihn her, + Den selbstverirrten, ins Vergebne scheltenden. + Dies nicht allein. Ihr habt in sittelosem Zorn + Unsel'ger Bilder Schreckgestalten hergebannt, + Die mich umdrängen, daß ich selbst zum Orkus mich + Gerissen fühle, vaterländ'scher Flur zum Trutz. + Ist's wohl Gedächtnis? war es Wahn, der mich ergreift? + War ich das alles? Bin ich's? Werd' ich's künftig sein, + Das Traum- und Schreckbild jener Städteverwüstenden? + Die Mädchen schaudern, aber du, die älteste, + Du stehst gelassen; rede mir verständig Wort. + + PHORKYAS: + Wer langer Jahre mannigfaltigen Glücks gedenkt, + Ihm scheint zuletzt die höchste Göttergunst ein Traum. + Du aber, hochbegünstigt sonder Maß und Ziel, + In Lebensreihe sahst nur Liebesbrünstige, + Entzündet rasch zum kühnsten Wagstück jeder Art. + Schon Theseus haschte früh dich, gierig aufgeregt, + Wie Herakles stark, ein herrlich schön geformter Mann. + + HELENA: + Entführte mich, ein zehenjährig schlankes Reh, + Und mich umschloß Aphidnus' Burg in Attika. + + PHORKYAS: + Durch Kastor und durch Pollux aber bald befreit, + Umworben standst du ausgesuchter Heldenschar. + + HELENA: + Doch stille Gunst vor allen, wie ich gern gesteh', + Gewann Patroklus, er, des Peliden Ebenbild. + + PHORKYAS: + Doch Vaterwille traute dich an Menelas, + Den kühnen Seedurchstreicher, Hausbewahrer auch. + + HELENA: + Die Tochter gab er, gab des Reichs Bestellung ihm. + Aus ehlichem Beisein sproßte dann Hermione. + + PHORKYAS: + Doch als er fern sich Kretas Erbe kühn erstritt, + Dir Einsamen da erschien ein allzuschöner Gast. + + HELENA: + Warum gedenkst du jener halben Witwenschaft, + Und welch Verderben gräßlich mir daraus erwuchs? + + PHORKYAS: + Auch jene Fahrt, mir freigebornen Kreterin + Gefangenschaft erschuf sie, lange Sklaverei. + + HELENA: + Als Schaffnerin bestellt' er dich sogleich hieher, + Vertrauend vieles, Burg und kühn erworbnen Schatz. + + PHORKYAS: + Die du verließest, Ilios' umtürmter Stadt + Und unerschöpften Liebesfreuden zugewandt. + + HELENA: + Gedenke nicht der Freuden! allzuherben Leids + Unendlichkeit ergoß sich über Brust und Haupt. + + PHORKYAS: + Doch sagt man, du erschienst ein doppelhaft Gebild, + In Ilios gesehen und in ägypten auch. + + HELENA: + Verwirre wüsten Sinnes Aberwitz nicht gar. + Selbst jetzo, welche denn ich sei, ich weiß es nicht. + + PHORKYAS: + Dann sagen sie: aus hohlem Schattenreich herauf + Gesellte sich inbrünstig noch Achill zu dir! + Dich früher liebend gegen allen Geschicks Beschluß. + + HELENA: + Ich als Idol, ihm dem Idol verband ich mich. + Es war ein Traum, so sagen ja die Worte selbst. + Ich schwinde hin und werde selbst mir ein Idol. + + CHOR: + Schweige, schweige! + Mißblickende, Mißredende du! + Aus so gräßlichen einzahnigen + Lippen, was enthaucht wohl + Solchem furchtbaren Greuelschlund! + Denn der Bösartige, wohltätig erscheinend, + Wolfesgrimm unter schafwolligem Vlies, + Mir ist er weit schrecklicher als des drei-+ + köpfigen/ Hundes Rachen. + ängstlich lauschend stehn wir da: + Wann? wie? wo nur bricht's hervor, + Solcher Tücke + Tiefauflauerndes Ungetüm? + Nun denn, statt freundlich mit Trost reich begabten, + Letheschenkenden, holdmildesten Worts + Regest du auf aller Vergangenheit + Bösestes mehr denn Gutes + Und verdüsterst allzugleich + Mit dem Glanz der Gegenwart + Auch der Zukunft + Mild aufschimmerndes Hoffnungslicht. + Schweige, schweige! + Daß der Königin Seele, + Schon zu entfliehen bereit, + Sich noch halte, festhalte + Die Gestalt aller Gestalten, + Welche die Sonne jemals beschien. + + PHORKYAS: + Tritt hervor aus flüchtigen Wolken, hohe Sonne dieses Tags, + Die verschleiert schon entzückte, blendend nun im Glanze herrscht. + Wie die Welt sich dir entfaltet, schaust du selbst mit holdem Blick. + Schelten sie mich auch für häßlich, kenn' ich doch das Schöne wohl. + + HELENA: + Tret' ich schwankend aus der öde, die im Schwindel mich umgab, + Pflegt' ich gern der Ruhe wieder, denn so müd' ist mein Gebein: + Doch es ziemet Königinnen, allen Menschen ziemt es wohl, + Sich zu fassen, zu ermannen, was auch drohend überrascht. + + PHORKYAS: + Stehst du nun in deiner Großheit, deiner Schöne vor uns da, + Sagt dein Blick, daß du befiehlest; was befiehlst du? sprich es aus. + + HELENA: + Eures Haders frech Versäumnis auszugleichen, seid bereit; + Eilt, ein Opfer zu bestellen, wie der König mir gebot. + + PHORKYAS: + Alles ist bereit im Hause, Schale, Dreifuß, scharfes Beil, + Zum Besprengen, zum Beräuchern; das zu Opfernde zeig' an! + + HELENA: + Nicht bezeichnet' es der König. + + + PHORKYAS: + Sprach's nicht aus? O Jammerwort! + + HELENA: + Welch ein Jammer überfällt dich? + + + PHORKYAS: + Königin, du bist gemeint! + + HELENA: + Ich? + + + PHORKYAS: + Und diese. + + + CHOR: + Weh und Jammer! + + + PHORKYAS: + Fallen wirst du durch das Beil. + + HELENA: + Gräßlich doch geahnt; ich Arme! + + + PHORKYAS: + Unvermeidlich scheint es mir. + + CHOR: + Ach! Und uns? + was wird begegnen? + + PHORKYAS: + Sie stirbt einen edlen Tod; + Doch am hohen Balken drinnen, der des Daches Giebel trägt, + Wie im Vogelfang die Drosseln, zappelt ihr der Reihe nach. + + PHORKYAS: + Gespenster!--Gleich erstarrten Bildern steht ihr da, + Geschreckt, vom Tag zu scheiden, der euch nicht gehört. + Die Menschen, die Gespenster sämtlich gleich wie ihr, + Entsagen auch nicht willig hehrem Sonnenschein; + Doch bittet oder rettet niemand sie vom Schluß; + Sie wissen's alle, wenigen doch gefällt es nur. + Genug, ihr seid verloren! Also frisch ans Werk. + Herbei, du düstres, kugelrundes Ungetüm! + Wälzt euch hieher, zu schaden gibt es hier nach Lust. + Dem Tragaltar, dem goldgehörnten, gebet Platz, + Das Beil, es liege blinkend über dem Silberrand, + Die Wasserkrüge füllet, abzuwaschen gibt's + Des schwarzen Blutes greuelvolle Besudelung. + Den Teppich breitet köstlich hier am Staube hin, + Damit das Opfer niederkniee königlich + Und eingewickelt, zwar getrennten Haupts sogleich, + Anständig würdig aber doch bestattet sei. + + CHORFÜHRERIN: + Die Königin stehet sinnend an der Seite hier, + Die Mädchen welken gleich gemähtem Wiesengras; + Mir aber deucht, der ältesten, heiliger Pflicht gemäß, + Mit dir das Wort zu wechseln, Ur-Urälteste. + Du bist erfahren, weise, scheinst uns gut gesinnt, + Obschon verkennend hirnlos diese Schar dich traf. + Drum sage, was du möglich noch von Rettung weißt. + + PHORKYAS: + Ist leicht gesagt: von der Königin hängt allein es ab, + Sich selbst zu erhalten, euch Zugaben auch mit ihr. + Entschlossenheit ist nötig und die behendeste. + + CHOR: + Ehrenwürdigste der Parzen, weiseste Sibylle du, + Halte gesperrt die goldene Schere, dann verkünd' uns Tag und Heil; + Denn wir fühlen schon im Schweben, Schwanken, Bammeln unergetzlich + Unsere Gliederchen, die lieber erst im Tanze sich ergetzten, + Ruhten drauf an Liebchens Brust. + + HELENA: + Laß diese bangen! Schmerz empfind' ich, keine Furcht; + Doch kennst du Rettung, dankbar sei sie anerkannt. + Dem Klungen, Weitumsichtigen zeigt fürwahr sich oft + Unmögliches noch als möglich. Sprich und sag' es an. + + CHOR: + Sprich und sage, sag uns eilig: wie entrinnen wir den grausen, + Garstigen Schlingen, die bedrohlich, als die schlechtesten Geschmeide, + Sich um unsre Hälse ziehen? Vorempfinden wir's, die Armen, + Zum Entatmen, zum Ersticken, wenn du, Rhea, aller Götter + Hohe Mutter, dich nicht erbarmst. + + PHORKYAS: + Habt ihr Geduld, des Vortrags langgedehnten Zug + Still anzuhören? Mancherlei Geschichten sind's. + + CHOR: + Geduld genug! Zuhörend leben wir indes. + + PHORKYAS: + Dem, der zu Hause verharrend edlen Schatz bewahrt + Und hoher Wohnung Mauern auszukitten weiß, + Wie auch das Dach zu sichern vor des Regens Drang, + Dem wird es wohlgehn lange Lebenstage durch; + Wer aber seiner Schwelle heilige Richte leicht + Mit flüchtigen Sohlen überschreitet freventlich, + Der findet wiederkehrend wohl den alten Platz, + Doch umgeändert alles, wo nicht gar zerstört. + + HELENA: + Wozu dergleichen wohlbekannte Sprüche hier? + Du willst erzählen; rege nicht an Verdrießliches. + + PHORKYAS: + Geschichtlich ist es, ist ein Vorwurf keineswegs. + Raubschiffend ruderte Menelas von Bucht zu Bucht, + Gestad' und Inseln, alles streift' er feindlich an, + Mit Beute wiederkehrend, wie sie drinnen starrt. + Vor Ilios verbracht' er langer Jahre zehn; + Zur Heimfahrt aber weiß ich nicht wie viel es war. + Allein wie steht es hier am Platz um Tyndareos' + Erhabnes Haus? wie stehet es mit dem Reich umher? + + HELENA: + Ist dir denn so das Schelten gänzlich einverleibt, + Daß ohne Tadeln du keine Lippe regen kannst? + + PHORKYAS: + So viele Jahre stand verlassen das Talgebrig, + Das hinter Sparta nordwärts in die Höhe steigt, + Taygetos im Rücken, wo als muntrer Bach + Herab Eurotas rollt und dann, durch unser Tal + An Rohren breit hinfließend, eure sChwäne nährt. + Dort hinten still im Gebirgtal hat ein kühn Geschlecht + Sich angesiedelt, dringend aus cimmerischer Nacht, + Und unersteiglich feste Burg sich aufgetürmt, + Von da sie Land und Leute placken, wie's behagt. + + HELENA: + Das konnten sie vollführen? Ganz unmöglich scheint's. + + PHORKYAS: + Sie hatten Zeit, vielleicht an zwanzig Jahre sind's. + + HELENA: + Ist einer Herr? sind's Räuber viel, verbündete? + + PHORKYAS: + Nicht Räuber sind es, einer aber ist der Herr. + Ich schelt' ihn nicht, und wenn er schon mich heimgesucht. + Wohl konnt' er alles nehmen, doch begnügt' er sich + Mit wenigen Freigeschenken, nannt' er's, nicht Tribut. + + HELENA: + Wie sieht er aus? + + + PHORKYAS: + Nicht übel! mir gefällt er schon. + Es ist ein munterer, kecker, wohlgebildeter, + Wie unter Griechen wenig', ein verständ'ger Mann. + Man schilt das Volk Barbaren, doch ich dächte nicht, + Daß grausam einer wäre, wie vor Ilios + Gar mancher Held sich menschenfresserisch erwies. + Ich acht' auf seine Großheit, ihm vertraut' ich mich. + Und seine Burg! die solltet ihr mit Augen sehn! + Das ist was anderes gegen plumpes Mauerwerk, + Das eure Väter, mir nichts dir nichts, aufgewälzt, + Zyklopisch wie Zyklopen, rohen Stein sogleich + Auf rohe Steine stürzend; dort hingegen, dort + Ist alles senk- und waagerecht und regelhaft. + Von außen schaut sie! himmelan sie strebt empor, + So starr, so wohl in Fugen, spiegelglatt wie Stahl. + Zu klettern hier--ja selbst der Gedanke gleitet ab. + Und innen großer Höfe Raumgelasse, rings + Mit Baulichkeit umgeben, aller Art und Zweck. + Da seht ihr Säulen, Säulchen, Bogen, Bögelchen, + Altane, Galerien, zu schauen aus und ein, + Und Wappen. + + + CHOR: + Was sind Wappen? + + + PHORKYAS: + Ajax führte ja + Geschlungene Schlang' im Schilde, wie ihr selbst gesehn. + Die Sieben dort vor Theben trugen Bildnerein + Ein jeder auf seinem Schilde, reich bedeutungsvoll. + Da sah man Mond und Stern' am nächtigen Himmelsraum, + Auch Göttin, Held und Leiter, Schwerter, Fackeln auch, + Und was Bedrängliches guten Städten grimmig droht. + Ein solch Gebilde führt auch unsre Heldenschar + Von seinen Ur-Urahnen her in Farbenglanz. + Da seht ihr Löwen, Adler, Klau' und Schnabel auch, + Dann Büffelhörner, Flügel, Rosen, Pfauenschweif, + Auch Streifen, gold und schwarz und silbern, blau und rot. + Dergleichen hängt in Sälen Reih' an Reihe fort. + In Sälen, grenzenlosen, wie die Welt so weit; + Da könnt ihr tanzen! + + + CHOR: + Sage, gibt's auch Tänzer da? + + PHORKYAS: + Die besten! goldgelockte, frische Bubenschar. + Die duften Jugend! Paris duftete einzig so, + Als er der Königin zu nahe kam. + + + HELENA: + Du fällst + Ganz aus der Rolle; sage mir das letzte Wort! + + PHORKYAS: + Du sprichst das letzte, sagst mit Ernst vernehmlich Ja! + Sogleich umgeb' ich dich mit jener Burg. + + + CHOR: + O sprich + Das kurze Wort und rette dich und uns zugleich! + + HELENA: + Wie? sollt' ich fürchten, daß der König Menelas + So grausam sich verginge, mich zu schädigen? + + PHORKYAS: + Hast du vergessen, wie er deinen Deiphobus, + Des totgekämpften = paris Bruder, unerhört + Verstümmelte, der starrsinnig Witwe dich erstritt + Und glücklich kebste? Nas' und Ohren schnitt er ab + Und stümmelte mehr so: Greuel war es anzuschaun. + + HELENA: + Das tat er jenem, meinetwegen tat er das. + + PHORKYAS: + Um jenes willen wird er dir das gleiche tun. + Unteilbar ist die Schönheit; der sie ganz besaß, + Zerstört sie lieber, fluchend jedem Teilbesitz. + Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid' + Zerreißend anfaßt, also krallt sich Eifersucht + Im Busen fest des Mannes, der das nie vergißt, + Was einst er besaß und nun verlor, nicht mehr besitzt. + + CHOR: + Hörst du nicht die Hörner schallen? siehst der Waffen Blitze nicht? + + PHORKYAS: + Sei willkommen, Herr und König, gerne geb' ich Rechenschaft. + + CHOR: + Aber wir? + + + PHORKYAS: + Ihr wißt es deutlich, seht vor Augen ihren Tod, + Merkt den eurigen da drinne: nein, zu helfen ist euch nicht. + + HELENA: + Ich sann mir aus das Nächste, was ich wagen darf. + Ein Widerdämon bist du, das empfind' ich wohl + Und fürchte, Gutes wendest du zum Bösen um. + Vor allem aber folgen will ich dir zur Burg; + Das andre weiß ich; was die Königin dabei + Im tiefen Busen geheimnisvoll verbergen mag, + Sei jedem unzugänglich. Alte, geh voran! + + CHOR: + O wie gern gehen wir hin, + Eilenden Fußes; + Hinter uns Tod, + Vor uns abermals + Ragender Feste + Unzugängliche Mauer. + Schütze sie ebenso gut, + Eben wie Ilios' Burg, + Die doch endlich nur + Niederträchtiger List erlag. + Wie? aber wie? + Schwestern, schaut euch um! + Was es nicht heiterer Tag? + Nebel schwanken streifig empor + Aus Eurotas' heil'ger Flut; + Schon entschwand das liebliche + Schilfumkränzte Gestade dem Blick; + Auch die frei, zierlich-stolz + Sanfthingleitenden Schwäne + In gesell'ger Schwimmlust + Seh' ich, ach, nicht mehr! + Doch, aber doch + Tönen hör' ich sie, + Tönen fern heiseren Ton! + Tod verkündenden, sagen sie. + Ach daß uns er nur nicht auch, + Statt verheißener Rettung Heil, + Untergang verkünde zuletzt; + Uns, den Schwangleichen, Lang-+ + Schön-Weißhalsigen,/ und ach! + Unsrer Schwanerzeugten. + Weh uns, weh, weh! + Alles deckte sich schon + Rings mit Nebel umher. + Sehen wir doch einander nicht! + Was geschieht? gehen wir? + Schweben wir nur + Trippelnden Schrittes am Boden hin? + Siehst du nichts? Schwebt nicht etwa gar + Hermes voran? Blinkt nicht der goldne Stab + Heischend, gebietend uns wieder zurück + Zu dem unerfreulichen, grautagenden, + Ungreifbarer Gebilde vollen, + überfüllten, ewig leeren Hades? + Ja auf einmal wird es düster, ohne Glanz entschwebt der Nebel + Dunkelgräulich, mauerbräunlich. Mauern stellen sich dem Blicke, + Freiem Blicke starr entgegen. Ist's ein Hof? ist's tiefe Grube? + Schauerlich in jedem Falle! Schwestern, ach! wir sind gefangen, + So gefangen wie nur je. + + + + Innerer Burghof + + CHORFÜHRERIN: + Vorschnell und töricht, echt wahrhaftes Weibsgebild! + Vom Augenblick abhängig, Spiel der Witterung, + Des Glücks und Unglücks! Keins von beiden wißt ihr je + Zu bestehn mit Gleichmut. Eine widerspricht ja stets + Der andern heftig, überquer die andern ihr; + In Freud' und Schmerz nur heult und lacht ihr gleichen Tons. + Nun schweigt! und wartet horchend, was die Herrscherin + Hochsinnig hier beschließen mag für sich und uns. + + HELENA: + Wo bist du, Pythonissa? heiße, wie du magst; + Aus diesen Gewölben tritt hervor der düstern Burg. + Gingst etwa du, dem wunderbaren Heldenherrn + Mich anzukündigen, Wohlempfang bereitend mir, + So habe Dank und führe schnell mich ein zu ihm; + Beschluß der Irrfahrt wünsch' ich. Ruhe wünsch' ich nur. + + CHORFÜHRERIN: + Vergebens blickst du, Königin, allseits um dich her; + Verschwunden ist das leidige Bild, verblieb vielleicht + Im Nebel dort, aus dessen Busen wir hieher, + Ich weiß nicht wie, gekommen, schnell und sonder Schritt. + Vielleicht auch irrt sie zweifelhaft im Labyrinth + Der wundersam aus vielen einsgewordnen Burg, + Den Herrn erfragend fürstlicher Hochbegrüßung halb. + Doch sieh, dort oben regt in Menge sich allbereits, + In Galerien, am Fenster, in Portalen rasch + Sich hin und her bewegend, viele Dienerschaft; + Vornehm-willkommnen Gastempfang verkündet es. + + CHOR: + Aufgeht mir das Herz! o, seht nur dahin, + Wie so sittig herab mit verweilendem Tritt + Jungholdeste Schar anständig bewegt + Den geregelten Zug. Wie! auf wessen Befehl + Nur erscheinen, gereiht und gebildet so früh, + Von Jünglingsknaben das herrliche Volk? + Was bewundr' ich zumeist? Ist es zierlicher Gang, + Etwa des Haupts Lockhaar um die blendende Stirn, + Etwa der Wänglein Paar, wie die Pfirsiche rot + Und eben auch so weichwollig beflaumt? + Gern biss' ich hinein, doch ich schaudre davor; + Denn in ähnlichem Fall, da erfüllte der Mund + Sich, gräßlich zu sagen! mit Asche. + Aber die schönsten, + Sie kommen daher; + Was tragen sie nur? + Stufen zum Thron, + Teppich und Sitz, + Umhang und zelt-+ + Artigen/ Schmuck; + über überwallt er, + Wolkenkränze bildend, + Unsrer Königin Haupt; + Denn schon bestieg sie + Eingeladen herrlichen Pfühl. + Tretet heran, + Stufe für Stufe + Reihet euch ernst. + Würdig, o würdig, dreifach würdig + Sei gesegnet ein solcher Empfang! + + CHORFÜHRERIN: + Wenn diesem nicht die Götter, wie sie öfter tun, + Für wenige Zeit nur wundernswürdige Gestalt, + Erhabnen Anstand, liebenswerte Gegenwart + Vorübergänglich liehen, wird ihm jedesmal, + Was er beginnt, gelingen, sei's in Männerschlacht, + So auch im kleinen Kriege mit den schönsten Fraun. + Er ist fürwahr gar vielen andern vorzuziehn, + Die ich doch auch als hochgeschätzt mit Augen sah. + Mit langsam-ernstem, ehrfurchtsvoll gehaltnem Schritt + Seh' ich den Fürsten; wende dich, o Königin! + + FAUST: + Statt feierlichsten Grußes, wie sich ziemte, + Statt ehrfurchtsvollem Willkomm bring' ich dir + In Ketten hart geschlossen solchen Knecht, + Der, Pflicht verfehlend, mir die Pflicht entwand. + Hier kniee nieder, dieser höchsten Frau + Bekenntnis abzulegen deiner Schuld. + Dies ist, erhabne Herrscherin, der Mann, + Mit seltnem Augenblitz vom hohen Turm + Umherzuschaun bestellt, dort Himmelsraum + Und Erdenbreite scharf zu überspähn, + Was etwa da und dort sich melden mag, + Vom Hügelkreis ins Tal zur festen Burg + Sich regen mag, der Herden Woge sei's, + Ein Heereszug vielleicht; wir schützen jene, + Begegnen diesem. Heute, welch Versäumnis! + Du kommst heran, er meldet's nicht; verfehlt + Ist ehrenvoller, schuldigster Empfang + So hohen Gastes. Freventlich verwirkt + Das Leben hat er, läge schon im Blut + Verdienten Todes; doch nur du allein + Bestrafst, begnadigst, wie dir's wohlgefällt. + + HELENA: + So hohe Würde, wie du sie vergönnst, + Als Richterin, als Herrscherin, und wär's + Versuchend nur, wie ich vermuten darf-- + So üb' nun des Richters erste Pflicht, + Beschuldigte zu hören. Rede denn. + + TURMWÄRTER LYNKEUS: + Laß mich knieen, laß mich schauen, + Laß mich sterben, laß mich leben, + Denn schon bin ich hingegeben + Dieser gottgegebnen Frauen. + Harrend auf des Morgens Wonne, + östlich spähend ihren Lauf, + Ging auf einmal mir die Sonne + Wunderbar im Süden auf. + Zog den Blick nach jener Seite, + Statt der Schluchten, statt der Höhn, + Statt der Erd- und Himmelsweite + Sie, die Einzige, zu spähn. + Augenstrahl ist mir verliehen + Wie dem Luchs auf höchstem Baum; + Doch nun mußt' ich mich bemühen + Wie aus tiefem, düsterm Traum. + Wüßt' ich irgend mich zu finden? + Zinne? Turm? geschloßnes Tor? + Nebel schwanken, Nebel schwinden, + Solche Göttin tritt hervor! + Aug' und Brust ihr zugewendet, + Sog ich an den milden Glanz; + Diese Schönheit, wie sie blendet, + Blendete mich Armen ganz. + Ich vergaß des Wächters Pflichten, + Völlig das beschworne Horn; + Drohe nur, mich zu vernichten-- + Schönheit bändigt allen Zorn. + + HELENA: + Das übel, das ich brachte, darf ich nicht + Bestrafen. Wehe mir! Welch streng Geschick + Verfolgt mich, überall der Männer Busen + So zu betören, daß sie weder sich + Noch sonst ein Würdiges verschonten. Raubend jetzt, + Verführend, fechtend, hin und her entrückend, + Halbgötter, Helden, Götter, ja Dämonen, + Sie führten mich im Irren her und hin. + Einfach die Welt verwirrt' ich, dopplet mehr; + Nun dreifach, vierfach bring' ich Not auf Not. + Entferne diesen Guten, laß ihn frei; + Den Gottbetörten treffe keine Schmach. + + FAUST: + Erstaunt, o Königin, seh' ich zugleich + Die sicher Treffende, hier den Getroffnen; + Ich seh' den Bogen, der den Pfeil entsandt, + Verwundet jenen. Pfeile folgen Pfeilen, + Mich treffend. Allwärts ahn' ich überquer + Gefiedert schwirrend sie in Burg und Raum. + Was bin ich nun? Auf einmal machst du mir + Rebellisch die Getreusten, meine Mauern + Unsicher. Also fürcht' ich schon, mein Heer + Gehorcht der siegend unbesiegten Frau. + Was bleibt mir übrig, als mich selbst und alles, + Im Wahn des Meine, dir anheimzugeben? + Zu deinen Füßen laß mich, frei und treu, + Dich Herrin anerkennen, die sogleich + Auftretend sich Besitz und Thron erwarb. + + LYNKEUS: + Du siehst mich, Königin, zurück! + Der Reiche bettelt einen Blick, + Er sieht dich an und fühlt sogleich + Sich bettelarm und fürstenreich. + Was war ich erst? was bin ich nun? + Was ist zu wollen? was zu tun? + Was hilft der Augen schärfster Blitz! + Er prallt zurück an deinem Sitz. + Von Osten kamen wir heran, + Und um den Westen war's getan; + Ein lang und breites Volksgewicht, + Der erste wußte vom letzten nicht. + Der erste fiel, der zweite stand, + Des dritten Lanze war zur Hand; + Ein jeder hundertfach gestärkt, + Erschlagne Tausend unbemerkt. + Wir drängten fort, wir stürmten fort, + Wir waren Herrn von Ort zu Ort; + Und wo ich herrisch heut befahl, + Ein andrer morgen raubt' und stahl. + Wir schauten--elig war die Schau; + Der griff die allerschönste Frau, + Der griff den Stier von festem Tritt, + Die Pferde mußten alle mit. + Ich aber liebte, zu erspähn + Das Seltenste, was man gesehn; + Und was ein andrer auch besaß, + Das war für mich gedörrtes Gras. + Den Schätzen war ich auf der Spur, + Den scharfen Blicken folgt' ich nur, + In alle Taschen blickt' ich ein, + Durchsichtig war mir jeder Schrein. + Und Haufen Goldes waren mein, + Am herrlichsten der Edelstein: + Nun der Smaragd allein verdient, + Daß er an deinem Herzen grünt. + Nun schwanke zwischen Ohr und Mund + Das Tropfenei aus Meeresgrund; + Rubinen werden gar verscheucht, + Das Wangenrot sie niederbleicht. + Und so den allergrößten Schatz + Versetz' ich hier auf deinen Platz; + Zu deinen Füßen sei gebracht + Die Ernte mancher blut'gen Schlacht. + So viele Kisten schlepp' ich her, + Der Eisenkisten hab' ich mehr; + Erlaube mich auf deiner Bahn, + Und Schatzgewölbe füll' ich an. + Denn du bestiegest kaum den Thron, + So neigen schon, so beugen schon + Verstand und Reichtum und Gewalt + Sich vor der einzigen Gestalt. + Das alles hielt ich fest und mein, + Nun aber, lose, wird es dein. + Ich glaubt' es würdig, hoch und bar, + Nun seh' ich, daß es nichtig war. + Verschwunden ist, was ich besaß, + Ein abgemähtes, welkes Gras. + O gib mit einem heitern Blick + Ihm seinen ganzen Wert zurück! + + FAUST: + Entferne schnell die kühn erworbne Last, + Zwar nicht getadelt, aber unbelohnt. + Schon ist Ihr alles eigen, was die Burg + Im Schoß verbirgt; Besondres Ihr zu bieten, + Ist unnütz. Geh und häufe Schatz auf Schatz + Geordnet an. Der ungesehnen Pracht + Erhabnes Bild stell' auf! Laß die Gewölbe + Wie frische Himmel blinken, Paradiese + Von lebelosem Leben richte zu. + Voreilend ihren Tritten laß beblümt + An Teppich Teppiche sich wälzen; ihrem Tritt + Begegne sanfter Boden; ihrem Blick, + Nur Göttliche nicht blendend, höchster Glanz. + + LYNKEUS: + Schwach ist, was der Herr befiehlt, + Tut's der Diener, es ist gespielt: + Herrscht doch über Gut und Blut + Dieser Schönheit übermut. + Schon das ganze Heer ist zahm, + Alle Schwerter stumpf und lahm, + Vor der herrlichen Gestalt + Selbst die Sonne matt und kalt, + Vor dem Reichtum des Gesichts + Alles leer und alles nichts. + + HELENA: + Ich wünsche dich zu sprechen, doch herauf + An meine Seite komm! Der leere Platz + Beruft den Herrn und sichert mir den meinen. + + FAUST: + Erst knieend laß die treue Widmung dir + Gefallen, hohe Frau; die Hand, die mich + An deine Seite hebt, laß mich sie küssen. + Bestärke mich als Mitregenten deines + Grenzunbewußten Reichs, gewinne dir + Verehrer, Diener, Wächter all' in einem! + + HELENA: + Vielfache Wunder seh' ich, hör' ich an, + Erstaunen trifft mich, fragen möcht' ich viel. + Doch wünscht' ich Unterricht, warum die Rede + Des Manns mir seltsam klang, seltsam und freundlich. + Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen, + Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt, + Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen. + + FAUST: + Gefällt dir schon die Sprechart unsrer Völker, + O so gewiß entzückt auch der Gesang, + Befriedigt Ohr und Sinn im tiefsten Grunde. + Doch ist am sichersten, wir üben's gleich; + Die Wechselrede lockt es, ruft's hervor. + + HELENA: + So sage denn, wie sprech' ich auch so schön? + + FAUST: + Das ist gar leicht, es muß von Herzen gehn. + Und wenn die Brust von Sehnsucht überfließt, + Man sieht sich um und fragt--+ + + HELENA: + Wer mitgenießt. + + FAUST: + Nun schaut der Geist nicht vorwärts, nicht zurück, + Die Gegenwart allein--+ + + HELENA: + ist unser Glück. + + FAUST: + Schatz ist sie, Hochgewinn, Besitz und Pfand; + Bestätigung, wer gibt sie? + + + HELENA: + Meine Hand. + + CHOR: + Wer verdächt' es unsrer Fürstin, + Gönnet sie dem Herrn der Burg + Freundliches Erzeigen? + Denn gesteht, sämtliche sind wir + Ja Gefangene, wie schon öfter + Seit dem schmählichen Untergang + Ilios' und der ängstlich-+ + labyrinthischen/ Kummerfahrt. + Fraun, gewöhnt an Männerliebe, + Wählerinnen sind sie nicht, + Aber Kennerinnen. + Und wie goldlockigen Hirten + Vielleicht schwarzborstigen Faunen, + Wie es bringt die Gelegenheit, + über die schwellenden Glieder + Vollerteilen sie gleiches Recht. + Nah und näher sitzen sie schon + An einander gelehnet, + Schulter an Schulter, Knie an Knie, + Hand in Hand wiegen sie sich + über des Throns + Aufgepolsterter Herrlichkeit. + Nicht versagt sich die Majestät + Heimlicher Freuden + Vor den Augen des Volkes + übermütiges Offenbarsein. + + HELENA: + Ich fühle mich so fern und doch so nah, + Und sage nur zu gern: Da bin ich! da! + + FAUST: + Ich atme kaum, mir zittert, stockt das Wort; + Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort. + + HELENA: + Ich scheine mir verlebt und doch so neu, + In dich verwebt, dem Unbekannten treu. + + FAUST: + Durchgrüble nicht das einzigste Geschick! + Dasein ist Pflicht, und wär's ein Augenblick. + + PHORKYAS: + Buchstabiert in Liebesfibeln, + Tändelnd grübelt nur am Liebeln, + Müßig liebelt fort im Grübeln, + Doch dazu ist keine Zeit. + Fühlt ihr nicht ein dumpfes Wettern? + Hört nur die Trompete schmettern, + Das Verderben ist nicht weit. + Menelas mit Volkeswogen + Kommt auf euch herangezogen; + Rüstet euch zu herbem Streit! + Von der Siegerschar umwimmelt, + Wie Deiphobus verstümmelt, + Büßest du das Fraungeleit. + Bammelt erst die leichte Ware, + Dieser gleich ist am Altare + Neugeschliffnes Beil bereit. + + FAUST: + Verwegne Störung! widerwärtig dringt sie ein; + Auch nicht in Gefahren mag ich sinnlos Ungestüm. + Den schönsten Boten, Unglücksbotschaft häßlicht ihn; + Du Häßlichste gar, nur schlimme Botschaft bringst du gern. + Doch diesmal soll dir's nicht geraten: leeren Hauchs + Erschüttere du die Lüfte. Hier ist nicht Gefahr, + Und selbst Gefahr erschiene nur als eitles Dräun. + + FAUST: + Nein, gleich sollst du versammelt schauen + Der Helden ungetrennten Kreis: + Nur der verdient die Gunst der Frauen, + Der kräftigst sie zu schützen weiß. + Mit angehaltnem stillen Wüten, + Das euch gewiß den Sieg verschafft, + Ihr, Nordens jugendliche Blüten, + Ihr, Ostens blumenreiche Kraft. + In Stahl gehüllt, vom Strahl umwittert, + Die Schar, die Reich um Reich zerbrach, + Sie treten auf, die Erde schüttert, + Sie schreiten fort, es donnert nach. + An Pylos traten wir zu Lande, + Der alte Nestor ist nicht mehr, + Und alle kleinen Königsbande + Zersprengt das ungebundne Heer. + Drängt ungesäumt von diesen Mauern + Jetzt Menelas dem Meer zurück; + Dort irren mag er, rauben, lauern, + Ihm war es Neigung und Geschick. + Herzoge soll ich euch begrüßen, + Gebietet Spartas Königin; + Nun legt ihr Berg und Tal zu Füßen, + Und euer sei des Reichs Gewinn. + Germane du! Korinthus' Buchten + Verteidige mit Wall und Schutz! + Achaia dann mit hundert Schluchten + Empfehl' ich, Gote, deinem Trutz. + Nach Elis ziehn der Franken Heere, + Messene sei der Sachsen Los, + Normanne reinige die Meere + Und Argolis erschaff' er groß. + Dann wird ein jeder häuslich wohnen, + Nach außen richten Kraft und Blitz; + Doch Sparta soll euch überthronen, + Der Königin verjährter Sitz. + All-einzeln sieht sie euch genießen + Des Landes, dem kein Wohl gebricht; + Ihr sucht getrost zu ihren Füßen + Bestätigung und Recht und Licht. + + CHOR: + Wer die Schönste für sich begehrt, + Tüchtig vor allen Dingen + Seh' er nach Waffen weise sich um; + Schmeichelnd wohl gewann er sich, + Was auf Erden das Höchste; + Aber ruhig besitzt er's nicht: + Schleicher listig entschmeicheln sie ihm, + Räuber kühnlich entreißen sie ihm; + Dieses zu hinderen, sei er bedacht. + Unsern Fürsten lob' ich drum, + Schätz' ihn höher vor andern, + Wie er so tapfer klug sich verband, + Daß die Starken gehorchend stehn, + Jedes Winkes gewärtig. + Seinen Befehl vollziehn sie treu, + Jeder sich selbst zu eignem Nutz + Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank, + Beiden zu höchlichem Ruhmesgewinn. + Denn wer entreißet sie jetzt + Dem gewalt'gen Besitzer? + Ihm gehört sie, ihm sei sie gegönnt, + Doppelt von uns gegönnt, die er + Samt ihr zugleich innen mit sicherster Mauer, + Außen mit mächtigstem Heer umgab. + + FAUST: + Die Gaben, diesen hier verliehen-- + An jeglichen ein reiches Land--, + Sind groß und herrlich; laß sie ziehen! + Wir halten in der Mitte stand. + Und sie beschützen um die Wette, + Ringsum von Wellen angehüpft, + Nichtinsel dich, mit leichter Hügelkette + Europens letztem Bergast angeknüpft. + Das Land, vor aller Länder Sonnen, + Sei ewig jedem Stamm beglückt, + Nun meiner Königin gewonnen, + Das früh an ihr hinaufgeblickt, + Als mit Eurotas' Schilfgeflüster + Sie leuchtend aus der Schale brach, + Der hohen Mutter, dem Geschwister + Das Licht der Augen überstach. + Dies Land, allein zu dir gekehret, + Entbietet seinen höchsten Flor; + Dem Erdkreis, der dir angehöret, + Dein Vaterland, o zieh es vor! + Und duldet auch auf seiner Berge Rücken + Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil, + Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken, + Die Ziege nimmt genäschig kargen Teil. + Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche, + Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün. + Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche + Siehst Wollenherden ausgebreitet ziehn. + Verteilt, vorsichtig abgemessen schreitet + Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand; + Doch Obdach ist den sämtlichen bereitet, + Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand. + Pan schützt sie dort, und Lebensnymphen wohnen + In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum, + Und sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen + Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum. + Alt-Wälder sind's! Die Eiche starret mächtig, + Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast; + Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig, + Steigt rein empor und spielt mit seiner Last. + Und mütterlich im stillen Schattenkreise + Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm; + Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise, + Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm. + Hier ist das Wohlbehagen erblich, + Die Wange heitert wie der Mund, + Ein jeder ist an seinem Platz unsterblich: + Sie sind zufrieden und gesund. + Und so entwickelt sich am reinen Tage + Zu Vaterkraft das holde Kind. + Wir staunen drob; noch immer bleibt die Frage: + Ob's Götter, ob es Menschen sind? + So war Apoll den Hirten zugestaltet, + Daß ihm der schönsten einer glich; + Denn wo Natur im reinen Kreise waltet, + Ergreifen alle Welten sich. + So ist es mir, so ist es dir gelungen; + Vergangeheit sei hinter uns getan! + O fühle dich vom höchsten Gott entsprungen, + Der ersten Welt gehörst du einzig an. + Nicht feste Burg soll dich umschreiben! + Noch zirkt in ewiger Jugendkraft + Für uns, zu wonnevollem Bleiben, + Arkadien in Spartas Nachbarschaft. + Gelockt, auf sel'gem Grund zu wohnen, + Du flüchtetest ins heiterste Geschick! + Zur Laube wandeln sich die Thronen, + Arkadisch frei sei unser Glück! + + + + Szene 42 + + PHORKYAS: + Wie lange Zeit die Mädchen schlafen, weiß ich nicht; + Ob sie sich träumen ließen, was ich hell und klar + Vor Augen sah, ist ebenfalls mir unbekannt. + Drum weck' ich sie. Erstaunen soll das junge Volk; + Ihr Bärtigen auch, die ihr da drunten sitzend harrt, + Glaubhafter Wunder Lösung endlich anzuschaun. + Hervor! hervor! Und schüttelt eure Locken rasch! + Schlaf aus den Augen! Blinzt nicht so und hört mich an! + + CHOR: + Rede nur, erzähl', erzähle, was sich Wunderlichs begeben! + Hören möchten wir am liebsten, was wir gar nicht glauben können; + Denn wir haben Langeweile, diese Felsen anzusehn. + + PHORKYAS: + Kaum die Augen ausgerieben, Kinder, langeweilt ihr schon? + So vernehmt: in diesen Höhlen, diesen Grotten, diesen Lauben + Schutz und Schirmung war verliehen, wie idyllischem Liebespaare, + Unserm Herrn und unsrer Frauen. + + + CHOR: + Wie, da drinnen? + + + PHORKYAS: + Abgesondert + Von der Welt, nur mich, die eine, riefen sie zu stillem Dienste. + Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrauten ziemet, + Schaut' ich um nach etwas andrem. Wendete mich hier- und dorthin, + Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller Wirksamkeiten, + Und so blieben sie allein. + + CHOR: + Tust du doch, als ob da drinnen ganze Weltenräume wären, + Wald und Wiese, Bäche, Seen; welche Märchen spinnst du ab! + + PHORKYAS: + Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte Tiefen: + Saal an Sälen, Hof an Höfen, diese spürt' ich sinnend aus. + Doch auf einmal ein Gelächter echot in den Höhlenräumen; + Schau' ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen Schoß zum Manne, + Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Getändel, + Töriger Liebe Neckereien, Scherzgeschrei und Lustgejauchze + Wechselnd übertäuben mich. + Nackt, ein Genius ohne Flügel, faunenartig ohne Tierheit, + Springt er auf den festen Boden; doch der Boden gegenwirkend + Schnellt ihn zu der luft'gen Höhe, und im zweiten, dritten Sprunge + Rührt er an das Hochgewölb. + ängstlich ruft die Mutter: Springe wiederholt und nach Belieben, + Aber hüte dich, zu fliegen, freier Flug ist dir versagt. + Und so mahnt der treue Vater: In der Erde liegt die Schnellkraft, + Die dich aufwärts treibt; berühre mit der Zehe nur den Boden, + Wie der Erdensohn Antäus bist du alsobald gestärkt. + Und so hüpft er auf die Masse dieses Felsens, von der Kante + Zu dem andern und umher, so wie ein Ball geschlagen springt. + Doch auf einmal in der Spalte rauher Schlucht ist er verschwunden, + Und nun scheint er uns verloren. Mutter jammert, Vater tröstet, + Achselzuckend steh' ich ängstlich. Doch nun wieder welch Erscheinen! + Liegen Schätze dort verborgen? Blumenstreifige Gewande + Hat er würdig angetan. + Quasten schwanken von den Armen, Binden flattern um den Busen, + In der Hand die goldne Leier, völlig wie ein kleiner Phöbus, + Tritt er wohlgemut zur Kante, zu dem überhang; wir staunen. + Und die Eltern vor Entzücken werfen wechselnd sich ans Herz. + Denn wie leuchtet's ihm zu Haupten? Was erglänzt, ist schwer zu sagen, + Ist es Goldschmuck, ist es Flamme übermächtiger Geisteskraft? + Und so regt er sich gebärdend, sich als Knabe schon verkündend + Künftigen Meister alles Schönen, dem die ewigen Melodien + Durch die Glieder sich bewegen; und so werdet ihr ihn hören, + Und so werdet ihr ihn sehn zu einzigster Bewunderung. + + CHOR: + Nennst du ein Wunder dies, + Kretas Erzeugte? + Dichtend belehrendem Wort + Hast du gelauscht wohl nimmer? + Niemals noch gehört Ioniens, + Nie vernommen auch Hellas' + Urväterlicher Sagen + Göttlich-heldenhaften Reichtum? + Alles, was je geschieht + Heutigen Tages, + Trauriger Nachklang ist's + Herrlicher Ahnherrntage; + Nicht vergleicht sich dein Erzählen + Dem, was liebliche Lüge, + Glaubhaftiger als Wahrheit, + Von dem Sohne sang der Maja. + Diesen zierlich und kräftig doch + Kaum geborenen Säugling + Faltet in reinster Windeln Flaum, + Strenget in köstlicher Wickeln Schmuck + Klatschender Wärterinnen Schar + Unvernünftigen Wähnens. + Kräftig und zierlich aber zieht + Schon der Schalk die geschmeidigen + Doch elastischen Glieder + Listig heraus, die purpurne, + ängstlich drückende Schale + Lassend ruhig an seiner Statt; + Gleich dem fertigen Schmetterling, + Der aus starrem Puppenzwang + Flügel entfaltend behendig schlüpft, + Sonnedurchstrahlten äther kühn + Und mutwillig durchflatternd. + So auch er, der Behendeste, + Daß er Dieben und Schälken, + Vorteilsuchenden allen auch + Ewig günstiger Dämon sei, + Dies betätigt er alsobald + Durch gewandteste Künste. + Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt + Er den Trident, ja dem Ares selbst + Schlau das Schwert aus der Scheide; + Bogen und Pfeil dem Phöbus auch, + Wie dem Hephästos die Zange; + Selber Zeus', des Vaters, Blitz + Nähm' er, schreckt' ihn das Feuer nicht; + Doch dem Eros siegt er ob + In beinstellendem Ringerspiel; + Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kost, + Noch vom Busen den Gürtel. + + PHORKYAS: + Höret allerliebste Klänge, + Macht euch schnell von Fabeln frei! + Eurer Götter alt Gemenge, + Laßt es hin, es ist vorbei. + Niemand will euch mehr verstehen, + Fordern wir doch höhern Zoll: + Denn es muß von Herzen gehen, + Was auf Herzen wirken soll. + + CHOR: + Bist du, fürchterliches Wesen, + Diesem Schmeichelton geneigt, + Fühlen wir, als frisch genesen, + Uns zur Tränenlust erweicht. + Laß der Sonne Glanz verschwinden, + Wenn es in der Seele tagt, + Wir im eignen Herzen finden, + Was die ganze Welt versagt. + + EUPHORION: + Hört ihr Kindeslieder singen, + Gleich ist's euer eigner Scherz; + Seht ihr mich im Takte springen, + Hüpft euch elterlich das Herz. + + HELENA: + Liebe, menschlich zu beglücken, + Nähert sie ein edles Zwei, + Doch zu göttlichem Entzücken + Bildet sie ein köstlich Drei. + + FAUST: + Alles ist sodann gefunden: + Ich bin dein, und du bist mein; + Und so stehen wir verbunden, + Dürft' es doch nicht anders sein! + + CHOR: + Wohlgefallen vieler Jahre + In des Knaben mildem Schein + Sammelt sich auf diesem Paare. + O, wie rührt mich der Verein! + + EUPHORION: + Nun laßt mich hüpfen, + Nun laßt mich springen! + Zu allen Lüften + Hinaufzudringen, + Ist mir Begierde, + Sie faßt mich schon. + + FAUST: + Nur mäßig! mäßig! + Nicht ins Verwegne, + Daß Sturz und Unfall + Dir nicht begegne, + Zugrund uns richte + Der teure Sohn! + + EUPHORION: + Ich will nicht länger + Am Boden stocken; + Laßt meine Hände, + Laßt meine Locken, + Laßt meine Kleider! + Sie sind ja mein. + + HELENA: + O denk! o denke, + Wem du gehörest! + Wie es uns kränke, + Wie du zerstörest + Das schön errungene + Mein, Dein und Sein. + + CHOR: + Bald löst, ich fürchte, + Sich der Verein! + + HELENA UND FAUST: + Bändige! bändige + Eltern zuliebe + überlebendige, + Heftige Triebe! + Ländlich im stillen + Ziere den Plan. + + EUPHORION: + Nur euch zu Willen + Halt' ich mich an. + Leichter umschweb' ich hie + Muntres Geschlecht. + Ist nun die Melodie, + Ist die Bewegung recht? + + HELENA: + Ja, das ist wohlgetan; + Führe die Schönen an + Künstlichem Reihn. + + FAUST: + Wäre das doch vorbei! + Mich kann die Gaukelei + Gar nicht erfreun. + + CHOR: + Wenn du der Arme Paar + Lieblich bewegest, + Im Glanz dein lockig Haar + Schüttelnd erregest, + Wenn dir der Fuß so leicht + über die Erde schleicht, + Dort und da wieder hin + Glieder um Glied sich ziehn, + Hast du dein Ziel erreicht, + Liebliches Kind; + All' unsre Herzen sind + All' dir geneigt. + + EUPHORION: + Ihr seid so viele + Leichtfüßige Rehe; + Zu neuem Spiele + Frisch aus der Nähe! + Ich bin der Jäger, + ihr seid das Wild. + + CHOR: + Willst du uns fangen, + Sei nicht behende, + Denn wir verlangen + Doch nur am Ende, + Dich zu umarmen, + Du schönes Bild! + + EUPHORION: + Nur durch die Haine! + Zu Stock und Steine! + Das leicht Errungene, + Das widert mir, + Nur das Erzwungene + Ergetzt mich schier. + + HELENA UND FAUST: + Welch ein Mutwill'! welch ein Rasen! + Keine Mäßigung ist zu hoffen. + Klingt es doch wie Hörnerblasen + über Tal und Wälder dröhnend; + Welch ein Unfug! welch Geschrei! + + CHOR: + Uns ist er vorbeigelaufen; + Mit Verachtung uns verhöhnend, + schleppt er von dem ganzen Haufen + Nun die Wildeste herbei. + + EUPHORION: + Schlepp' ich her die derbe Kleine + Zu erzwungenem Genusse; + Mir zur Wonne, mir zur Lust + Drück' ich widerspenstige Brust, + Küss' ich widerwärtigen Mund, + Tue Kraft und Willen kund. + + MÄDCHEN: + Laß mich los! In dieser Hülle + Ist auch Geistes Mut und Kraft; + Deinem gleich ist unser Wille + Nicht so leicht hinweggerafft. + Glaubst du wohl mich im Gedränge? + Deinem Arm vertraust du viel! + Halte fest, und ich versenge + Dich, den Toren, mir zum Spiel. + Folge mir in leichte Lüfte, + Folge mir in starre Grüfte, + Hasche das verschwundne Ziel! + + EUPHORION: + Felsengedränge hier + Zwischen dem Waldgebüsch, + Was soll die Enge mir, + Bin ich doch jung und frisch. + Winde, sie sausen ja, + Wellen, sie brausen da; + Hör' ich doch beides fern, + Nah wär' ich gern. + + HELENA, FAUST UND CHOR: + Wolltest du den Gemsen gleichen? + Vor dem Falle muß uns graun. + + EUPHORION: + Immer höher muß ich steigen, + Immer weiter muß ich schaun. + Weiß ich nun, wo ich bin! + Mitten der Insel drin, + Mitten in Pelops' Land, + Erde--wie seeverwandt. + + CHOR: + Magst nicht in Berg und Wald + Friedlich verweilen? + Suchen wir alsobald + Reben in Zeilen, + Reben am Hügelrand, + Feigen und Apfelgold. + Ach in dem holden Land + Bleibe du hold! + + EUPHORION: + Träumt ihr den Friedenstag? + Träume, wer träumen mag. + Krieg! ist das Losungswort. + Sieg! und so klingt es fort. + + CHOR: + Wer im Frieden + Wünschet sich Krieg zurück, + Der ist geschieden + Vom Hoffnungsglück. + + EUPHORION: + Welche dies Land gebar + Aus Gefahr in Gefahr, + Frei, unbegrenzten Muts, + Verschwendrisch eignen Bluts, + Den nicht zu dämpfenden + Heiligen Sinn-- + Alle den Kämpfenden + Bring' es Gewinn! + + CHOR: + Seht hinauf, wie hoch gestiegen! + Und er scheint uns doch nicht klein: + Wie im Harnisch, wie zum Siegen, + Wie von Erz und Stahl der Schein. + + EUPHORION: + Keine Wälle, keine Mauern, + Jeder nur sich selbst bewußt; + Feste Burg, um auszudauern, + Ist des Mannes ehrne Brust. + Wollt ihr unerobert wohnen, + Leicht bewaffnet rasch ins Feld; + Frauen werden Amazonen + Und ein jedes Kind ein Held. + + CHOR: + Heilige Poesie, + Himmelan steige sie! + Glänze, der schönste Stern, + Fern und so weiter fern! + Und sie erreicht uns doch + Immer, man hört sie noch, + Vernimmt sie gern. + + EUPHORION: + Nein, nicht ein Kind bin ich erschienen, + In Waffen kommt der Jüngling an; + Gesellt zu Starken, Freien, Kühnen, + Hat er im Geiste schon getan. + Nun fort! + Nun dort + Eröffnet sich zum Ruhm die Bahn. + + HELENA UND FAUST: + Kaum ins Leben eingerufen, + Heitrem Tag gegeben kaum, + Sehnest du von Schwindelstufen + Dich zu schmerzenvollem Raum. + Sind denn wir + Gar nichts dir? + Ist der holde Bund ein Traum? + + EUPHORION: + Und hört ihr donnern auf dem Meere? + Dort widerdonnern Tal um Tal, + In Staub und Wellen, Heer dem Heere, + In Drang um Drang, zu Schmerz und Qual. + Und der Tod + Ist Gebot, + Das versteht sich nun einmal. + + HELENA, FAUST UND CHOR: + Welch Entsetzen! welches Grauen! + Ist der Tod denn dir Gebot? + + EUPHORION: + Sollt' ich aus der Ferne schauen? + Nein! ich teile Sorg' und Not. + + DIE VORIGEN: + Übermut und Gefahr, + Tödliches Los! + + EUPHORION: + Doch!--und ein Flügelpaar + Faltet sich los! + Dorthin! Ich muß! ich muß! + Gönnt mir den Flug! + + CHOR: + Ikarus! Ikarus! + Jammer genug. + + HELENA UND FAUST: + Der Freude folgt sogleich + Grimmige Pein. + + EUPHORIONS STIMME: + Laß mich im düstern Reich, + Mutter, mich nicht allein! + + CHOR: + Nicht allein!--wo du auch weilest, + Denn wir glauben dich zu kennen; + Ach! wenn du dem Tag enteilest, + Wird kein Herz von dir sich trennen. + Wüßten wir doch kaum zu klagen, + Neidend singen wir dein Los: + Dir in klar- und trüben Tagen + Lied und Mut war schön und groß. + Ach! zum Erdenglück geboren, + Hoher Ahnen, großer Kraft, + Leider früh dir selbst verloren, + Jugendblüte weggerafft! + Scharfer Blick, die Welt zu schauen, + Mitsinn jedem Herzensdrang, + Liebesglut der besten Frauen + Und ein eigenster Gesang. + Doch du ranntest unaufhaltsam + Frei ins willenlose Netz, + So entzweitest du gewaltsam + dich mit Sitte, mit Gesetz; + Doch zuletzt das höchste Sinnen + Gab dem reinen Mut Gewicht, + Wolltest Herrliches gewinnen, + Aber es gelang dir nicht. + Wem gelingt es?--Trübe Frage, + Der das Schicksal sich vermummt, + Wenn am unglückseligsten Tage + Blutend alles Volk verstummt. + Doch erfrischet neue Lieder, + Steht nicht länger tief gebeugt: + Denn der Boden zeugt sie wieder, + Wie von je er sie gezeugt. + + HELENA: + Ein altes Wort bewährt sich leider auch an mir: + Daß Glück und Schönheit dauerhaft sich nicht vereint. + Zerrissen ist des Lebens wie der Liebe Band; + Bejammernd beide, sag' ich schmerzlich Lebewohl + Und werfe mich noch einmal in die Arme dir. + Persephoneia, nimm den Knaben auf und mich! + + PHORKYAS: + Halte fest, was dir von allem übrigblieb. + Das Kleid, laß es nicht los. Da zupfen schon + Dämonen an den Zipfeln, möchten gern + Zur Unterwelt es reißen. Halte fest! + Die Göttin ist's nicht mehr, die du verlorst, + Doch göttlich ist's. Bediene dich der hohen, + Unschätzbaren Gunst und hebe dich empor: + Es trägt dich über alles Gemeine rasch + Am äther hin, so lange du dauern kannst. + Wir sehn uns wieder, weit, gar weit von hier. + + PHORKYAS: + Noch immer glücklich aufgefunden! + Die Flamme freilich ist verschwunden, + Doch ist mir um die Welt nicht leid. + Hier bleibt genug, Poeten einzuweihen, + Zu stiften Gild- und Handwerksneid; + Und kann ich die Talente nicht verleihen, + Verborg' ich wenigstens das Kleid. + + PANTHALIS: + Nun eilig, Mädchen! Sind wir doch den Zauber los, + Der alt-thessalischen Vettel wüsten Geisteszwang, + So des Geklimpers vielverworrner Töne Rausch, + Das Ohr verwirrend, schlimmer noch den innern Sinn. + Hinab zum Hades! Eilte doch die Königin + Mit ernstem Gang hinunter. Ihrer Sohle sei + Unmittelbar getreuer Mägde Schritt gefügt. + Wir finden sie am Throne der Unerforschlichen. + + CHOR: + Königinnen freilich, überall sind sie gern; + Auch im Hades stehen sie obenan, + Stolz zu ihresgleichen gesellt, + Mit Persephonen innigst vertraut; + Aber wir im Hintergrunde + Tiefer Asphodelos-Wiesen, + Langgestreckten Pappeln, + Unfruchtbaren Weiden zugesellt, + Welchen Zeitvertreib haben wir? + Fledermausgleich zu piepsen, + Geflüster, unerfreulich, gespenstig. + + PANTHALIS: + Wer keinen Namen sich erwarb noch Edles will, + Gehört den Elementen an; so fahret hin! + Mit meiner Königin zu sein, verlangt mich heiß; + Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person. + + ALLE: + Zurückgegeben sind wir dem Tageslicht, + Zwar Personen nicht mehr, + Das fühlen, das wissen wir, + Aber zum Hades kehren wir nimmer. + Ewig lebendige Natur + Macht auf uns Geister, + Wir auf sie vollgültigen Anspruch. + + EIN TEIL DES CHORES: + Wir in dieser tausend äste Flüsterzittern, Säuselschweben + Reizen tändelnd, locken leise wurzelauf des Lebens Quellen + Nach den Zweigen; bald mit Blättern, bald mit Blüten überschwenglich + Zieren wir die Flatterhaare frei zu luftigem Gedeihn. + Fällt die Frucht, sogleich versammeln lebenslustig Volk und Herden + Sich zum Greifen, sich zum Naschen, eilig kommend, emsig drängend; + Und wie vor den ersten Göttern bückt sich alles um uns her. + + EIN ANDRER TEIL: + Wir, an dieser Felsenwände weithinleuchtend glatten Spiegel + Schmiegen wir, in sanften Wellen uns bewegend, schmeichelnd an; + Horchen, lauschen jedem Laute, Vogelsängen, Röhrigflöten, + Sei es Pans furchtbarer Stimme, Antwort ist sogleich bereit; + Säuselt's, säuseln wir erwidernd, donnert's, rollen unsre Donner + In erschütterndem Verdoppeln, dreifach, zehnfach hintennach. + + EIN DRITTER TEIL: + Schwestern! Wir, bewegtern Sinnes, eilen mit den Bächen weiter; + Denn es reizen jener Ferne reichgeschmückte Hügelzüge. + Immer abwärts, immer tiefer wässern wir, mäandrisch wallend, + Jetzt die Wiese, dann die Matten, gleich den Garten um das Haus. + Dort bezeichnen's der Zypressen schlanke Wipfel, über Landschaft, + Uferzug und Wellenspiegel nach dem äther steigende. + + EIN VIERTER TEIL: + Wallt ihr andern, wo's beliebet; wir umzingeln, wir umrauschen + Den durchaus bepflanzten Hügel, wo am Stab die Rebe grünt; + Dort zu aller Tage Stunden läßt die Leidenschaft des Winzers + Uns des liebevollsten Fleißes zweifelhaft Gelingen sehn. + Bald mit Hacke, bald mit Spaten, bald mit Häufeln, Schneiden, Binden + Betet er zu allen Göttern, fördersamst zum Sonnengott. + Bacchus kümmert sich, der Weichling, wenig um den treuen Diener, + Ruht in Lauben, lehnt in Höhlen, faselnd mit dem jüngsten Faun. + Was zu seiner Träumereien halbem Rausch er je bedurfte, + Immer bleibt es ihm in Schläuchen, ihm in Krügen und Gefäßen, + Rechts und links der kühlen Grüfte, ewige Zeiten aufbewahrt. + Haben aber alle Götter, hat nun Helios vor allen, + Lüftend, feuchtend, wärmend, glutend, Beeren-Füllhorn aufgehäuft, + Wo der stille Winzer wirkte, dort auf einmal wird's lebendig, + Und es rauscht in jedem Laube, raschelt um von Stock zu Stock. + Körbe knarren, Eimer klappern, Tragebutten ächzen hin, + Alles nach der großen Kufe zu der Keltrer kräft'gem Tanz; + Und so wird die heilige Fülle reingeborner saftiger Beeren + Frech zertreten, schäumend, sprühend mischt sich's, widerlich zerquetscht. + Und nun gellt ins Ohr der Zimbeln mit der Becken Erzgetöne, + Denn es hat sich Dionysos aus Mysterien enthüllt; + Kommt hervor mit Ziegenfüßlern, schwenkend Ziegenfüßlerinnen, + Und dazwischen schreit unbändig grell Silenus' öhrig Tier. + Nichts geschont! Gespaltne Klauen treten alle Sitte nieder, + Alle Sinne wirbeln taumlich, gräßlich übertäubt das Ohr. + Nach der Schale tappen Trunkne, überfüllt sind Kopf und Wänste, + Sorglich ist noch ein und andrer, doch vermehrt er die Tumulte, + Denn um neuen Most zu bergen, leert man rasch den alten Schlauch! + + + + + + 4. Akt--Hochgebirg + + FAUST: + Der Einsamkeiten tiefste schauend unter meinem Fuß, + Betret' ich wohlbedächtig dieser Gipfel Saum, + Entlassend meiner Wolke Tragewerk, die mich sanft + An klaren Tagen über Land und Meer geführt. + Sie löst sich langsam, nicht zerstiebend, von mir ab. + Nach Osten strebt die Masse mit geballtem Zug, + Ihr strebt das Auge staunend in Bewundrung nach. + Sie teilt sich wandelnd, wogenhaft, veränderlich. + Doch will sich's modeln.--Ja! das Auge trügt mich nicht!-- + Auf sonnbeglänzten Pfühlen herrlich hingestreckt, + Zwar riesenhaft, ein göttergleiches Fraungebild, + Ich seh's! Junonen ähnlich, Leda'n, Helenen, + Wie majestätisch lieblich mir's im Auge schwankt. + Ach! schon verrückt sich's! Formlos breit und aufgetürmt + Ruht es in Osten, fernen Eisgebirgen gleich, + Und spiegelt blendend flücht'ger Tage großen Sinn. + Doch mir umschwebt ein zarter lichter Nebelstreif + Noch Brust und Stirn, erheiternd, kühl und schmeichelhaft. + Nun steigt es leicht und zaudernd hoch und höher auf, + Fügt sich zusammen.--Täuscht mich ein entzückend Bild, + Als jugenderstes, längstentbehrtes höchstes Gut? + Des tiefsten Herzens frühste Schätze quellen auf: + Aurorens Liebe, leichten Schwung bezeichnet's mir, + Den schnellempfundnen, ersten, kaum verstandnen Blick, + Der, festgehalten, überglänzte jeden Schatz. + Wie Seelenschönheit steigert sich die holde Form, + Löst sich nicht auf, erhebt sich in den äther hin + Und zieht das Beste meines Innern mit sich fort. + + MEPHISTOPHELES: + Das heiß' ich endlich vorgeschritten! + Nun aber sag, was fällt dir ein? + Steigst ab in solcher Greuel Mitten, + Im gräßlich gähnenden Gestein? + Ich kenn' es wohl, doch nicht an dieser Stelle, + Denn eigentlich war das der Grund der Hölle. + + FAUST: + Es fehlt dir nie an närrischen Legenden; + Fängst wieder an, dergleichen auszuspenden. + + MEPHISTOPHELES: + Als Gott der Herr--ich weiß auch wohl, warum-- + Uns aus der Luft in tiefste Tiefen bannte, + Da, wo zentralisch glühend, um und um, + Ein ewig Feuer flammend sich durchbrannte, + Wir fanden uns bei allzugroßer Hellung + In sehr gedrängter, unbequemer Stellung. + Die Teufel fingen sämtlich an zu husten, + Von oben und von unten auszupusten; + Die Hölle schwoll von Schwefelstank und--säure, + Das gab ein Gas! Das ging ins Ungeheure, + So daß gar bald der Länder flache Kruste, + So dick sie war, zerkrachend bersten mußte. + Nun haben wir's an einem andern Zipfel, + Was ehmals Grund war, ist nun Gipfel. + Sie gründen auch hierauf die rechten Lehren, + Das Unterste ins Oberste zu kehren. + Denn wir entrannen knechtisch-heißer Gruft + Ins übermaß der Herrschaft freier Luft. + Ein offenbar Geheimnis, wohl verwahrt, + Und wird nur spät den Völkern offenbart.((ephes. 6,12)) + + FAUST: + Gebirgesmasse bleibt mir edel-stumm, + Ich frage nicht woher und nicht warum. + Als die Natur sich in sich selbst gegründet, + Da hat sie rein den Erdball abgeründet, + Der Gipfel sich, der Schluchten sich erfreut + Und Fels an Fels und Berg an Berg gereiht, + Die Hügel dann bequem hinabgebildet, + Mit sanftem Zug sie in das Tal gemildet. + Da grünt's und wächst's, und um sich zu erfreuen, + Bedarf sie nicht der tollen Strudeleien. + + MEPHISTOPHELES: + Das sprecht Ihr so! Das scheint Euch sonnenklar; + Doch weiß es anders, der zugegen war. + Ich war dabei, als noch da drunten siedend + Der Abgrund schwoll und strömend Flammen trug; + Als Molochs Hammer, Fels an Felsen schmiedend, + Gebirgestrümmer in die Ferne schlug. + Noch starrt das Land von fremden Zentnermassen; + Wer gibt Erklärung solcher Schleudermacht? + Der Philosoph, er weiß es nicht zu fassen, + Da liegt der Fels, man muß ihn liegen lassen, + Zuschanden haben wir uns schon gedacht.-- + Das treu-gemeine Volk allein begreift + Und läßt sich im Begriff nicht stören; + Ihm ist die Weisheit längst gereift: + Ein Wunder ist's, der Satan kommt zu Ehren. + Mein Wandrer hinkt an seiner Glaubenskrücke + Zum Teufelsstein, zur Teufelsbrücke. + + FAUST: + Es ist doch auch bemerkenswert zu achten, + Zu sehn, wie Teufel die Natur betrachten. + + MEPHISTOPHELES: + Was geht mich's an! Natur sei, wie sie sei! + 's ist Ehrenpunkt: der Teufel war dabei! + Wir sind die Leute, Großes zu erreichen; + Tumult, Gewalt und Unsinn! sieh das Zeichen!-- + Doch, daß ich endlich ganz verständlich spreche, + Gefiel dir nichts an unsrer Oberfläche? + Du übersahst, in ungemeßnen Weiten, + Die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeiten. ((matth. 4)) + Doch, ungenügsam, wie du bist, + Empfandest du wohl kein Gelüst? + + FAUST: + Und doch! ein Großes zog mich an. + Errate! + + + MEPHISTOPHELES: + Das ist bald getan. + Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus, + Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus, + Krummenge Gäßchen, spitze Giebeln, + Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln; + Fleischbänke, wo die Schmeißen hausen, + Die fetten Braten anzuschmausen; + Da findest du zu jeder Zeit + Gewiß Gestank und Tätigkeit. + Dann weite Plätze, breite Straßen, + Vornehmen Schein sich anzumaßen; + Und endlich, wo kein Tor beschränkt, + Vorstädte grenzenlos verlängt. + Da freut' ich mich an Rollekutschen, + Am lärmigen Hin- und Widerrutschen, + Am ewigen Hin- und Widerlaufen + Zerstreuter Ameis-Wimmelhaufen. + Und wenn ich führe, wenn ich ritte, + Erschien' ich immer ihre Mitte, + Von Hunderttausenden verehrt. + + FAUST: + Das kann mich nicht zufriedenstellen. + Man freut sich, daß das Volk sich mehrt, + Nach seiner Art behaglich nährt, + Sogar sich bildet, sich belehrt-- + Und man erzieht sich nur Rebellen. + + MEPHISTOPHELES: + Dann baut' ich, grandios, mir selbst bewußt, + Am lustigen Ort ein Schloß zur Lust. + Wald, Hügel, Flächen, Wiesen, Feld + Zum Garten prächtig umbestellt. + Vor grünen Wänden Sammetmatten, + Schnurwege, kunstgerechte Schatten, + Kaskadensturz, durch Fels zu Fels gepaart, + Und Wasserstrahlen aller Art; + Ehrwürdig steigt es dort, doch an den Seiten + Da zischt's und pißt's in tausend Kleinigkeiten. + Dann aber ließ ich allerschönsten Frauen + Vertraut-bequeme Häuslein bauen; + Verbrächte da grenzenlose Zeit + In allerliebst-geselliger Einsamkeit. + Ich sage Fraun; denn ein für allemal + Denk' ich die Schönen im Plural. + + FAUST: + Schlecht und modern! Sardanapal! + + MEPHISTOPHELES: + Errät man wohl, wornach du strebtest? + Es war gewiß erhaben kühn. + Der du dem Mond um so viel näher schwebtest, + Dich zog wohl deine Sucht dahin? + + FAUST: + Mit nichten! dieser Erdenkreis + Gewährt noch Raum zu großen Taten. + Erstaunenswürdiges soll geraten, + Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß. + + MEPHISTOPHELES: + Und also willst du Ruhm verdienen? + Man merkt's, du kommst von Heroinen. + + FAUST: + Herrschaft gewinn' ich, Eigentum! + Die Tat ist alles, nichts der Ruhm. + + MEPHISTOPHELES: + Doch werden sich Poeten finden, + Der Nachwelt deinen Glanz zu künden, + Durch Torheit Torheit zu entzünden. + + FAUST: + Von allem ist dir nichts gewährt. + Was weißt du, was der Mensch begehrt? + Dein widrig Wesen, bitter, scharf, + Was weiß es, was der Mensch bedarf? + + MEPHISTOPHELES: + Geschehe denn nach deinem Willen! + Vertraue mir den Umfang deiner Grillen. + + FAUST: + Mein Auge war aufs hohe Meer gezogen; + Es schwoll empor, sich in sich selbst zu türmen, + Dann ließ es nach und schüttete die Wogen, + Des flachen Ufers Breite zu bestürmen. + Und das verdroß mich; wie der übermut + Den freien Geist, der alle Rechte schätzt, + Durch leidenschaftlich aufgeregtes Blut + Ins Mißbehagen des Gefühls versetzt. + Ich hielt's für Zufall, schärfte meinen Blick: + Die Woge stand und rollte dann zurück, + Entfernte sich vom stolz erreichten Ziel; + Die Stunde kommt, sie wiederholt das Spiel. + + MEPHISTOPHELES: + Da ist für mich nichts Neues zu erfahren, + Das kenn' ich schon seit hunderttausend Jahren. + + FAUST: + Sie schleicht heran, an abertausend Enden, + Unfruchtbar selbst, Unfruchtbarkeit zu spenden; + Nun schwillt's und wächst und rollt und überzieht + Der wüsten Strecke widerlich Gebiet. + Da herrschet Well' auf Welle kraftbegeistet, + Zieht sich zurück, und es ist nichts geleistet, + Was zur Verzweiflung mich beängstigen könnte! + Zwecklose Kraft unbändiger Elemente! + Da wagt mein Geist, sich selbst zu überfliegen; + Hier möcht' ich kämpfen, dies möcht' ich besiegen. + Und es ist möglich!--Flutend wie sie sei, + An jedem Hügel schmiegt sie sich vorbei; + Sie mag sich noch so übermütig regen, + Geringe Höhe ragt ihr stolz entgegen, + Geringe Tiefe zieht sie mächtig an. + Da faßt' ich schnell im Geiste Plan auf Plan: + Erlange dir das köstliche Genießen, + Das herrische Meer vom Ufer auszuschließen, + Der feuchten Breite Grenzen zu verengen + Und, weit hinein, sie in sich selbst zu drängen. + Von Schritt zu Schritt wußt' ich mir's zu erörtern; + Das ist mein Wunsch, den wage zu befördern! + + MEPHISTOPHELES: + Wie leicht ist das! Hörst du die Trommeln fern? + + FAUST: + Schon wieder Krieg! der Kluge hört's nicht gern. + + MEPHISTOPHELES: + Krieg oder Frieden. Klug ist das Bemühen, + Zu seinem Vorteil etwas auszuziehen. + Man paßt, man merkt auf jedes günstige Nu. + Gelegenheit ist da, nun, Fauste, greife zu! + + FAUST: + Mit solchem Rätselkram verschone mich! + Und kurz und gut, was soll's? Erkläre dich. + + MEPHISTOPHELES: + Auf meinem Zuge blieb mir nicht verborgen: + Der gute Kaiser schwebt in großen Sorgen. + Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten, + Ihm falschen Reichtum in die Hände spielten, + Da war die ganze Welt ihm feil. + Denn jung ward ihm der Thron zuteil, + Und ihm beliebt' es, falsch zu schließen, + Es könne wohl zusammengehn + Und sei recht wünschenswert und schön: + Regieren und zugleich genießen. + + FAUST: + Ein großer Irrtum. Wer befehlen soll, + Muß im Befehlen Seligkeit empfinden. + Ihm ist die Brust von hohem Willen voll, + Doch was er will, es darf's kein Mensch ergründen. + Was er den Treusten in das Ohr geraunt, + Es ist getan, und alle Welt erstaunt. + So wird er stets der Allerhöchste sein, + Der Würdigste--; Genießen macht gemein. + + MEPHISTOPHELES: + So ist er nicht. Er selbst genoß, und wie! + Indes zerfiel das Reich in Anarchie, + Wo groß und klein sich kreuz und quer befehdeten + Und Brüder sich vertrieben, töteten, + Burg gegen Burg, Stadt gegen Stadt, + Zunft gegen Adel Fehde hat, + Der Bischof mit Kapitel und Gemeinde; + Was sich nur ansah, waren Feinde. + In Kirchen Mord und Totschlag, vor den Toren + Ist jeder Kauf- und Wandersmann verloren. + Und allen wuchs die Kühnheit nicht gering; + Denn leben hieß sich wehren.--Nun, das ging. + + FAUST: + Es ging--es hinkte, fiel, stand wieder auf, + Dann überschlug sich's, rollte plump zuhauf. + + MEPHISTOPHELES: + Und solchen Zustand durfte niemand schelten, + Ein jeder konnte, jeder wollte gelten. + Der Kleinste selbst, er galt für voll. + Doch war's zuletzt den Besten allzutoll. + Die Tüchtigen, sie standen auf mit Kraft + Und sagten: Herr ist, der uns Ruhe schafft. + Der Kaiser kann's nicht, will's nicht--laßt uns wählen, + Den neuen Kaiser neu das Reich beseelen, + Indem er jeden sicher stellt, + In einer frisch geschaffnen Welt + Fried' und Gerechtigkeit vermählen. + + FAUST: + Das klingt sehr pfäffisch. + + + MEPHISTOPHELES: + Pfaffen waren's auch, + Sie sicherten den wohlgenährten Bauch. + Sie waren mehr als andere beteiligt. + Der Aufruhr schwoll, der Aufruhr ward geheiligt; + Und unser Kaiser, den wir froh gemacht, + Zieht sich hieher, vielleicht zur letzten Schlacht. + + FAUST: + Er jammert mich; er war so gut und offen. + + MEPHISTOPHELES: + Komm, sehn wir zu! der Lebende soll hoffen. + Befrein wir ihn aus diesem engen Tale! + Einmal gerettet, ist's für tausend Male. + Wer weiß, wie noch die Würfel fallen? + Und hat er Glück, so hat er auch Vasallen. + + MEPHISTOPHELES: + Die Stellung, seh' ich, gut ist sie genommen; + Wir treten zu, dann ist der Sieg vollkommen. + + FAUST: + Was kann da zu erwarten sein? + Trug! Zauberblendwerk! Hohler Schein. + + MEPHISTOPHELES: + Kriegslist, um Schlachten zu gewinnen! + Befestige dich bei großen Sinnen, + Indem du deinen Zweck bedenkst. + Erhalten wir dem Kaiser Thron und Lande, + So kniest du nieder und empfängst + Die Lehn von grenzenlosem Strande. + + FAUST: + Schon manches hast du durchgemacht, + Nun, so gewinn auch eine Schlacht! + + MEPHISTOPHELES: + Nein, du gewinnst sie! Diesesmal + Bist du der Obergeneral. + + FAUST: + Das wäre mir die rechte Höhe, + Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe! + + MEPHISTOPHELES: + Laß du den Generalstab sorgen, + Und der Feldmarschall ist geborgen. + Kriegsunrat hab' ich längst verspürt, + Den Kriegsrat gleich voraus formiert + Aus Urgebirgs Urmenschenkraft; + Wohl dem, der sie zusammenrafft. + + FAUST: + Was seh' ich dort, was Waffen trägt? + Hast du das Bergvolk aufgeregt? + + MEPHISTOPHELES: + Nein! aber, gleich Herrn Peter Squenz, + Vom ganzen Praß die Quintessenz. + + MEPHISTOPHELES: + Da kommen meine Bursche ja! + Du siehst, von sehr verschiednen Jahren, + Verschiednem Kleid und Rüstung sind sie da; + Du wirst nicht schlecht mit ihnen fahren. + Es liebt sich jetzt ein jedes Kind + Den Harnisch und den Ritterkragen; + Und, allegorisch wie die Lumpe sind, + Sie werden nur um desto mehr behagen. + + RAUFEBOLD: + Wenn einer mir ins Auge sieht, + Werd' ich ihm mit der Faust gleich in die Fresse fahren, + Und eine Memme, wenn sie flieht, + Fass' ich bei ihren letzten Haaren. + + HABEBALD: + So leere Händel, das sind Possen, + Damit verdirbt man seinen Tag; + Im Nehmen sei nur unverdrossen, + Nach allem andern frag' hernach. + + HALTEFEST: + Damit ist auch nicht viel gewonnen! + Bald ist ein großes Gut zerronnen, + Es rauscht im Lebensstrom hinab. + Zwar nehmen ist recht gut, doch besser ist's, behalten; + Laß du den grauen Kerl nur walten, + Und niemand nimmt dir etwas ab. + + + + Auf dem Vorgebirg + + obergeneral + Noch immer scheint der Vorsatz wohlerwogen, + Daß wir in dies gelegene Tal + Das ganze Heer gedrängt zurückgezogen; + Ich hoffe fest, uns glückt die Wahl. + + KAISER: + Wie es nun geht, es muß sich zeigen; + Doch mich verdrießt die halbe Flucht, das Weichen. + + OBERGENERAL: + Schau hier, mein Fürst, auf unsre rechte Flanke! + Solch ein Terrain wünscht sich der Kriegsgedanke: + Nicht steil die Hügel, doch nicht allzu gänglich, + Den Unsern vorteilhaft, dem Feind verfänglich; + Wir, halb versteckt, auf wellenförmigem Plan; + Die Reiterei, sie wagt sich nicht heran. + + KAISER: + Mir bleibt nichts übrig, als zu loben; + Hier kann sich Arm und Brust erproben. + + OBERGENERAL: + Hier, auf der Mittelwiese flachen Räumlichkeiten, + Siehst du den Phalanx, wohlgemut zu streiten. + Die Piken blinken flimmernd in der Luft, + Im Sonnenglanz, durch Morgennebelduft. + Wie dunkel wogt das mächtige Quadrat! + Zu Tausenden glüht's hier auf große Tat. + Du kannst daran die Masse Kraft erkennen, + Ich trau' ihr zu, der Feinde Kraft zu trennen. + + KAISER: + Den schönen Blick hab' ich zum erstenmal. + Ein solches Heer gilt für die Doppelzahl. + + OBERGENERAL: + Von unsrer Linken hab' ich nichts zu melden, + Den starren Fels besetzen wackere Helden, + Das Steingeklipp, das jetzt von Waffen blitzt, + Den wichtigen Paß der engen Klause schützt. + Ich ahne schon, hier scheitern Feindeskräfte + Unvorgesehn im blutigen Geschäfte. + + KAISER: + Dort ziehn sie her, die falschen Anverwandten, + Wie sie mich Oheim, Vetter, Bruder nannten, + Sich immer mehr und wieder mehr erlaubten, + Dem Zepter Kraft, dem Thron Verehrung raubten, + Dann, unter sich entzweit, das Reich verheerten + Und nun gesamt sich gegen mich empörten. + Die Menge schwankt im ungewissen Geist, + Dann strömt sie nach, wohin der Strom sie reißt. + + OBERGENERAL: + Ein treuer Mann, auf Kundschaft ausgeschickt, + Kommt eilig felsenab; sei's ihm geglückt! + + ERSTER KUNDSCHAFTER: + Glücklich ist sie uns gelungen, + Listig, mutig, unsre Kunst, + Daß wir hin und her gedrungen; + Doch wir bringen wenig Gunst. + Viele schwören reine Huldigung + Dir, wie manche treue Schar; + Doch Untätigkeits-Entschuldigung: + Innere Gärung, Volksgefahr. + + KAISER: + Sich selbst erhalten bleibt der Selbstsucht Lehre, + Nicht Dankbarkeit und Neigung, Pflicht und Ehre. + Bedenkt ihr nicht, wenn eure Rechnung voll, + Daß Nachbars Hausbrand euch verzehren soll? + + OBERGENERAL: + Der zweite kommt, nur langsam steigt er nieder, + Dem müden Manne zittern alle Glieder. + + ZWEITER KUNDSCHAFTER: + Erst gewahrten wir vergnüglich + Wilden Wesens irren Lauf; + Unerwartet, unverzüglich + Trat ein neuer Kaiser auf. + Und auf vorgeschriebnen Bahnen + Zieht die Menge durch die Flur; + Den entrollten Lügenfahnen + Folgen alle.--Schafsnatur! + + KAISER: + Ein Gegenkaiser kommt mir zum Gewinn: + Nun fühl' ich erst, daß ich der Kaiser bin. + Nur als Soldat legt' ich den Harnisch an, + Zu höherm Zweck ist er nun umgetan. + Bei jedem Fest, wenn's noch so glänzend war, + Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr. + Wie ihr auch seid, zum Ringspiel rietet ihr, + Mir schlug das Herz, ich atmete Turnier; + Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgeraten, + Jetzt glänzt' ich schon in lichten Heldentaten. + Selbständig fühlt' ich meine Brust besiegelt, + Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt; + Das Element drang gräßlich auf mich los, + Es war nur Schein, allein der Schein war groß. + Von Sieg und Ruhm hab' ich verwirrt geträumt; + Ich bringe nach, was frevelhaft versäumt. + + FAUST: + Wir treten auf und hoffen, ungescholten; + Auch ohne Not hat Vorsicht wohl gegolten. + Du weißt, das Bergvolk denkt und simuliert, + Ist in Natur- und Felsenschrift studiert. + Die Geister, längst dem flachen Land entzogen, + Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen. + Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte + Im edlen Gas metallisch reicher Düfte; + In stetem Sondern, Prüfen und Verbinden + Ihr einziger Trieb ist, Neues zu erfinden. + Mit leisem Finger geistiger Gewalten + Erbauen sie durchsichtige Gestalten; + Dann im Kristall und seiner ewigen Schweignis + Erblicken sie der Oberwelt Ereignis. + + KAISER: + Vernommen hab' ich's, und ich glaube dir; + Doch, wackrer Mann, sag an: was soll das hier? + + FAUST: + Der Nekromant von Norcia, der Sabiner, + Ist dein getreuer, ehrenhafter Diener. + Welch greulich Schicksal droht' ihm ungeheuer! + Das Reisig prasselte, schon züngelte das Feuer; + Die trocknen Scheite, ringsumher verschränkt, + Mit Pech und Schwefelruten untermengt; + Nicht Mensch, noch Gott, noch Teufel konnte retten, + Die Majestät zersprengte glühende Ketten. + Dort war's in Rom. Er bleibt dir hoch verpflichtet, + Auf deinen Gang in Sorge stets gerichtet. + Von jener Stund' an ganz vergaß er sich, + Er fragt den Stern, die Tiefe nur für dich. + Er trug uns auf, als eiligstes Geschäfte, + Bei dir zu stehn. Groß sind des Berges Kräfte; + Da wirkt Natur so übermächtig frei, + Der Pfaffen Stumpfsinn schilt es Zauberei. + + KAISER: + Am Freudentag, wenn wir die Gäste grüßen, + Die heiter kommen, heiter zu genießen, + Da freut uns jeder, wie er schiebt und drängt + Und, Mann für Mann, der Säle Raum verengt. + Doch höchst willkommen muß der Biedre sein, + Tritt er als Beistand kräftig zu uns ein + Zur Morgenstunde, die bedenklich waltet, + Weil über ihr des Schicksals Waage schaltet. + Doch lenket hier im hohen Augenblick + Die starke Hand vom willigen Schwert zurück, + Ehrt den Moment, wo manche Tausend schreiten, + Für oder wider mich zu streiten. + Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron' begehrt, + Persönlich sei er solcher Ehren wert. + Sei das Gespenst, das, gegen uns erstanden, + Sich Kaiser nennt und Herr von unsern Landen, + Des Heeres Herzog, Lehnherr unsrer Großen, + Mit eigner Faust ins Totenreich gestoßen! + + FAUST: + Wie es auch sei, das Große zu vollenden, + Du tust nicht wohl, dein Haupt so zu verpfänden. + Ist nicht der Helm mit Kamm und Busch geschmückt? + Er schützt das Haupt, das unsern Mut entzückt. + Was, ohne Haupt, was förderten die Glieder? + Denn schläfert jenes, alle sinken nieder; + Wird es verletzt, gleich alle sind verwundet, + Erstehen frisch, wenn jenes rasch gesundet. + Schnell weiß der Arm sein starkes Recht zu nützen; + Er hebt den Schild, den Schädel zu beschützen; + Das Schwert gewahret seiner Pflicht sogleich, + Lenkt kräftig ab und wiederholt den Streich; + Der tüchtige Fuß nimmt teil an ihrem Glück, + Setzt dem Erschlagnen frisch sich ins Genick. + + KAISER: + Das ist mein Zorn, so möcht' ich ihn behandeln, + Das stolze Haupt in Schemeltritt verwandeln! + + HEROLDE: + Wenig Ehre, wenig Geltung + Haben wir daselbst genossen, + Unsrer kräftig edlen Meldung + Lachten sie als schaler Possen: + "Euer Kaiser ist verschollen, + Echo dort im engen Tal; + Wenn wir sein gedenken sollen, + Märchen sagt:--Es war einmal." + + FAUST: + Dem Wunsch gemäß der Besten ist's geschehn, + Die fest und treu an deiner Seite stehn. + Dort naht der Feind, die Deinen harren brünstig; + Befiehl den Angriff, der Moment ist günstig. + + KAISER: + Auf das Kommando leist' ich hier Verzicht. + In deinen Händen, Fürst, sei deine Pflicht. + + OBERGENERAL: + So trete denn der rechte Flügel an! + Des Feindes Linke, eben jetzt im Steigen, + Soll, eh' sie noch den letzten Schritt getan, + Der Jungendkraft geprüfter Treue weichen. + + FAUST: + Erlaube denn, daß dieser muntre Held + Sich ungesäumt in deine Reihen stellt, + Sich deinen Reihen innigst einverleibt + Und, so gesellt, sein kräftig Wesen treibt. + + RAUFEBOLD: + Wer das Gesicht mir zeigt, der kehrt's nicht ab + Als mit zerschlagnen Unter- und Oberbacken; + Wer mir den Rücken kehrt, gleich liegt ihm schlapp + Hals, Kopf und Schopf hinschlotternd graß im Nacken. + Und schlagen deine Männer dann + Mit Schwert und Kolben, wie ich wüte, + So stürzt der Feind, Mann über Mann, + Ersäuft im eigenen Geblüte. + + OBERGENERAL: + Der Phalanx unsrer Mitte folge sacht, + Dem Feind begegn' er, klug mit aller Macht; + Ein wenig rechts, dort hat bereits, erbittert, + Der Unsern Streitkraft ihren Plan erschüttert. + + FAUST: + So folge denn auch dieser deinem Wort! + Er ist behend, reißt alles mit sich fort. + + HABEBALD: + Dem Heldenmut der Kaiserscharen + Soll sich der Durst nach Beute paaren; + Und allen sei das Ziel gestellt: + Des Gegenkaisers reiches Zelt. + Er prahlt nicht lang auf seinem Sitze, + Ich ordne mich dem Phalanx an die Spitze. + + EILEBEUTE: + Bin ich auch ihm nicht angeweibt, + Er mir der liebste Buhle bleibt. + Für uns ist solch ein Herbst gereift! + Die Frau ist grimmig, wenn sie greift, + Ist ohne Schonung, wenn sie raubt; + Im Sieg voran! und alles ist erlaubt. + + OBERGENERAL: + Auf unsre Linke, wie vorauszusehn, + Stürzt ihre Rechte, kräftig. Widerstehn + Wird Mann für Mann dem wütenden Beginnen, + Den engen Paß des Felswegs zu gewinnen. + + FAUST: + So bitte, Herr, auch diesen zu bemerken; + Es schadet nichts, wenn Starke sich verstärken. + + HALTEFEST: + Dem linken Flügel keine Sorgen! + Da, wo ich bin, ist der Besitz geborgen; + In ihm bewähret sich der Alte, + Kein Strahlblitz spaltet, was ich halte. + + MEPHISTOPHELES: + Nun schauet, wie im Hintergrunde + Aus jedem zackigen Felsenschlunde + Bewaffnete hervor sich drängen, + Die schmalen Pfade zu verengen, + Mit Helm und Harnisch, Schwertern, Schilden + In unserm Rücken eine Mauer bilden, + Den Wink erwartend, zuzuschlagen. + Woher das kommt, müßt ihr nicht fragen. + Ich habe freilich nicht gesäumt, + Die Waffensäle ringsum ausgeräumt; + Da standen sie zu Fuß, zu Pferde, + Als wären sie noch Herrn der Erde; + Sonst waren's Ritter, König, Kaiser, + Jetzt sind es nichts als leere Schneckenhäuser; + Gar manch Gespenst hat sich darein geputzt, + Das Mittelalter lebhaft aufgestutzt. + Welch Teufelchen auch drinne steckt, + Für diesmal macht es doch Effekt. + Hört, wie sie sich voraus erbosen, + Blechklappernd aneinander stoßen! + Auch flattern Fahnenfetzen bei Standarten, + Die frischer Lüftchen ungeduldig harrten. + Bedenkt, hier ist ein altes Volk bereit + Und mischte gern sich auch zum neuen Streit. + + FAUST: + Der Horizont hat sich verdunkelt, + Nur hie und da bedeutend funkelt + Ein roter ahnungsvoller Schein; + Schon blutig blinken die Gewehre; + Der Fels, der Wald, die Atmosphäre, + Der ganze Himmel mischt sich ein. + + MEPHISTOPHELES: + Die rechte Flanke hält sich kräftig; + Doch seh' ich ragend unter diesen + Hans Raufbold, den behenden Riesen, + Auf seine Weise rasch geschäftig. + + KAISER: + Erst sah ich einen Arm erhoben, + Jetzt seh' ich schon ein Dutzend toben; + Naturgemäß geschieht es nicht. + + FAUST: + Vernahmst du nichts von Nebelstreifen, + Die auf Siziliens Küsten schweifen? + Dort, schwankend klar, im Tageslicht, + Erhoben zu den Mittellüften, + Gespiegelt in besondern Düften, + Erscheint ein seltsames Gesicht: + Da schwanken Städte hin und wider, + Da steigen Gärten auf und nieder, + Wie Bild um Bild den äther bricht. + + KAISER: + Doch wie bedenklich! Alle Spitzen + Der hohen Speere seh' ich blitzen; + Auf unsres Phalanx blanken Lanzen + Seh' ich behende Flämmchen tanzen. + Das scheint mir gar zu geisterhaft. + + FAUST: + Verzeih, o Herr, das sind die Spuren + Verschollner geistiger Naturen, + Ein Widerschein der Dioskuren, + Bei denen alle Schiffer schwuren; + Sie sammeln hier die letzte Kraft. + + KAISER: + Doch sage: wem sind wir verpflichtet, + Daß die Natur, auf uns gerichtet, + Das Seltenste zusammenrafft? + + MEPHISTOPHELES: + Wem als dem Meister, jenem hohen, + Der dein Geschick im Busen trägt? + Durch deiner Feinde starkes Drohen + Ist er im Tiefsten aufgeregt. + Sein Dank will dich gerettet sehen, + Und sollt' er selbst daran vergehen. + + KAISER: + Sie jubelten, mich pomphaft umzuführen; + Ich war nun was, das wollt' ich auch probieren + Und fand's gelegen, ohne viel zu denken, + Dem weißen Barte kühle Luft zu schenken. + Dem Klerus hab' ich eine Lust verdorben, + Und ihre Gunst mir freilich nicht erworben. + Nun sollt' ich, seit so manchen Jahren, + Die Wirkung frohen Tuns erfahren? + + FAUST: + Freiherzige Wohltat wuchert reich; + Laß deinen Blick sich aufwärts wenden! + Mich deucht, er will ein Zeichen senden, + Gib acht, es deutet sich sogleich. + + KAISER: + Ein Adler schwebt im Himmelhohen, + Ein Greif ihm nach mit wildem Drohen. + + FAUST: + Gib acht: gar günstig scheint es mir. + Greif ist ein fabelhaftes Tier; + Wie kann es sich so weit vergessen, + Mit echtem Adler sich zu messen? + + KAISER: + Nunmehr, in weitgedehnten Kreisen, + Umziehn sie sich;--in gleichem Nu + Sie fahren aufeinander zu, + Sich Brust und Hälse zu zerreißen. + + FAUST: + Nun merke, wie der leidige Greif, + Zerzerrt, zerzaust, nur Schaden findet + Und mit gesenktem Löwenschweif, + Zum Gipfelwald gestürzt, verschwindet. + + KAISER: + Sei's, wie gedeutet, so getan! + Ich nehm' es mit Verwundrung an. + + MEPHISTOPHELES: + Dringend wiederholten Streichen + Müssen unsre Feinde weichen, + Und mit ungewissem Fechten + Drängen sie nach ihrer Rechten + Und verwirren so im Streite + Ihrer Hauptmacht linke Seite. + Unsers Phalanx feste Spitze + Zieht sich rechts, und gleich dem Blitze + Fährt sie in die schwache Stelle.-- + Nun, wie sturmerregte Welle + Sprühend, wüten gleiche Mächte + Wild in doppeltem Gefechte; + Herrlichers ist nichts ersonnen, + Uns ist diese Schlacht gewonnen! + + KAISER: + Schau! Mir scheint es dort bedenklich, + Unser Posten steht verfänglich. + Keine Steine seh' ich fliegen, + Niedre Felsen sind erstiegen, + Obre stehen schon verlassen. + Jetzt!--Der Feind, zu ganzen Massen + Immer näher angedrungen, + Hat vielleicht den Paß errungen, + Schlußerfolg unheiligen Strebens! + Eure Künste sind vergebens. + + MEPHISTOPHELES: + Da kommen meine beiden Raben, + Was mögen die für Botschaft haben? + Ich fürchte gar, es geht uns schlecht. + + KAISER: + Was sollen diese leidigen Vögel? + Sie richten ihre schwarzen Segel + Hierher vom heißen Felsgefecht. + + MEPHISTOPHELES: + Setzt euch ganz nah zu meinen Ohren. + Wen ihr beschützt, ist nicht verloren, + Denn euer Rat ist folgerecht. + + FAUST: + Von Tauben hast du ja vernommen, + Die aus den fernsten Landen kommen + Zu ihres Nestes Brut und Kost. + Hier ist's mit wichtigen Unterschieden: + Die Taubenpost bedient den Frieden, + Der Krieg befiehlt die Rabenpost. + + MEPHISTOPHELES: + Es meldet sich ein schwer Verhängnis: + Seht hin! gewahret die Bedrängnis + Um unsrer Helden Felsenrand! + Die nächsten Höhen sind erstiegen, + Und würden sie den Paß besiegen, + Wir hätten einen schweren Stand. + + KAISER: + So bin ich endlich doch betrogen! + Ihr habt mich in das Netz gezogen; + Mir graut, seitdem es mich umstrickt. + + MEPHISTOPHELES: + Nur Mut! Noch ist es nicht mißglückt. + Geduld und Pfiff zum letzten Knoten! + Gewöhnlich geht's am Ende scharf. + Ich habe meine sichern Boten; + Befehlt, daß ich befehlen darf! + + OBERGENERAL: + Mit diesen hast du dich vereinigt, + Mich hat's die ganze Zeit gepeinigt, + Das Gaukeln schafft kein festes Glück. + Ich weiß nichts an der Schlacht zu wenden; + Begannen sie's, sie mögen's enden, + Ich gebe meinen Stab zurück. + + KAISER: + Behalt ihn bis zu bessern Stunden, + Die uns vielleicht das Glück verleiht. + Mir schaudert vor dem garstigen Kunden + Und seiner Rabentraulichkeit. + Den Stab kann ich dir nicht verleihen, + Du scheinst mir nicht der rechte Mann; + Befiehl und such uns zu befreien! + Geschehe, was geschehen kann. + + MEPHISTOPHELES: + Mag ihn der stumpfe Stab beschützen! + Uns andern könnt' er wenig nützen, + Es war so was vom Kreuz daran. + + FAUST: + Was ist zu tun? + + + MEPHISTOPHELES: + Es ist getan!-- + Nun, schwarze Vettern, rasch im Dienen, + Zum großen Bergsee! grüßt mir die Undinen + Und bittet sie um ihrer Fluten Schein. + Durch Weiberkünste, schwer zu kennen, + Verstehen sie vom Sein den Schein zu trennen, + Und jeder schwört, das sei das Sein. + + FAUST: + Den Wasserfräulein müssen unsre Raben + Recht aus dem Grund geschmeichelt haben; + Dort fängt es schon zu rieseln an. + An mancher trocknen, kahlen Felsenstelle + Entwickelt sich die volle, rasche Quelle; + Um jener Sieg ist es getan. + + MEPHISTOPHELES: + Das ist ein wunderbarer Gruß, + Die kühnsten Klettrer sind konfus. + + FAUST: + Schon rauscht ein Bach zu Bächen mächtig nieder, + Aus Schluchten kehren sie gedoppelt wieder, + Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl; + Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite + Und rauscht und schäumt nach der und jener Seite, + Und stufenweise wirft er sich ins Tal. + Was hilft ein tapfres, heldenmäßiges Stemmen? + Die mächtige Woge strömt, sie wegzuschwemmen. + Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall. + + MEPHISTOPHELES: + Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen, + Nur Menschenaugen lassen sich betrügen, + Und mich ergetzt der wunderliche Fall. + Sie stürzen fort zu ganzen Haufen, + Die Narren wähnen zu ersaufen, + Indem sie frei auf festem Lande schnaufen + Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen. + Nun ist Verwirrung überall. + Ich werd' euch bei dem hohen Meister loben; + Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben, + So eilet zu der glühnden Schmiede, + Wo das Gezwergvolk, nimmer müde, + Metall und Stein zu Funken schlägt. + Verlangt, weitläufig sie beschwatzend, + Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend, + Wie man's im hohen Sinne hegt. + Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne, + Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne + Mag jede Sommernacht geschehn; + Doch Wetterleuchten in verworrnen Büschen + Und Sterne, die am feuchten Boden zischen, + Das hat man nicht so leicht gesehn. + So müßt ihr, ohn' euch viel zu quälen, + Zuvörderst bitten, dann befehlen. + + MEPHISTOPHELES: + Den Feinden dichte Finsternisse! + Und Tritt und Schritt ins Ungewisse! + Irrfunkenblick an allen Enden, + Ein Leuchten, plötzlich zu verblenden! + Das alles wäre wunderschön, + Nun aber braucht's noch Schreckgetön. + + FAUST: + Die hohlen Waffen aus der Säle Grüften + Empfinden sich erstarkt in freien Lüften; + Da droben klappert's, rasselt's lange schon, + Ein wunderbarer falscher Ton. + + MEPHISTOPHELES: + Ganz recht! Sie sind nicht mehr zu zügeln; + Schon schallt's von ritterlichen Prügeln, + Wie in der holden alten Zeit. + Armschienen wie der Beine Schienen, + Als Guelfen und als Ghibellinen, + Erneuen rasch den ewigen Streit. + Fest, im ererbten Sinne wöhnlich, + Erweisen sie sich unversöhnlich; + Schon klingt das Tosen weit und breit. + Zuletzt, bei allen Teufelsfesten, + Wirkt der Parteihaß doch zum besten, + Bis in den allerletzten Graus; + Schallt wider-widerwärtig panisch, + Mitunter grell und scharf satanisch, + Erschreckend in das Tal hinaus. + + + + Des Gegenkaisers Zelt + + EILEBEUTE: + So sind wir doch die ersten hier! + + HABEBALD: + Kein Rabe fliegt so schnell als wir. + + EILEBEUTE: + O! welch ein Schatz liegt hier zuhauf! + Wo fang' ich an? Wo hör' ich auf? + + HABEBALD: + Steht doch der ganze Raum so voll! + Weiß nicht, wozu ich greifen soll. + + EILEBEUTE: + Der Teppich wär' mir eben recht, + Mein Lager ist oft gar zu schlecht. + + HABEBALD: + Hier hängt von Stahl ein Morgenstern, + Dergleichen hätt' ich lange gern. + + EILEBEUTE: + Den roten Mantel goldgesäumt, + So etwas hatt' ich mir geträumt. + + HABEBALD: + Damit ist es gar bald getan, + Man schlägt ihn tot und geht voran. + Du hast so viel schon aufgepackt + Und doch nichts Rechtes eingesackt. + Den Plunder laß an seinem Ort, + Nehm' eines dieser Kistchen fort! + Dies ist des Heers beschiedner Sold, + In seinem Bauche lauter Gold. + + EILEBEUTE: + Das hat ein mörderisch Gewicht! + Ich heb' es nicht, ich trag' es nicht. + + HABEBALD: + Geschwinde duck' dich! Mußt dich bücken! + Ich hucke dir's auf den starken Rücken. + + EILEBEUTE: + O weh! O weh, nun ist's vorbei! + Die Last bricht mir das Kreuz entzwei. + + HABEBALD: + Da liegt das rote Gold zuhauf-- + Geschwinde zu und raff es auf! + + EILEBEUTE: + Geschwinde nur zum Schoß hinein! + Noch immer wird's zur Gnüge sein. + + HABEBALD: + Und so genug! und eile doch! + O weh, die Schürze hat ein Loch! + Wohin du gehst und wo du stehst, + Verschwenderisch die Schätze säst. + + TRABANTEN USERS KAISERS: + Was schafft ihr hier am heiligen Platz? + Was kramt ihr in dem Kaiserschatz? + + HABEBALD: + Wir trugen unsre Glieder feil + Und holen unser Beuteteil. + In Feindeszelten ist's der Brauch, + Und wir, Soldaten sind wir auch. + + TRABANTEN: + Das passet nicht in unsern Kreis: + Zugleich Soldat und Diebsgeschmeiß; + Und wer sich unserm Kaiser naht, + Der sei ein redlicher Soldat. + + HABEBALD: + Die Redlichkeit, die kennt man schon, + Sie heißet: Kontribution. + Ihr alle seid auf gleichem Fuß: + Gib her! das ist der Handwerksgruß. + Mach fort und schleppe, was du hast, + Hier sind wir nicht willkommner Gast. + + ERSTER TRABANT: + Sag, warum gabst du nicht sogleich + Dem frechen Kerl einen Backenstreich? + + ZWEITER: + Ich weiß nicht, mir verging die Kraft, + Sie waren so gespensterhaft. + + DRITTER: + Mir ward es vor den Augen schlecht, + Da flimmert' es, ich sah nicht recht. + + VIERTER: + Wie ich es nicht zu sagen weiß: + Es war den ganzen Tag so heiß, + So bänglich, so beklommen schwül, + Der eine stand, der andre fiel, + Man tappte hin und schlug zugleich, + Der Gegner fiel vor jedem Streich, + Vor Augen schwebt' es wie ein Flor, + Dann summt's und saust's und zischt' im Ohr; + Das ging so fort, nun sind wir da + Und wissen selbst nicht, wie's geschah. + + KAISER: + Es sei nun, wie ihm sei! uns ist die Schlacht gewonnen, + Des Feinds zerstreute Flucht im flachen Feld zerronnen. + Hier steht der leere Thron, verräterischer Schatz, + Von Teppichen umhüllt, verengt umher den Platz. + Wir, ehrenvoll geschützt von eigenen Trabanten, + Erwarten kaiserlich der Völker Abgesandten; + Von allen Seiten her kommt frohe Botschaft an: + Beruhigt sei das Reich, uns freudig zugetan. + Hat sich in unsern Kampf auch Gaukelei geflochten, + Am Ende haben wir uns nur allein gefochten. + Zufälle kommen ja dem Streitenden zugut: + Vom Himmel fällt ein Stein, dem Feinde regnet's Blut, + Aus Felsenhöhlen tönt's von mächtigen Wunderklängen, + Die unsre Brust erhöhn, des Feindes Brust verengen. + Der überwundne fiel, zu stets erneutem Spott, + Der Sieger, wie er prangt, preist den gewognen Gott. + Und alles stimmt mit ein, er braucht nicht zu befehlen, + Herr Gott, dich loben wir! aus Millionen Kehlen. + Jedoch zum höchsten Preis wend' ich den frommen Blick, + Das selten sonst geschah, zur eignen Brust zurück. + Ein junger, muntrer Fürst mag seinen Tag vergeuden, + Die Jahre lehren ihn des Augenblicks Bedeuten. + Deshalb denn ungesäumt verbind' ich mich sogleich + Mit euch vier Würdigen, für Haus und Hof und Reich. + Dein war, o Fürst! des Heers geordnet kluge Schichtung, + Sodann im Hauptmoment heroisch kühne Richtung; + Im Frieden wirke nun, wie es die Zeit begehrt, + Erzmarschall nenn' ich dich, verleihe dir das Schwert. + + ERZMARSCHALL: + Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt, + Wenn's an der Grenze dich und deinen Thron bekräftigt, + Dann sei es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal + Geräumiger Väterburg zu rüsten dir das Mahl. + Blank trag' ich's dir dann vor, blank halt' ich dir's zur Seite, + Der höchsten Majestät zu ewigem Geleite. + + KAISER: + Der sich als tapfrer Mann auch zart gefällig zeigt, + Du! sei Erzkämmerer; der Auftrag ist nicht leicht. + Du bist der Oberste von allem Hausgesinde, + Bei deren innerm Streit ich schlechte Diener finde; + Dein Beispiel sei fortan in Ehren aufgestellt, + Wie man dem Herrn, dem Hof und allen wohlgefällt. + + ERZKÄMMERER: + Des Herren großen Sinn zu fördern, bringt zu Gnaden: + Den Besten hülfreich sein, den Schlechten selbst nicht schaden, + Dann klar sein ohne List und ruhig ohne Trug! + Wenn du mich, Herr, durchschaust, geschieht mir schon genug. + Darf sich die Phantasie auf jenes Fest erstrecken? + Wenn du zur Tafel gehst, reich' ich das goldne Becken, + Die Ringe halt' ich dir, damit zur Wonnezeit + Sich deine Hand erfrischt, wie mich dein Blick erfreut. + + KAISER: + Zwar fühl' ich mich zu ernst, auf Festlichkeit zu sinnen, + Doch sei's! Es fördert auch frohmütiges Beginnen. + Dich wähl' ich zum Erztruchseß! Also sei fortan + Dir Jagd, Geflügelhof und Vorwerk untertan; + Der Lieblingsspeisen Wahl laß mir zu allen Zeiten, + Wie sie der Monat bringt, und sorgsam zubereiten. + + ERZTRUCHSESS: + Streng Fasten sei für mich die angenehmste Pflicht, + Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht. + Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir vereinigen, + Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleunigen. + Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt, + Einfach und kräftig ist's, wornach dein Sinn verlangt. + + KAISER: + Weil unausweichlich hier sich's nur von Festen handelt, + So sei mir, junger Held, zum Schenken umgewandelt. + Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerei + Aufs reichlichste versorgt mit gutem Weine sei. + Du selbst sei mäßig, laß nicht über Heiterkeiten + Durch der Gelegenheit Verlocken dich verleiten! + + ERZSCHENK: + Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur vertraut, + Steht, eh' man sich's versieht, zu Männern auferbaut. + Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste; + Ein kaiserlich Büfett schmück' ich aufs allerbeste + Mit Prachtgefäßen, gülden, silbern allzumal, + Doch wähl' ich dir voraus den lieblichsten Pokal: + Ein blank venedisch Glas, worin Behagen lauschet, + Des Weins Geschmack sich stärkt und nimmermehr berauschet. + Auf solchen Wunderschatz vertraut man oft zu sehr; + Doch deine Mäßigkeit, du Höchster, schützt noch mehr. + + KAISER: + Was ich euch zugedacht in dieser ernsten Stunde, + Vernahmt ihr mit Vertraun aus zuverlässigem Munde. + Des Kaisers Wort ist groß und sichert jede Gift, + Doch zur Bekräftigung bedarf's der edlen Schrift, + Bedarf's der Signatur. Die förmlich zu bereiten, + Seh' ich den rechten Mann zu rechter Stunde schreiten. + + KAISER: + Wenn ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut, + Dann ist's mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut. + Du siehst vier Fürsten da! Wir haben erst erörtert, + Was den Bestand zunächst von Haus und Hof befördert. + Nun aber, was das Reich in seinem Ganzen hegt, + Sei, mit Gewicht und Kraft, der Fünfzahl auferlegt. + An Ländern sollen sie vor allen andern glänzen; + Deshalb erweitr' ich gleich jetzt des Besitztums Grenzen + Vom Erbteil jener, die sich von uns abgewandt. + Euch Treuen sprech' ich zu so manches schöne Land, + Zugleich das hohe Recht, euch nach Gelegenheiten + Durch Anfall, Kauf und Tausch ins Weitre zu verbreiten; + Dann sei bestimmt--vergönnt, zu üben ungestört--, + Was von Gerechtsamen euch Landesherrn gehört. + Als Richter werdet ihr die Endurteile fällen, + Berufung gelte nicht von euern höchsten Stellen. + Dann Steuer, Zins und Beth', Lehn und Geleit und Zoll, + Berg-, Salz- und Münzregal euch angehören soll. + Denn meine Dankbarkeit vollgültig zu erproben, + Hab ich euch ganz zunächst der Majestät erhoben. + + ERZBISCHOF: + Im Namen aller sei dir tiefster Dank gebracht! + Du machst uns stark und fest und stärkest deine Macht. + + KAISER: + Euch fünfen will ich noch erhöhtere Würde geben. + Noch leb' ich meinem Reich und habe Lust, zu leben; + Doch hoher Ahnen Kette zieht bedächtigen Blick + Aus rascher Strebsamkeit ins Drohende zurück. + Auch werd' ich seinerzeit mich von den Teuren trennen, + Dann sei es eure Pflicht, den Folger zu ernennen. + Gekrönt erhebt ihn hoch auf heiligem Altar, + Und friedlich ende dann, was jetzt so stürmisch war. + + ERZKANZLER: + Mit Stolz in tiefster Brust, mit Demut an Gebärde, + Stehn Fürsten dir gebeugt, die ersten auf der Erde. + Solang das treue Blut die vollen Adern regt, + Sind wir der Körper, den dein Wille leicht bewegt. + + KAISER: + Und also sei, zum Schluß, was wir bisher betätigt, + Für alle Folgezeit durch Schrift und Zug bestätigt. + Zwar habt ihr den Besitz als Herren völlig frei, + Mit dem Beding jedoch, daß er unteilbar sei. + Und wie ihr auch vermehrt, was ihr von uns empfangen, + Es soll's der ältste Sohn in gleichem Maß erlangen. + + ERZKANZLER: + Dem Pergament alsbald vertrau' ich wohlgemut, + Zum Glück dem Reich und uns, das wichtigste Statut; + Reinschrift und Sieglung soll die Kanzelei beschäftigen, + Mit heiliger Signatur wirst du's, der Herr, bekräftigen. + + KAISER: + Und so entlass' ich euch, damit den großen Tag + Gesammelt jedermann sich überlegen mag. + + DER GEISTLICHE: + Der Kanzler ging hinweg, der Bischof ist geblieben, + Vom ernsten Warnegeist zu deinem Ohr getrieben! + Sein väterliches Herz, von Sorge bangt's um dich. + + KAISER: + Was hast du Bängliches zur frohen Stunde? sprich! + + ERZBISCHOF: + Mit welchem bittern Schmerz find' ich, in dieser Stunde, + Dein hochgeheiligt Haupt mit Satanas im Bunde! + Zwar, wie es scheinen will, gesichert auf dem Thron, + Doch leider! Gott dem Herrn, dem Vater Papst zum Hohn. + Wenn dieser es erfährt, schnell wird er sträflich richten, + Mit heiligem Strahl dein Reich, das sündige, zu vernichten. + Denn noch vergaß er nicht, wie du, zur höchsten Zeit, + An deinem Krönungstag, den Zauberer befreit. + Von deinem Diadem, der Christenheit zum Schaden, + Traf das verfluchte Haupt der erste Strahl der Gnaden. + Doch schlag an deine Brust und gib vom frevlen Glück + Ein mäßig Scherflein gleich dem Heiligtum zurück: + Den breiten Hügelraum, da, wo dein Zelt gestanden, + Wo böse Geister sich zu deinem Schutz verbanden, + Dem Lügenfürsten du ein horchsam Ohr geliehn, + Den stifte, fromm belehrt, zu heiligem Bemühn; + Mit Berg und dichtem Wald, so weit sie sich erstrecken, + Mit Höhen, die sich grün zu fetter Weide decken, + Fischreichen, klaren Seen, dann Bächlein ohne Zahl, + Wie sie sich, eilig schlängelnd, stürzen ab zu Tal; + Das breite Tal dann selbst, mit Wiesen, Gauen, Gründen: + Die Reue spricht sich aus, und du wirst Gnade finden. + + KAISER: + Durch meinen schweren Fehl bin ich so tief erschreckt; + Die Grenze sei von dir nach eignem Maß gesteckt. + + ERZBISCHOF: + Erst! der entweihte Raum, wo man sich so versündigt, + Sei alsobald zum Dienst des Höchsten angekündigt. + Behende steigt im Geist Gemäuer stark empor, + Der Morgensonne Blick erleuchtet schon das Chor, + Zum Kreuz erweitert sich das wachsende Gebäude, + Das Schiff erlängt, erhöht sich zu der Gläubigen Freude; + Sie strömen brünstig schon durchs würdige Portal, + Der erste Glockenruf erscholl durch Berg und Tal, + Von hohen Türmen tönt's, wie sie zum Himmel streben, + Der Büßer kommt heran zu neugeschaffnem Leben. + Dem hohen Weihetag--er trete bald herein!-- + Wird deine Gegenwart die höchste Zierde sein. + + KAISER: + Mag ein so großes Werk den frommen Sinn verkündigen, + Zu preisen Gott den Herrn, so wie mich zu entsündigen. + Genug! Ich fühle schon, wie sich mein Sinn erhöht. + + ERZBISCHOF: + Als Kanzler fördr' ich nun Schluß und Formalität. + + KAISER: + Ein förmlich Dokument, der Kirche das zu eignen, + Du legst es vor, ich will's mit Freuden unterzeichnen. + + ERZBISCHOF: + Dann widmest du zugleich dem Werke, wie's entsteht, + Gesamte Landsgefälle: Zehnten, Zinsen, Beth', + Für ewig. Viel bedarf's zu würdiger Unterhaltung, + Und schwere Kosten macht die sorgliche Verwaltung. + Zum schnellen Aufbau selbst auf solchem wüsten Platz + Reichst du uns einiges Gold, aus deinem Beuteschatz. + Daneben braucht man auch, ich kann es nicht verschweigen, + Entferntes Holz und Kalk und Schiefer und dergleichen. + Die Fuhren tut das Volk, vom Predigtstuhl belehrt, + Die Kirche segnet den, der ihr zu Diensten fährt. + + KAISER: + Die Sünd' ist groß und schwer, womit ich mich beladen; + Das leidige Zaubervolk bringt mich in harten Schaden. + + ERZBISCHOF: + Verzeih, o Herr! Es ward dem sehr verrufnen Mann + Des Reiches Strand verliehn; doch diesen trifft der Bann, + Verleihst du reuig nicht der hohen Kirchenstelle + Auch dort den Zehnten, Zins und Gaben und Gefälle. + + KAISER: + Das Land ist noch nicht da, im Meer liegt es breit. + + ERZBISCHOF: + Wer 's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit. + Für uns mög' Euer Wort in seinen Kräften bleiben! + + KAISER: + So könnt' ich wohl zunächst das ganze Reich verschreiben. + + + + + 5. Akt--Offene Gegend + + WANDRER: + Ja! sie sind's, die dunkeln Linden, + Dort, in ihres Alters Kraft. + Und ich soll sie wiederfinden, + Nach so langer Wanderschaft! + Ist es doch die alte Stelle, + Jene Hütte, die mich barg, + Als die sturmerregte Welle + Mich an jene Dünen warf! + Meine Wirte möcht' ich segnen, + Hilfsbereit, ein wackres Paar, + Das, um heut mir zu begegnen, + Alt schon jener Tage war. + Ach! das waren fromme Leute! + Poch' ich? ruf' ich?--Seid gegrüßt, + Wenn gastfreundlich auch noch heute + Ihr des Wohltuns Glück genießt! + + BAUCIS: + Lieber Kömmling! Leise! Leise! + Ruhe! laß den Gatten ruhn! + Langer Schlaf verleiht dem Greise + Kurzen Wachens rasches Tun. + + WANDRER: + Sage, Mutter: bist du's eben, + Meinen Dank noch zu empfahn, + Was du für des Jünglings Leben + Mit dem Gatten einst getan? + Bist du Baucis, die geschäftig + Halberstorbnen Mund erquickt? + Du Philemon, der so kräftig + Meinen Schatz der Flut entrückt? + Eure Flammen raschen Feuers, + Eures Glöckchens Silberlaut, + Jenes grausen Abenteuers + Lösung war euch anvertraut. + Und nun laßt hervor mich treten, + Schaun das grenzenlose Meer; + Laßt mich knieen, laßt mich beten, + Mich bedrängt die Brust so sehr. + + PHILEMON: + Eile nur, den Tisch zu decken, + Wo's im Gärtchen munter blüht. + Laß ihn rennen, ihn erschrecken, + Denn er glaubt nicht, was er sieht. + Das Euch grimmig mißgehandelt, + Wog' auf Woge, schäumend wild, + Seht als Garten Ihr behandelt, + Seht ein paradiesisch Bild. + älter, war ich nicht zuhanden, + Hülfreich nicht wie sonst bereit; + Und wie meine Kräfte schwanden, + War auch schon die Woge weit. + Kluger Herren kühne Knechte + Gruben Gräben, dämmten ein, + Schmälerten des Meeres Rechte, + Herrn an seiner Statt zu sein. + Schaue grünend Wies' an Wiese, + Anger, Garten, Dorf und Wald.-- + Komm nun aber und genieße, + Denn die Sonne scheidet bald.-- + Dort im Fernsten ziehen Segel, + Suchen nächtlich sichern Port. + Kennen doch ihr Nest die Vögel; + Denn jetzt ist der Hafen dort. + So erblickst du in der Weite + Erst des Meeres blauen Saum, + Rechts und links, in aller Breite, + Dichtgedrängt bewohnten Raum. + + BAUCIS: + Bleibst du stumm? und keinen Bissen + Bringst du zum verlechzten Mund? + + PHILEMON: + Möcht' er doch vom Wunder wissen; + Sprichst so gerne, tu's ihm kund. + + BAUCIS: + Wohl! ein Wunder ist's gewesen! + Läßt mich heut noch nicht in Ruh; + Denn es ging das ganze Wesen + Nicht mit rechten Dingen zu. + + PHILEMON: + Kann der Kaiser sich versünd'gen, + Der das Ufer ihm verliehn? + Tät's ein Herold nicht verkünd'gen + Schmetternd im Vorüberziehn? + Nicht entfernt von unsern Dünen + Ward der erste Fuß gefaßt, + Zelte, Hütten!--Doch im Grünen + Richtet bald sich ein Palast. + + BAUCIS: + Tags umsonst die Knechte lärmten, + Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag; + Wo die Flämmchen nächtig schwärmten, + Stand ein Damm den andern Tag. + Menschenopfer mußten bluten, + Nachts erscholl des Jammers Qual; + Meerab flossen Feuergluten, + Morgens war es ein Kanal. + Gottlos ist er, ihn gelüstet + Unsre Hütte, unser Hain; + Wie er sich als Nachbar brüstet, + Soll man untertänig sein. + + PHILEMON: + Hat er uns doch angeboten + Schönes Gut im neuen Land! + + BAUCIS: + Traue nicht dem Wasserboden, + Halt auf deiner Höhe stand! + + PHILEMON: + Laßt uns zur Kapelle treten, + Letzten Sonnenblick zu schaun! + Laßt uns läuten, knieen, beten + Und dem alten Gott vertraun! + + + + Palast + + LYNKEUS DER TÜRMER: + Die Sonne sinkt, die letzten Schiffe, + Sie ziehen munter hafenein. + Ein großer Kahn ist im Begriffe, + Auf dem Kanale hier zu sein. + Die bunten Wimpel wehen fröhlich, + Die starren Masten stehn bereit; + In dir preist sich der Bootsmann selig, + Dich grüßt das Glück zur höchsten Zeit. + + FAUST: + Verdammtes Läuten! Allzuschändlich + Verwundet's, wie ein tückischer Schuß; + Vor Augen ist mein Reich unendlich, + Im Rücken neckt mich der Verdruß, + Erinnert mich durch neidische Laute: + Mein Hochbesitz, er ist nicht rein, + Der Lindenraum, die braune Baute, + Das morsche Kirchlein ist nicht mein. + Und wünscht' ich, dort mich zu erholen, + Vor fremdem Schatten schaudert mir, + Ist Dorn den Augen, Dorn den Sohlen; + O! wär' ich weit hinweg von hier! + + TÜRMER: + Wie segelt froh der bunte Kahn + Mit frischem Abendwind heran! + Wie türmt sich sein behender Lauf + In Kisten, Kasten, Säcken auf! + + CHORUS: + Da landen wir, + Da sind wir schon. + Glückan dem Herren, + Dem Patron! + + MEPHISTOPHELES: + So haben wir uns wohl erprobt, + Vergnügt, wenn der Patron es lobt. + Nur mit zwei Schiffen ging es fort, + Mit zwanzig sind wir nun im Port. + Was große Dinge wir getan, + Das sieht man unsrer Ladung an. + Das freie Meer befreit den Geist, + Wer weiß da, was Besinnen heißt! + Da fördert nur ein rascher Griff, + Man fängt den Fisch, man fängt ein Schiff, + Und ist man erst der Herr zu drei, + Dann hakelt man das vierte bei; + Da geht es denn dem fünften schlecht, + Man hat Gewalt, so hat man Recht. + Man fragt ums Was, und nicht ums Wie. + Ich müßte keine Schiffahrt kennen: + Krieg, Handel und Piraterie, + Dreieinig sind sie, nicht zu trennen. + + DIE DREI GEWALTIGEN GESELLEN: + Nicht Dank und Gruß! + Nicht Gruß und Dank! + Als brächten wir + Dem Herrn Gestank. + Er macht ein + Widerlich Gesicht; + Das Königsgut + Gefällt ihm nicht. + + MEPHISTOPHELES: + Erwartet weiter + Keinen Lohn! + Nahmt ihr doch + Euren Teil davon. + + DIE GESELLEN: + Das ist nur für + Die Langeweil'; + Wir alle fordern + Gleichen Teil. + + MEPHISTOPHELES: + Erst ordnet oben + Saal an Saal + Die Kostbarkeiten + Allzumal! + Und tritt er zu + Der reichen Schau, + Berechnet er alles + Mehr genau, + Er sich gewiß + Nicht lumpen läßt + Und gibt der Flotte + Fest nach Fest. + Die bunten Vögel kommen morgen, + Für die werd' ich zum besten sorgen. + + MEPHISTOPHELES: + Mit ernster Stirn, mit düstrem Blick + Vernimmst du dein erhaben Glück. + Die hohe Weisheit wird gekrönt, + Das Ufer ist dem Meer versöhnt; + Vom Ufer nimmt, zu rascher Bahn, + Das Meer die Schiffe willig an; + So sprich, daß hier, hier vom Palast + Dein Arm die ganze Welt umfaßt. + Von dieser Stelle ging es aus, + Hier stand das erste Bretterhaus; + Ein Gräbchen ward hinabgeritzt, + Wo jetzt das Ruder emsig spritzt. + Dein hoher Sinn, der Deinen Fleiß + Erwarb des Meers, der Erde Preis. + Von hier aus--+ + + FAUST: + Das verfluchte Hier! + Das eben, leidig lastet's mir. + Dir Vielgewandtem muß ich's sagen, + Mir gibt's im Herzen Stich um Stich, + Mir ist's unmöglich zu ertragen! + Und wie ich's sage, schäm' ich mich. + Die Alten droben sollten weichen, + Die Linden wünscht' ich mir zum Sitz, + Die wenig Bäume, nicht mein eigen, + Verderben mir den Weltbesitz. + Dort wollt' ich, weit umherzuschauen, + Von Ast zu Ast Gerüste bauen, + Dem Blick eröffnen weite Bahn, + Zu sehn, was alles ich getan, + Zu überschaun mit einem Blick + Des Menschengeistes Meisterstück, + Betätigend mit klugem Sinn + Der Völker breiten Wohngewinn. + So sind am härtsten wir gequält, + Im Reichtum fühlend, was uns fehlt. + Des Glöckchens Klang, der Linden Duft + Umfängt mich wie in Kirch' und Gruft. + Des allgewaltigen Willens Kür + Bricht sich an diesem Sande hier. + Wie schaff' ich mir es vom Gemüte! + Das Glöcklein läutet, und ich wüte. + + MEPHISTOPHELES: + Natürlich! daß ein Hauptverdruß + Das Leben dir vergällen muß. + Wer leugnet's! Jedem edlen Ohr + Kommt das Geklingel widrig vor. + Und das verfluchte Bim-Baum-Bimmel, + Umnebelnd heitern Abendhimmel, + Mischt sich in jegliches Begebnis, + Vom ersten Bad bis zum Begräbnis, + Als wäre zwischen Bim und Baum + Das Leben ein verschollner Traum. + + FAUST: + Das Widerstehn, der Eigensinn + Verkümmern herrlichsten Gewinn, + Daß man, zu tiefer, grimmiger Pein, + Ermüden muß, gerecht zu sein. + + MEPHISTOPHELES: + Was willst du dich denn hier genieren? + Mußt du nicht längst kolonisieren? + + FAUST: + So geht und schafft sie mir zur Seite!-- + Das schöne Gütchen kennst du ja, + Das ich den Alten ausersah. + + MEPHISTOPHELES: + Man trägt sie fort und setzt sie nieder, + Eh' man sich umsieht, stehn sie wieder; + Nach überstandener Gewalt + Versöhnt ein schöner Aufenthalt. + + MEPHISTOPHELES: + Kommt, wie der Herr gebieten läßt! + Und morgen gibt's ein Flottenfest. + + DIE DREI: + Der alte Herr empfing uns schlecht, + Ein flottes Fest ist uns zu Recht. + + MEPHISTOPHELES: + Auch hier geschieht, was längst geschah, + Denn Naboths Weinberg war schon da. ((regum i,21)) + + + + Tiefe Nacht + + LYNKEUS DER TÜRMER: + Zum Sehen geboren, + Zum Schauen bestellt, + Dem Turme geschworen, + Gefällt mir die Welt. + Ich blick' in die Ferne, + Ich seh' in der Näh' + Den Mond und die Sterne, + Den Wald und das Reh. + So seh' ich in allen + Die ewige Zier, + Und wie mir's gefallen, + Gefall' ich auch mir. + Ihr glücklichen Augen, + Was je ihr gesehn, + Es sei wie es wolle, + Es war doch so schön! + Nicht allein mich zu ergetzen, + Bin ich hier so hoch gestellt; + Welch ein greuliches Entsetzen + Droht mir aus der finstern Welt! + Funkenblicke seh' ich sprühen + Durch der Linden Doppelnacht, + Immer stärker wühlt ein Glühen, + Von der Zugluft angefacht. + Ach! die innre Hütte lodert, + Die bemoost und feucht gestanden; + Schnelle Hülfe wird gefordert, + Keine Rettung ist vorhanden. + Ach! die guten alten Leute, + Sonst so sorglich um das Feuer, + Werden sie dem Qualm zur Beute! + Welch ein schrecklich Abenteuer! + Flamme flammet, rot in Gluten + Steht das schwarze Moosgestelle; + Retteten sich nur die Guten + Aus der wildentbrannten Hölle! + Züngelnd lichte Blitze steigen + Zwischen Blättern, zwischen Zweigen; + äste dürr, die flackernd brennen, + Glühen schnell und stürzen ein. + Sollt ihr Augen dies erkennen! + Muß ich so weitsichtig sein! + Das Kapellchen bricht zusammen + Von der äste Sturz und Last. + Schlängelnd sind, mit spitzen Flammen, + Schon die Gipfel angefaßt. + Bis zur Wurzel glühn die hohlen + Stämme, purpurrot im Glühn.-- + Was sich sonst dem Blick empfohlen, + Mit Jahrhunderten ist hin. + + FAUST: + Von oben welch ein singend Wimmern? + Das Wort ist hier, der Ton zu spat. + Mein Türmer jammert; mich, im Innern, + Verdrießt die ungeduld'ge Tat. + Doch sei der Lindenwuchs vernichtet + Zu halbverkohlter Stämme Graun, + Ein Luginsland ist bald errichtet, + Um ins Unendliche zu schaun. + Da seh' ich auch die neue Wohnung, + Die jenes alte Paar umschließt, + Das, im Gefühl großmütiger Schonung, + Der späten Tage froh genießt. + + MEPHISTOPHELES UND DIE DREIE: + Da kommen wir mit vollem Trab; + Verzeiht! es ging nicht gütlich ab. + Wir klopften an, wir pochten an, + Und immer ward nicht aufgetan; + Wir rüttelten, wir pochten fort, + Da lag die morsche Türe dort; + Wir riefen laut und drohten schwer, + Allein wir fanden kein Gehör. + Und wie's in solchem Fall geschicht, + Sie hörten nicht, sie wollten nicht; + Wir aber haben nicht gesäumt, + Behende dir sie weggeräumt. + Das Paar hat sich nicht viel gequält, + Vor Schrecken fielen sie entseelt. + Ein Fremder, der sich dort versteckt + Und fechten wollte, ward gestreckt. + In wilden Kampfes kurzer Zeit + Von Kohlen, ringsumher gestreut, + Entflammte Stroh. Nun lodert's frei, + Als Scheiterhaufen dieser drei. + + FAUST: + Ward ihr für meine Worte taub? + Tausch wollt' ich, wollte keinen Raub. + Dem unbesonnenen wilden Streich, + Ihm fluch' ich; teilt es unter euch! + + CHORUS: + Das alte Wort, das Wort erschallt: + Gehorche willig der Gewalt! + Und bist du kühn und hälst du Stich, + So wage Haus und Hof und--dich. + + FAUST: + Die Sterne bergen Blick und Schein, + Das Feuer sinkt und lodert klein; + Ein Schauerwindchen fächelt's an, + Bringt Rauch und Dunst zu mir heran. + Geboten schnell, zu schnell getan!-- + Was schwebet schattenhaft heran? + + + + Mitternacht + + ERSTE: + Ich heiße der Mangel. + + + ZWEITE: + Ich heiße die Schuld. + + DRITTE: + Ich heiße die Sorge. + + + VIERTE: + Ich heiße die Not. + + ZU DREI: + Die Tür ist verschlossen, wir können nicht ein; + Drin wohnet ein Reicher, wir mögen nicht 'nein. + + MANGEL: + Da werd' ich zum Schatten. + + + SCHULD: + Da werd' ich zunicht. + + NOT: + Man wendet von mir das verwöhnte Gesicht. + + SORGE: + Ihr Schwestern, ihr könnt nicht und dürft nicht hinein. + Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schlüsselloch ein. + + MANGEL: + Ihr, graue Geschwister, entfernt euch von hier. + + SCHULD: + Ganz nah an der Seite verbind' ich mich dir. + + NOT: + Ganz nah an der Ferse begleitet die Not. + + ZU DREI: + Es ziehen die Wolken, es schwinden die Sterne! + Dahinten, dahinten! von ferne, von ferne, + Da kommt er, der Bruder, da kommt er, der------Tod. + + FAUST: + Vier sah ich kommen, drei nur gehn; + Den Sinn der Rede konnt' ich nicht verstehn. + Es klang so nach, als hieß' es--Not, + Ein düstres Reimwort folgte--Tod. + Es tönte hohl, gespensterhaft gedämpft. + Noch hab' ich mich ins Freie nicht gekämpft. + Könnt' ich Magie von meinem Pfad entfernen, + Die Zaubersprüche ganz und gar verlernen, + Stünd' ich, Natur, vor dir ein Mann allein, + Da wär's der Mühe wert, ein Mensch zu sein. + Das war ich sonst, eh' ich's im Düstern suchte, + Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte. + Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll, + Daß niemand weiß, wie er ihn meiden soll. + Wenn auch ein Tag uns klar vernünftig lacht, + In Traumgespinst verwickelt uns die Nacht; + Wir kehren froh von junger Flur zurück, + Ein Vogel krächzt; was krächzt er? Mißgeschick. + Von Aberglauben früh und spat umgarnt: + Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt. + Und so verschüchtert, stehen wir allein. + Die Pforte knarrt, und niemand kommt herein. + Ist jemand hier? + + + SORGE: + Die Frage fordert Ja! + + FAUST: + Und du, wer bist denn du? + + + SORGE: + Bin einmal da. + + FAUST: + Entferne dich! + + + SORGE: + Ich bin am rechten Ort. + + FAUST: + Nimm dich in acht und sprich kein Zauberwort. + + SORGE: + Würde mich kein Ohr vernehmen, + Müßt' es doch im Herzen dröhnen; + In verwandelter Gestalt + üb' ich grimmige Gewalt. + Auf den Pfaden, auf der Welle, + Ewig ängstlicher Geselle, + Stets gefunden, nie gesucht, + So geschmeichelt wie verflucht.-- + Hast du die Sorge nie gekannt? + + FAUST: + Ich bin nur durch die Welt gerannt; + Ein jed' Gelüst ergriff ich bei den Haaren, + Was nicht genügte, ließ ich fahren, + Was mir entwischte, ließ ich ziehn. + Ich habe nur begehrt und nur vollbracht + Und abermals gewünscht und so mit Macht + Mein Leben durchgestürmt; erst groß und mächtig, + Nun aber geht es weise, geht bedächtig. + Der Erdenkreis ist mir genug bekannt, + Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt; + Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet, + Sich über Wolken seinesgleichen dichtet! + Er stehe fest und sehe hier sich um; + Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm. + Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen! + Was er erkennt, läßt sich ergreifen. + Er wandle so den Erdentag entlang; + Wenn Geister spuken, geh' er seinen Gang, + Im Weiterschreiten find' er Qual und Glück, + Er, unbefriedigt jeden Augenblick! + + SORGE: + Wen ich einmal besitze, + Dem ist alle Welt nichts nütze; + Ewiges Düstre steigt herunter, + Sonne geht nicht auf noch unter, + Bei vollkommnen äußern Sinnen + Wohnen Finsternisse drinnen, + Und er weiß von allen Schätzen + Sich nicht in Besitz zu setzen. + Glück und Unglück wird zur Grille, + Er verhungert in der Fülle; + Sei es Wonne, sei es Plage, + Schieb er's zu dem andern Tage, + Ist der Zukunft nur gewärtig, + Und so wird er niemals fertig. + + FAUST: + Hör auf! so kommst du mir nicht bei! + Ich mag nicht solchen Unsinn hören. + Fahr hin! die schlechte Litanei, + Sie könnte selbst den klügsten Mann betören. + + SORGE: + Soll er gehen, soll er kommen? + Der Entschluß ist ihm genommen; + Auf gebahnten Weges Mitte + Wankt er tastend halbe Schritte. + Er verliert sich immer tiefer, + Siehet alle Dinge schiefer, + Sich und andre lästig drückend; + Atemholend und erstickend; + Nicht erstickt und ohne Leben, + Nicht verzweiflend, nicht ergeben. + So ein unaufhaltsam Rollen, + Schmerzlich Lassen, widrig Sollen, + Bald Befreien, bald Erdrücken, + Halber Schlaf und schlecht Erquicken + Heftet ihn an seine Stelle + Und bereitet ihn zur Hölle. + + FAUST: + Unselige Gespenster! so behandelt ihr + Das menschliche Geschlecht zu tausend Malen; + Gleichgültige Tage selbst verwandelt ihr + In garstigen Wirrwarr netzumstrickter Qualen. + Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los, + Das geistig-strenge Band ist nicht zu trennen; + Doch deine Macht, Sorge, schleichend groß, + Ich werde sie nicht anerkennen. + + SORGE: + Erfahre sie, wie ich geschwind + Mich mit Verwünschung von dir wende! + Die Menschen sind im ganzen Leben blind, + Nun, Fauste, werde du's am Ende! + + FAUST: + Die Nacht scheint tiefer tief hereinzudringen, + Allein im Innern leuchtet helles Licht; + Was ich gedacht, ich eil' es zu vollbringen; + Des Herren Wort, es gibt allein Gewicht. + Vom Lager auf, ihr Knechte! Mann für Mann! + Laßt glücklich schauen, was ich kühn ersann. + Ergreift das Werkzeug, Schaufel rührt und Spaten! + Das Abgesteckte muß sogleich geraten. + Auf strenges Ordnen, raschen Fleiß + Erfolgt der allerschönste Preis; + Daß sich das größte Werk vollende, + Genügt ein Geist für tausend Hände. + + + + Grosser Vorhof des Palasts + + MEPHISTOPHELES: + Herbei, herbei! Herein, herein! + Ihr schlotternden Lemuren, + Aus Bändern, Sehnen und Gebein + Geflickte Halbnaturen. + + LEMUREN: + Wir treten dir sogleich zur Hand, + Und wie wir halb vernommen, + Es gilt wohl gar ein weites Land, + Das sollen wir bekommen. + Gespitzte Pfähle, die sind da, + Die Kette lang zum Messen; + Warum an uns den Ruf geschah, + Das haben wir vergessen. + + MEPHISTOPHELES: + Hier gilt kein künstlerisch Bemühn; + Verfahret nur nach eignen Maßen! + Der Längste lege längelang sich hin, + Ihr andern lüftet ringsumher den Rasen; + Wie man's für unsre Väter tat, + Vertieft ein längliches Quadrat! + Aus dem Palast ins enge Haus, + So dumm läuft es am Ende doch hinaus. + + LEMUREN: + Wie jung ich war und lebt' und liebt', + Mich deucht, das war wohl süße; + Wo's fröhlich klang und lustig ging, + Da rührten sich meine Füße. + Nun hat das tückische Alter mich + Mit seiner Krücke getroffen; + Ich stolpert' über Grabes Tür, + Warum stand sie just offen! + + FAUST: + Wie das Geklirr der Spaten mich ergetzt! + Es ist die Menge, die mir frönet, + Die Erde mit sich selbst versöhnet, + Den Wellen ihre Grenze setzt, + Das Meer mit strengem Band umzieht. + + MEPHISTOPHELES: + Du bist doch nur für uns bemüht + Mit deinen Dämmen, deinen Buhnen; + Denn du bereitest schon Neptunen, + Dem Wasserteufel, großen Schmaus. + In jeder Art seid ihr verloren;-- + Die Elemente sind mit uns verschworen, + Und auf Vernichtung läuft's hinaus. + + FAUST: + Aufseher! + + + MEPHISTOPHELES: + Hier! + + + FAUST: + Wie es auch möglich sei, + Arbeiter schaffe Meng' auf Menge, + Ermuntere durch Genuß und Strenge, + Bezahle, locke, presse bei! + Mit jedem Tage will ich Nachricht haben, + Wie sich verlängt der unternommene Graben. + + MEPHISTOPHELES: + Man spricht, wie man mir Nachricht gab, + Von keinem Graben, doch vom Grab. + + FAUST: + Ein Sumpf zieht am Gebirge hin, + Verpestet alles schon Errungene; + Den faulen Pfuhl auch abzuziehn, + Das Letzte wär' das Höchsterrungene. + Eröffn' ich Räume vielen Millionen, + Nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen. + Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde + Sogleich behaglich auf der neusten Erde, + Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft, + Den aufgewälzt kühn-emsige Völkerschaft. + Im Innern hier ein paradiesisch Land, + Da rase draußen Flut bis auf zum Rand, + Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen, + Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen. + Ja! diesem Sinne bin ich ganz ergeben, + Das ist der Weisheit letzter Schluß: + Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, + Der täglich sie erobern muß. + Und so verbringt, umrungen von Gefahr, + Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr. + Solch ein Gewimmel möcht' ich sehn, + Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. + Zum Augenblicke dürft' ich sagen: + Verweile doch, du bist so schön! + Es kann die Spur von meinen Erdetagen + Nicht in äonen untergehn.-- + Im Vorgefühl von solchem hohen Glück + Genieß' ich jetzt den höchsten Augenblick. + + MEPHISTOPHELES: + Ihn sättigt keine Lust, ihm gnügt kein Glück, + So buhlt er fort nach wechselnden Gestalten; + Den letzten, schlechten, leeren Augenblick, + Der Arme wünscht ihn festzuhalten. + Der mir so kräftig widerstand, + Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand. + Die Uhr steht still--+ + + CHOR: + Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht. + Der Zeiger fällt. + + + MEPHISTOPHELES: + Er fällt, es ist vollbracht. + + CHOR: + Es ist vorbei. + + + MEPHISTOPHELES: + Vorbei! ein dummes Wort. + Warum vorbei? + Vorbei und reines Nicht, vollkommnes Einerlei! + Was soll uns denn das ew'ge Schaffen! + Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen! + "Da ist's vorbei!" Was ist daran zu lesen? + Es ist so gut, als wär' es nicht gewesen, + Und treibt sich doch im Kreis, als wenn es wäre. + Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere. + + + + Grablegung + + LEMUR--SOLO: + Wer hat das Haus so schlecht gebaut, + Mit Schaufeln und mit Spaten? + + LEMUREN--CHOR: + Dir, dumpfer Gast im hänfnen Gewand, + Ist's viel zu gut geraten. + + LEMUR--SOLO: + Wer hat den Saal so schlecht versorgt? + Wo blieben Tisch und Stühle? + + LEMUREN--CHOR: + Es war auf kurze Zeit geborgt; + Der Gläubiger sind so viele. + + MEPHISTOPHELES: + Der Körper liegt, und will der Geist entfliehn, + Ich zeig' ihm rasch den blutgeschriebnen Titel;-- + Doch leider hat man jetzt so viele Mittel, + Dem Teufel Seelen zu entziehn. + Auf altem Wege stößt man an, + Auf neuem sind wir nicht empfohlen; + Sonst hätt' ich es allein getan, + Jetzt muß ich Helfershelfer holen. + Uns geht's in allen Dingen schlecht! + Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht, + Man kann auf gar nichts mehr vertrauen. + Sonst mit dem letzten Atem fuhr sie aus, + Ich paßt' ihr auf und, wie die schnellste Maus, + Schnapps! hielt ich sie in fest verschloßnen Klauen. + Nun zaudert sie und will den düstern Ort, + Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen; + Die Elemente, die sich hassen, + Die treiben sie am Ende schmählich fort. + Und wenn ich Tag' und Stunden mich zerplage, + Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage; + Der alte Tod verlor die rasche Kraft, + Das Ob? sogar ist lange zweifelhaft; + Oft sah ich lüstern auf die starren Glieder-- + Es war nur Schein, das rührte, das regte sich wieder. + Nur frisch heran! verdoppelt euren Schritt, + Ihr Herrn vom graden, Herrn vom krummen Horne, + Von altem Teufelsschrot und--korne, + Bringt ihr zugleich den Höllenrachen mit. + Zwar hat die Hölle Rachen viele! viele! + Nach Standsgebühr und Würden schlingt sie ein; + Doch wird man auch bei diesem letzten Spiele + Ins künftige nicht so bedenklich sein. + Eckzähne klaffen; dem Gewölb des Schlundes + Entquillt der Feuerstrom in Wut, + Und in dem Siedequalm des Hintergrundes + Seh' ich die Flammenstadt in ewiger Glut. + Die rote Brandung schlägt hervor bis an die Zähne, + Verdammte, Rettung hoffend, schwimmen an; + Doch kolossal zerknirscht sie die Hyäne, + Und sie erneuen ängstlich heiße Bahn. + In Winkeln bleibt noch vieles zu entdecken, + So viel Erschrecklichstes im engsten Raum! + Ihr tut sehr wohl, die Sünder zu erschrecken; + Sie halten's doch für Lug und Trug und Traum. + Nun, wanstige Schuften mit den Feuerbacken! + Ihr glüht so recht vom Höllenschwefel feist; + Klotzartige, kurze, nie bewegte Nacken! + Hier unten lauert, ob's wie Phosphor gleißt: + Das ist das Seelchen, Psyche mit den Flügeln, + Die rupft ihr aus, so ist's ein garstiger Wurm; + Mit meinem Stempel will ich sie besiegeln, + Dann fort mit ihr im Feuerwirbelsturm! + Paßt auf die niedern Regionen, + Ihr Schläuche, das ist eure Pflicht; + Ob's ihr beliebte, da zu wohnen, + So akkurat weiß man das nicht. + Im Nabel ist sie gern zu Haus-- + Nehmt es in acht, sie wischt euch dort heraus. + Ihr Firlefanze, flügelmännische Riesen, + Greift in die Luft, versucht euch ohne Rast! + Die Arme strack, die Klauen scharf gewiesen, + Daß ihr die Flatternde, die Flüchtige faßt. + Es ist ihr sicher schlecht im alten Haus, + Und das Genie, es will gleich obenaus. + + HIMMLISCHE HEERSCHAR: + Folget, Gesandte, + Himmelsverwandte, + Gemächlichen Flugs: + Sündern vergeben, + Staub zu beleben; + Allen Naturen + Freundliche Spuren + Wirket im Schweben + Des weilenden Zugs! + + MEPHISTOPHELES: + Mißtöne hör' ich, garstiges Geklimper, + Von oben kommt's mit unwillkommnem Tag; + Es ist das bübisch-mädchenhafte Gestümper, + Wie frömmelnder Geschmack sich's lieben mag. + Ihr wißt, wie wir in tiefverruchten Stunden + Vernichtung sannen menschlichem Geschlecht; + Das Schändlichste, was wir erfunden, + Ist ihrer Andacht eben recht. + Sie kommen gleisnerisch, die Laffen! + So haben sie uns manchen weggeschnappt, + Bekriegen uns mit unsern eignen Waffen; + Es sind auch Teufel, doch verkappt. + Hier zu verlieren, wär' euch ew'ge Schande; + Ans Grab heran und haltet fest am Rande! + + CHOR DER ENGEL: + Rosen, ihr blendenden, + Balsam versendenden! + Flatternde, schwebende, + Heimlich belebende, + Zweigleinbeflügelte, + Knospenentsiegelte, + Eilet zu blühn. + Frühling entsprieße, + Purpur und Grün! + Tragt Paradiese + Dem Ruhenden hin. + + MEPHISTOPHELES: + Was duckt und zuckt ihr? ist das Höllenbrauch? + So haltet stand und laßt sie streuen. + An seinen Platz ein jeder Gauch! + Sie denken wohl, mit solchen Blümeleien + Die heißen Teufel einzuschneien; + Das schmilzt und schrumpft vor eurem Hauch. + Nun pustet, Püstriche!--Genug, genug! + Vor eurem Broden bleicht der ganze Flug.-- + Nicht so gewaltsam! schließet Maul und Nasen! + Fürwahr, ihr habt zu stark geblasen. + Daß ihr doch nie die rechten Maße kennt! + Das schrumpft nicht nur, es bräunt sich, dorrt, es brennt! + Schon schwebt's heran mit giftig klaren Flammen; + Stemmt euch dagegen, drängt euch fest zusammen!-- + Die Kraft erlischt! dahin ist aller Mut! + Die Teufel wittern fremde Schmeichelglut. + + CHOR DER ENGEL: + Blüten, die seligen, + Flammen, die fröhlichen, + Liebe verbreiten sie, + Wonne bereiten sie, + Herz wie es mag. + Worte, die wahren, + äther im Klaren, + Ewigen Scharen + überall Tag! + + MEPHISTOPHELES: + O Fluch! o Schande solchen Tröpfen! + Satane stehen auf den Köpfen, + Die Plumpen schlagen Rad auf Rad + Und stürzen ärschlings in die Hölle. + Gesegn' euch das verdiente heiße Bad! + Ich aber bleib' auf meiner Stelle.-- + Irrlichter, fort! Du, leuchte noch so stark, + Du bleibst, gehascht, ein ekler Gallert-Quark. + Was flatterst du? Willst du dich packen!-- + Es klemmt wie Pech und Schwefel mir im Nacken. + + CHOR DER ENGEL: + Was euch nicht angehört, + Müsset ihr meiden, + Was euch das Innre stört, + Dürft ihr nicht leiden. + Dringt es gewaltig ein, + Müssen wir tüchtig sein. + Liebe nur Liebende + Führet herein! + + MEPHISTOPHELES: + Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt, + Ein überteuflisch Element! + Weit spitziger als Höllenfeuer!-- + Drum jammert ihr so ungeheuer, + Unglückliche Verliebte! die, verschmäht, + Verdrehten Halses nach der Liebsten späht. + Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite? + Bin ich mit ihr doch in geschwornem Streite! + Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf. + Hat mich ein Fremdes durch und durch gedrungen? + Ich mag sie gerne sehn, die allerliebsten Jungen; + Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf?-- + Und wenn ich mich betören lasse, + Wer heißt denn künftighin der Tor? + Die Wetterbuben, die ich hasse, + Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor!-- + Ihr schönen Kinder, laßt mich wissen: + Seid ihr nicht auch von Luzifers Geschlecht? + Ihr seid so hübsch, fürwahr ich möcht' euch küssen, + Mir ist's, als kämt ihr eben recht. + Es ist mir so behaglich, so natürlich, + Als hätt' ich euch schon tausendmal gesehn; + So heimlich-kätzchenhaft begierlich; + Mit jedem Blick aufs neue schöner schön. + O nähert euch, o gönnt mir einen Blick! + + ENGEL: + Wir kommen schon, warum weichst du zurück? + Wir nähern uns, und wenn du kannst, so bleib! + + MEPHISTOPHELES: + Ihr scheltet uns verdammte Geister + Und seid die wahren Hexenmeister; + Denn ihr verführet Mann und Weib.-- + Welch ein verfluchtes Abenteuer! + Ist dies das Liebeselement? + Der ganze Körper steht in Feuer, + Ich fühle kaum, daß es im Nacken brennt.-- + Ihr schwanket hin und her, so senkt euch nieder, + Ein bißchen weltlicher bewegt die holden Glieder; + Fürwahr, der Ernst steht euch recht schön; + Doch möcht' ich euch nur einmal lächeln sehn! + Das wäre mir ein ewiges Entzücken. + Ich meine so, wie wenn Verliebte blicken: + Ein kleiner Zug am Mund, so ist's getan. + Dich, langer Bursche, dich mag ich am liebsten leiden, + Die Pfaffenmiene will dich gar nicht kleiden, + So sieh mich doch ein wenig lüstern an! + Auch könntet ihr anständig-nackter gehen, + Das lange Faltenhemd ist übersittlich-- + Sie wenden sich--von hinten anzusehen!-- + Die Racker sind doch gar zu appetitlich! + + CHOR DER ENGEL: + Wendet zur Klarheit + Euch, liebende Flammen! + Die sich verdammen, + Heile die Wahrheit; + Daß sie vom Bösen + Froh sich erlösen, + Um in dem Allverein + Selig zu sein. + + MEPHISTOPHELES: + Wie wird mir!--Hiobsartig, Beul' an Beule + Der ganze Kerl, dem's vor sich selber graut, + Und triumphiert zugleich, wenn er sich ganz durchschaut, + Wenn er auf sich und seinen Stamm vertraut; + Gerettet sind die edlen Teufelsteile, + Der Liebespuk, er wirft sich auf die Haut; + Schon ausgebrannt sind die verruchten Flammen, + Und wie es sich gehört, fluch' ich euch allzusammen! + + CHOR DER ENGEL: + Heilige Gluten! + Wen sie umschweben, + Fühlt sich im Leben + Selig mit Guten. + Alle vereinigt + Hebt euch und preist! + Luft ist gereinigt, + Atme der Geist! + + MEPHISTOPHELES: + Doch wie?--wo sind sie hingezogen? + Unmündiges Volk, du hast mich überrascht, + Sind mit der Beute himmelwärts entflogen; + Drum haben sie an dieser Gruft genascht! + Mir ist ein großer, einziger Schatz entwendet: + Die hohe Seele, die sich mir verpfändet, + Die haben sie mir pfiffig weggepascht. + Bei wem soll ich mich nun beklagen? + Wer schafft mir mein erworbenes Recht? + Du bist getäuscht in deinen alten Tagen, + Du hast's verdient, es geht dir grimmig schlecht. + Ich habe schimpflich mißgehandelt, + Ein großer Aufwand, schmählich! ist vertan; + Gemein Gelüst, absurde Liebschaft wandelt + Den ausgepichten Teufel an. + Und hat mit diesem kindisch-tollen Ding + Der Klugerfahrne sich beschäftigt, + So ist fürwahr die Torheit nicht gering, + Die seiner sich am Schluß bemächtigt. + + + + Bergschluchten + + CHOR UN ECHO: + Waldung, sie schwankt heran, + Felsen, sie lasten dran, + Wurzeln, sie klammern an, + Stamm dicht an Stamm hinan, + Woge nach Woge spritzt, + Höhle, die tiefste, schützt. + Löwen, sie schleichen stumm-+ + freundlich/ um uns herum, + Ehren geweihten Ort, + Heiligen Liebeshort. + + PATER ECSTATICUS: + Ewiger Wonnebrand, + Glühendes Liebeband, + Siedender Schmerz der Brust, + Schäumende Gotteslust. + Pfeile, durchdringet mich, + Lanzen, bezwinget mich, + Keulen, zerschmettert mich, + Blitze, durchwettert mich! + Daß ja das Nichtige + Alles verflüchtige, + Glänze der Dauerstern, + Ewiger Liebe Kern. + + PATER PROFUNDUS: + Wie Felsenabgrund mir zu Füßen + Auf tiefem Abgrund lastend ruht, + Wie tausend Bäche strahlend fließen + Zum grausen Sturz des Schaums der Flut, + Wie strack mit eignem kräftigen Triebe + Der Stamm sich in die Lüfte trägt: + So ist es die allmächtige Liebe, + Die alles bildet, alles hegt. + Ist um mich her ein wildes Brausen, + Als wogte Wald und Felsengrund, + Und doch stürzt, liebevoll im Sausen, + Die Wasserfülle sich zum Schlund, + Berufen, gleich das Tal zu wässern; + Der Blitz, der flammend niederschlug, + Die Atmosphäre zu verbessern, + Die Gift und Dunst im Busen trug-- + Sind Liebesboten, sie verkünden, + Was ewig schaffend uns umwallt. + Mein Innres mög' es auch entzünden, + Wo sich der Geist, verworren, kalt, + Verquält in stumpfer Sinne Schranken, + Scharfangeschloßnem Kettenschmerz. + O Gott! beschwichtige die Gedanken, + Erleuchte mein bedürftig Herz! + + PATER SERAPHICUS: + Welch ein Morgenwölkchen schwebet + Durch der Tannen schwankend Haar! + Ahn' ich, was im Innern lebet? + Es ist junge Geisterschar. + + CHOR SELIGER KNABEN: + Sag uns, Vater, wo wir wallen, + Sag uns, Guter, wer wir sind? + Glücklich sind wir: allen, allen + Ist das Dasein so gelind. + + PATER SERAPHICUS: + Knaben! Mitternachts-Geborne, + Halb erschlossen Geist und Sinn, + Für die Eltern gleich Verlorne, + Für die Engel zum Gewinn. + Daß ein Liebender zugegen, + Fühlt ihr wohl, so naht euch nur; + Doch von schroffen Erdewegen, + Glückliche! habt ihr keine Spur. + Steigt herab in meiner Augen + Welt- und erdgemäß Organ, + Könnt sie als die euren brauchen, + Schaut euch diese Gegend an! + Das sind Bäume, das sind Felsen, + Wasserstrom, der abestürzt + Und mit ungeheurem Wälzen + Sich den steilen Weg verkürzt. + + SELIGE KNABEN: + Das ist mächtig anzuschauen, + Doch zu düster ist der Ort, + Schüttelt uns mit Schreck und Grauen. + Edler, Guter, laß uns fort! + + PATER SERAPHICUS: + Steigt hinan zu höherm Kreise, + Wachset immer unvermerkt, + Wie, nach ewig reiner Weise, + Gottes Gegenwart verstärkt. + Denn das ist der Geister Nahrung, + Die im freisten äther waltet: + Ewigen Liebens Offenbarung, + Die zur Seligkeit entfaltet. + + CHOR SELIGER KNABEN: + Hände verschlinget + Freudig zum Ringverein, + Regt euch und singet + Heil'ge Gefühle drein! + Göttlich belehret, + Dürft ihr vertrauen; + Den ihr verehret, + Werdet ihr schauen. + + ENGEL: + Gerettet ist das edle Glied + Der Geisterwelt vom Bösen, + Wer immer strebend sich bemüht, + Den können wir erlösen. + Und hat an ihm die Liebe gar + Von oben teilgenommen, + Begegnet ihm die selige Schar + Mit herzlichem Willkommen. + + DIE JÜNGEREN ENGEL: + Jene Rosen aus den Händen + Liebend-heiliger Büßerinnen + Halfen uns den Sieg gewinnen, + Uns das hohe Werk vollenden, + Diesen Seelenschatz erbeuten. + Böse wichen, als wir streuten, + Teufel flohen, als wir trafen. + Statt gewohnter Höllenstrafen + Fühlten Liebesqual die Geister; + Selbst der alte Satansmeister + War von spitzer Pein durchdrungen. + Jauchzet auf! es ist gelungen. + + DIE VOLLENDETEREN ENGEL: + Uns bleibt ein Erdenrest + Zu tragen peinlich, + Und wär' er von Asbest, + Er ist nicht reinlich. + Wenn starke Geisteskraft + Die Elemente + An sich herangerafft, + Kein Engel trennte + Geeinte Zwienatur + Der innigen beiden, + Die ewige Liebe nur + Vermag's zu scheiden. + + DIE JÜNGEREN ENGEL: + Nebelnd um Felsenhöh' + Spür' ich soeben, + Regend sich in der Näh', + Ein Geisterleben. + Die Wölkchen werden klar, + Ich seh' bewegte Schar + Seliger Knaben, + Los von der Erde Druck, + Im Kreis gesellt, + Die sich erlaben + Am neuen Lenz und Schmuck + Der obern Welt. + Sei er zum Anbeginn, + Steigendem Vollgewinn + Diesen gesellt! + + DIE SELIGEN KNABEN: + Freudig empfangen wir + Diesen im Puppenstand; + Also erlangen wir + Englisches Unterpfand. + Löset die Flocken los, + Die ihn umgeben! + Schon ist er schön und groß + Von heiligem Leben. + + DOCTOR MARIANUS: + Hier ist die Aussicht frei, + Der Geist erhoben. + Dort ziehen Fraun vorbei, + Schwebend nach oben. + Die Herrliche mitteninn + Im Sternenkranze, + Die Himmelskönigin, + Ich seh's am Glanze. + Höchste Herrscherin der Welt! + Lasse mich im blauen, + Ausgespannten Himmelszelt + Dein Geheimnis schauen. + Billige, was des Mannes Brust + Ernst und zart beweget + Und mit heiliger Liebeslust + Dir entgegenträget. + Unbezwinglich unser Mut, + Wenn du hehr gebietest; + Plötzlich mildert sich die Glut, + Wie du uns befriedest. + Jungfrau, rein im schönsten Sinn, + Mutter, Ehren würdig, + Uns erwählte Königin, + Göttern ebenbürtig. + Um sie verschlingen + Sich leichte Wölkchen, + Sind Büßerinnen, + Ein zartes Völkchen, + Um ihre Kniee + Den äther schlürfend, + Gnade bedürfend. + Dir, der Unberührbaren, + Ist es nicht benommen, + Daß die leicht Verführbaren + Traulich zu dir kommen. + In die Schwachheit hingerafft, + Sind sie schwer zu retten; + Wer zerreißt aus eigner Kraft + Der Gelüste Ketten? + Wie entgleitet schnell der Fuß + Schiefem, glattem Boden? + Wen betört nicht Blick und Gruß, + Schmeichelhafter Odem? + + CHOR DER BÜSSERINNEN: + Du schwebst zu Höhen + Der ewigen Reiche, + Vernimm das Flehen, + Du Ohnegleiche, + Du Gnadenreiche! + + MAGNA PECCATRIX: + Bei der Liebe, die den Füßen + Deines gottverklärten Sohnes + Tränen ließ zum Balsam fließen, + Trotz des Pharisäerhohnes; + Beim Gefäße, das so reichlich + Tropfte Wohlgeruch hernieder, + Bei den Locken, die so weichlich + Trockneten die heil'gen Glieder-- + + MULIER SAMARITANA: + Bei dem Bronn, zu dem schon weiland + Abram ließ die Herde führen, + Bei dem Eimer, der dem Heiland + Kühl die Lippe durft' berühren; + Bei der reinen, reichen Quelle, + Die nun dorther sich ergießet, + überflüssig, ewig helle + Rings durch alle Welten fließet-- + + MARIA AEGYPTIACA: + Bei dem hochgeweihten Orte, + Wo den Herrn man niederließ, + Bei dem Arm, der von der Pforte + Warnend mich zurücke stieß; + Bei der vierzigjährigen Buße, + Der ich treu in Wüsten blieb, + Bei dem seligen Scheidegruße, + Den im Sand ich niederschrieb-- + + ZU DREI: + Die du großen Sünderinnen + Deine Nähe nicht verweigerst + Und ein büßendes Gewinnen + In die Ewigkeiten steigerst, + Gönn auch dieser guten Seele, + Die sich einmal nur vergessen, + Die nicht ahnte, daß sie fehlte, + Dein Verzeihen angemessen! + + UNA POENITENTIUM, SONST GRETCHEN GENANNT: + Neige, neige, + Du Ohnegleiche, + Du Strahlenreiche, + Dein Antlitz gnädig meinem Glück! + Der früh Geliebte, + Nicht mehr Getrübte, + Er kommt zurück. + + SELIGE KNABEN: + Er überwächst uns schon + An mächtigen Gliedern, + Wird treuer Pflege Lohn + Reichlich erwidern. + Wir wurden früh entfernt + Von Lebechören; + Doch dieser hat gelernt, + Er wird uns lehren. + + DIE EINE BÜSSERIN, SONST GRETCHEN GENANNT: + Vom edlen Geisterchor umgeben, + Wird sich der Neue kaum gewahr, + Er ahnet kaum das frische Leben, + So gleicht er schon der heiligen Schar. + Sieh, wie er jedem Erdenbande + Der alten Hülle sich entrafft + Und aus ätherischem Gewande + Hervortritt erste Jugendkraft. + Vergönne mir, ihn zu belehren, + Noch blendet ihn der neue Tag. + + MATER GLORIOSA: + Komm! hebe dich zu höhern Sphären! + Wenn er dich ahnet, folgt er nach. + + DOCTOR MARIANUS: + Blicket auf zum Retterblick, + Alle reuig Zarten, + Euch zu seligem Geschick + Dankend umzuarten. + Werde jeder beßre Sinn + Dir zum Dienst erbötig; + Jungfrau, Mutter, Königin, + Göttin, bleibe gnädig! + + CHORUS MYSTICUS: + Alles Vergängliche + Ist nur ein Gleichnis; + Das Unzulängliche, + Hier wird's Ereignis; + Das Unbeschreibliche, + Hier ist's getan; + Das Ewig-Weibliche + Zieht uns hinan. + + + + + + + + + +End of the Project Gutenberg EBook of Faust: Der Tragödie zweiter Teil, by +Johann Wolfgang von Goethe + +*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FAUST: DER TRAGÖDIE ZWEITER TEIL *** + +***** This file should be named 2230-8.txt or 2230-8.zip ***** +This and all associated files of various formats will be found in: + http://www.gutenberg.org/2/2/3/2230/ + +Produced by Michael Pullen + +Updated editions will replace the previous one--the old editions +will be renamed. + +Creating the works from public domain print editions means that no +one owns a United States copyright in these works, so the Foundation +(and you!) can copy and distribute it in the United States without +permission and without paying copyright royalties. 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